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Bereits im 16. und 17. Jahrhundert sind rund 125.000 Deutsche in das Gebiet der späteren USA ausgewandert, ein Gebiet, das auch später bevorzugt wurde. So wanderten von den fast 6 Millionen Deutschen, die 1820 bis 1914 ihr Land verließen, 89 % dorthin aus. Weitere 2 % gingen nach Brasilien, je 1,3 % nach Kanada und Australien. 1919 bis 1933 wanderten 605.000 aus, von denen 71 % in die USA gingen, 10,2 % nach Brasilien und 5 % nach Kanada. Von 1950 bis 1969 gingen 1,2 Millionen Deutsche nach Nordamerika und Australien, von denen 775.000 in die USA und 300.000 nach Kanada gingen.1
Die Bevölkerung auf dem Reichsgebiet verdreifachte sich zwischen 1816 und 1915 auf 68 Millionen Einwohner. Gleichzeitig setzte eine gewaltige Landflucht ein, die Industrialisierung machte aus Bauern und Tagelöhnern ein Industrieproletariat. Faktoren wie Erbteilung, Übervölkerung, Verarmung trieben nicht nur eine Landflucht sondern auch eine Massenauswanderung an.
Zudem wuchs der Bedarf der amerikanischen Industrie und auch der Landwirtschaft an Arbeitskraft rapide, letztere wurde dabei massiv gefördert, sei es infrastrukturell oder in der Kapitalausstattung, sei es in der propagandistischen Begleitung oder in der Räumung der landwirtschaftlich attraktiven Gebiete von Indianern. Dabei intensivierten sich die Anwerbungsmethoden und die Kommunikation, aber auch die Transportmittel. Die Auswanderer hofften auf bessere Arbeit, höhere Bezahlung und mehr Aufstiegsmöglichkeiten. Transatlantische Netzwerke, in denen bereits ausgewanderte Deutsche weitere nachzogen, sowie Unterstützung bei der Vorfinanzierung der Überfahrt gaben der Auswanderung einen weiteren Sog.
Erst ab den 1880er Jahren war die deutsche Industrie zunehmend in der Lage, genügend Arbeitsplätze bereitzustellen. Dennoch folgten weitere Wellen von Auswanderungen, die verschiedene Antriebe hatten. Antrieb der Auswanderungswelle der 1920er Jahre war die politische und wirtschaftliche Unsicherheit nach dem Ersten Weltkrieg, dazu weiträumige Fluchtbewegungen. Ab 1933 kamen politisch und rassisch Verfolgte hinzu. In der Nachkriegszeit bis weit in die 50er Jahre die Flucht aus einem zerstörten Land.
Von 1776 bis 1933 waren die deutschen Zuwanderer aus dem Reich in Kanada eine Minderheit. Die Mehrheit der Deutschen kam aus Ost- und Südosteuropa: zwischen 1871 und 1914 acht von neun Deutschen. Selbst zwischen 1919 und 1939 lag dieses Verhältnis noch bei 4 zu 1. Dies hing damit zusammen, dass einst privilegierte Gruppen ihren Status verloren, die nationalistische Politik der europäischen Staaten sich zunehmend gegen Minderheiten richtete, eine Politik, die durch den aufkommenden Rassismus verstärkt wurde. Hinzu kam der ökonomische Niedergang dieser meist ländlichen Gemeinden, die partiell von ihren Märkten abgeschnitten wurden.
Fast die Hälfte der vor dem Ersten Weltkrieg im Westen Kanadas lebenden Deutschen kam aus Russland. Auch nach dem Krieg stellten sie allein ein Drittel der deutschen Zuwanderer. Bei Beginn des Krieges lebten rund 1,8 Millionen Deutsche in Russland, von denen drei Viertel in relativ homogenen, katholischen, lutheranischen, baptistischen, mennonitischen und hutterischen Gemeinden lebten.
Die zweitgrößte Gruppe kam aus Galizien, das 1772 an Österreich-Ungarn kam. Es waren meist Lutheraner, die sich jedoch nach 1867 einer zunehmenden Ablehnung gegenübersahen, sowie einer erdrückenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rückständigkeit.
Eine schon erheblich kleinere Gruppe stellten die Deutschen aus Lettland und Estland dar, die als baltische Deutsche nach Kanada kamen. Sie bildeten bis zur Unabhängigkeit der baltischen Staaten, die die Sowjetunion wieder beendete, die dominierende Schicht, doch wurden sie zwischen den Kriegen entmachtet. Sie wurden in Folge des Hitler-Stalin-Pakts ins Deutsche Reich umgesiedelt. Auf diese Art kamen 59.000 Deutsche aus Lettland und 17.000 aus Estland.
Auch der Exodus der Donauschwaben führte einige von ihnen nach Kanada. 1911 waren bereits 20 % von ihnen nach Nordamerika gegangen. Sie galten als ungarische Deutsche. Am Ende des Zweiten Weltkriegs flohen von den 550.000 Donauschwaben aus Jugoslawien 350.000 westwärts. In Rumänien lebten nach dem Ersten Weltkrieg Deutsche in Siebenbürgen (237.000), in der Bukowina (80.000) und Satu Mare (31.000); in der Dobrudscha (13.000) und in Bessarabien (80.000). Diese Gruppen bildeten Netzwerke von Kettenauswanderungen. So wanderten etwa ab 1885 ganze Dörfer aus Bessarabien aus, um in Westkanada einen Neuanfang zu wagen.
Wieder anders verlief die Entwicklung bei den Sudetendeutschen. Sie kamen in zwei Wellen ab 1939, als die Gegner der Nationalsozialisten 1939 flohen, und ab 1945 eine erheblich größere Welle, als die Deutschen aus der Tschechoslowakei flohen.
Viele Deutsche kamen über die USA nach Kanada. So waren bereits 1683 Deutsche nach Pennsylvania gegangen. Billiges Land zog ab den 1760er Jahren Deutsche nach Norden, doch vergrößerte sich diese Gruppe erst, als in den USA das Land um 1900 knapp wurde. Zwischen 1871 und 1939 waren rund 18 % der Deutsch-Kanadier ursprünglich Angehörige der zweiten, dritten oder vierten Generation der Deutsch-Amerikaner.
Es ist nicht ganz einfach zu bestimmen, was ein deutscher Kanadier sei. Bei der Volkszählung von 1991 gaben 911.560 Kanadier an, ausschließlich deutscher Abstammung zu sein, zudem gaben weitere 1.882.220 an, teilweise deutsche Vorfahren zu haben. Dies ergibt eine Summe von 2.793.780 Menschen, die nach eigener Aussage deutscher Abstammung waren.
Ihre Ansiedlung lässt sich in sechs Phasen einteilen. 1. Ankunft vor der Amerikanischen Unabhängigkeit, 2. die Wanderungsbewegungen, die durch diesen Kampf ausgelöst wurden, 3. die Einwanderungsphase von etwa 1830 bis in die 1880er Jahre, dann 4., die Kettenwanderungen nach Westkanada zwischen 1874 und 1914, 5. die Einwanderung zwischen den Kriegen, schließlich die Nachkriegseinwanderung.
Deutsche Siedler finden sich bereits vor 1760 in Neufrankreich. Die meisten kamen als Soldaten in der französischen Armee, viele aus dem von Ludwig XIV. eroberten Elsass-Lothringen. Schweizerische Truppen, die zu zwei Dritteln aus angeworbenen Deutschen bestanden, spielten eine Rolle bei der Koloniegründung auf der Isle Sainte-Croix im Jahr 1604. Als erster dokumentierter Deutscher, genauer aus dem Reich gilt ein Hans Bernhard aus Erfurt; zeitlich nahe liegen aber auch Jean Daigre aus Speyer (1668), Hans Daigle aus Wien (1674), Andre Wolf aus Danzig (1687) und Joseph Brissac aus Breisach (1694). Man rechnet in Neufrankreich um 1700 mit 30 bis 40 deutschen Siedlern, vor allem Handwerkern, Ärzten, Seeleuten und Soldaten. Gegen Ende der französischen Kolonialherrschaft lebten rund 200 deutsche Familien am Sankt-Lorenz-Strom.
Mit den Briten kamen wiederum deutsche Unternehmer, Ärzte, Landvermesser, Ingenieure und Kürschner. Schon der erste belegte Deutsche in Neufundland war ein sächsischer Bergmann und Erzspezialist namens Daniel in englischen Diensten. Er gehörte zur Expedition von 1583, die Sir Humphrey Gilbert führte. 1710–11 heuerten englische Unternehmer 500 Deutsche aus London für die dortigen Fischgründe an. Mährische Brüder aus Deutschland kamen regelmäßig nach 1752 nach Neufundland. Sie richteten acht Missionsstationen bei den Inuit im Norden Labradors ein. Sie blieben bis 1914.
Insgesamt kamen schätzungsweise 6.000 Deutsche bis 1776, 2.300 Hessen, 2000 Pennsylvania-Deutsche (zwischen 1800 und 1835), aus Deutschland gingen in den 1820er bis 40er Jahren 60.000 Siedler in den Südwesten von Oberkanada, zwischen 1857 und 1891 rund 12.000 ins Ottawatal. Weitere 152.000 gingen 1874-1911 nach Westkanada. Neben weiteren Wellen kamen 1939 rund 1000 Sudetenflüchtlinge, dann 1944 1.000 Juden. Insgesamt schätzt man die Zahl der Einwanderer zwischen 1650 und 1950 auf 388.000.
Bis zur Unabhängigkeit der USA im Jahr 1783 war die größte deutschsprachige Gruppe in Neuschottland ansässig. Sie erreichte die Küste zwischen 1750 und 1753. Mit ihrer Hilfe sollte die protestantische Gruppe in der englischen Kolonie gegen die katholischen Franzosen, die Akadier, gestärkt werden. 1709 bis 1710 waren 13.000 Pfälzer nach London geflohen. Von ihnen gingen viele in die Kolonien.
Die britische Regierung setzte einen Rekrutierungsagenten in Rotterdam ein, der Subagenten ins Reich schickte. Sie boten freie Überfahrt und Land, so dass der Anteil der Familien unter den Auswanderern sehr hoch war. Dementsprechend setzte sich diese Gruppe zu 40 % aus Männern, zu 25 % aus Frauen und zu 35 % aus Kindern zusammen. Die Hälfte von ihnen waren Bauern, ein Viertel Hökerer und kleine Händler, etwa 8 % Soldaten. Die Einwanderer mussten ihre Überfahrt beim Bau der Befestigung von Halifax abarbeiten. 1753 erhielten 1.400 von ihnen Land in einem Ort, den man später Lunenburg nannte. In Halifax blieben etwa 900 zurück, doch schrumpfte die Gemeinde bis 1766 auf nur noch 264 Personen. Eine letzte Ansiedlung fand im Annapolis Valley statt, wo fast tausend Siedler aus Neuengland und Deutschland in den 1760er Jahren ansässig wurden. Mit den Loyalisten, Menschen, die auf der britischen Seite standen, die nach 1783 die USA verlassen mussten, wuchs die Gemeinde in Halifax wieder auf rund tausend an. Eine erste deutsche Schule entstand, sowie die erste deutschsprachige Zeitung. Doch wurde die Gemeinde bis in die 1830er Jahre weitgehend assimiliert.
In Oberkanada siedelten viele der deutschen Loyalisten im Gebiet um Berlin, das heute Kitchener heißt, und um Waterloo. Ab den 1850er Jahren zog es einige in das Ottawa-Tal. Sie stellten 10 bis 20 % der Einwanderer, in Oberkanada sogar rund 40 %. Sie gingen entweder über den Niagara River nach Fort Niagara, über den Hudson River, den Lake Champlain, sowie den Rivière Richelieu abwärts nach Sorel, wo sie die Mehrheit bildeten. Viele nahmen den Seeweg von New York nach Halifax. Die ersten Deutschen in Québec waren fünf Frauen und 34 Kinder. Sie waren 1776 aus dem Bundesstaat New York geflohen. Butler’s Rangers bestanden zu mindestens einem Viertel aus Deutschen. Diese 620 Männer erhielten 1784 Land um Queenston.
Eine andere Gruppe deutschsprachiger Loyalisten kam 1783 an den Ontariosee. An dessen Ostrand entstanden die Ttownships Ernestown, Fredricksburgh, Adolphustown und Marysburgh. Die Gründer waren Angehörige von Sir John Johnson’s King’s Royal Regiment. 1811 war Ernestown die bevölkerungsreichste Township in der Provinz.
Die deutschsprachigen Loyalistensiedler bezeichnete man als Palatines, weil sie aus der Rheinpfalz über New York nach Ontario gekommen waren. In den königlichen Townships entlang des Sankt Lorenz war die größte Siedlungsdichte zu verzeichnen - insbesondere um Matilda, Williamsburgh, Osnabruck und Cornwall. Sie gehörten ursprünglich John Johnson’s Regiment an, das sich fast ausschließlich aus pfälzischen Bauern und Handwerkern der Gemeinden im Mohawk- und Schharie-Tal rekrutierte. Mit Distriktsnamen wie Nassau, Hessen, Lunenburg und Mecklenburg trug Governor Lord Dorchester dieser Tatsache Rechnung.
Von den 30.000 während des Krieges gegen die Amerikaner in britischen Diensten befindlichen Deutschen lebten zwischen 1776 und 1783 rund 12.000 in den auf britischer Seite gebliebenen Kolonien. Sie wurden oft als "Hessians" bezeichnet, weil die hessischen Söldner mehr als die Hälfte dieser Truppen stellten. Ihre große Zahl sicherte Großbritannien den Erhalt der Kolonien, denn nur 8.500 Briten standen der Regierung zur Verfügung.
Von den Hessen blieben nach dem Krieg 2.400 in Britisch Nordamerika. Während sie aber in Neuschottland als Loyalisten anerkannt wurden, verweigerte man ihnen in Québec das zugesagte Land. Viele gingen nach Montreal, Québec, Trois-Rivières und Chambly und heirateten dort. Einige gingen zur Armee nach Halifax oder gingen nach Prince Edward Island.
Den Gruppen der Loyalisten und Hessen folgte als dritte Gruppe die der späten Loyalisten. Sie kamen über Niagara, Detroit und Dundas. Sie gehörten pazifistischen, separatistischen Gruppen an, aber auch Anabaptisten und Mennoniten. Auch Tunkers, die später als Brethren in Christ bekannt waren, und Dunkards, deutsche Baptisten, gehörten zu ihnen. Sie kamen meist aus Pennsylvania und führten sich auf Gruppen am Oberrhein zurück. In Pennsyvania lebte 1776 mit 110.000 Deutschen der größte Teil der deutschen Siedler. Sie stellten dort ein Drittel der Bevölkerung und sie stellten zugleich die Hälfte der Deutschen in Nordamerika.
Schließlich kam unter Führung von William Berczy, einem Künstler, Lehrer und Landspekulanten, eine weitere Gruppe nach Kanada. Er war bei einem Siedlungsprojekt im Genesee-Tal in New York ausgebootet worden. Er erhielt 25.900 Hektar Land westlich des Grand River, das er gegen ein größeres Landstück im Markham Township nördlich von York (heute Toronto) eintauschte. Dorthin brachte er 1794 eine Gruppe von 190 Siedlern, die er im Reich rekrutiert hatte. Sie bauten Torontos Yonge Street vom Ontario- zum Simcoe-See und errichteten eine Modellsiedlung. 1803 zog der Executive Council of Upper Canada das Land ein, was die German Company in den Bankrott trieb. 1804 zählte die Markham-Siedlung 462 Deutsche bei einer Gesamtbevölkerung von 580. Berczy gilt heute als Co-Gründer von Toronto und darüber hinaus als bedeutender Portraitmaler, dazu als Baumeister seiner ersten öffentlichen Gebäude.
Um das spätere Winnipeg sollten schottische Siedler angesetzt werden. Dabei warb Lord Selkirk rund 100 Deutsche und Deutsch-Schweizer von den Regimentern de Meuron und de Watteville an, die im Krieg von 1812 die Siedler hatten schützen sollen. Um sie 1821 zum Bleiben zu bewegen, warb er 180 deutschsprachige Siedler an, wozu auch Bräute für die Soldaten gehörten. Sie kamen aus der Schweiz, dem Elsass und Südwestdeutschland. Sie kamen über die Hudson Bay. Doch entgegen den Versprechungen der Anwerber erwartete sie schlechtes Land, es fehlten Straßen, Märkte, Deiche, und das Klima war ausgesprochen rau. Schon 1822 verließen die ersten die Kolonie, die übrigen Deutschen folgten 1826.
Bis 1867 kamen rund 50 bis 60.000 Deutsche in den Süden und Westen Oberkanadas, nach 1857 in das Tal des Ottawa. Diese Wanderung begann in den 1820er Jahren mit Amishen aus Bayern. Diese Auswanderung in großem Maßstab war Teil der englisch-skandinavisch-deutschen Auswanderungswelle nach Nordamerika. Dabei zogen die Auswanderer die Route über Québec vor, weil die kleinen Schiffe, die New York umgingen, günstigere Preise boten. Außerdem galten dort strengere Richtlinien gegen Überfüllung, die für die Québecer nicht galten. Von den über 40.000 Deutschen, die 1850 bis 1857 von Hamburg oder Bremen nach Québec fuhren, um in die USA zu gelangen, setzten drei Viertel ihren Weg nach Westen fort. Von den 10 bis 12.000, die in den britischen Kolonien blieben, wurden viele vom in Québec ansässigen Agenten nach Ontario geführt. Ihnen fehlte es häufig an Mitteln, die Reise in die USA fortzusetzen. Andere blieben, weil ihnen von deutschen Mennoniten Arbeit angeboten wurde. Die meisten Auswanderer kamen aus Südwestdeutschland, von wo zwischen 1820 und 1869 1,7 Millionen Menschen aufbrachen. Den Höhepunkt erreichte diese Welle um 1851. Die dortigen Behörden unterstützten die Auswanderung, um der Verarmung Herr zu werden, und um unliebsame Bewohner loszuwerden. Baden, Hessen und Württemberg lösten ganze Gemeinden auf und verschifften sie auf Staatskosten nach Québec und Saint John.
1853 waren die deutschsprachigen Siedler in vier von fünf Townships in der Mehrheit. Orte wie Berlin, Strasburg, Freiburg, Heidelberg, Baden, Mannheim und Bamberg verweisen auf ihre Gründer. Im benachbarten Niagara-Distrikt kamen 2.500 Siedler zwischen 1830 und 1860 an. Sie ballten sich um Rainham, Stonybridge, New Germany (Black Creek) und Jordan, aber auch Clinton, Louth, St Catharines und Niagara (Niagara-on-the-Lake) wiesen große deutsche Gruppen auf. 1871 kam jeder Vierte auf der Niagara-Halbinsel, also 20 von 80.000, aus Deutschland.
Auch im Huron Tract entstand nördlich und westlich des Waterloo County eine deutsche Siedlung. An der 1828 errichteten Straße zum Huronsee baute der Schweizer Sebastian Freyvogel einen Inn, der zum Kern der Siedlung Sebastopol wurde. In den 1830er und 1840er Jahren lebten im South Easthope Township nur Deutsche, die 1824 die erste Schule gründeten. Im Ellice Township war der Bayer Andreas Seebach der erste Siedler; er lebte bei Sebringville. Andere Plätze hießen Rostock, Wartburg, Kuhryville oder Brunner. Auch die südlichen Townships von Bruce und Grey county wurden überwiegend von Deutschen besiedelt.
Erstmals systematisch angeworben wurden deutsche Siedler für das Tal des Ottawa. Sechs Agenten arbeiteten 1857 bis 1866 dort, davon drei in Preußen. Entlang dreier Straßen zwischen Ottawa und der Georgian Bay sollten die Familien angesiedelt werden. Ihr Erfolg, gefördert durch den amerikanischen Sezessionskrieg, setzte einen Kettenemigrationswelle in Gang, die 12.000 deutsche Siedler in die Gegend brachte. Preußen lieferte nun die meisten Emigranten, zu denen auch Polen und Wenden gehörten. Hinzu kamen Siedler aus dem Waterloo County, wo Land inzwischen Mangelware geworden war.
Manitoba richtete 1872 einen Block von eineinhalb Townships nur für deutsche Siedler ein. Sie sollten mit Hilfe der German Society of Montreal angeworben werden, doch gingen sie fast alle in die USA. Nur 12 % der 152.000 Siedler, die zwischen 1874 und 1911 nach Westkanada kamen, stammten aus dem Deutschen Reich. Weit mehr als die Hälfte kam aus Russland. Dabei kamen die meisten von der Schwarzmeerküste, von der Wolga und aus Wolhynien. 18 % kamen aus Österreich-Ungarn, 6 % aus der rumänischen Dobrudscha, 18 % aus den USA, je 2 % aus Ontario, der Schweiz, Chile oder Brasilien.
Die Mennoniten hatten gezeigt, dass das blockweise Ansiedeln von ethnischen und Bekenntnisgruppen eine erfolgversprechende Methode war. So entstanden deutsche Schwerpunkte lutheranischer Prägung östlich von Winnipeg, westlich des Manitobasees und entlang der heutigen Grenze zwischen Manitoba und Saskatchewan bei Langenburg. 1896 entstanden bei Beausejour, Brokenhead und Whitemouth konfessionelle Siedlungen mit Bewohnern der gleichen Konfession aus Wolhynien, Galizien, Russland und Ostdeutschland. Schon 1891 hatten Deutsche aus Galizien Waldersee gegründet, zu denen 1896 Lutheraner aus Ostpreußen, Posen, Wolhynien und von der Krim kamen. Im Jahr 1900 siedelten Deutsche aus Minnesota, Südrussland, Wolhynien und Rumänien bei Inglis und Grandview.
Seit den 1880er Jahren war der Anteil der Deutschen in Saskatchewan am höchsten. 1911 waren es 15 % der Provinzbevölkerung. 1884 und 1885 siedelten sie in Neu Elsass (Strasbourg) und Hohenlohe (Langenburg). Edenwold wurde die zweitälteste deutsche Siedlung in Saskatchewan. Sie geht auf Siedler aus der Bukowina zurück. Deutsche Lutheraner und Reformierte wurden zwischen 1889 und 1904 im Gebiet nordöstlich von [[Regina (Saskatchewan)|Regina und um Melville ansässig. Sie kamen aus der Ukraine, von der Wolga, aus Polen, Galizien, Volhynien, aus Kurland und Bessarabien. 1886 gründeten Deutsche aus Odessa Josephstal bei Balgonie. Sie ist die älteste deutsche, katholische Kolonie. Ukrainische Zuwanderer machten das Gebiet um Balgonie in den 1890er Jahren zum Schwerpunkt der deutschen Siedlung im Nordwesten, katholische Siedler aus Rumänien, Ungarn, Deutschland, Ontario und Nord-Dakota siedelten sich bei Langenburg, Grayson, Steelman, Estevan, Claybank, Allan, Quinton und Raymore an. Oftmals arbeiteten die Neusiedler anfangs auf den Farmen der Altsiedler, bis sie eigenes Land bewirtschaften konnten.
Bei Rosthern und Swift Current in Saskatchewan, waren zwei Gebiete für die Mennoniten reserviert. Bis 1911 war Rosthern auf 42 Townships angewachsen. Von den 8.000 deutschsprachigen Bewohnern waren 800 Lutheraner aus Russland. Die größte Blocksiedlung entstand allerdings durch die erst spät gegründeten St Peter's und St Joseph's. Ersteres umfasste ein Gebiet von 50 Townships um Humboldt und Munster und war 1902 gegründet worden. Dabei waren Benediktiner aus Minnesota und Illinois hilfreich. 1911 hatte die Kolonie 6.000 katholische Bewohner, die meisten von ihnen kamen aus Minnesota, Dakota, Wisconsin und Kansas, nur 10 % waren ohne Umweg aus Deutschland gekommen. Dieser Erfolg regte die Gründung von St Joseph's an, das 75 Townships umfasste. Hier wirkte der Oblatenorden. Die baumlose Prärie versprach größte Weizenernten, sie zog vor allem Bauern aus der Ukraine an. Die Bevölkerungszahl stieg von 1911 bis 1931 von 5.300 auf 10.000, die von St Peter's von 6.000 auf 9.000.
Auch in Alberta waren die deutschen Siedler häufig Pioniere. 1882 siedelten sich zwei von ihnen in Pincher Creek an, wo sich ihnen deutsche Lutheraner anschlossen. 1889 gründeten 630 Immigranten eine Siedlungskette südlich von Medicine Hat. Eine extreme Trockenheit zwang sie 1891, sich bei Edmonton niederzulassen. Deutsche Lutheraner aus Galizien gründeten Hoffnungsau und Rosenthal bei Stony Plain, Reformierte aus Galizen gründeten Josephsberg bei Fort Saskatchewan, Lutheraner aus Russland gründeten Heimthal und Lutherort (Ellerslie) in Rabbit Hills.
Ab 1893 begannen Deutsch-Amerikaner, die in Red Deer, Wetaskiwin und Leduc siedelten, eine breite Auswanderung amerikanischer Deutscher nach Westkanada. Baptisten aus Wolhynien siedelten im Leduc-Distrikt, im nächsten Jahr gründeten Mährische Brüder aus Wohynien Bruderheim und Bruderfeld bei Edmonton. Schon vor 1896 war das Edmonton-Wetaskiwin-Camrose-Dreieck von Deutschen besiedelt. Das größte deutsche Siedlungsgebiet in Alberta entstand entlang der Canadian Pacific Railway zwischen Wetaskiwin und Edmonton. Die Deutschen stellten um 1911 die Mehrheit in elf Townships um Leduc.
In British Columbia kamen die Siedler als erstes in Westkanada an. Der Arzt John Sebastian Helmcken kam 1850 im Auftrag der Hudson’s Bay Company dorthin. Mit dem Goldrausch am Fraser und im Cariboo-Gebiet kamen zahlreiche Goldsucher, unter ihnen Deutsche in den Norden. Die Provinz, die 1881 rund 24.000 nicht-indigene Siedler aufwies, wurde von 585 Siedlern deutscher Herkunft bewohnt. Damit waren sie die viertgrößte ethnische Gruppe. Flüchtlinge aus der Sowjetunion und dem nationalsozialistischen Gebiet, aber auch Bauern, die die Trockenheit vertrieben hatte, wurden im Fraser-Tal und im Norden der Provinz angesiedelt.
Die Einwanderung von Deutschen wurde durch den Ersten Weltkrieg abrupt abgebrochen. Von 1919 bis 1923 untersagte Kanada die Zuwanderung aus den Ländern der ehemaligen Kriegsgegner. Erst ab 1927 wurden Deutsche wieder bevorzugt. Um die Zuwanderung zu Gunsten der Canadian Pacific Railway zu fördern, entstand die Canada Colonization Association, die vom Deutsch-Amerikaner T.O.F. Herzer geleitet wurde. Sie sorgte für Arbeit, suchte die Siedlungsdistrikte aus und sprach sich mit den Vertretern von Mennoniten, Baptisten, Lutheranern und Katholiken ab.
Diese Interessenverbindung sorgte zwischen 1927 und 1930 dafür, dass von den 20.000 deutschen Immigranten 65 % Landarbeiter waren, meist aus dem agrarischen Südosten, 10 % Hauspersonal und nur 3,4 % ausgebildete Arbeiter. Der Anteil der ländlichen Auswanderergruppe war dementsprechend drei mal so hoch, wie bei den übrigen Auswanderergruppen, der Anteil der Ausgebildeten zehn mal niedriger. Fast drei von vier waren zwischen 20 und 40 Jahre alt, die Hälfte Männer, je ein Viertel waren Frauen bzw. Kinder.
Ein weiterer Faktor, nämlich die Quotierung der USA nach Herkunftsländern führte dazu, dass sich manche der abgewiesenen Nationalitäten nach Kanada aufmachten. So kamen 30.000 Deutsche aus dem Gebiet der Sowjetunion, 14.000 aus Rumänien und Jugoslawien, 8.000 aus Polen, 3.000 aus der Tschechoslowakei und 2.000 aus Ungarn. Zwischen 1923 und 1930 kamen rund 100.000 Deutsche nach Kanada, davon ein Viertel aus Deutschland, 18 % aus den USA, 6,2 aus Österreich, 1 % aus der Schweiz und 2,4 % aus Lateinamerika. Jeder zweite kam aus Osteuropa. Über ein Drittel der Deutschen ging in die USA, was die Jahresquote von 51.000 im Jahr 1924 auf 26.000 im Jahr 1929 reduzierte. Kanada diente also einerseits als Durchgangsland, andererseits als Ersatzziel für die weit begehrteren USA.
Großbritannien lieh nach dem Münchener Abkommen 610 Millionen Dollar aus, um die Ansiedlung von 20.000 Tschechen und 10.000 Sudetendeutschen zu finanzieren. Auf britischen Druck und für 1.500 Dollar pro Familie gestattete Kanada bis zu 1.200 gesunden, Deutsch sprechenden Familien die Vergabe von Land auf Eisenbahngelände. Die vier westlichen Premiers stellten sich gegen die Evakuierung - bis die Deutschen Prag im März 1939 besetzten. Von den 1.041 Sudetendeutschen, denen die Flucht nach Großbritannien gelang, wurden 525 - sie bildeten 148 Familien - auf verlassene Farmen der der kanadischen Staatsbahnen nahe St Walburg im Nordosten Saskatchewans verschickt. Weitere 518 Menschen aus 152 Familien gingen an den Tupper Creek (Tonslake) im Nordosten von British Columbia.
Von den 65.000 nach Großbritannien geflohenen jüdischen Deutschen und Österreichern erreichten 2.300 Männer Kanada. Da man in Großbritannien eine Invasion fürchtete, wollte man die Gefangenen in die Dominions schicken. Kanada erklärte sich einverstanden, 4.000 feindliche Ausländer (enemy aliens) und 3.000 Kriegsgefangene aufzunehmen. Die Briten hatten jedoch nur 4.500 Männer in der vereinbarten Kategorie und füllten die Zahl einfach mit Flüchtlingen auf. Die drei Gruppen wurden auf drei Gefangenenschiffen überführt, eines der Schiffe wurde von einem U-Boot versenkt. Die Überlebenden kamen in Internierungslager, zusammen mit Nazis und Kriegsgefangenen. Erst nach Monaten wurden die Flüchtlinge in Lager in Québec und Neubraunschweig verbracht. Im Februar 1941 wurden die ersten von ihnen freigelassen, einige mussten bis August 1943 ausharren. Von den Flüchtlingen blieben 972 in Kanada. Sie waren jung und hoch gebildet, viele von ihnen waren Autoren, Wissenschaftler, Musiker und Künstler, Akademiker und Unternehmer.
Ab 1947 wurden wieder deutsche Einwanderer zugelassen, allerdings nur sogenannte „Volksdeutsche“. Die Inhaber der deutschen Staatsbürgerschaft durften hingegen bis September 1950 nicht einwandern. Mit der Wiederzulassung von 1947 reagierte die Regierung auf Druck der Konfessionsvertreter, die den Canadian Christian Council for the Resettlement of Refugees (CCCRR) gründeten. Ihm oblag Auswahl und Ansiedlung der Einwanderungswilligen. Bis Ende 1950 arrangierte er die Einwanderung von 15.000 Deutschen, darunter die Frauen kanadischer Soldaten, Deutsche, die die Staatsbürgerschaft unfreiwillig hatten annehmen müssen, dazu Verwandte von Kanadiern.
Als ab September 1950 - abgesehen von Kriegsverbrechern und Kommunisten - wieder alle Deutschen willkommen waren, wanderten binnen eines Jahrzehnts eine Viertelmillion Deutsche ein, was 18 % der Gesamteinwanderung entsprach. Die Zahl der Immigranten sprang von 5.800 im Jahr 1950 auf 32.400 im Jahr 1951. 1953 erreichte die Zahl mit 39.000 ihren Höchststand und sank auf 12.000 bis 1960. Danach lag sie zwischen 4.400 und 8.200, in den 70er und 80er Jahren zwischen 1.500 und 3.400. Zwischen 1945 und 1994 wanderten dementsprechend rund eine halbe Million Deutsche nach Kanada aus. Davon waren jeweils 5 % Schweizer und Österreicher, der Rest kam aus Deutschland. Zwischen 1945 und 1972 wanderten 34.271 Österreicher nach Kanada aus, davon allein 15.316 zwischen 1951 und 1954 - hinzu kamen etwa 65.000 Flüchtlinge und Displaced Persons (DPs). Die Hälfte der DPs wiederum kam nach dem Aufstand von 1956 aus Ungarn nach Kanada (Andrea Strutz, S. 45 f.). Zwischen Kriegsende und 1972 wanderten insgesamt 3.650.000 Menschen ein. Von ihnen ging mehr als die Hälfte nach Ontario, jeder Fünfte nach Québec, 11 % nach British Columbia. Über die Zahl der Rückwanderer gibt es erst seit 1996 verlässliche Angaben.
Die aufstrebende kanadische Wirtschaft unterstützte nun die Einwanderung, die im Land ansässigen Deutschen förderten sie ebenfalls durch Kredite, die binnen 25 Monaten nach Ankunft zurückgezahlt werden mussten. Mit der ersten Wirtschaftskrise fiel die Zahl der Einwanderer von 11.000 im Jahr 1960 auf 5.000 im Jahr 1962. Im Gegensatz dazu boomte die deutsche Wirtschaft, so dass auch von dieser Seite her der Drang zum Auswandern abnahm. 1962 kehrten 3.300 Auswanderer zurück, der tatsächliche Überhang betrug also nur noch 1.700.
Von den Auswanderern der 50er Jahre glaubten 60 %, sie würden bald zurückkehren, nur ein Drittel wollte von vornherein dauerhaft bleiben. 20 % gaben an, aus Abenteuerlust gekommen zu sein. Tatsächlich kehrte ein Drittel bis die Hälfte der Auswanderer zurück, andere gingen in die USA. Nicht mehr Flüchtlinge vor Not, Gewalt und Korruption kennzeichneten das Bild, sondern gut ausgebildete und junge, ehrgeizige Männer und Frauen, die jenseits des Atlantiks einfach bessere Möglichkeiten sahen.
Der Anteil der Flüchtlinge aus Europa, die also schon dort ihre Heimat verloren hatten, liegt zwischen 61.000 und 88.000, also bei 24 bis 37 % der Deutschen, die zwischen 1951 und 1960 ankamen. Die größte Gruppe stellen heute die russischen Flüchtlinge und ihre Nachkommen dar. Ein Drittel der aus Russland emigrierten Menschen in Nordamerika, also rund eine Million, lebt in Kanada.
Graf Robert Wendelin Keyserlingk, der 1925 in Kanada angekommen war, gründete eine Baltic Relief Society in Montreal im Jahr 1945. Prominente Kanadier und Baron Cecil Hahn besaßen gute Kontakte zu Generalgouverneur Lord Alexander, dem Kommandeur des baltendeutschen Regiments Baltische Landeswehr, die 1920 die Bolschewiken aus Lettland und Estland vertrieben hatten. Außerdem wurden sie von der Canadian Lutheran World Relief unter Leitung von T.O.F. Herzer unterstützt. Durch ihn wurden 10 Musterknaben im Jahr 1948 zugelassen. Sie unterstützten ihre Familien, die wiederum andere unterstützen mussten. Bis 1952 kamen so etwa 800 Baltendeutsche nach Kanada. Insgesamt waren es rund 2.000.
Im Waterloo County in Oberkanada richteten Mennoniten Farmen ein, die denen ähnelten, die sie am Conestoga und am Pequea River in Pennsylvania bewirtschaftet hatten. Die vermögenden Bauern setzten sich für die Ansiedlung deutscher Handwerker und Arbeiter ein. Dabei gelang ihnen mit Berlin in den Jahren von 1830 bis 1833 ein schneller Erfolg, denn der Ort entwickelte sich von einigen wenigen Blockhütten, die ab 1833 ihren Namen erhielten, bis 1852 zu einem Marktzentrum und zur deutschen Hauptstadt Kanadas. Bis 1870 gründeten deutsche Zuwanderer 27 Unternehmen, die 700 Mitarbeiter beschäftigten. Bis 1890 wurde die Stadt zu einem Industriezentrum. Unternehmer wie E.W.B. Snider, D.B. Detweiler und Adam Beck profitierten von den Niagarafällen, die der Stromproduktion nutzbar gemacht wurden. 1906 entstand die Hydro-Electric Power Commission of Ontario, heute Ontario Hydro, der Beck bis zu seinem Tod vorstand.
Dabei beteiligten sich die Deutschen kaum am Holzeinschlag, der im Ottawatal dominierte, sondern betrieben Landwirtschaft. Entgegen den Versprechungen war der Boden allerdings durchaus schwierig und sehr steinig.
Hingegen stellten die Deutschen in den Städten, vor allem in Winnipeg, Edmonton, Calgary und Medicine Hat eher die Industriearbeiterschaft. Besonders erfolgreich waren Unternehmer wie Alfred Freiherr von Hammerstein oder Martin Nordegg. Von Hammerstein, der 1897 in die Region kam, wurde zum Herausgeber des Alberta Herald und gründete die Athabasca Oil and Asphalt Company, womit er erstmals die Athabasca-Teersande abbaute. Nordegg war dagegen ab 1906 im Bereich des Kohleabbaus erfolgreich.
Viele deutsche Goldsucher gaben diese Tätigkeit bald auf und verproviantierten und versorgten stattdessen die nachkommenden Prospektoren mit Werkzeugen, Lebensmitteln, Zelten und Kleidung. Das Versorgungszentrum für den 1858 einsetzenden Goldrausch am Fraser wurde Victoria. Andere konzentrierten sich auf Holzfällerei, den Betrieb von Sägewerken, aber auch Getreidemühlen und Viehzucht. Darüber hinaus brachten sie ihre Handwerke mit und leisteten Hervorragendes in den Bereichen der Brauerei, Bäckerei, in handwerklicher Produktion und Metallbearbeitung, bei der Zigarrenproduktion und im Einzelhandel. Ähnliches gilt für die später einsetzende Entwicklung in Vancouver.
Einer der herausragenden Investoren war Gustav Constantin (Alvo) von Alvensleben, Sohn eines preußischen Adligen. Er verließ mit sehr wenig Kapital Deutschland 1904 und wurde in Kanada als Spekulant und Investor sehr vermögend. So investierte er insgesamt 7 Millionen Dollar, wobei er selbst von Kaiser Wilhelm II. und Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg Kapital erhielt und in British Columbia investierte. Er initiierte den Deutschen Klub, dem beinahe jeder Deutsche in Vancouver angehörte. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ruinierte ihn allerdings, denn er wurde von 1914 bis 1929 als "Feind des Dominions" behandelt und starb arm und vergessen in Seattle.
Auch Städte wie Niagara Falls verdankten Deutschen wie Samuel Zimmerman ab 1848 Vieles. Als Sohn deutscher Eltern, die nach Pennsylvania ausgewandert waren, betätigte er sich im Bereich des Einsebahnbaus und der Stadtentwicklung. Ähnlich erfolgreich waren Deutsche in Hamilton, wo Richard Mott Wanzer eine Fabrik für Sägemaschinen baute, oder Heinrich Kretschman und Julius Winckler Waffen produzierten.
In Montreal waren Deutsche vor allem als Händler, Metzger, Gastwirte und Handwerker tätig. Sie gründeten 1835 die Deutsche Gesellschaft.12a Der Händler Wilhelm Christian Munderloh war von 1873 bis 1877 und von 1880 bis 1893 ihr Präsident. Er bewegte die Hamburg-America Packet Company dazu, einen Direktverkehr zwischen Europa und Kanada aufzunehmen. Die Linie wurde von der HAPAG übernommen, wobei seine Firma als Agentin eingebunden wurde. Um 1912 waren die erfolgreichsten Unternehmen die Dörksen Brothers, Koenig and Stuffmann, L. Gnaedinger Sons, die Montreal Quilting Company, F. Schnaufer, Hupfeld Luedecking, die Linde British Refrigerating Company und Herman Zinsstag.
Toronto, dessen Wirtschaft schnell aufstrebte, zog bis 1871 rund tausend Deutsche an. Die aus Memmelsdorf stammenden Abraham und Samuel Nordheimer, die über New York und Kingston gekommen waren, unterhielten ein Musikgeschäft um 1844, und der Berliner Theodor August Heintzman leitete Kanadas führende Klaviermanufaktur. 1938 übernahm Heintzman Nordheimers Unternehmen.
Während viele Kanadier begannen, das Landleben aufzugeben und in die Städte zu ziehen, blieben viele Deutsche diesem Lebensstil treu. Im Gegenteil zogen sie nun in die für die Landwirtschaft ungünstigeren Gebiete Saskatchewans und Alberts. Im Peace River District wurde Hermann Trelle sogar zum "Weizenkönig". Infolgedessen zogen viele Siedler ab 1926 in den Norden Albertas. Selbst die großen Trockenheiten in den 30er Jahren überlebten sie durch die Implementierung einer gemischten Landwirtschaft.
Ganz anders die Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg kamen. Sie waren höher gebildet, Städter und ihnen gelang in den Metropolen vielfach der gesellschaftliche Aufstieg. Sie waren seltener von Arbeitslosigkeit betroffen, gut ausgebildet und im Schnitt kamen sie zu größeren Vermögen als Kanadier britischer oder französischer Abstammung.
Bis in die frühen 50er Jahre war die Zahl der in der Landwirtschaft Tätigen jedoch höher, als die der industriell Tätigen. Danach stieg der Anteil der Städter rapide. Bauern wanderten kaum noch ein, ebenso wenig wie ungelernte Arbeiter. Zwischen 1953 und 1963 kamen über 19 % der ausgebildeten Arbeiter (skilled workers) aus Deutschland, obwohl sie nur 13 % der Einwanderer stellten. Die gleichen Werte gelten für diejenigen, die sich selbstständig machten zwischen 1950 und 1966. Zwischen 1954 und 1970 planten 45 % der ankommenden Deutschen, im Sekundärsektor zu arbeiten, wovon 80 % ausgebildete Arbeiter waren. 1961 wollten allerdings immer noch 53 % nicht auf Dauer bleiben.
Dabei spielte eine Vorliebe für deutsche Produkte, wie etwa für Kachelöfen eine erhebliche Rolle. Große Unternehmen wurden etwa von dem Münchener Carlo von Maffei in Alberta gegründert, oder von den Brüdern Helmut und Hugo Eppich, die 1953 als Mechaniker eingewandert waren. Aus ihrem Unternehmen entstand auf der Grundlage von Autoteilen und Werkzeugen der multinationale Konzern EBCO.
Die Vielzahl der Herkunftsorte und die Segmentierung des über ganz Mittel- und Osteuropa verstreuten Kulturraums, aus dem die Deutschen kamen, führten dazu, dass sich ein staatsorientierter Patriotismus oder gar Nationalismus kaum entwickeln konnte. Die Zuwanderer fühlten sich schnell als Kanadier, eben als Deutsche Kanadier. In Kanada wurden selbst die Zuwanderer deutscher Muttersprache, die aus den USA zuwanderten als Deutsche wahrgenommen, wie 1905 das deutsche Konsulat in Montreal feststellte. Der Nordwesten (Winnipeg, 1889–1969), das über mehrere Jahrzehnte bedeutendste deutschsprachige Blatt in Kanada, bemerkte 1912, dass, obwohl die meisten nicht aus dem Deutschen Reich kamen, sie sich doch als Deutsche fühlten: "It is with them more a matter of sentiment than of geographical boundaries.” Auch die sozialen Schranken waren niedriger als in den USA, wozu die zahlreichen Organisationen, die kulturelle Orientierung, die starke Mobilität, aber auch die ausgeprägte Bindung über Konfessionen und Kirchen, Samstagsschulen, Presse sowie die gemeinschaftsstärkenden Rituale, wie etwa Feste, beitrugen. Dazu zählten vor allem die romantische Ausprägung des Weihnachtsfests, die Ausbreitung des Oktoberfests, das sich längst von seiner bayerischen Herkunft verabschiedet hatte, der German Day und Karneval bzw. Fasching.
Die Promotoren von Berlin waren Mennoniten, doch teilten sie ihre Institutionen, wie Friedhöfe, Schulen, Gemeindehäuser, aber auch Werkzeuge und Maschinen mit Ankömmlingen aller Konfessionen. Der Mennonitenbischof Benjamin Eby spielte dabei eine entscheidende Rolle. Er ließ Land verkaufen, gründete mit Canada Museum die erste deutschsprachige Zeitung, und aus Ebytown wurde Berlin. Darüber hinaus kam der Gemeinschaft zugute, dass es keine konkurrierende, etwa britische Elite in der Region gab. Auf dieser Basis entwickelte sich ein starker Sinn für die Gemeinschaft, Besucher beobachteten, dass die Kriminalitätsrate niedrig war, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit keinen Boden gewannen. Ihr Gemeinsinn schlug sich auch darin nieder, dass es 1957 bereits 200 gemeinnützige Organisationen gab, 1974 waren es rund 500, 1994 über 600.
Dabei waren lange Zeit kirchliche Organisationen vorherrschend. So war in Lunenburg zwischen 1750 und 1861 die lutheranische Kirche der Fokus des Gemeindelebens. Das gleiche galt für die Loyalistenorte in Oberkanada auf der Niagara-Halbinsel und im Ottawa-Tal, ähnliches für die Gemeinden im Westen.
Hinzu kam, dass die weltlichen Vereine während und auch nach den beiden Weltkriegen aufgelöst wurden, während lutheranische, mennonitische, katholische und baptistische Kirchen weiterhin ihre Dienste und Institutionen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene anbieten konnten. Das galt von der Einwanderungsabwicklung bis hin zu Gesundheits-, Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen. Auf erheblich niedrigerem Niveau galt dies auch für die Städte, weil die Städte früher verweltlichten. Hinzu kam, dass die Zuwanderer nach dem Zweiten Weltkrieg weniger in kirchliche Gemeinden eingebunden waren. Die erste Gesellschaft dieser Art war die kurzlebige Hochdeutsche Gesellschaft in Halifax, die von 1786 bis 1791 bestand. Die älteste noch bestehende Gesellschaft ist die German Society of Montreal. Sie existiert seit 1835 und war zunächst auf Wohltätigkeit und auf Hilfe für Einwanderer ausgerichtet. Ihre Mitglieder organisierten 1853 die St John’s Lutheran Church und 1857 die Gesamgsvereine Germania und Eintracht. In Hamilton bestand ebenfalls eine gemeinnützige Einrichtung, ein Gesangsverein namens Eintracht, sowie ein deutsches Theater. Sie alle entstanden zwischen 1859 und 1863. Der älteste Verein ist der Concordia Club in Kitchener, der seit 1873 besteht.
In den Schwerpunkten deutscher Siedlung – Kitchener-Waterloo, Windsor, Hamilton, Toronto und Ottawa – entstanden Vereine ab den 1860er Jahren, in den urbanen Zentren im Westen ab den 1890er Jahren. In Victoria existierte ein Sing Verein von 1861 bis 1914. Eine deutsche Gesellschaft bestand in Winnipeg bereits 1871, zu einem Zeitpunkt also, als der Ort gerade eimal 240 Einwohner hatte. 1914 stellten Deutsche etwa 10 % der Bevölkerung, wobei 15 Kirchen bestanden, davon allein neun lutheranische, vier deutsche Organisationen, dazu Clubs und mehrere Zeitungen. Ein Reichsdeutscher Verein (1905–08) bestand ebenso wie ein Deutsch-Oesterreich-Ungarischer Verein (1906–15).
Die Wiederbelebung des deutschen Vereinswesens nach dem Ersten Weltkrieg speiste sich u. a. aus dem Bewusstsein des gemeinsamen Leidens während des Krieges. 1923 setzten die German Days ein, hinzu kamen erste Versuche, die Geschichte der Deutschen in Kanada aufzuzeichnen. Ihre Ausrichtung hatte sich so stark geändert, dass nur wenige Vorkriegsvereine wieder neu gegründet wurden, wie etwa der 1909 gegründete Volksverein deutsch-kanadischer Katholiken in Winnipeg. Die neuen Vereine spiegelten die Bedürfnisse der neuen Einwanderer in den städtischen Ballungsräumen wider. Erstmals entstand darüber hinaus eine Vielzahl von ethnisch gebundenen Vereinen der Osteuropäer. So gründeten Siebenbürger Sachsen Clubs in Kitchener (1927), Windsor (1929), Aylmer (1929), Winnipeg (1931) und Hamilton (1935); Donauschwaben in Montreal (1929), Kingsville, Ontario (1930), Niagara Falls (1934), Kitchener (1934) und Windsor (1935).
Die sozialen Veränderungen bewirkten, dass erstmals in den 30er Jahren sozialistische Organisationen in Winnipeg, Edmonton, Regina, Calgary, Vancouver und Toronto entstanden. Für kurze Zeit entstand sogar ein übergreifender Zentralverband deutschsprechender Arbeiter, dem der kommunistisch ausgerichtete Deutsche Arbeiter- und Farmerverband und sein anti-nationalsozialistischer Nachfolger, der Deutsch-Kanadische Volksbund folgten.
Regionale Dachorganisationen wie das Deutsch-Kanadische Zentralkomitee, die Deutsche Arbeitsgemeinschaft, der Deutsch-Kanadische Bund von Manitoba und der Deutsch-Kanadische Verband von Saskatchewan entstanden. Auf der anderen Seite standen der faschistische Deutsche Bund Canada ab 1934, doch ließen sich die deutschen Vereine nicht im Sinne der NSDAP instrumentalisieren. Die Partei zählte in ganz Kanada nur 170 Mitglieder, die ihr angehörende German Labour Front vielleicht 500. Der Bund brachte es nur deshalb auf 2.000 Mitglieder, weil er vorgab, sich mit kulturellen Fragen zu befassen, nicht mit politischen.
Heute bieten die Vereine neben Geselligkeit zahlreiche Leistungen an, hinzu kommt als Ziel der Erhalt deutscher Traditionen. Das gilt etwa für die Edelweiss Credit Union of Vancouver, die, basierend auf persönlichem Vertrauen Kredite vergibt, aber nur an Deutschkanadier. 1943 hatte er 14 Mitglieder, 1970 4.000. Ganz anders die German-Canadian Benevolent Society, die in vielen Städten aktiv ist. Sie sorgt sich um die Alten in der Gemeinschaft und bietet 21 Seniorenheime an.
Deutsche Vereine mit traditionellen europäischen Wurzeln tragen oft Namen wie Bayern, Berliner, Sudeten, Burgenländer, Gottschee und Donauschwaben. Hinzu kam eine German-Russian Society in Winnipeg, die aber nur von 1908–11 bestand. Ein organisatorisches Zentrum existiert nicht. Einige sind Mitglieder der American Historical Society of Germans from Russia in Lincoln, Nebraska, die Deutschen aus Russland der Russia Heritage Society in Bismarck, Nord-Dakota, oder der Landsmannschaft der Russlanddeutschen in Deutschland. Den Wolhynischen Kanadiern fehlt eine Organisatiosstruktur, die über die Kirchen hiausgeht. Nur das genealogische Magazin Wandering Volhynians (Vancouver, 1987–), das von Ewald Wuschke herausgegeben wird, ist hier zu nennen.
Baltendeutsche gründeten 1948 die Canadian Baltic Immigrant Aid Society. Sie entstand 1948 auf Inititative von Robert Keyserlingk und des Canadian Baltic Aid Funds, der 1952 entstand. Sie boten Unterstützung der eingewanderten Baltendeutschen, wozu sie sieben Zweige aufbauten. In den 60er Jahren hatten die Vereine 400 Mitglieder, die ein Netzwerk von persönlichen Kontakten, Gemeinschafts- und Kulturaktivitäten aufbauten.
Die Sudeten gründeten Vereine in Hamilton (1941), Toronto (1947), Montreal (1952), Tomslake in British Columbia (1959) und Edmonton (1960). Ihre Gründer waren Flüchtlinge vor den Nazis, die 1939 nach Kanada gekommen waren. 1957 gründeten sie zusammen mit den Nachkriegsflüchtlingen eine Dachorganisation namens Zentralverband sudetendeutscher Organisationen in Kanada. Sie hielten Kontakt zur Seliger-Gemeinde, eine internationale Vereinigung sozialdemokratischer, sudetendeutscher Exulanten, sowie zur eher nationalistischen Sudetendeutschen Landsmannschaft in Deutschland.
Auch die Donauschwaben gründeten ihre Vereine ab 1947. Sie nahmen damit die Aufgaben der Swabian-German Association auf, die von 1929 bis 1941 bestanden hatte. 1936 hatte sie 400 Mitglieder gehabt, die neue Organisation hatte 1980 wieder 350. In Ontario gründeten Donauschwaben 1949 ein eigenes religiöses Zentrum, St Michael’s Windsor, 1959 folge ein eigenes Festival unter dem Namen Danube Swabian Day, 1960 das St Michaelswerk Toronto. 1961 folgte der Park Waldheim, das Seniorenheim Heimathof in Windsor 1984; zehn Jahre später in Scarborough, das Blue Danube House. Elf Clubs verbinden sich heute zum Verband der Donauschwaben in Kanada, der den Heimatboten, ein Monatsblatt, publiziert (seit 1959). Auch nicht zu den Donauschwaben zählende Deutsche spielen inzwischen eine wichtige Rolle.
Siebenbürger Sachsen gründeten Clubs in Kitchener, Windsor und Aylmer. Sie feiern jährliche Heimattage, Jugendlager, Kulturaustausch mit anderen amerikanischen Vereinen. Ihre Dachorganisation ist der Central Verband der Siebenbürger Sachsen of the U.S.A. von 1902. Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada wurde von Nachkriegsemigranten 1960 gegründet. 1993 hatte er 8.000 Mitglieder. Sein monatlicher Newsletter ist der Heimatbote (Toronto, 1960–). Auch dieser Verein ist über die Grenzen hinaus mit anderen Vereinen verbunden, vor allem in den USA, in Deutschand und in Österreich.
Die Wirtschaftsinteressen verfolgt die German-Canadian Business and Professional Association. Sie wurde 1953 gegründet, ihre Mitgliederzahl stieg von 70 in den späten 50er Jahren auf 350 im Jahr 1993. Hinzu kam 1968 die Canadian German Chamber of Industry and Commerce, die sich speziell dem deutsch-kanadischen Handel widmet, also dem zwischen Deutschland und Kanada. Zu ihren Mitgliedern zählten 1995 fast 900 Kanadier und 300 Deutsche, meist als Mitglieder von Korporationen.
Nach dem Vorbild des Deutschamerikanisches Nationalbunds von 1901 entstanden als Dachorganisationen der Deutsch-Kanadische Nationalbund in Winnipeg im Jahr 1913 sowie der Deutsche Bund Canada in Kitchener im Jahr 1934. Zwischen 1952 und den späten 70ern bestand als übergreifende Dachorganisation für deutsche Kirchen und Vereine die Trans-Canada Alliance of German-Canadians (TCA). Diese Allianz entstand 1946 in Kitchener als Canadian Society for German Relief, die Flüchtlinge und Zuwanderung unterstützte. Sie koordinierte deutschen Sprachunterricht, vor allem der Sonnabendschulen. 1972 vertrat sie 49 Organisationen mit 20.000 aktiven und 40.000 Gesellschaftsmitgliedern. Bis 1977 fiel ihre Zahl auf 23, eine Führungskrise machte sie handlungsunfähig, so dass sie nur noch dem Namen nach existiert. Ihr Nachfolger ist seit 1984 der German-Canadian Congress (GCC). 1994 hatte der GCC Zweige in Ontario, Manitoba und British Columbia, dazu rund 550 Mitgliedsorganisationen, unter ihnen 130 Kirchen, 100 Sprachschulen, 20 Seniorenheime, dazu Kunsrtvereine, Museen, Theater und weitere Dachorganisationen. Dazu zählen Provinzallianzen in Saskatchewan und Alberta; verschiedene Herkunftsgruppen, wie Siebenbürger Sachsen, Donauschwaben, Balten und Sudenten, der Deutschkanadische Sängerbund mit Zweigen in Kitchener, London, Hamilton, Stratford, Ottawa, Montreal, Toronto und Windsor; dann die Canadian Association of German Language Schools. Die Assoziation übergreift Mennoniten und Hutterer, Österreicher und Schweizer, dazu englisch- und französischsprachige Kanadier deutscher Abstammung.
Die deutschen Einwanderer repräsentierten das gesamte Spektrum des Katholizismus, besonders aber die zahlreichen protestantischen Gruppen. Dazu gehörten Anabaptisten, Schwenkfelder, Hugenotten, Pietisten und Mährisdhe Brüder. Während die Habsburger in ihren Herrschaftsgebieten nur katholische Siedler ansetzten, gingen viele Protestanten nach Amerika, z. T. weil sie von anderen protestantischen Gruppen bedrängt wurden. Hingegen akzeptierte Russland von Anfang an jeden Siedler, gleich welcher Konfession, und von dort kam der überwiegende Teil der Deutschen in Kanada. Während der Besiedlungsphase brachten deutsche Siedler zehn deutschsprachige Kofessionen nach Alberta. Von den deutschsprachigen Kanadiern waren 1991 etwa 111.000 Lutheraner. Hinzu kamen Katholiken (102.000), Mennoniten (91.000), Angehörige der United Church (17.000), Baptisten (15.000), Pfingstler (9.000), Anglikaner (6.000), Zeugen Jehovas und Presbyterianer (je 3.000), östliche Orthodoxe (1.000) sowie Juden (915).
Die Lutheranische Kirche nahm ihre Arbeit in Neuschottland 1749 auf. Zwei Drittel ihrer Mitglieder leben heute in Ontario. Die zweitgrößte ist die konservative Lutheran Church (Missouri Synod), die bis 1854 zurückreicht und vor allem in Zentral- und Westkanada vertreten ist. Die dritte ist die American Lutheran Church und ihr Spross, die Evangelical Lutheran Church of Canada. 1934 zählte die United Lutheran Church 53.000 Mitglieder in Kanada, die American Lutheran Church 26.000 und die Missouri Synod 38.000.
Während sich die lutheranischen Gruppen gegen die Anglikanische Kirche behaupten mussten, predigten die Katholiken den Deutschen und Schweizern in der Red-River-Kolonie auf Deutsch. Daher nannten sie die Siedlung Saint-Boniface zu Ehren des "Missionars der Deutschen", des Heiligen Bonifatius. Alle Denominationen bildeten blockartige Siedlungen, innerhalb derer sie dominierten. Die Mährische Kirche (Unitas Fratrum), die 1727 im sächsischen Herrnhut gegründet worden war, missionierte unter den Inuit im nördlichen Labrador ab Ende des 18. Jahrhunderts. Siedler aus Wolhynien etablierten ihre Konfession bei Edmonton.
Eine wichtige Rolle spielten sie beim Erhalt der deutschen Sprache. 1989 wurden deutschsprachige Gottesdienste in 532 Gemeinden abgehalten, dazu gehörten: Lutheraner (92), Römische Katholiken (12), Mennoniten (115), Amische (29), Hutterer (225), Mährische Brüder (1), Methodisten (2), die United Church (2), Baptisten (21), die Church of God (16) und Pentecostal (17). Einige von ihnen waren zweisprachig, einige konnten keinen wöchentlichen Dienst mehr anbieten. Ihre Schwerpunkte lagen in Ontario, Alberta, British Columbia und Manitoba. Sie repräsentierten rund 86.530 Gemeindeangehörige.
Die deutsche Sprache ist heute weitgehend verschwunden. Ein Relikt ist das so genannte Lunenburg Dutch, das durch einen eigenen Akzent und Ausdrucksweisen im Rahmen des örtlichen Englisch gekennzeichnet ist. Dazu kommt, neben zahllosen Relikten der Vergangenheit, eine Küche mit traditionellen Elementen. Doch hinterließen die Deutschen tiefe Spuren in der kanadischen Kultur und ihren regionalen Ausprägungen.
Aus Pennsylvania brachten sie die Pennsylvania German bank barn, einen ungewöhnlich großen Bau mit, dazu die Erdrampe, die zum oberen Geschoss führte. Auch brachten sie ihre typischen Blockhäuser mit, die einen zentralen Kamin aufwiesen, dessen Öffnungen Richtung Wohn- und Schlafzimmer wiesen. Auch der in Ontario verbreitete Aufbau der Farmen mit einem separaten Wohnhaus, Scheune und Höhenförderer für das Getreide, geht wohl auf die deutschen Siedler aus Pennsylvania zurück. Dieser Haustyp steht in deutlichem Kontrast zur Verbindung von Haus und Scheune, den die Mennoniten aus Russland in den 1870er Jahren mitbrachten.
Die "Hessen" brachten verstärkt Künstler, Musiker, Handwerker, Landvermesser und Ärzte mit. Sie brachten ihre Vorstellungen von den Wissenschaften mit und einen starken Einfluss aus der klassischen Musik. Nach 1783 blieben rund 30 Ärzte im Land, dazu die Nachkommen deutscher Ärzte, die vor 1776 eingetroffen waren. Sie legten die Grundlagen für den Arztberuf und die medizinische Ausbildung in einer Schule, die später ein Teil der McGill University wurde.
Das gleiche gilt für Musiker wie Frederick Glackemeyer, Jean-Chrysostome Brauneis oder Théodore-Frédéric. Hier spricht man geradezu von einer "deutschen Periode" in der kanadischen Musikgeschichte. Vor dem Ersten Weltkrieg hatten die meisten Städte ihre deutschen Musiker und Chöre. In Toronto gründete der bereits in Kanada geborene Augustus Stephen Vogt den Mendelssohn Choir22, der der erste aus Kanada war, der internationales Renommée erlangte. Joseph Hecker gründete 1880 die Winnipeg Philharmonic Society, das erste Symphonieorchester im Westen. Oscar Telgmann, der Gründer des Kingston Symphony Orchestra, komponierte Operetten. Operndirektor Hermann Geiger-Torel etablierte die Canadian Opera Company, die erste ihrer Art in Kanada. Seit 2008 ist der in Deutschland geborene Alexander Neef ihr Generaldirektor.
Neben der Volkskunst kamen Künstler wie William Berczy (1744-1813), Cornelius Krieghoff (1815-72), William Raphael (1833-1914), Otto Reinhold Jacobi (1812-1901) und Adolph Vogt zwischen 1810 und 1870 als Maler zur Geltung. In der Nachkriegszeit war Carl F. Schaefer als Landschaftsmaler einer der herausragenden Schüler der Group of Seven. Für ihre abstrakte Malerei waren Fritz Brandtner, Karl May und Herbert Siebner, aber auch Emanuel Otto Hahn oder Harry Wohlfarth bekannt, und Almuth Lütkenhaus aus dem westfälischen Hamm für ihre Skulpturen. Der aus Schlesien stammende Eberhard Zeidler, der in Toronto den Ontario Place und das Eaton Centre entwarf, sowie den Canada Place in Vancouver, ist ein Architekt von internationalem Ansehen.
Zwar reichen die frühesten Spuren deutschsprachiger Literatur bis zu Der Neuschottländische Calender26 (Halifax, 1788–1801) zurück, doch erschöpften sich die Werke in Almanachen, Reiseberichten, Gebeten, Kirchenchroniken sowie Gedichten mit moralisierendem und didaktischem Grundton. Ihr Publikum war regional oder konfessionell gebunden, es fehlte eine gebildetes und an höherer Literalität interessierte Abnehmerschaft.
Vorreiter waren die Russländer Mennoniten, die mit literarischen Werken ihre Erlebnisse im revolutionären Russland verarbeiteten und der Öffentlichkeit zugänglich machten, aber auch ihre Ansiedlungserfahrungen in der neuen Heimat, bei der ihnen ihre eigene Kultur zustatten kam. Der einzige nicht-mennonitische Autor von Rang war der in Deutschland geborene Felix Paul Berthold Friedrich Greve (1879-1948). Er hatte schon in seiner Heimat publiziert und emigrierte 1909 nach Kanada. Unter dem Pseudonym Frederick Philip Grove gab er eine schottisch-schwedische Abkunft vor. Zwischen 1922 und 1947 verfasste er sieben Novellen auf Englisch, einen Band mit Essays und einen weiteren mit Kurzgeschichten. Hinzu kam eine fiktionale Autobiographie. Für dieses Werk mit dem Titel In Search of Myself (1946) erhielt er zwei Jahre vor seinem Tod den Governor General’s Literary Award. Vielfach gilt er als Schöpfer der modernen kanadischen Literatur, der sie erst auf internationales Niveau hob. Seine wahre Identität kam erst 1973 durch die Recherchen von Douglas O Spettigue lange nach seinem Tod zum Vorschein. Auch die hierin sichtbare Erfahrung von der Abweisung von allem, was nicht britisch war, verarbeitete er literarisch in Form von Novellen.
Ab den 50er Jahren änderte sich die Situation der deutschen Literaten in Kanada durch die Urbanisierung grundlegend. Hinzu kam, dass viele arrivierte Autoren nach Kanada kamen. Sie verknüpften ihre eigenen Themen, wie Flucht, Vertreibung und Kontinuitätsbruch mit den kanadischen Themen von Isolation, Entfremdung, Identitätssuche und mit der Herausforderung durch das grandiose Naturerlebnis. So kamen in die individuellen und Gruppenerfahrungen übergreifende, grundsätzliche Perspektiven; sie gelangten in Tagebuchform, aber auch als Gedichte oder Kurzgeschichten auf einen wachsenden Markt. Else Seel, die von der Millionenstadt Berlin in die Wildnis British Columbias geraten war, verarbeitete ihre Erfahrungen, Walter Bauer aus Merseburg die Großartigkeit der Natur, die in so handgreiflichem Kontrast zur von zwei Weltkriegen geprägten europäischen Mentalität stand. Hermann Boeschenstein, Professor für Deutsch an der Universität Toronto, war Literaturkritiker und eine der führenden Figuren in der deutsch-kanadischen Szene über fast ein halbes Jahrhundert. Er verfasste Novellen, Kurzgeschichten und Bühnenstücke. Ihn zog die Dialektik von Auswanderung und Rückkehr in die Heimat an.
Ebenso fruchtbar war die deutsch-jüdische Flüchtlingsgruppe, die aus Großbritannien 1940 nach Kanada gekommen war. Dazu gehörte der Österreicher Carl Weiselberger, Henry Kreisel, Charles Wassermann und der Kölner Eric Koch. Weiselberger und Wassermann schrieben auf Deutsch und Englisch, Kreisel und Koch nur auf Englisch. Weiselberger und Kreisel verarbeiteten das Flüchtlingstrauma. Wassermanns elf Bücher in deutscher Sprache, dazu seine mehrere Hundert Fernsehstücke und Radioaufnahmen auf Englisch, machten das deutschsprachige Europa mit Kanada vertrauter, aber auch umgekehrt. Koch produzierte zahllose Filme, Fernsehprogramme, aber auch Novellen und autobiographische Ansätze zur Nazizeit.
Ganz im Gegensatz dazu war der Kölner Henry Beissel überhaupt nicht an diesen „deutschen“ Erfahrungen interessiert. Er ging 1951 nach Kanada, um Autor zu werden, und um seine Heimat zu vergessen. Er übersetzte Walter Bauers Novellen und wurde ein Verteidiger der Rechte der kanadischen Ureinwohner. Das Werk von Ulrich Schaffer, der 1953 mit elf Jahren nach Kanada kam, transzendierte die Einwanderungserfahrung. Er wandte sich mit mehr als zwölf Werken an das Publikum in Deutschland; dabei war er inspiriert von der kanadischen Natur und zugleich von der zeitgenössischen deutschen Kultur. Auf der Bedeutungssuche experimentierte er mit neuen poetischen Formen.
Die erste deutschsprachige Zeitung in Kanada32 war der Neuschottländer Calender (Halifax, 1788-1801). Die erste Zeitung in Kanada war das Canada Museum und allgemeine Zeitung (Berlin, Ontario, 1835–40). Hinzu kamen Der Deutsche Canadier (Berlin, 1841–65), das Berliner Journal (Berlin, 1859–1918), das auf Deutsch und Pennsylvania-Deutsch publiziert wurde; bis 1924 erschien es noch auf Englisch unter dem Namen Ontario Journal. Zwischen 1835 und 1867 entstanden in Oberkanada 18 Zeitungen.
Die meisten dieser Blätter hatten ihre Schwerpunkte in den Bereichen Religion und Landleben. Die erste Zeitung, die sich mit der Arbeit befasste, war die Deutsche Arbeiter Zeitung (Winnipeg, 1930–37). Sie war zunächst Sprachrohr der kurzlebigen Central Association of German-Speaking Workers, dann der pro-kommunistischen German Workers and Farmers Association. Das Organ der German-Canadian League war kurzzeitig das Wochenblatt Deutsch-Kanadische Volkszeitung (Toronto, 1930?–37?), 1938 hieß es Deutsches Volksecho und Deutsch-Kanadische Volkszeitungdann Deutsches Volksecho (New York). Dort veröffentlichten Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Ernst Bloch, Ludwig Renn, Max Brod, Arnold Zweig, Oskar Maria Graf. Dennoch erschien am 16. September 1939 die letzte Ausgabe. Nach dem Krieg hieß es Volksstimme (Toronto, 1944–49). Das Blatt der Nazis war die Deutsche Zeitung für Canada (Winnipeg, 1935–39).
Der Nordwestern und Der Courier (Regina, 1907–69) wurden zu den ersten landesweit zirkulierenden Blättern, die nicht konfessionell gebunden waren. Beide erschienen bis zu ihrer Verschmelzung 1970 wöchentlich, danach unter dem Namen Kanada Kurier (Winnipeg, 1970–2010). In den 70er Jahren wies er rund 24.000 Abonnenten auf, dabei erschienen sechs Regionalausgaben. Auf dem Höhepunkt der älteren Ausgaben wurde Der Nordwestern zwischen 1904 und 1914 wöchentlich 20.000 mal verkauft. In der King Street 120 in Toronto beschäftigte das Blatt 30 Vollzeitkräfte. Wie alle deutschen Zeitungen musste das Blatt gegen Ende des Ersten Weltkriegs auf Englisch publizieren, während des Winnipeg-Generalstreiks stellte es sein Erscheinen ein.
Die meisten Zeitungen der 50er und 60er Jahre waren Monatsblätter. Heute besteht noch die Pazifische Rundschau (Vancouver, 1969– ) und Echo Germanica42 (Toronto, 1990– ). Mit der Auflösung der Auswanderungsgemeinschaften, wie etwa der Flüchtlingsgruppen, lohnte sich die Herausgabe auf sie gemünzter Zeitungen nicht mehr. Zu ihnen gehören die einst großen Blätter wie die Torontoer Zeitung (Toronto, 1953– ), die zu den besten Zeiten 12.600 Leser hatte, die Montrealer Nachrichten (Montreal, 1961–75) mit 16.000, die Montrealer Zeitung (Winnipeg/Toronto, 1954–?) mit bis zu 12.000, Kontakt (Toronto, 1968–?), Canada Herald (Ottawa, 1980–?), sowie Ihre Brigitte (Saint-Jean, Quebec, 1965–71).
Seit den 50er Jahren bestehen deutschsprachige Radioprogramme, hinzu kamen in den 70ern Fernsehprogramme. Dabei bestanden zwei Zielgruppen, einerseits sehr spezifische, wie die Mennoniten, andererseits das urbane Auditorium. Bis zu 6 Stunden am Tag wurden deutschsprachige Programme in alle Provinzen außer nach Saskatchewan ausgestrahlt. Fernsehprogramme bestehen nur in den Metropolen, doch ihr Publikum schwindet.
Die Zahl der Kanadier, die Deutsch als ihre Muttersprache bezeichneten, schwankte sehr stark. 1931 waren es 362.000, drei Jahrzehnte später 563.700, 1991 waren es 475.700. Mit Blick auf den Anteil an der Gesamtbevölkerung ist er jedoch rückläufig. So fiel er voon 1931 bis 1991 von 4 auf 3 %. 1991 erklärten 2.630 Juden, Deutsch sei ihre Muttersprache. Nur 14 % nutzten 1971 Deutsch als häusliche Sprache, doch 36 % sahen darin ihre Muttersprache. 1981 betrachteten zwei Drittel der Deutschstämmigen Englisch als ihre Muttersprache, Dabei waren es sogar 85 %, die zu Hause Englisch sprachen. 1981 war der Anteil der Deutschen, die weniger als Grade 9 aufwiesen, doppelt so hoch wie der der übrigen Bevölkerung (40 gegen 20 %). Dazu passte, dass bei ihnen der Anteil der Universitätsabsolventen nur halb so hoch lag, nämlich bei einem Fünftel.
Der freiwillige Besuch von Samstagsschulen war ein zentrales Mittel des Erhalts deutscher Kultur. Bereits in den 1760er Jahren besaßen die Lutheraner in Lunenburg eine deutschsprachige Schule. Auch in Victoria entstanden Schulen, die Deutsch unterrichteten. 1851 waren Gemeindeschulen in Oberkanada so weit verbreitet, dass die Regierung Deutsch als Unterrichtssprache akzeptierte, wenn die Mehrheit der Steuerzahler in einem Distrikt diese Sprache benutzte. Dies galt bis 1912. Die Samstagsschulen entstanden dort, wo die Kirchen keine Gemeindeschule unterhalten konnten und die öffentlichen keinen deutschen Sprachunterricht anboten. In Winnipeg waren Gemeindeschulen sehr kurzlebig, mit Ausnahme der von Wolgadeutschen unterhaltenen Christ Lutheran Church, die von 1906 bis 1939 bestand.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Deutsch als Unterrichtssprache in öffentlichen Schulen weitgehend verboten. In den Samstagsschulen wurde zweieinhalb bis drei Stunden Deutsch unterrichtet, die Träger waren meist Kirchen, Vereine und Eltern, sowie freiwillige Lehrer. Doch nur die Schulen der Mennoniten und der Hutterer überstanden den Zweiten Weltkrieg.
In den 50er Jahren boten nur noch wenige Highschools in Ontario Deutsch an. 1958-59 waren 920 Schüler in 16 Samstagsschulen eingeschrieben, die sich allesamt in Ontario befanden. In den 70er Jahren erhielten rund 10.000 Schüler Unterricht. Dabei wurden die Schulen in Ontario von Clubs unterhalten, die im Westen eher von Kirchen. Erst ab 1973 wurden in Ontario deutsche Schulen staatlicherseits unterstützt. Manitoba und Alberta gestatteten wieder den Deutschunterricht, zwischen 1977 und 1990 erhielten die Schulen Mittel aus dem Multikulturalismusprogramm der Regierung, die Bundesrepublik Deutschland lieferte einen Teil der Unterrichtsmaterialien.
Ab 1965 konzentrierten sich die Samstagsschulen zunehmend auf den Unterricht von Deutsch als Zweitsprache. 1970 waren die Schüler noch zu 80 % Muttersprachler, 1980 waren 80 % der Anfänger nicht mehr Muttersprachler. 1978 führten Konflikte um die Frage der Muttersprache und der Unterrichtsmethodik, der Curricula und der Lehrerqualifikation zur Gründung des Verbandes Deutsch-Kanadischer Sprachschulen.
Im Lunenburg County war die Kirchensprache von etwa 1750 bis 1900 Deutsch. Der Anpassungsdruck war dabei gering. Es waren eher Fischfang, Bootsbau und Überseehandel, dazu die Kontakte nach Neufundland und Labrador sowie zu Amerikanern, die die sprachliche Assimilation förderten.
Im Norden von Labrador missionierte eine kleine Gruppe von Mährischen Brüdern ab 1771. Wie überall versuchten sie die dortigen Gemeinden vom als negativ betrachteten europäisch-kanadischen Einfluss fernzuhalten. Sie schufen eine Schriftsprache, Grammatik und Wörterbücher für die Inuit, womit sie einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt der Inuit-Kultur leisteten. Dabei schufen sie neue Inuit-Wörter für Bereiche wie Lithurgie, gleichzeitig fügten sie deutsche Lehnwörter in die Sprache ein. Sie errichteten 1791 die erste Schule in Labrador, und um 1843 konnten die meisten der von ihnen unterrichteten Inuit in ihrer Sprache schreiben. Sie führten dabei europäische Traditionen und Gewohnheiten ein. So bestehen bis heute Brassbands.
Die Brüder waren auch an der Bay of Quinte tätig. Dort kam 1784 der in New York geborene Mähre Bininger an. Er unterrichtete die dortigen Mohawk unter den Loyalisten. 1791 führte David Zeisberger, auch als „Apostel der Indianer“ bezeichnet, eine Gruppe von verfolgten Delawaren vom Ohio ins südwestliche Oberkanada. Dort gründeten sie Moraviantown, das spätere Schoenfeldt.
Nicht überall lebten die Deutschen für sich. Am Red River lebten sie in einer Gemeinschaft mit Schotten. Vier Loyalisten-Townships am Lake Ontario wurden einer gemischten deutsch-niederländischen Gruppe überantwortet. Ihr Zentrum wurde Adolphustown. Im oberen Ottawa-Tal kamen zwischen den 1860 und 90er Jahren Immigranten aus Nordostpreußen an, die polnischer, kaschubischer und wendischer Abstammung waren. Sie siedelten zusammen mit protestantischen Deutschen, formten allerdings eigene Gemeinden. In Alberta führten die engen Kontakte zwischen Deutschen aus Galizien und ihren ukrainischen Nachbarn ab 1892 zu einer verstärkten Einwanderung aus der Ukraine. Die ersten ukrainischen Ankömmlinge fanden Arbeit auf mennonitischen Höfen und etablierten ihre Siedlungsstellen in der Nachbarschaft der deutschsprachigen Kolonie unweit von Fort Saskatchewan.
Briten und Deutsche verstanden sich bis zum Ersten Weltkrieg ausgesprochen gut. Sie feierten sogar Kaisers Geburtstag gemeinsam. Trotz des grassierenden Rassismus' betrachteten die Briten die Deutschen als gleichwertig. Sie assimilierten sich leicht, waren von ökonomisch und kulturell hohem Wert. Diese Auffassung ging so weit, dass J.S. Woodsworth im Jahr 190 erklärte: „in the long run it would seem as if it is often the others who are Germanized“ („auf lange Sicht würde es scheinen, als würden oft die anderen germanisiert“).
Der Erste Weltkrieg zerbrach diese Gemeinsamkeit schlagartig. Die Deutschen wurden zu Kanadas unerwünschtester Einwanderergruppe. Viele Deutsche wurden entlassen, ganz gleich welcher Profession sie waren. Zu ihnen zählten städtische Angestellte genauso wie Professoren, Investoren und Unternehmer. Unter ihnen waren Alvo von Alvensleben und Martin Nordegg, Adam Beck (1857-1925), der in Kanada geboren war, und der 1914 zum Ritter geschlagen worden war, oder der Generalgouverneur von British Columbia Francis Stillman Barnard (1856-1936), dessen Frau Martha Amelia Sophia Loewen deutscher Abstammung war, verloren Amt und Würden. Selbst Sportler durften nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen.
1916 eskalierte die Germanophobia in Gewaltakten. Die Deutschen galten als Verräter, obwohl nie gegen irgendjemanden Anklage erhoben wurde. Ein meist von Soldaten geführter Mob durfte ungestraft Deutsche angreifen und ihre Hotels, Restaurants, Druckereien oder Clubräume verwüsten. Eine antideutsche Liga betrieb die Entlassung aller Deutschen und Österreicher aus dem öffentlichen Dienst, den Boykott deutscher Produkte und die Bekämpfung deutscher Einwanderung und deutschen Einflusses. Viele deutschnamige Städte wurden umbenannt. Das galt vor allem für die Provinz Saskatchewan, wo etwa Coblenz in Cavell, Kaiser in Peebles, Prussia in Leader, Waldorf in Béthune, aber auch für Alberta, wo Carlstadt in Alderson, Wittenberg in Leedale, Little Dusseldorf in Freedom umbenannt wurden. Berlin in Ontario wurde zu Kitchener. Die Umbenennung von Berlin wurde durch eine Volksabstimmung durchgesetzt, in der das Beibehalten des Namens mit Illoyalität gleichgesetzt und der Widerstand durch Einschüchterung gebrochen wurde.
Bis 1917 waren die meisten deutschen Vereine aufgelöst, ihre Schulen geschlossen, der deutsche Sprachunterricht aus den Curricula entfernt. Die deutsche Presse wurde scharf zensiert, sechs Wochen vor Kriegsende gänzlich verboten. Mit dem Wartime Elections Act vom September 1917 wurden alle Kritiker und Bürger, die nach März 1902 naturalisiert worden waren und deren Geburtsort oder Muttersprache einem Land der Kriegsgegner angehörte, ihrer Rechte entkleidet. Dies galt bis 1920. Nun galt eine dreijährige Residenzpflicht für die Einbürgerung, die 1917 auf fünf Jahre ausgedehnt wurde. Es wurde allen deutschen Muttersprachlern das Wahlrecht entzogen, die nach 1899 eingewandert waren. Die Residenzpflicht wurde auf zehn Jahre ausgedehnt. Diese Debatten beeinflussten die Wahlregularien im Westen Kanadas bis in die 30er Jahre.
Von den 88.000 als enemy aliens registrierten Menschen wurden 8.579 in 24 Lagern interniert. Von ihnen waren 2.009 Bürger des Deutschen Reiches und 5.954 Ukrainer, Deutsche, Kroaten, Slovenen, Tschechen und Slowaken. Als 1916 Arbeitskräftemangel herrschte, durften Internierte nicht-deutscher Herkunft entlassen werden. Jedoch wurden rund 2.000 Deutsche bis 1919 bzw. 1920 festgehalten. Die Gründe für die Internierung reichten von Arbeitslosigkeit - vielfach lehnten es Arbeitgeber ab, Deutschen Arbeit anzubieten - bis zu Denunziationen. Rohstoffunternehmen in British Columbia und im Norden Ontarios verlangten nach ihrer Arbeitskraft. Schlechte Behandlung und ungesunde Lebensbedingungen führten zum Tod von 32 Deutschen und 69 Österreichern.
Neufundland verhaftete alle 35 enemy aliens, einschließlich der 21 Deutschen im Juli 1915. In Labrador wurden 22 meist in Deutschland geborene Mährische Missionare unter Polizeibewachung gestellt. Ein Ehepaar mit seinen drei Kindern wurde in ein britisches Lager verschickt und dann 1918 nach Deutschland. Die Hysterie im Land ging so weit, dass selbst Besucher des Landes, die irgendwie mit Deutschland zu tun hatten, vertrieben wurden. Sie galten, wie alle Deutschen, als der Spionage und Sabotage verdächtig. Den Höhepunkt erreichte sie erst Anfang 1919. Im Februar dekretierte die Regierung, dass jede Beschwerde „evidencing a feeling of public apprehension entertained by the community“ als ausreichender Grund gelten sollte, um Personen zu internieren. Sie mussten weder über die Anklagegründe informiert werden, noch konnten sie sich mit Rechtsmitteln zur Wehr setzen. In Regierungskreisen dachte man über die Vertreibung aller enemy aliens aus dem Land nach. „It is not necessary to wait for palatial ships“ forderte das konservative Parlamentsmitglied H.S. Clements; „cattle ships are good enough for them“ („Viehschiffe sind gut genug für sie“). Doch fürchtete man diplomatische Verwicklungen, sollten sie tatsächlich in Viehwagen und -schiffen verfrachtet werden, und Mangel an Transportkapazitäten. Dennoch wurden 1.644 Menschen nach Deutschland verbracht, 302 nach Österreich, einschließlich 60 Frauen und Kinder.
Die von diesen Erfahrungen Traumatisierten verschwiegen wenn möglich ihre Herkunft, manche gaben sich als Niederländer, Skandinavier oder Russen aus. Erst ab 1923 durften wieder Deutsche nach Kanada einwandern - ein Bruch von beinahe zehn Jahren. Die von der Propaganda des Krieges eingeflößten Vorurteile wirkten noch Jahrzehnte nach.
In den 20er Jahren bestärkten Nativists, Veteranenorganisationen und Gewerkschaftsführer diese Grundhaltung, die darauf verwiesen, dass 1921 rund 41 % der Bevölkerung der Prärieprovinzen nicht-britischer Abkunft seien. Die Fremden sollten einer „Kanadisierung“ unterzogen werden, ihre Kultur sollten sie aufgeben und sich den britischen Werten anpassen. Es wurden also weiterhin zweisprachige oder deutschsprachige Schulen verboten, die Kinder mussten englischsprachige besuchen.
Die Feindseligkeiten steigerten sich, als der Zweite Weltkrieg begann. Diesmal wurden allerdings nicht alle Deutschen interniert. Dennoch wurden 837 deutsch-kanadische Farmer, Arbeiter und Vereinsmitglieder verhaftet. Rund 66.000 Deutsche und Österreicher, seien es in Kanada oder im Ausland geborene, mussten sich regelmäßig bei der Polizei melden, wenn sie erst nach 1922 die kanadische Staatsbürgerschaft erworben hatten.
Neufundland setzte 29 Deutsche in einem eilig improvisierten „concentration camp“, wie es vor Ort hieß, gefangen. Sie wurden 1941 in Lager deportiert, in denen drei von ihnen starben. Die anderen 31 wurden als feindliche Agenten betrachtet, ihre Bewegungsfeiheit eingeschränkt. Die Verbrechen des Naziregimes, die vor allem nach 1945 bekannt wurden, diskreditierten die Deutschen in Kanada auf Jahrzehnte.
Diese Erfahrungen ließen die Deutschen enger zusammenrücken und spalteten zugleich die Gemeinden. Die Stigmatisierung als Nazis führte sie zusammen, andererseits konnten sich die vom Regime Verfolgten nicht mit den Deutschen identifizieren. So hatten etwa die Juden vor 1933 mit Stolz und für jedermann sichtbar an den deutschen Kulturveranstaltungen partizipiert und diese unterstützt. Nach 1945 zogen es die meisten vor, sich an jüdische Vereinigungen zu halten.
Unter den Sudetendeutschen blieben den sozialdemokratischen Vorkriegsflüchtlingen die Nachkriegsflüchtlinge fremd, insbesondere die, die mit dem Regime kollaboriert hatten. Sie publizierten einen eigenen Vorwärts (Toronto, 1948–55), und sie nannten sich eher Sudetenkanadier. Sie unterstützten die Co-operative Commonwealth Federation und ihre Nachfolgerin, die New Democratic Party. Nach 1965 gaben die konservativeren Sudeten den Sudeten-Boten (Pouce-Coupe, British Columbia, 1965– ) durch die Westkanadische Arbeitsgemeinschaft der Sudetendeutschen heraus.
Hatten die Donauschwaben vor dem Krieg noch Schlachtfest, Trachtenfest und besonders Kirchweih gefeiert, so setzten sie dies auch nach 1945 fort. Die Unterdrückung ihrer in Jugoslawien lebenden Familien durch Tito stärkte ihren Zusammenhalt. Jährlich feiern sie den Danube Swabian Day und pilgern zu Tausenden zum Schrein am Marylake unweit von Toronto. Diese Pilgerfahrt wurde von Pfarrer Wendelin Gruber initiiert, der damit an die jugoslawischen Lager erinnern wollte. In Toronto und Montreal kam es über die Schuldfrage am Zweiten Weltkrieg und rassische Fragen zu Streitigkeiten.
Die Russlanddeutschen hatten sich weder am Vereins- noch am politischen oder öffentlichen Leben beteiligt. Ihre Kultur organisierte sich um die Kirche. Sie idealisierten den Pietismus und die harte Arbeit, sie waren eine privilegierte Gruppe in ihren Gebieten. Sie setzten sich als „die Deutschen“ gegenüber den „Deutschländern“ ab, ein Zustand, der bis in die späten 70er Jahre anhielt. Für die nicht zu ihnen gehörenden Betrachter wies ihre Kultur allerdings starke Züge russischen Landlebens auf. Manche der eher urban lebenden Deutschen „zeigten Verachtung für die ‚unwissenden Russen‘, die kein ‚gutes Deutsch‘ und allgemein über wenig Bildung verfügten.“ Ihre Achtung vor ihrer Sprache und Kultur war gering. Die Nachkriegsdeutschen aus Russland und der Ukraine, vor allem aus Wolhynien, wehrten sich ihrerseits gegen diese Arroganz. Heute befindet sich an der Universität Winnipeg ein Lehrstuhl für deutsch-kanadische Studien, hinzu kommt die German Canadian Studies Foundation.
Der Anteil der Deutschen an der Bevölkerung lag 1871 bei 7 %, 1991 bei 10 %. Dies ist insofern irreführend, als erst ab 1981 Abstammungen von verschiedenen ethnischen Gruppen erfasst wurden. Hinzu kommt, dass eine kaum zu ermittelnde Zahl von Österreichern, Schweizern und Mennoniten mitgerechnet wurde. Wer also mütterlicherseits von Deutschen abstammte, wurde bis 1981 nicht mitgerechnet, und auch die, die ihre deutsche Herkunft nicht akzeptierten oder darüber im Unklaren waren, wurden nicht mitgerechnet.
Die Deutschen waren, ähnlich wie Skandinavier und Niederländer, dabei erstaunlich schnell bereit, ihre Muttersprache aufzugeben. Eine Untersuchung von 1976 zeigte, dass 35 % der ersten Generation sich als Kanadier identifizierten, 49 % als deutsche Kanadier oder Kanadier deutscher Abstammung und nur 10 % als Deutsche. In der zweiten Generation lagen diese Werte bereits bei 68, 15 und 12, in der dritten Generation gar bei 80, 16 und 0 %.
Eine Untersuchung von 1974 zeigte, dass 32 % der deutschsprachigen Immigranten sechs Monate nach ihrer Ankunft zu Hause Englisch sprachen - aber nur 13 % der Italiener taten dies. 1971 hatten bereits 71 % der deutschstämmigen Kanadier ihre Muttersprache aufgegeben. Nur Skandinavier und Niederländer, aber auch Flamen und Gälisch sprechende Kanadier zeigten ähnliche Trends.
Schon 1912 stellte der Herausgeber des Der Nordwester fest, dass „no other nationality learns English as rapidly as the Germans”, doch gleichzeitig stimmte er J.S. Woodsworth zu, dass der Deutsch-Kanadier „maintains allegiance to his language and to the traditions of his forefathers.“ Es bestand also eine hohe Bereitschaft, die Sprache aufzugeben, obwohl eine große Zuneigung zur deutschen Kultur und ihren Traditionen bestand. Selbst in der russischen Diaspora war ihnen die Bewahrung ihrer Kultur besser gelungen. Dazu trug bei, dass Deutsch neben den beiden offiziellen Landessprachen wenig Prestige besaß und vor allem, dass das Deutsche sehr inhomogen war und in stark voneinander abweichende Dialekte zerfiel. Des weiteren war die Stigmatisierung durch das Nazi-Regime nicht ohne Bedeutung, ebenso wie die zunehmende Urbanisierung und Vereinzelung. Sie waren die ethnische Gruppe, die am wenigsten dazu neigte, Cluster zu bilden, also „Germantowns“, wie es andere Ethnien tun. Umgekehrt war die Bezeichnung „Deutscher“ für die übrigen Kanadier vielfach ein Synonym für Nazi, aber auch Militarismus, Rassismus, Antisemitismus und Völkermord. Die Deutschen bemühten sich, unauffällig zu sein und sich dem Mainstream einzufügen.
Trotz ihres wirtschaftlichen Erfolgs gelang es nicht, dies in gesellschaftliches Prestige umzusetzen. Hinzu kam, dass höhere Bildung und Einkommen, sowie höherer Status, wie sie viele Deutschen anstrebten und erreichten, tendenziell dazu führten, dass sie ihre Muttersprache weniger gebrauchten und stattdessen sehr gut bis perfekt Englisch sprachen, sich weniger auf ethnische Traditionen bezogen und häufiger außerhalb ihrer Ethnie heirateten.
1931 waren vier Fünftel der Deutschen in den Prärieprovinzen mit einer Deutschen verheiratet, in British Columbia galt dies jedoch nur für jeden zweiten Deutschen. Dementsprechend sprach man in der Prärie in 76 % der Haushalte Deutsch. Zwischen 1951 und 1971 heirateten deutsche Männer und Frauen zu etwa der Hälfte Nicht-Deutsche, meist Kanadier britischer Herkunft. Die in Kanada Geborenen heirateten 1971 bereits zu 62 % „extern“.
Diese Endogamieraten lagen 1981 in Ontario und Toronto bei 81 und 76 %. In Edmonton lag diese Rate 1985 sogar bei 96,2 %, während sie bei den Einwanderern der ersten Generation bei 61,4 % lag. Praktisch keiner der Deutschen, die in gemischter Ehe lebten, sprach zu Hause Deutsch. Selbst wenn ihre Kinder in einer Schule Deutsch lernten, so sprachen sie praktisch nie Deutsch zu Hause.
Die meisten Eltern unter den Nachkriegseinwandern schickten ihre Kinder auf Deutschschulen, um ihnen auf lange Sicht gesellschaftliche Vorteile zu verschaffen, nur 13 % dachten dabei vorrangig an den Erhalt von Kultur und Traditionen. Vor allem Frauen bestanden darauf, selbst wenn sie zu Hause nicht Deutsch sprachen, dass ihre Kinder die Sprache lernten. Obwohl zwei von drei Deutschkanadiern angaben, die Sprache der Vorfahren erhalten zu wollen, blieb dies folgenlos. Schon in der ersten Generation sprachen 1975 nur 78 % fließend Deutsch. In der zweiten Generation stürzte dieser Anteil auf 4,6 % ab, in der dritten Generation war die Sprache verschwunden. Grundkenntnisse wiesen zwei Drittel der zweiten, und 27 % der dritten Generation auf. Im gesamten Land ging der häusliche Gebrauch der Sprache zwischen 1971 und 1991 um 32 % zurück. 1972 waren dies bei den Hutterern 100 %, bei den Mennoniten 69 % und bei den Katholiken immerhin noch 29 %. 1985 hatten selbst die Mennoniten das Deutsche schon weitgehend aufgegeben.
1979 untersuchte man die deutschen Gruppen in Toronto. Sie waren weitgehend assimiliert. So waren die Angehörigen der dritten Generation unter den kanadischen Ethnien am wenigsten ausschließlich bei der Wahl ihrer Freunde, beteiligten sich am wenigsten in ethnischen Funktionen, zeigten das geringste Interesse an ethnischen Medien - letzteres sogar schon ab der zweiten Generation. Sie aßen nur selten deutsche Küche, nur 0,7 % besuchten eine deutsche Schule.
Die Frage, ob bei den Deutschen in Kanada das Konzept einer ethnischen Gruppe - trotz der divergenten Hintergründe der Teilgruppen - überhaupt ein sinnvolles ist, wird erst seit wenigen Jahren aufgeworfen.
Wie bei allen Ethnien Kanadas, so sind die Archivalien äußerst verstreut. Das gilt vor allem für die Deutschen, deren Bestände sich vor allem in Potsdam, Bonn, Koblenz, Wien und Basel finden, aber auch in Moskau, Riga, Budapest, um nur einige zu nennen. In Kanada selbst spielt das National Archives in Ottawa, aber auch das Archiv der Hudson's Bay Company oder die Archive der Provinz- und Territoriumshauptstädte eine wichtige Rolle. Arthur Grenke vom National Archives of Canada publizierte 1989 einen Führer zu den Archival Sources for the Study of German Language Groups in Canada (Ottawa, 1989).
Allgemein zur deutschen Auswanderung:
Zu den Deutsch-Kanadiern:
Eine übergreifende Untersuchung über die Zeit von 1914 bis 1939 fehlte lange. Sie wurde 2006 von Jonathan Wagner vorgelegt.
Zur Zeit des Nationalsozialismus:
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