Kanada, das in den Hauptsprachen des Landes, also Englisch und Französisch, Canada heißt, ist ein Staat in Nordamerika, der zwischen dem Atlantik im Osten und dem Pazifik im Westen liegt, was in der kanadischen Nationalflagge, der „Ahornblattflagge“, durch die roten Streifen links und rechts zum Ausdruck gebracht wird. Nordwärts erstreckt sich das Land bis zum Arktischen Ozean. Nach Süden grenzt es an die Vereinigten Staaten von Amerika, ebenso wie im Nordwesten, wo eine rund 2.500 km lange Grenze zwischen Alaska und den beiden kanadischen Provinzen Yukon und British Columbia verläuft. Die Südgrenze zu den USA verläuft im Westen entlang des 49. Breitengrads und ist 6400 km lang. Gemessen an der Fläche ist Kanada der zweitgrößte Staat der Erde nach Russland, doch ist Kanada sehr dünn besiedelt und nur im Süden existieren städtische Ballungsräume.
Die Besiedlung durch Indianer (s. First Nations) begann spätestens vor 12.000 Jahren, die Inuit folgten vor rund 5.000 Jahren. Ab dem späten 15. Jahrhundert landeten Europäer - Portugiesen, Italiener, Engländer, Basken und Franzosen - an der Ostküste und begannen um 1600 mit der Kolonialisierung. Bald setzten sich Franzosen und Engländer fest. In dieser Zeit breitete sich die Bezeichnung „Canada“ aus, das ursprünglich ein Name für ein Dorf der Irokesen war. Frankreich trat 1763 im Zuge des Siebenjährigen Krieges seine Kolonie Neufrankreich an Großbritannien ab. 1867 gründeten vier britische Kolonien die Kanadische Konföderation. Mit dem Statut von Westminster erhielt das Land 1931 gesetzgeberische Unabhängigkeit, die meisten verfassungsrechtlichen Bindungen zum Vereinigten Königreich wurden 1982 aufgehoben. Staatsoberhaupt ist aber weiterhin Königin Elisabeth II., die durch einen Generalgouverneur vertreten wird.
Kanada ist ein auf dem Westminster-System basierender parlamentarisch-demokratischer Bundesstaat und eine parlamentarische Monarchie. Die Amtssprachen sind Englisch und Französisch, in den Provinzen im Süden und den Territorien im Norden gelten eigene Regelungen.
Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Provinz Québec, die Rechte der frankophonen Kanadier und die der indigenen Völker (First Nations, Inuit und Métis) sind zentrale Konfliktlinien innerhalb der Gesellschaft. Die Verschränkung von Klimawandel und Umweltschutz, Einwanderungspolitik und Rohstoffabhängigkeit, die Wirtschaftskrise sowie das Verhältnis zum südlichen Nachbarn, von dem kulturell und historisch bedingt ein zwiespältiges Bild besteht, kennzeichnen die öffentlichen Debatten.
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Der Name Kanada ist vom Wort kanata abgeleitet, das in der Sprache der Sankt-Lorenz-Irokesen „Dorf“ oder besser „Siedlung“ bedeutete.1 1535 gaben Bewohner der Region um die heutige Stadt Québec dem französischen Entdecker Jacques Cartier eine Wegbeschreibung zum Dorf Stadacona.2 Cartier verwendete daraufhin die Bezeichnung Canada nicht nur für dieses Dorf, sondern für das ganze Gebiet, das von dem in Stadacona lebenden Häuptling Donnacona beherrscht wurde.2a Ab 1545 war auf Karten und in Büchern die Bezeichnung Canada für diese Region üblich. Cartier nannte außerdem den Sankt-Lorenz-Strom Rivière de Canada, ein Name, der bis zum frühen 17. Jahrhundert in Gebrauch war. Forscher und Pelzhändler zogen in Richtung Westen und Süden, wodurch das als „Kanada“ bezeichnete Gebiet wuchs. Im frühen 18. Jahrhundert wurde der Name für den gesamten heutigen mittleren Westen bis Louisiana benutzt. Die seit 1763 britische Kolonie Québec wurde 1791 in Oberkanada und Niederkanada aufgeteilt, was etwa den späteren Provinzen Ontario und Québec entsprach. Sie wurden 1841 wieder zur neuen Provinz Kanada vereinigt.
1867 erhielten die neu gegründeten Bundesstaaten der Kolonien in Britisch-Nordamerika den Namen „Canada“ und den Titel Dominion. Bis in die 50er Jahre war die Bezeichnung „Dominion of Canada“ üblich. Mit der zunehmenden politischen Autonomie gegenüber Großbritannien verwendete die Regierung mehr und mehr die Bezeichnung Canada in rechtlich bindenden Dokumenten. Das Kanada-Gesetz von 1982 bezieht sich nur noch auf Canada, die inzwischen einzige amtliche Bezeichnung.
Kanada ist mit einer Fläche von 9.984.670 km² das zweitgrößte Land der Erde. Es nimmt rund 41 % des nordamerikanischen Halbkontinents ein. 9.093.507 km² sind Land- und 891.163 Wasserfläche. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung, von Kap Columbia auf Ellesmere in Nunavut bis Middle Island im Eriesee, beträgt 4.634 km, die größte Ost-West-Ausdehnung 5.514 km, von Cape Spear auf Neufundland bis zur Grenze des Yukon zu Alaska. Die Gesamtlänge der Grenze zwischen Kanada und den USA beträgt 8.890 km. Kanada hat mit 243.042 km zugleich die längste Küstenlinie der Welt.2e
Ein weiterer Nachbar ist Grönland, das durch den weniger als 30 km breiten Kennedy Channel von der nördlichsten kanadischen Insel Ellesmere getrennt wird, und dessen Außenpolitik von Dänemark geführt wird. In diesem Kanal kam es 2005 zu einem Konflikt um die Hans-Insel; 2007 erkannte Kanada an, dass der Ostteil zu Dänemark gehört. Schließlich existiert mit der Inselgruppe St. Pierre et Miquelon südlich von Neufundland ein Überbleibsel der französischen Kolonie Neufrankreich.
Die größte Insel ist die Baffininsel im Nordosten. Die nördlichste Halbinsel ist Boothia.
Die geologische Basis der östlichen Provinzen bilden bis zu 4,03 Milliarden Jahre alte, abgetragene Berge des Kanadischen Schildes. Dieser um die Hudson Bay gelegene Schild nimmt fast die Hälfte des Staatsgebiets ein. Abgesehen von einigen Bergen im östlichen Québec und in Labrador - höchster Punkt ist mit 1652 m der Mont D'Iberville bzw. Mount Caubvick an der Grenze zur Provinz Neufundland und Labrador - ist die Landschaft flach und hügelig. Das Gewässernetz ist dicht, die Entwässerung der Region erfolgt über eine Vielzahl von Flüssen. Die südliche Hälfte des Schildes ist mit borealen Wäldern bedeckt, während die nördliche Hälfte einschließlich der Inseln des arktischen Archipels jenseits der Baumgrenze liegt und mit Felsen, Eis und Tundrenvegetation bedeckt ist. Die östlichen Inseln des Archipels sind gebirgig, die westlichen dagegen flach.
Westlich und südlich des Kanadischen Schildes liegen die Ebenen um den Sankt-Lorenz-Strom und die Großen Seen. Die natürliche Vegetation des südlichen Teils der dort liegenden Prärieprovinzen Saskatchewan, Manitoba und Alberta ist das Präriegras; der nördliche Teil dagegen ist bewaldet.
Die teils aktiven Vulkane der Gebirgszüge der Coast Range und der Rocky Mountains, wie der Mount Edziza oder die Northern Cordilleran Volcanic Province im Norden British Columbias, dominieren das westliche Kanada. Sie verlaufen in Nord-Süd-Richtung durch den Yukon und British Columbia, die dortige Küstenlinie wird tief von Fjorden durchschnitten. Vor der Küste liegt Vancouver Island, eine 31.285 km² große Insel, die einen Ausläufer des Küstengebirges darstellt.
Bis 2010 nahm man an, dass die Rocky Mountains der Rest einer in sich zusammengefallenen Hochebene sind, jedoch zeigten Untersuchungen, dass sich vor 50 Millionen Jahren der Westen Nordamerikas zu heben begann. Wie eine extrem langsame Welle setzte sich diese Hebung in den folgenden 22 Millionen Jahren von West-Kanada bis nach Mexiko südwärts fort.2k Ebenfalls vor 50 Millionen Jahren sank der breite Küstensaum, der ein ebenso gewaltiges Gebirge trug, ein, als die alte Farallon-Platte, eine rund 14 Millionen km² große tektonische Platte im Pazifik, zerbrach.2l
Höchster Berg des Landes und zweithöchster Nordamerikas ist der 5.959 m hohe Mount Logan im südwestlichen Yukon, wo sich auch die größten Gletscher befinden. Diese Gletscher der Eliaskette bilden mit einer Ausdehnung von 380 km nach den Eiskappen der Pole das größte Eisfeld der Erde. Ein weiteres Gebirgssystem verläuft entlang der Nordostküste von Ellesmere Island (Arktische Kordillere) bis zu den Torngat-Bergen in Québec. Höchster Berg ist mit 2616 m der Barbeau Peak. Im Osten des Landes liegen die nördlichen Appalachen und die Laurentinischen Berge, erstere erreichen auf kanadischem Gebiet Höhen bis 1268, letztere bis 1166 m.
Der wichtigste Fluss ist der 3.058 km lange Sankt-Lorenz-Strom. Er wird als Wasserstraße zwischen den Großen Seen und dem Atlantik genutzt. Kanadas zweitlängster Fluss ist der Mackenzie River (1.903 km) in den Nordwest-Territorien. Weitere bedeutende Flüsse sind der Yukon (3.185 km) und der Columbia River (1.953 km), die teilweise in den Vereinigten Staaten verlaufen, der Fraser (1.375 km), der Nelson (bis zu 2.671 km), der Churchill (856 km, bzw. bis zu 1.609 km) und der Manicouagan (ca. 560 km) sowie Nebenflüsse wie der Saskatchewan (547 km, bzw. bis zu 1.930 km mit dem South Saskatchewan River, der 1.392 km lang ist, hinzu kommt der North Saskatchewan, der 1.287 km lang ist), der Peace River (bis zu 1.923 km), der Ottawa (1.271 km), der Athabasca (1.231 km) und der Liard River (1.115 km).
7,6 % des Landes sind mit rund zwei Millionen Seen bedeckt. 563 Seen sind größer als 100 km².3 Zu den größten Seen gehören der Große Bärensee (31.153 km²), der Große Sklavensee (27.048 km²), der Winnipeg- (24.420 km²), der Athabasca- (7.850 km²) sowie die Großen Seen (zusammen rund 245.000 km²), durch die mit Ausnahme des Michigansees die Grenze zum südlichen Nachbarland verläuft.
Kanada umfasst Klimazonen vom Polarklima bis zum gemäßigten Klima. Überwiegend ist das boreale Klima mit langen kalten Wintern und kurzen heißen Sommern bestimmend. Die Jahreszeiten sind in den Provinzen Québec und Ontario am deutlichsten ausgeprägt, mit kalten Wintern, milden Frühjahren und Herbstmonaten und von Juli bis September oft sehr schwül-heißen Sommern mit Durchschnittstemperaturen um 25 °C, die aber auch häufig weit über 30° ansteigen. An der Westküste findet man maritimes Klima mit hohen Niederschlägen, da sich die feuchte, vom Pazifik kommende Luft am Westrand des Küstengebirges abregnet. Den Niederschlagsrekord hält Ucluelet in British Columbia mit 489,2 mm an einem einzigen Tag, dem 6. Oktober 1967.
Im Winter 2004/2005 wurden Temperaturen von −58 °C in Burwash Landing (Yukon) gemessen,4 die tiefste je gemessene Temperatur wurde mit -63 °C in Snag, ebenfalls im Yukon, am 3. Februar 1947 gemessen.5 Die höchste Temperatur mit 45 °C wurde in Midale und Yellow Grass im Südosten der Provinz Saskatchewan am 5. Juli 1937 gemessen.
Am häufigsten leiden die Prärieprovinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba unter Trockenheit. Eines der trockensten Jahre war das Jahr 1936, das trockenste 1961. Regina erhielt 45 % weniger Regen als im Durchschnitt. 1988 war so trocken, dass jeder zehnte Farmer aufgeben musste. Das wärmste Jahr in Kanada war das Jahr 1998.6
Rund 20 % der weltweit verbleibenden Wildnisgebiete (ohne Antarktis) liegen in Kanada. Von diesen Gebieten ist ein großer Teil von Wäldern bedeckt. Dennoch ist nur noch ein geringer Teil davon Urwald.7 Die größte Artenvielfalt weist dabei der Süden des Landes auf, eine Vielfalt, die zugleich durch menschlichen Siedlungsdruck am stärksten gefährdet ist, da die Habitate durch Straßen- und Städtebau, durch Industrieanlagen und Öl- und Gasleitungen sowie Landwirtschaft zerstört werden. Hingegen ist die von Natur aus geringere Artenvielfalt im Norden eher durch Rohstoffunternehmen und Holzeinschlag gefährdet.7a Das gilt etwa für Kreuzblütengewächse, aber auch für einige Vogel- und Schmetterlingsarten, für Karibus und eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, deren regionale Vorkommen gefährdet sind.
Die nördliche Waldgrenze verläuft von der Ostküste Labradors über die Ungava-Halbinsel Richtung Süden entlang des Ostufers der Hudson Bay und setzt sich Richtung Nordwesten zum Unterlauf des Mackenzie und weiter nach Alaska fort. Die Vegetation der südlichsten Tundragebiete besteht aus niedrigem Buschwerk, Gräsern und Riedgras. Die nördlichsten Gebiete sind zu weniger als einem Zehntel mit den für die Polargebiete typischen Moosen bedeckt.
Südlich der Baumgrenze, von Alaska bis Neufundland, schließt sich eines der größten Nadelwaldgebiete der Welt an. Im Osten, von den Großen Seen bis zu den Küsten, wachsen hauptsächlich Mischwälder mit Zuckerahorn, Buchen, Birken, Kiefern und Kanadischen Hemlocktannen (Tsuga canadensis). Die Tiefebenen im äußersten Süden sind mit Laubwäldern bedeckt. Hier gedeihen neben Hickorybäumen, Eichen und Ulmen, Kastanien, Ahorn und Walnussbäume. In den westlichen Berggebieten sind die Fichte (genauer Weiß- und Schwarzfichte), Douglasie und Lodgepole-Kiefer am weitesten verbreitet. Auf Hochebenen wachsen außerdem Zitterpappel und Gelbkiefer. Die Vegetation der niederschlagsreichen Pazifikküste wird von Wäldern aus dichten, hohen Douglasfichten, westlichen Red Cedars und Hemlocktannen beherrscht. Das Prärieland ist zu trocken, um mehr als vereinzelte Baumgruppen hervorzubringen. Vom ursprünglich weiten, hügligen Grasland ist heute nur noch wenig übrig; es ist dem Weizengürtel gewichen.
Die arktischen Gewässer bieten Nahrung für Wale, Walrosse, Seehunde und für Eisbären. In den Tundren leben Moschusochsen, Karibus, Polarwölfe, -füchse und -hasen sowie Lemminge, aber auch Vielfraße. Viele Zugvögel verbringen hier den Sommer, darunter Alke, zahlreiche Entenarten, Möwen, Seeschwalben und andere Seevögel. Die Wälder im Norden sind Lebensraum für Karibus und Elche, Luchse, Schwarz- und Grizzlybären, eine Unterart des Braunbären. Vor allem an der Pazifikküste und in den Flusssystemen spielen Lachse eine überaus wichtige Rolle in der ansonsten nährstoffarmen Region. Neben diesen überwiegend im Salzwasser lebenden Fischen sind die zahlreichen nacheiszeitlichen Seen Habitate für etwa 200 Fischarten. Diese relativ geringe Zahl hat ihre Ursache in den Vergletscherungsphasen des Landes, die die Fischpopulationen immer wieder auslöschten. Hinzu kommen zahlreiche Parasitenarten. Aber auch die Fische der Ozeane, die die Flüsse aufwärts schwimmen, sind nicht ungefährdet, da Fischzuchten ihnen den Lebensraum streitig machen und neue Krankheiten einschleppen. Das gilt insbesondere für Lachszuchten.
Biber, Marder, Bisamratten, Nerze waren die Grundlage des inzwischen unbedeutenden Pelzhandels. Weiter im Süden findet man Wapitis, während es in dichter besiedelten Landstrichen vor allem kleinere Säugetiere, wie Grau- und Backenhörnchen, Wiesel und Otter gibt. In den Präriegebieten leben kleinere Tiere, wie Präriehasen, Taschenratten und das spitzschwänzige Rauhfußhuhn sowie Bisons und Pronghornantilopen. In den westlichen Bergen gibt es Dickhornschafe und Berg- oder Schneeziegen.
Fünf Milliarden Vögel kommen jeden Sommer in die borealen Wälder. Daher hat Kanada 1917 zusammen mit den USA angefangen, Schutzgebiete für Zugvögel einzurichten. Heute bestehen 92 solcher Gebiete mit einer Gesamtfläche von etwa 110.000 km².8 Zur artenreichen Vogelwelt zählen der Kardinal, der Waldsänger, der Weißkopfseeadler und die Spottdrossel sowie der seltene Marmelalk, der nur in alten Wäldern überleben kann. Am Manitobasee findet sich eine Kolonie von Nashornpelikanen, deren Zahl wieder auf fast 2.000 angestiegen ist.
Die Tier- und Pflanzenwelt steht heute in 42 Nationalparks, die seit 1885 entstanden sind, weit über tausend Provinzparks und Naturreservaten unter Schutz. Größtes Schutzgebiet ist der 44.802 km² große Wood-Buffalo-Nationalpark im nördlichen Alberta und den Nordwest-Territorien, jüngstes der Nationalpark Torngatberge in Labrador. Bemerkenswert ist der mit etwa 6.000 Tieren größte Bisonbestand der Welt. Viele Seengebiete sind im Sommer allerdings praktisch unzugänglich, da hier zahlreiche Stech- und Kriebelmücken leben, und das Straßennetz in diesen kaum bewohnten Gebieten extrem dünn ist.
Sie sind aber nur ein Teil der aus über 55.000 Arten bestehenden Insektenwelt, zu denen noch etwa 11.000 Milben- und Spinnenarten kommen. Von diesen Arten ist kaum die Hälfte beschrieben. Bis 1988 waren 1.256 Spinnenarten bekannt, die in Kanada lebten. Hinzu kamen, um nur einige zu nennen, 1.915 Milben- und Zeckenarten sowie 54 Skorpione und verwandte Arten, 250 Arten der Steinfliege, 133 der Springschrecken, 362 der Tierläuse, 3.079 der Schnabelkerfe, 6.748 der Käfer, hinzu kamen 7.058 Fliegenarten, 6.028 Hautflügler und 4.692 Arten von Schmetterlingen und Motten.8a
Wie überall, so beeinflussten geographische, klimatische und historische Faktoren die Fauna und Flora Kanadas. Als letzter großer Einschnitt gilt die Vereisung fast ganz Kanadas, die vor etwa 1,5 Millionen Jahren begann und bis vor etwa 10.000 Jahren andauerte. Danach hob sich das Land, das von der gewaltigen Last befreit wurde, vielfach um mehrere Dutzend Meter, gewaltige Wassermassen sammelten sich in riesigen Seen, wie dem Agassiz-See, der mehr als 400.000 km² Land in Manitoba, Saskatchewan, Ontario, aber auch im Norden Minnesotas und Nord-Dakotas bedeckte. Diesen sich vergleichsweise schnell wandelnden Bedingungen passten sich Pflanzen, Pilze und Tiere an und eroberten die eisfreien Gebiete sukzessive zurück. Etwa um diese Zeit rückten die ersten Menschen dem sich zurückziehenden Eis nach. Eine wichtige Rolle spielten dabei die sogenannten Refugia, die während der gesamten oder eines Teils der Vereisungsphase eisfrei blieben. Das bekannteste von diesen eisfreien Refugia ist Beringia, wo viele arktische Formen überlebten, und das eine Landbrücke nach Nordostasien darstellte. Ein weiteres Refugium war Banks lsland und das angrenzende Festland, hinzu kamen Gebiete an der Mündung des Sankt-Lorenz und im Umkreis von Neufundland. Wahrscheinlich existierten weitere Refugia auf Ellesmere lsland, auf den Queen Charlotte Islands und auf Baffin lsland. Zur schnellen Ausbreitung zahlreicher Arten haben zudem Warmperioden, insbesondere das Hypsithermal (vor ca. 8 bis 5.000 Jahren) beigetragen, die höhere Temperaturen aufwiesen als heute. Die wohl wichtigste Quelle der Wiederausbreitung von Flora und Fauna waren wahrscheinlich die südlichen, heute überwiegend in den USA gelegenen Gebiete, die nie von Gletschern bedeckt waren. Sieht man von den Cypress Hills im Süden von Alberta und Saskatchewan ab, die eisfrei blieben, so war der gesamte Süden vereist. Schließlich bestanden einige Refugia im Westen British Columbias. Das Hypsithermal war eine Zeit großer Trockenheit. Sie dürfte die Bisonherden nord- und ostwärts getrieben haben oder sie dazu veranlasst haben, sich in Flusstälern und Refugien wie die Cypress Hills zurückzuziehen. Ihnen folgten die menschlichen Jäger.
→ Siehe auch: Liste der Städte in Kanada
Bei der Volkszählung des Jahres 2011 ermittelten die Behörden eine Gesamtzahl von 33.476.688 Einwohnern, inzwischen rechnet man mit etwa 35 Millionen. Von den menschlichen Bewohnern des Jahres 20099 lebten über 54 % in den dreißig größten Städten. Geht man von den Ballungsräumen aus, steigt diese Zahl auf über 70 %. Toronto ist mit 5.583.064 Einwohnern (Stand: 2011) der größte Ballungsraum.10 Montreal zählte 3.824.221, Vancouver 2.313.328 Einwohner. Weitere Ballungsräume sind die Bundeshauptstadt Ottawa-Gatineau (1.236.324), Calgary (1.214.839), Edmonton (1.159.869), Québec (765.706), Winnipeg (730.018) und Hamilton (721.053). Zwei weitere Ballungsräume weisen eine Einwohnerzahl von weniger als 500.000 auf (Kitchener - Cambridge - Waterloo und London mit 477.160 bzw. 474.786), alle anderen liegen unter 400.000.
Sieht man von Québec und Montréal ab, die im 17. Jahrhundert gegründet wurden, so entstanden die Metropolen im Wesentlichen im 19. Jahrhundert. Dementsprechend besteht der Stadtkern aus oftmals unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden, zwischen denen vor allem seit den 70er Jahren zahlreiche Hochhäuser entstanden. Das Umland ist stark zersiedelt, so dass die Städte große Areale besetzen, die durch Autobahnen und innerstädtische Schnellstraßen miteinander verbunden sind. Naherholungsgebiete und innerstädtische Parks, wie der über 400 ha große Stanley Park in Vancouver oder die Toronto Islands vor Toronto prägen die Stadtlandschaft ebenso, erst recht die ausgedehnten Parkanlagen von Edmonton und Winnipeg.
Die Volkszählungen von 2006 und 2011 ergaben eine Einwohnerzahl von 31.612.897 bzw. 33.476.688. Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von etwa 3,2 bzw. 3,35 Einwohnern/km². Die Bevölkerung konzentriert sich auf einem bis zu 350 km breiten Streifen entlang der Südgrenze. Weite Teile des Nordens sind hingegen nahezu unbewohnt. Fast vier Fünftel der Kanadier leben in Städten. Fast zwei Drittel von ihnen leben in den Provinzen Ontario (2011: 12.851.821, 2006: 12.160.282 Einwohner) und Québec (7.903.001 bzw. 7.546.131), davon wiederum der überwiegende Teil entlang des St.-Lorenz-Stroms, das heißt rund um Toronto, Montréal, Québec, Ottawa, London und Hamilton, also im Windsor-Québec-Korridor. 4.479.934 bzw. 4.113.487 Menschen lebten in British Columbia. In den Prärieprovinzen lebten rund 5,5 Millionen Menschen, davon 3.645.257 (3.290.350) in Alberta, in Manitoba 1.208.268 (1.148.401) und in Saskatchewan 1.033.381 (968.157) Menschen. Der Norden ist noch dünner besiedelt. Nunavut mit seinen 31.906 (29.474) Einwohnern ist das am dünnsten besiedelte Gebiet Kanadas, die zweitwenigsten Menschen beherbergt der Yukon mit 33.897 (30.372).11
Kanada ist ein Einwanderungsland. Sieht man von den indianischen Gruppen und den Inuit ab, die vor 10.000 v. Chr. bzw. um 5.000 v. Chr. aus Nordostasien ins Land kamen, so erfolgte ab dem frühen 17. Jahrhundert ein weiterer Einwanderungsschub, diesmal aus Europa. Zunächst kleine Gruppen kamen vor allem aus England, Frankreich, aber auch aus den italienischen Herrschaftsgebieten, aus dem Heiligen Römischen Reich bzw. dem Deutschen Reich, den Vereinigten Niederlanden. Vor allem nach 1867 kamen sie aus Russland, Ungarn, der Ukraine, aus Polen, Südosteuropa sowie seit 1812 aus den USA. Seit den 1990er Jahren wächst die Zahl der Einwanderer aus China, wobei Chinesen bereits Mitte des 19. Jahrhunderts in den Westen des Landes kamen. Inzwischen wächst auch die Zahl der Zuwanderer aus Süd- und Südostasien.
Von den etwa 6 Millionen deutschen Auswanderern der Jahre 1820 bis 1914 gingen nur 1,3 % nach Kanada, hingegen 89 % in die USA. Von den 605.000 der Jahre 1919 bis 1933 gingen 5 % nach Kanada, über 10 % nach Brasilien und immer noch 71 % in die USA. Von den 1,2 Millionen der Jahre 1950 bis 1969 bereits gingen 25 % dorthin, das entsprach 300.000 Menschen. Zwischen 1871 und 1914 lag das Zahlenverhältnis der in die USA auswandernden Deutschen aus Osteuropa zu der der Auswanderer aus dem Deutschen Reich bei 8:1, und noch zwischen 1919 und 1939 bei 4:1. Die meisten kamen aus dem Gebiet der späteren Sowjetunion, viele kamen aber auch aus Österreich-Ungarn. Von 1816 bis 1915 verdreifachte sich die Bevölkerung des Reichs auf 68 Millionen. Die meisten Einwanderer aus dem Reich kamen aus Südwestdeutschland, wo Erbteilung, Frühindustrialisierung und Bevölkerungswachstum zu stärkerer Entwurzelung und Verarmung geführt hatten, als in den prosperierenden Gebieten. 1991 gaben fast 2,8 Millionen Kanadier an, deutscher Herkunft zu sein, davon ein Drittel ausschließlich. 180.000 von ihnen waren in Deutschland geboren.12 2006 waren 3.179.425 Kanadier deutscher Herkunft, also knapp 10 %.
Die Wachstumsrate der Bevölkerung ist, vor allem aufgrund der nach wie vor hohen Einwanderungsquote, die höchste innerhalb der G8-Staaten. Sie betrug zwischen 2001 und 2006 +5,4 %, bis 2011 stieg die Bevölkerung um weitere 5,9 %. Allerdings sank der jährliche Anstieg von 1,02 % im Jahr 2000 auf 0,78 % im Jahr 2012. Die Nettomigrationsrate belief sich im Jahr 2000 auf 6,2 pro 1000 Einwohner und sank bis 2008 kontinuierlich auf 5,62; bis 2012 stieg sie wieder leicht auf 5,65 an. Die Geburtenrate betrug im Jahr 2000 11,41 pro 1000 Einwohner, sank bis 2003 auf 10,99, die Sterberate lag 2006 bei 7,61, der Geburtenüberschuss also bei 3,38. 2006 standen 346.082 Geburten 228.829 Todesfälle gegenüber, das aus dem Land stammende Bevölkerungswachstum lag also bei über 117.000 Einwohnern. Für 2012 schätzt man die Geburtenrate auf 10,28 pro 1000 Einwohner. Die Sterberate stieg von 7,39 im Jahr 2000 auf 8,09 im Jahr 2012. Die Kindersterblichkeit sank von 5,08 pro 1000 Einwohner im Jahr 2000 auf 4,63 im Jahr 2007; 2008 sprang sie wieder auf den Stand von 2000 um 2012 wieder leicht auf 4,85 zu sinken. Kanada wies im Jahr 2006 eine Ärztedichte von 1,91 pro 1000 Einwohner auf. Damit lag Kanada deutlich unter der Versorgungsdichte der USA (2,67 im Jahr 2004), Mexikos (2,89), Deutschlands (3,53) oder Russlands (4,31).
Die Lebenserwartung eines neugeborenen Kanadiers liegt laut CIA Factbook bei 81,48 Jahren. Für 2000 wurde sie auf 79,43 Jahre geschätzt, für 2005 auf 80,1. Dabei lag 2009 die Lebenserwartung der Mädchen bei 83,91, die der Jungen hingegen nur bei 78,69 Jahren. Für 2010 liegt die Schätzung bei 84 bzw. 78,72 Jahren, womit sich der Abstand weiter vergrößert hat.13 26 % der Kanadier sind 19 Jahre oder jünger, 13 % 65 Jahre oder älter. Das mittlere Alter der erwerbsfähigen Bevölkerung liegt bei 42 Jahren, die Schätzung für 2011 liegt bei 43,7 Jahren. Der Median ist seit 1966 von knapp 26 auf 39,5 Jahre gestiegen. 2006 waren 4.635 Kanadier mehr als 100 Jahre alt, davon waren 3.825 Frauen (ca. 82,5 %). 2001 waren erst 3.790 und 1996 nur 3.125 über 100 Jahre alt.14
In Kanada unterscheidet man drei Gruppen indigener oder autochthoner Völker: die First Nations (auch „Indianer“ genannt), die Inuit und die Métis. Letztere sind ganz überwiegend Nachfahren von Europäern, die mit indianischen Frauen eine Verbindung eingegangen waren. Sie haben zwei eigene Sprachen entwickelt, das Michif, das fast nur französische Substantive und Cree-Verben kennt, und das Bungee, das aus Cree und Schottisch-Gälisch entstand. Zahlreiche weitere Kanadier haben indianische Vorfahren. Deren Ehen wurden sehr häufig nach der „Sitte des Landes“ (custom of the country) geschlossen, also ohne kirchliche oder staatliche Mitwirkung – wie es bei Ehen zwischen Männern der Hudson’s Bay Company und Indianerinnen üblich war. Nach dieser Sitte geschlossene Ehen waren erst ab 1867 vor dem britischen Gesetz gültig.
2006 gaben 1.172.790 Kanadier an, Angehörige einer indigenen Gruppe zu sein. Das entsprach 3,8 % der Bevölkerung, wobei dieser Anteil regional sehr stark schwankt. Die Indigenen verteilten sich auf folgende Gruppen:
Im Schnitt sind die auch als Aboriginals bezeichneten Ureinwohner erheblich jünger als die übrige Bevölkerung. So sind 50 % der indianischen Bevölkerung unter 23,5 Jahre alt, im übrigen Kanada liegt dieser als Median bezeichnete Wert bei 39,5 Jahren.
185.960 Kanadier sprachen im Jahr 2001 eine der 50 indigenen Sprachen. Diese umfassen die Sprachen der First Nations sowie Inuktitut, die Sprache der Inuit.
Die Interessen der indigenen Bevölkerung werden staatlicherseits von Indian and Northern Affairs bzw. Affaires indiennes et du Nord vertreten. Es ist neben den Inuit vor allem mit den als Indians bezeichneten First Nations befasst. Das Ministerium ist für die Anerkennung von Individuen zuständig, aber auch für die Anerkennung von Gruppen als Stämme (bands), von denen es eine Liste führt. Im Jahr 2010 waren 615 Gruppen als Stämme anerkannt.15 Dem Ministerium liegt das Indianergesetz von 1876 zugrunde. Die Indigenen selbst sehen sich allerdings eher in eigenen Organisationen, wie der Versammlung der First Nations oder anderen Organisationen vertreten. Sie berufen sich auf die Verträge, die mit Kanada und Großbritannien geschlossen wurden, wie die Numbered Treaties, auf allgemeine Menschenrechte und auf Entscheidungen der Obersten Gerichtshöfe Großbritanniens und Kanadas. Die Indianer besitzen erst seit 1960 das volle Wahlrecht, die Inuit erst seit 1962. Letzteren steht seit 1999 ein eigenes Territorium namens Nunavut zur Verfügung. Die First Nations haben zahlreiche Einzelabmachungen mit der Bundesregierung und den Provinzen getroffen, die vielen ein Traditionelles Territorium zugestehen, in denen sie besondere Rechte und Pflichten haben. Zugleich kommt es nach wie vor zu Auseinandersetzungen um Landrechte und den Abbau von Bodenschätzen, wie die Grassy-Narrows-Blockade, der Streit um die Urwälder am britisch-kolumbianischen Clayoquot Sound oder der Widerstand der Kitchenuhmaykoosib Inninuwug in Ontario zeigen. Seither rücken die Folgen der zwangsweise durchgeführten Assimilation und der Vernichtung der indigenen Kulturen zunehmend in den Mittelpunkt.
Seit 1996 wird der 21. Juni als National Aboriginal Day bzw. Journée nationale des Autochtones gefeiert.
→ Hauptartikel: Kanadisches Englisch, Französisch in Kanada, Indigene Sprachen Nordamerikas
Kanada weist eine enorme Sprachenvielfalt auf, die allerdings in vorkolonialer Zeit noch um ein vielfaches größer war. Heute werden über 200 Sprachen als Muttersprachen angegeben. Nach der Volkszählung von 2011 sprachen zu Hause 19.225.000 Einwohner Englisch und 6.043.000 Französisch. Das entsprach 58 bzw. 18,2 % der Gesamtbevölkerung. 6.390.000 weitere Bewohner nutzten zu Hause Immigrantensprachen, 213.000 indigene und schließlich 25.000 Zeichensprache. Von denjenigen, die eine Immigrantensprache angaben, sprachen 2.145.000 (6,5 %) weder Englisch noch Französisch. Am schnellsen wuchs zwischen 2006 und 2011 die philippinische Sprache Tagalog (+ 64 %) - die Zahl ihrer Sprecher stieg von 170.000 auf 279.000. Auch andere Sprachen wiesen hohe Wachstumsraten auf, vor allem Mandarin-Chinesisch (+50 %), Arabisch (+47 %), Hindi (+44 %), Kreolsprachen (+42 %), Bengali (+40 %), Persisch (+33 %) und Spanisch (+32 %). Italienisch, Polnisch und Griechisch waren hingegen rückläufig. Der Anteil der europäischen Einwanderersprachen lag bei 40 %, der der asiatischen bei 56 %. Neun von zehn Immigranten lebten in Großstädten, davon 80 % in den Metropolen Toronto, Montréal, Vancouver, Calgary, Edmonton oder Ottawa–Gatineau. Ihr Anteil liegt mit 32,2 % in Toronto am höchsten; in Montreal liegt er bei 16,5 % (davon 17,2 % Arabisch und 15,2 % Spanisch), in Vancouver bei 31 % (davon zwei Fünftel Chinesisch). Die etwa 60 Sprachen der First Nations und der Inuit werden vor allem in Quebec (20,9 % der Gesamtbevölkerung), Manitoba (17,7 %) und in Saskatchewan (16 %) zu Hause gesprochen. Cree, Ojibway und Inuktitut sind die größten indigenen Sprachen.
Amtssprachen sind Englisch und Französisch. Dabei geben 20,1 % der Bevölkerung weder die eine noch die andere als Muttersprache an. In der Kanadischen Charta der Rechte und Freiheiten, im Amtssprachengesetz und in den Amtssprachenverordnungen ist die Zweisprachigkeit festgeschrieben, die vom Amtssprachenkommissariat durchgesetzt wird. In den Bundesgerichten, im Parlament und in allen Institutionen des Bundes sind Englisch und Französisch gleichberechtigt. Die Bürger haben das Recht, Dienstleistungen des Bundes in englischer oder französischer Sprache wahrzunehmen. In allen Provinzen und Territorien wird den sprachlichen Minderheiten der Schulunterricht in eigenen Schulen garantiert, ein Anrecht, das lange umstritten war.16 Die Ursachen reichen bis in die französische und britische Kolonialisierungsphase zurück und standen zugleich mit kulturellen und konfessionellen Gegensätzen in Zusammenhang.
Englisch und Französisch waren 2006 die Muttersprachen von 59,7 % bzw. 23,2 % der Bevölkerung17, bei 68,3 % bzw. 22,3 % waren es im Jahr 2001 die zuhause am meisten gesprochenen Sprachen.18 98,5 % aller Einwohner sprechen Englisch oder Französisch (67,5 % sprechen nur Englisch, 13,3 % nur Französisch und 17,7 % beides).19 Nach der Volkszählung von 2011 sank der Anteil der beiden größten Muttersprachen von 59,7 auf 56,9 % (Englisch) bzw. von 23,2 auf 21,3 %.19a
Zwar leben 85 % aller Französisch Sprechenden in Québec, doch gibt es bedeutende frankophone Bevölkerungsgruppen in Ontario und in Alberta, im Süden von Manitoba, im Norden und Südosten von Neubraunschweig (Akadier; insgesamt 35 % der Bevölkerung dieser Provinz) sowie im südwestlichen Neuschottland und auf Cape Breton Island. Ontario hat die größte französischsprachige Bevölkerung außerhalb Québecs. Die Charta der französischen Sprache erklärt Französisch zur alleinigen Amtssprache in Québec. Neubraunschweig ist die einzige Provinz, deren Verfassung die Zweisprachigkeit garantiert.20 Andere Provinzen haben keine Amtssprache definiert, jedoch wird Französisch zusätzlich zu Englisch in Schulen, an Gerichten und für Dienstleistungen der Regierung verwendet. Manitoba, Ontario und Québec erlauben das gleichberechtigte Sprechen von Englisch und Französisch in den Provinzparlamenten, und Gesetze werden in beiden Sprachen erlassen. In Ontario kennen einzelne Gemeinden Französisch als zweite Amtssprache. Die Wahl der Hauptstadt des seinerzeitigen Britisch-Nordamerika durch Königin Victoria (1857) fiel wohl auf Ottawa, weil es an der Grenze zwischen franko- und anglophonem Gebiet lag.
Alle Regionen haben nicht-englisch- oder -französischsprachige Minderheiten. Offiziellen Status besitzen mehrere Sprachen der First Nations in den Nordwest-Territorien. Im hauptsächlich von Inuit bewohnten Nunavut ist Inuktitut die Mehrheitssprache und eine von drei Amtssprachen. Mehr als 6,1 Millionen Einwohner bezeichnen weder Englisch noch Französisch als ihre Erstsprache. Am weitesten verbreitet sind Chinesisch (1.012.000 Sprecher), Italienisch (455.000), Deutsch (450.000), Panjabi (367.000) und Spanisch (345.000).20a Das Kanadisch-Gälische, um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch die dritthäufigste Sprache, ist mit etwa 500 bis 1.000 vorwiegend älteren Sprechern mittlerweile fast ausgestorben.21 Jedoch bestehen Kontakte zu schottischen Hochschulen, die Kanadiern Sprachkurse anbieten. Mehrere Schulen unterrichten die Sprache, ebenso drei Hochschulen sowie die 2006 gegründete Atlantic Gaelic Academy.22
Mit der Kolonialisierung kamen zunächst vor allem französische Katholiken und anglikanische Engländer nach Kanada. Darüber hinaus förderte Großbritannien die Einwanderung protestantischer Gruppen vom Mittelrhein und aus Württemberg, in geringerem Maße auch aus der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden, so dass der Süden Neuschottlands bis heute protestantisch ist.22a
Doch gab die Kolonialmacht 1774 mit dem Quebec Act jeden Versuch auf, die Katholiken zur Konversion zu bewegen. Nach der Unabhängigkeit der USA kamen zahlreiche protestantische Loyalisten nach Ontario und bildeten dort die Mehrheit. Auf sie geht die Abspaltung Neubraunschweigs zurück. In späteren Einwanderungswellen kamen wiederum katholische Iren und Italiener, aber auch ukrainische Doukhobor hinzu. Die Einwanderung aus Schottland sorgte wiederum für eine Beseitigung des Vorrangs der Anglikanischen Kirche im Osten durch zahlreiche Presbyterianer. In Toronto setzten sich die Methodisten durch.
In Opposition zu den Katholiken, die eher dem Ultramontanismus zugeneigt waren (les bleus), aber auch zu den dominierenden Anglikanern, die vom Oranier-Orden unterstützt wurden, bildeten sich antiklerikale Gruppen (vor allem les rouges). Mit dem Lord's Day Act von 1906 wurde ein weitgehendes Arbeitsverbot am Sonntag durchgesetzt, das bis in die 1960er Jahre Gültigkeit beanspruchte, und das der Oberste Gerichtshof erst 1985 endgültig abschaffte.23 Eine ähnliche Bedeutungsminderung des Religiösen im Alltag fand in Québec statt, aber auch in British Columbia, wo man sich anfangs sogar gegen den Gebrauch von Betäubungsmitteln bei Amputationen sträubte. Dennoch gibt es bedeutende Gruppen, insbesondere im Süden Manitobas und Ontarios, in Alberta und im Binnenland von British Columbia. Dazu zählen die Mennoniten im Süden Manitobas und im Norden Ontarios, die ukrainischen Orthodoxen und Katholiken in Manitoba und Saskatchewan. Die Mormonen bilden einen Schwerpunkt in Alberta. Hinzu kommen die Zeugen Jehovas und zahlreiche andere Gruppen.24
Die katholischen Missionare waren unter den Ureinwohnern erfolgreicher als die protestantischen, und so überwiegt dort der katholische Anteil. Dazu kommen indigene Kirchen, wie die Shaker Church. Vielfach bestehen regionale religiöse Formen fort, wurden umgeformt oder revitalisiert.
Mit den jüngsten Einwanderungswellen verstärkten sich weitere religiöse Gruppen, wie Hindus, Muslime, Juden, Sikh und Buddhisten. Sie konzentrieren sich in Großstädten, insbesondere im Großraum Toronto. Die älteste Synagoge, Congregation Emanu-El, entstand 1863 in Victoria, die erste Moschee 1938 mit der Al Rashid Mosque in Edmonton.
Etwa 73,3 % der kanadischen Bevölkerung gehörten 2001 einer christlichen Konfession an (43,2 % katholisch, etwa 29 % protestantisch). Die beiden größten protestantischen Glaubensgemeinschaften sind mit 9,6 % die United Church of Canada und mit 6,9 % die Anglican Church of Canada, dazu kommen 2,5 % Baptisten, 2 % Lutheraner, etwa 0,16 % Orthodoxe sowie etwa 0,25 % andere christliche Glaubensgemeinschaften. Muslime stellen etwa 2 % der Bevölkerung, mehr als die Hälfte von ihnen lebt in Ontario. Etwa 1,1 % sind Juden, von denen wiederum knapp 60 % in Ontario leben, und etwa 1 % Buddhisten, Hindus sowie 0,9 % Sikhs. Etwa 16,2 % gaben an, keiner Glaubensgemeinschaft anzugehören.25
Die jüngsten Erhebungen beinhalten keine Fragen mehr nach der Zugehörigkeit zu einer Religionsgruppe. Die Volkszählungen von 2001 und 1991 ergaben26:
2001 | 1991 | Veränderung | |||
---|---|---|---|---|---|
Anzahl | % | Anzahl | % | ||
Christen | 77 | 80 | |||
- Römisch-katholisch | 12.793.125 | 43.2 | 12.203.625 | 45,2 | +4,8 |
- Protestanten | 8.654.845 | 29,2 | 9.427.675 | 34,9 | -8,2 |
- United Church of Canada | 2.839.125 | 9,6 | 3.093.120 | 11,5 | -8,2 |
- Anglican Church of Canada | 2.035.495 | 6,9 | 2.188.110 | 8,1 | -7,0 |
- andere Christen | 780.450 | 2,6 | 353.040 | 1,3 | +121,1 |
- Baptisten | 729.475 | 2,5 | 663.360 | 2,5 | +10,0 |
- Lutheraner | 606.590 | 2,0 | 636.205 | 2,4 | -4,7 |
- andere Protestanten | 549.205 | 1,9 | |||
- Presbyterianer | 409.830 | 1,4 | 636.295 | 2,4 | -35,6 |
- Orthodoxe | 479.620 | 1,6 | 387.395 | 1,4 | +23,8 |
ohne Bekenntnis | 4.900.090 | 16,5 | 3.333.245 | 12,3 | +44,2 |
Andere | |||||
- Muslime | 579.640 | 2,0 | 253.265 | 0,9 | +128,9 |
- Juden | 329.995 | 1,1 | 318.185 | 1,2 | +3,7 |
- Buddhisten | 300.345 | 1,0 | 163.415 | 0,6 | +83,8 |
- Hindus | 297.200 | 1,0 | 157.015 | 0,6 | +89,3 |
- Sikh | 278.415 | 0,9 | 147.440 | 0,5 | +88,8 |
Durch Zuwanderung, vor allem aus Asien, wachsen die nicht-christlichen Gruppen schneller, ebenso wie christliche Gruppen, die außerhalb der großen Kirchen stehen. Nach einer Umfrage von 2007 fühlten sich die Muslime in Kanada deutlich stärker integriert als in europäischen Staaten.27 Insgesamt setzt die Politik im Rahmen ihrer Integrationspolitik stärker auf Erhalt und Nutzung der ethnischen und religiösen Besonderheiten als auf Anpassung.28
Kanada hat die höchste Einwanderungsquote unter den Flächenstaaten der Welt.29 Die Einwanderung wird über definierte Ziele gesteuert, die in einem Programm festgelegt wurden.30 Die Kriterien sind öffentlich einsehbar und können vor Antragstellung in Bezug auf den eigenen Fall überprüft werden. Für Menschen mit Berufen, die in Kanada gefragt sind, existiert zum Beispiel das Skilled Worker Program. Je nach Lage des Arbeitsmarkts wird eine Mindestpunktzahl (im Januar 2010: 67 Punkte) festgelegt, die ein Einwanderungsinteressierter erreichen muss. Die persönliche Punktzahl setzt sich aus Punkten für den aktuellen Bildungsstand und die Berufserfahrung zusammen, aus Punkten für die vorhandenen Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch sowie für das Alter, für Verwandte und frühere Aufenthalte in Kanada. Ein verbindliches Arbeitsangebot eines kanadischen Arbeitgebers erhöht die Punktzahl nochmals maßgeblich. Das Immigrations-Programm wurde im Herbst 2009 dahingehend angepasst, dass ohne ein bestehendes Arbeitsangebot nur noch Personen zum Skilled Worker Program zugelassen werden, die Erfahrung in einem von 38 festgelegten Berufen nachweisen können (Mai 2010).31 Daneben muss ein Interessent am Programm nachweisen, dass er sich für eine gewisse Zeit finanziell selbst versorgen kann. Die notwendige Summe beläuft sich derzeit (Mai 2010) für eine alleinstehende Person auf 11.086 CAD, für ein Paar auf 13.801, für eine vierköpfige Familie auf 20.599 CAD, für 7 und mehr Personen auf 29.337.32 Außerdem werden polizeiliche Führungszeugnisse aus allen Ländern verlangt, in denen der Kandidat nach dem 18. Geburtstag für sechs Monate oder länger gelebt hat.
Die Einwanderung erfolgt in zwei Stufen. Zunächst wird eine unbefristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung erteilt. Nach drei Jahren als „Permanent Resident“ und Aufenthalt im Land kann der Einbürgerungsantrag gestellt werden. Einwanderer, die noch nicht eingebürgert sind, haben Residenzpflicht. In dieser Zeit muss man Nachweise für die vorgegebene Zeit in Kanada erbringen, oder mit jemandem verheiratet sein, die oder der die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt. Bei Verstößen kann der „Permanent Resident“-Status entzogen und der Einwanderer in sein Herkunftsland zurückgeschickt werden.
→ Hauptartikel: Geschichte Kanadas, Geschichte der First Nations, Territoriale Entwicklung Kanadas, Wirtschaftsgeschichte Kanadas
Indianer, in Kanada First Nations genannt, besiedelten Nordamerika vor mindestens 12.000 Jahren, was den Anfang der paläoindianischen Periode markiert. Vor rund 5.000 Jahren folgten die Inuit.33 In den Bluefish-Höhlen im nördlichen Yukon fand man die ältesten menschlichen Spuren in Kanada; in der Charlie-Lake-Höhle fanden sich Werkzeuge aus der Zeit ab etwa 10.500 v. Chr. Aus der Zeit ab etwa 9.000 v. Chr. stammen Funde bei Banff und in Saskatchewan, aber auch bereits im Osten, in Québec.34
Ab etwa 8000 v. Chr. folgte die archaische Phase. Gruppen aus dem Westen erreichten um 7500 v. Chr. das südliche Ontario. Dort fanden sich Speerschleudern.35 Siedlungsschwerpunkte waren im Osten der untere Sankt-Lorenz-Strom und die Großen Seen, wo im 6. Jahrtausend die ersten größeren Grabstätten entstanden, später Burial Mounds.36
Auf den Great Plains entstanden neue Waffentechnologien und weitläufiger Handel, etwa mit Chalzedon aus Oregon und Obsidian aus Wyoming.37 In einigen Gebieten wurden noch um 8000 v. Chr. Pferde gejagt; sie verschwanden ebenso wie die Megafauna. Erst später teilte sich der riesige Kulturraum erkennbar in zwei Großräume auf, die Frühe Shield- und die Frühe Plains-Kultur. Dabei lässt sich Kupferbearbeitung bereits um 4800 v. Chr. um den Oberen See zeigen. Es war das einzige erreichbare Metall in Nordamerika und wurde überaus weiträumig gehandelt. Dabei war es von hohem Wert.
Im Westen reichen die Spuren bis vor 8000 v. Chr. zurück, vielfach ohne erkennbaren kulturellen Bruch. So besteht die Kultur der Haida auf Haida Gwaii seit über 9500 Jahren. Der Handel mit Obsidian vom Mount Edziza im Norden British Columbias reicht über 10.000 Jahre zurück.38
Vor 2500 v. Chr. bestanden im Westen Siedlungen, dazu Anzeichen sozialer Differenzierung. Hausverbände bestanden, die sich saisonal zur Jagd in großen Gruppen zusammenfanden. Auch in den Plains lassen sich Dörfer nachweisen.
Die Cree, Ojibwa, verschiedene andere Algonkin-Gruppen, Innu und Beothuk, die in den frühen europäischen Quellen fassbar sind, gehen wohl auf Gruppen der Shield-Kultur zurück. Die Plainskulturen waren durch die Jagd auf Bisons gekennzeichnet, Hunde wurden als Trage- und Zugtiere eingesetzt. Das Tipi setzte sich durch, sowie die Herstellung von Pemmikan aus dem Fleisch der Bisons.
Als wichtigste kulturelle Veränderung der Plateaukultur im westlichen Binnenland gilt der Übergang von der Nichtsesshaftigkeit zur Halbsesshaftigkeit mit Winterdörfern und sommerlichen Wanderzyklen vor rund 4.000 Jahren. Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich früher an der Küste, deren Kulturen sich mit den Küsten-Salish in Beziehung bringen lassen. Gegen Ende der Epoche lassen sich erstmals Plankenhäuser nachweisen. Einige Salish waren bereits vor 1600 v. Chr. Bauern – wie man von den Katzie weiß.39 Die Nuu-chah-nulth auf Vancouver Island entwickelten hochseetüchtige Kanus, mit denen sie (als einzige in Kanada) auf Waljagd gingen.
Die Herstellung von Tongefäßen erreichte das Gebiet des heutigen Kanada wohl von Südamerika, Pfeil und Bogen kamen um 3000 v. Chr. aus Asien und wurden wahrscheinlich erstmals von Paläo-Eskimos eingesetzt. Die Waffe erreichte die Ostküste, konnte sich aber erst rund drei Jahrtausende später im Westen gegen die Speerschleuder durchsetzen - sie war den dortigen Lebensverhältnissen lange Zeit angemessener.40
An den Großen Seen lassen sich Hunde nachweisen (in Utah bereits um 8000 v. Chr.), die beerdigt wurden.41 Mit den Keramikgefäßen ab etwa 500 v. Chr. endete an der Ostküste die archaische Phase, die von den Woodland-Perioden abgelöst wurde. Manche Dörfer, meist aus Langhäusern bestehend, waren wohl schon ganzjährig bewohnt. Auf die Frühe Woodland-Periode an den Großen Seen und dem Sankt-Lorenz-Strom (etwa 1000 v. Chr. bis 500 n. Chr.) gehen wohl die Irokesen zurück, aber auch einige der Algonkin-Gruppen.
Bis nach Zentral-Labrador zeigen sich auf dem kanadischen Schild die Einflüsse der Adena-Kultur. Ihre typischen Begräbnishügel, die Mounds, erscheinen auch in der westlichen Schild-Kultur, beispielsweise im südlichen Ontario. Wahrscheinlich kam es in Folge der Domestizierung von Wildreis zu einer herausgehobenen Schicht von Landbesitzern (Psinomani-Kultur). Der Süden Ontarios war in die Fernhandels-Beziehungen der Hopewell-Kultur eingebunden. Kupfer wurde im ganzen Osten Nordamerikas verbreitet.
Die späte Plains-Kultur lebte in hohem Maße von Bisons, häufig Büffel (buffalos) genannt. Fernhandel war weit verbreitet und reichte westwärts bis zum Pazifik. Im Norden überwogen kleinere nomadische Gruppen, während sich im Süden ein Zyklus saisonaler Wanderungen durchsetzte, deren Mittelpunkt feste Dörfer waren.
Der späten Plateau-Kultur lieferten die Laichzüge der Lachse die Nahrung, ähnlich wie an der Pazifikküste. Ab 2500 v. Chr. lässt sich das so genannte Pit House (Grubenhaus) nachweisen, das teilweise in die Erde gegraben wurde und eine bessere Bevorratung ermöglichte.
Die Küstenkultur wurde zwischen 500 v. und 500 n. Chr. als Ranggesellschaft von Süden nach Norden strenger. Eine Schicht führender Familien beherrschte den Handel sowie den Zugang zu Ressourcen und hatte die politische und spirituelle Macht. Auch hier tauchen erstmals Begräbnishügel auf. In einigen Regionen herrschten Steinhaufengräbern (cairns) vor, wie etwa um Victoria. Die Dörfer wurden zahlreicher und vielfach größer, bald auch stärker befestigt. Die Kultur war von Plankenhäusern, oftmals monumentalen Schnitzwerken (Totempfählen), komplexen Zeremonien und Clanstrukturen gekennzeichnet. Nirgendwo war die Bevölkerungsdichte so groß, wie an der Westküste. .
Im Gegensatz dazu gestatteten die Klimabedingungen und starke vulkanische Aktivität im Nordwesten keine dauerhafte Ansiedlung.42 Mit den Athabasken verbinden sich Fundstellen im Entwässerungsgebiet des Mackenzie ab 1000 v. Chr. bis ca. 700 n. Chr.43
Gegen 2500 v. Chr. wanderte ein Teil der Paläo-Eskimos von Alaska nach Grönland; es entwickelte sich die Prä-Dorset-Kultur. Um 500 v. Chr. bis 1000 n. Chr. folgte die Dorset-Kultur (nach Cape Dorset auf einer Baffin Island vorgelagerten Insel benannt). Um 2000 v. Chr. bis 1000 n. Chr. bestand die Neo-Eskimo-Kultur. Um 1000 setzte sich eine erneute Wanderung von Alaska nach Grönland in Bewegung. Aus der Vermischung der Kulturen ging wohl die Thule-Kultur hervor, die bis etwa 1800 bestand. Ihre Angehörigen sind die Vorfahren der heutigen Inuit.
Europäische Siedler erreichten Nordamerika spätestens um das Jahr 1000, als Skandinavier während kurzer Zeit in L’Anse aux Meadows am nördlichsten Ende von Neufundland lebten.
Als „Entdecker“ Nordamerikas gilt jedoch Giovanni Caboto, ein italienischer Seefahrer in englischen Diensten, der lange in Venedig gelebt hatte. Dieser landete am 24. Juni 1497 möglicherweise auf der Kap-Breton-Insel und nahm das Land für England in Besitz. Baskische Walfänger und Fischer kamen spätestens ab 1530 regelmäßig an die ostkanadische Küste und beuteten ein Jahrhundert lang die Ressourcen in der Region zwischen der Neufundlandbank und Tadoussac aus44, ohne dass es auch nur zu einem Versuch der Ansiedlung kam. Eine Expedition unter der Leitung von Jacques Cartier erkundete 1534 bis 1535 das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Golf und den Sankt-Lorenz-Strom und erklärte es zu französischem Besitz.
Samuel de Champlain gründete 1605 mit Port Royal (heute Annapolis Royal) und 1608 mit Québec die ersten dauerhaften Ansiedlungen in Neufrankreich. Die französischen Kolonisten teilten sich in zwei Hauptgruppen: Die Canadiens besiedelten das Tal des Sankt-Lorenz-Stroms, die Acadiens die heutigen Seeprovinzen. Französische Pelzhändler und katholische Missionare erforschten die Großen Seen, die Hudson Bay und den Mississippi bis nach Louisiana. Die Engländer gründeten ab 1610 Fischerei-Außenposten auf Neufundland und besiedelten die weiter südlich gelegenen Dreizehn Kolonien.
Zwischen 1689 und 1763 kam es in Nordamerika zu vier kriegerischen Konflikten zwischen Engländern (bzw. Briten) und Franzosen, die jeweils Nebenschauplätze von Erbfolgekriegen in Europa waren. Der King William’s War (1689–1697) brachte keine territorialen Veränderungen, doch nach Ende des Queen Anne’s War (1702–1713) gelangte Großbritannien durch den Frieden von Utrecht in den Besitz von Akadien, Neufundland und der Hudson-Bay-Region. Die Briten eroberten 1745 im King George’s War die französische Festung Louisbourg auf der Kap-Breton-Insel, gaben diese aber 1748 gemäß dem Frieden von Aachen wieder zurück. Der Franzosen- und Indianerkrieg (1754–1763) brachte schließlich die Entscheidung: Mit dem Pariser Frieden musste Frankreich 1763 fast alle seine Besitzungen in Nordamerika abtreten.
Mit der Königlichen Proklamation von 1763 entstand aus dem ehemaligen Neufrankreich die britische Provinz Québec, im selben Jahr gelangte die Kap-Breton-Insel zur Kolonie Neuschottland. Auch wurden Rechte der französischen Kanadier eingeschränkt. 1769 wurde eine weitere Kolonie namens St. John’s Island (seit 1798 Prince Edward Island) gegründet. Um Konflikte in Québec abzuwenden, verabschiedete das britische Parlament 1774 den Quebec Act. Das Gebiet Québecs wurde zu den Großen Seen und zum Ohiotal ausgedehnt. Für die französischsprachige Bevölkerungsmehrheit galt das französische Zivilrecht und Französisch war als Sprache in der Öffentlichkeit anerkannt; durch die Zusicherung der freien Religionsausübung konnte die Bevölkerung an der römisch-katholischen Konfession festhalten und die Kirche ihre erschütterte Macht wieder festigen. Darüber hinaus spielte sie bis in die Gegenwart in Konkurrenz zu den Protestanten eine zentrale Rolle in der Missionierung.
Der Quebec Act verärgerte jedoch die Bewohner der Dreizehn Kolonien, die darin eine unzulässige Beschränkung ihrer nach Westen gerichteten Expansion sahen. Der Quebec Act war eines jener „unerträglichen Gesetze“ (Intolerable Acts), die schließlich zur Unabhängigkeitserklärung und zum offenen Aufstand führten. Der Frieden von Paris erkannte die Unabhängigkeit der dreizehn Kolonien an und die Gebiete südlich der Großen Seen bildeten fortan die Vereinigten Staaten. Etwa 50.000 Loyalisten, die auf Seiten Großbritanniens standen, flohen nach Kanada, dazu kamen mit den Briten verbündete Indianerstämme, wie die Mohawk.45 Um die Ansiedlung der Loyalisten an der Atlantikküste besser organisieren zu können wurde Neubraunschweig 1784 von Neuschottland abgetrennt. Sieben Jahre später kam London den nach Québec geflohenen Loyalisten weiter entgegen, und das britische Parlament verabschiedete das Verfassungsgesetz von 1791, das die Provinz Québec in das französischsprachige Niederkanada und das englischsprachige Oberkanada teilte. Beiden Kolonien gewährte man ein Parlament.
Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien entluden sich im Britisch-Amerikanischen Krieg, der von 1812 bis 1815 dauerte und letztlich ergebnislos endete. In Kanada wird der Krieg bis heute als erfolgreiche Abwehr amerikanischer Invasionsversuche betrachtet. Die britisch- und französischstämmige Bevölkerung entwickelte durch den Kampf gegen den gemeinsamen Feind ein kanadisches Nationalgefühl, die Loyalität der britischen Krone gegenüber wurde gestärkt.
Doch Gruppen, die nach mehr Selbstverwaltung ohne allzu große Rücksicht auf die Interessen des Britischen Weltreichs strebten (responsible government) und dabei den Widerstand gegen die wirtschaftliche und politische Vorherrschaft einer kleinen Elite führten, meldeten sich immer deutlicher zu Wort. Doch wurden die Rebellionen von 1837 rasch niedergeschlagen. Lord Durham empfahl daraufhin in seinem Untersuchungsbericht die Einsetzung einer selbstverantwortlichen Regierung und die allmähliche Assimilierung der französischen Kanadier.46 Der Act of Union 1840 verschmolz Nieder- und Oberkanada zur Provinz Kanada und erhob das Englische zur alleinigen Amtssprache. Bis 1849 erhielten auch die übrigen Kolonien in Britisch Nordamerika eine eigene Regierung, was die Gruppen, die sich um einen Anschluss an die USA bemühten, im Osten entscheidend schwächte.
Zwei Handelsgesellschaften, die Hudson’s Bay Company und die North West Company, kontrollierten den Handel in den weiten Gebieten der Prärien und der Subarktis. Die Hudson’s Bay Company hatte 1670 Ruperts Land als Pachtgebiet erhalten und besaß dort das Handelsmonopol mit Pelzen. Da aber auch die North West Company dort Fuß zu fassen versuchte, kam es wiederholt zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Nach dem Pemmikan-Krieg in der Red-River-Kolonie (heute Manitoba) wurde die North West Company 1821 zwangsliquidiert und die Hudson’s Bay Company dehnte ihr Monopol auf fast den gesamten Nordwesten des Kontinents aus.
1846 schlossen die Vereinigten Staaten und Großbritannien den Oregon-Kompromiss, der westlich der Großen Seen den 49. Breitengrad als gemeinsame Grenze festlegte. Daraufhin folgte die Gründung der an der Pazifikküste gelegenen Kolonien Vancouver Island (1849) und British Columbia (1858). Ungenauigkeiten im Grenzverlauf führten immer wieder zu diplomatischen Verwicklungen. Hinzu kam, dass zahlreiche Goldgräber ab 1858 aus den USA nach Norden gingen, was den dortigen Gouverneur, der den Abzug der Hudson’s Bay Company aus dem Nordwesten der USA erlebt hatte, dazu veranlasste, die Kontrolle über die Männer zu verschärfen.
Während des Sezessionskriegs in den Vereinigten Staaten erkannten führende Politiker die Notwendigkeit, amerikanischen Expansionsbestrebungen einen starken Bundesstaat entgegenzustellen, und berieten in drei Verfassungskonferenzen über die Schaffung einer Konföderation. Daraus resultierte das Verfassungsgesetz, das am 1. Juli 1867 in Kraft trat und das Dominion Kanada schuf, das über eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber Großbritannien verfügte. Die Provinz Kanada wurde in Ontario und Québec aufgeteilt, hinzu kamen Neubraunschweig und Neuschottland. Neufundland lehnte den Anschluss ab.
Der neue Bundesstaat kaufte 1869 der Hudson’s Bay Company das Nordwestliche Territorium und Ruperts Land ab und vereinigte diese zu den Nordwest-Territorien. Nach dem Ende der Red-River-Rebellion der Métis schuf der Manitoba Act 1870 im Unruhegebiet die Provinz Manitoba. British Columbia und Vancouver Island (die sich 1866 vereinigt hatten) traten 1871 der Konföderation bei, zwei Jahre später folgte Prince Edward Island. Neufundland hingegen hatte den Beitritt 1869 abgelehnt und blieb bis 1948 britisch.
Um den Westen für die Besiedlung durch Einwanderer zu erschließen, beteiligte sich die Regierung, und vor allem britisches Kapital, an der Finanzierung von transkontinentalen Eisenbahnen und gründete die North-West Mounted Police (heute Royal Canadian Mounted Police), um die staatliche Kontrolle über die Prärien und subarktischen Regionen durchzusetzen. Die Nordwest-Rebellion und die darauf folgende Hinrichtung des Métis-Führers Louis Riel 1885 führten zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen den beiden Sprachgruppen. Als direkte Folge des Klondike-Goldrauschs wurde 1898 das Yukon-Territorium geschaffen. Als Reaktion auf die zunehmende Besiedlung der Prärie entstanden 1905 aus dem südlichen Teil der Nordwest-Territorien die Provinzen Alberta und Saskatchewan. Mit den Indianern schloss Kanada zwischen 1871 und 1921 elf Verträge ab, die ihnen gegen geringe Kompensationen Reservate zuwiesen, ihnen aber ihre gewohnte Lebensweise garantierten. Bis in die 1960er, in manchen Gegenden sogar bis in die 80er Jahre versuchte man sie zwangsweise zu assimilieren. So verbot man den Schülern den Gebrauch ihrer Muttersprachen, jede Form der Tradierung wurde so gut wie möglich unterbunden. Die Indianer durften weder Anwälte engagieren, um ihre Ansprüche vor Gericht zu vertreten, und bis 1960 durften sie nicht an Parlamentswahlen auf nationaler Ebene teilnehmen, die Inuit sogar bis 1962.
An der Seite Großbritanniens nahm Kanada ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil und entsandte Freiwillige an die Westfront. Als die Regierung versuchte, gegen den Widerstand des französischsprachigen Bevölkerungsteils den obligatorischen Kriegsdienst einzuführen, kam es zur Wehrpflichtkrise von 1917.
Bei den Verhandlungen zum Versailler Vertrag trat Kanada als eigenständiges Staatswesen auf und trat 1919 unabhängig von Großbritannien dem Völkerbund bei. Das Statut von Westminster garantierte 1931 die gesetzgeberische Unabhängigkeit, gewisse verfassungsrechtliche Bindungen blieben jedoch weiter bestehen. Das Land war besonders stark von der Weltwirtschaftskrise betroffen, als Reaktion darauf entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten ein gut ausgebauter Sozialstaat.
Kanada erklärte 1939 dem Deutschen Reich den Krieg. Trotz einer weiteren Wehrpflichtkrise spielten seine Truppen während des Zweiten Weltkriegs eine wichtige Rolle, insbesondere in der Atlantikschlacht, der Operation Jubilee, der Invasion Italiens, der Operation Overlord (Landung am Juno Beach) und der Schlacht an der Scheldemündung. 1945 wurden kanadische Soldaten maßgeblich während der Kämpfe um die Niederlande eingesetzt, und sie landeten auch in Norddeutschland.
Die britische Kolonie Neufundland, die sich 1869 nicht dem Bundesstaat angeschlossen hatte und von 1907 bis 1934 ein unabhängiges Dominion gewesen war, trat 1949 nach einer lange andauernden politischen und wirtschaftlichen Krise als letzte Provinz der Konföderation bei. 1965 wurde die neue Ahornblattflagge eingeführt und mit dem Inkrafttreten des Amtssprachengesetzes war Kanada ab 1969 offiziell ein zweisprachiges Land. Premierminister Pierre Trudeau strebte die vollständige formale Unabhängigkeit von Großbritannien an, die mit dem Verfassungsgesetz von 1982 und der Charta der Rechte und Freiheiten realisiert wurde.
Während der 60er Jahre fand in Québec eine tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Umwälzung statt, die als Stille Revolution bekannt ist. Québecer Nationalisten begannen, mehr Autonomie oder gar die Unabhängigkeit zu fordern. Anschläge und Entführungen durch die Front de libération du Québec führten 1970 zur Oktoberkrise und zur Ausrufung des Ausnahmezustands. Moderate Nationalisten stellten ab 1976 die Provinzregierung, 1980 wurde ein erstes Unabhängigkeitsreferendum mit 59,6 % der Stimmen abgelehnt.
Bemühungen der Bundesregierung, Québec mit dem Meech Lake Accord als „sich unterscheidende Gesellschaft“ anzuerkennen, scheiterten 1989. Die vom separatistischen Parti Québécois geführte Provinzregierung setzte 1995 das zweite Unabhängigkeitsreferendum an, das mit 49,4 % Zustimmung äußerst knapp scheiterte. Seit den Wahlen vom 4. September 2012 ist der PQ mit 54 von 125 Sitzen in der Nationalversammlung von Québec vertreten und stellt somit eine Minderheitsregierung. Die Parteivorsitzende Pauline Marois ist Premierministerin der Provinz.1999 wurde mit Nunavut das erste kanadische Territorium mit mehrheitlich indigener Bevölkerung geschaffen. Trotz einiger politischer Zugeständnisse ist die Unzufriedenheit unter den Ureinwohnern immer noch hoch.
→ Siehe auch: Kanadische Monarchie, Wahlen in Kanada
Kanada ist formal eine konstitutionelle Monarchie innerhalb des Commonwealth of Nations mit Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt. Sie führt den Titel „Königin von Kanada“ und wird durch einen Generalgouverneur vertreten.4748 Das Land ist zugleich eine repräsentative parlamentarische Demokratie, die in Form eines Bundesstaates organisiert ist. Die Verfassung besteht nach angelsächsischer Rechtstradition aus schriftlichen Quellen und ungeschriebenem Gewohnheitsrecht.49 Das Verfassungsgesetz von 1867 enthält das Staatsorganisationsrecht, begründete ein auf dem Westminster-System des Vereinigten Königreichs basierendes parlamentarisches Regierungssystem und teilte die Macht zwischen Bund und Provinzen auf. Das Statut von Westminster von 1931 gewährte die vollständige gesetzgeberische Autonomie und mit dem Verfassungsgesetz von 1982 wurden die letzten verfassungsrechtlichen Bindungen zum britischen Mutterland gelöst.49
Theoretisch liegt die exekutive Staatsgewalt beim Monarchen, wird aber in der Praxis durch das Kabinett, ein Komitee des kanadischen Kronrates und durch den Vertreter des Monarchen, den Generalgouverneur, ausgeübt. Der Monarch und dessen Vertreter üben hauptsächlich zeremonielle Funktionen aus. Gemäß Gewohnheitsrecht übergeben sie alle politischen Geschäfte ihren Ministern im Kabinett, die ihrerseits gegenüber dem gewählten Unterhaus verantwortlich sind. Die exekutive Staatsgewalt liegt somit de facto beim Kabinett, jedoch können Monarch und Generalgouverneur im Falle einer außergewöhnlichen Verfassungskrise ihre Hoheitsrechte wahrnehmen.
Der Premierminister ist üblicherweise der Vorsitzende derjenigen Partei, die im Unterhaus die meisten Sitze hält und das Vertrauen der Mehrheit der Abgeordneten besitzt. Er wird vom Generalgouverneur eingesetzt und führt als Regierungschef das Kabinett. Er ernennt die übrigen Kabinettsmitglieder, Senatoren, Richter des Obersten Gerichtshofes, die Vorsitzenden von Staatsbetrieben und Behörden und er kann die Vizegouverneure der Provinzen vorschlagen. Die Bundesregierung ist für Außenpolitik, Verteidigung, Handel, Geldwesen, Verkehr und Post zuständig, sowie die Aufsicht über die Administration der drei Territorien. Michaëlle Jean, eine Haitianerin, war vom 27. September 2005 bis 30. September 2010 Generalgouverneurin von Kanada. Ihr folgte David Johnston im Amt. Der Vorsitzende der Konservativen Partei, Stephen Harper, ist seit dem 6. Februar 2006 Premierminister.
Das Bundesparlament besteht aus dem Monarchen und zwei Kammern, dem demokratisch gewählten Unterhaus (engl. House of Commons, frz. Chambre des communes) und dem ernannten Senat (Senate, Sénat). Jedes Mitglied des Unterhauses wird im relativen Mehrheitswahlrecht in einem von 308 Wahlkreisen gewählt49a. Allgemeine Wahlen werden vom Generalgouverneur angesetzt, wenn der Premierminister dies vorschlägt, oder wenn die Regierung bei einem Misstrauensvotum unterliegt. Es gibt keine Mindestdauer für eine Legislaturperiode, eine Neuwahl muss spätestens nach fünf Jahren erfolgen. In der Regel wird der Vorsitzende der Partei, die die zweitmeisten Sitze erhalten hat, zum Führer der „offiziellen Opposition“. Weitere Parteien mit geringeren Sitzzahlen werden als „Drittparteien“ bezeichnet. Gemäß einem 2006 verabschiedeten Gesetz beträgt die Dauer der Legislaturperiode vier Jahre. Zuvor konnte der Premierminister den Wahltermin nach Belieben festsetzen, doch musste eine Neuwahl spätestens nach fünf Jahren erfolgen.
Im Senat, auch Oberhaus (engl. upper house, frz. chambre haute) genannt, sitzen 105 Abgeordnete, die der Generalgouverneur auf Empfehlung des Premierministers ernennt. Die Sitze sind nach Regionen aufgeteilt, wobei diese seit 1867 nicht mehr angepasst wurden. Da sich deren Einwohnerzahlen drastisch verändert haben, repräsentieren die Senatoren die Bevölkerung höchst ungleichmäßig. Die Senatoren haben keine feste Amtszeit, sondern können ihr Amt bis zum 75. Lebensjahr wahrnehmen. Ihr Einfluss ist bedeutend geringer als der der Abgeordneten im Unterhaus.
→ Hauptartikel: Rechtssystem Kanadas
Die Spitze des Rechtssystems bildet der Oberste Gerichtshof. Er ist zugleich die letzte Instanz. Die neun Mitglieder werden auf Vorschlag des Premierministers und des Justizministers vom Generalgouverneur ernannt. Vorsitzende des Obersten Gerichtshofes (Chief Justice of Canada, Juge en chef du Canada) ist seit 2000 Beverley McLachlin (* 1943). Die Bundesregierung ernennt auch Richter der Obersten Gerichte der Provinzen und Territorien. Die Besetzung von Richterämtern auf unteren Stufen fällt in die Zuständigkeit der Provinz- und Territorialregierungen.
Das in allen Provinzen mit Ausnahme Québecs geltende Common Law basiert auf Grundsätzen, die sich in England entwickelten. Der in Québec im Bereich des Privatrechts geltende Code Civil spiegelt hingegen Prinzipien des französischen Rechtssystems wider. Diese Aufteilung gilt nicht für das Strafrecht, das Sache des Bundesstaates und in allen Provinzen einheitlich ist. Die Strafverfolgung fällt in die Verantwortung der Provinzen, doch wird sie in ländlichen Regionen (außer in Québec und Ontario) der föderalen Royal Canadian Mounted Police übertragen. Beide Rechtssysteme sind in die Verfassung eingeflossen. Deren Kern entstand 1867 mit der Gründung Kanadas und wurde zuletzt grundlegend durch das Verfassungsgesetz von 1982 und die Kanadische Charta der Rechte und Freiheiten ergänzt.
In den Provinzen sind die obersten Gerichte die Courts of Appeal. Ihre Urteile sind allerdings, im Gegensatz zu denen des Obersten Gerichtshofs in Ottawa, in den jeweils anderen Provinzen nicht bindend, wenn sie auch nicht ohne Einfluss sind. Als weitere Rechtsquelle gelten noch immer der Londoner Court of Appeal und das britische House of Lords. Deren Entscheidungen aus der Zeit vor 1867 sind nach wie vor bindend, es sei denn, der kanadische Oberste Gerichtshof hat sie aufgehoben. Das gleiche gilt sogar für Entscheidungen bis 1949 für den Rechtssprechungsausschuss des Privy Council. Dies ist für die Rechtsstellung der indigenen und der frankophonen Bevölkerung von erheblicher Bedeutung, da ältere, mit der britischen Krone abgeschlossene Verträge, weiterhin gültig sind.
Kanada ist ein in zehn Provinzen und drei Territorien gegliederter Bundesstaat. Diese Einheiten können in Regionen gegliedert werden. Westkanada besteht aus British Columbia und den drei Prärieprovinzen (Alberta, Saskatchewan und Manitoba). Zentralkanada umfasst die zwei bevölkerungsreichsten Provinzen Ontario und Québec. Als Seeprovinzen werden Neubraunschweig, Prince Edward Island und Neuschottland bezeichnet; zusammen mit Neufundland und Labrador bilden sie die Atlantischen Provinzen. Die drei Territorien Yukon, die Nordwest-Territorien und Nunavut umfassen sämtliche Gebiete nördlich des 60. Breitengrades und westlich der Hudson Bay.
1974 gab es erste Bestrebungen im kanadischen Parlament, das britische Überseegebiet der Turks- und Caicosinseln in der Karibik als elfte Provinz in den Staatsverband aufzunehmen. 50 51 Der Gesetzesvorschlag fand jedoch keine Mehrheit und wurde somit abgelehnt. Seit 2003 gibt es jedoch erneute Bestrebungen in diese Richtung. Dafür müsste jedoch Großbritannien die Inseln in die Unabhängigkeit entlassen und zudem jede einzelne kanadische Provinz zustimmen.
Die Provinzen verfügen über einen hohen Grad an Autonomie, während in den Territorien die Bundesregierung zahlreiche Verwaltungsaufgaben selbst übernimmt. Alle Provinzen und Territorien besitzen ein Einkammerparlament und einen Premierminister als Regierungschef. Die Monarchin wird in allen Provinzen durch einen Vizegouverneur vertreten, der gleichrangig zum Generalgouverneur ist und überwiegend zeremonielle Aufgaben wahrnimmt. In den Territorien übernimmt ein von der Bundesregierung ernannter Kommissar die Aufgaben eines Vizegouverneurs.
Provinz oder Territorium |
Hauptstadt | Fläche in km² |
Bevölkerung (2006)52 |
---|---|---|---|
Alberta | Edmonton | 661.848 | 3.290.350 |
British Columbia | Victoria | 944.735 | 4.113.487 |
Manitoba | Winnipeg | 553.556 | 1.148.401 |
New Brunswick | Fredericton | 71.450 | 729.997 |
Neufundland und Labrador | St. John’s | 405.212 | 505.469 |
Nova Scotia | Halifax | 55.284 | 913.462 |
Ontario | Toronto | 1.076.395 | 12.160.282 |
Québec | Québec | 1.542.056 | 7.546.131 |
Prince Edward Island | Charlottetown | 5.660 | 135.851 |
Saskatchewan | Regina | 651.036 | 968.157 |
Nordwest-Territorien | Yellowknife | 1.346.106 | 41.464 |
Nunavut | Iqaluit | 2.093.190 | 29.474 |
Yukon | Whitehorse | 482.443 | 30.372 |
Die USA und Kanada kooperieren eng auf militärischem und wirtschaftlichem Gebiet, die Basis bilden bilaterale Verträge. Beide Länder sind im Rahmen des 1994 abgeschlossenen Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA, North American Free Trade Agreement bzw. ALÉNA, Accord de libre échange nord américain) jeweils bedeutende Handelspartner des anderen, die USA sind für Kanada sogar der bei weitem größte Außenhandelspartner. Allein 2006 exportierte Kanada Waren in die USA für rund 303 Milliarden US-Dollar und importierte Waren für 230 Milliarden, so dass der gesamte Warenaustausch einen Wert von einer halben Billion Dollar überschritt. Gleichzeitig stieg das Handelsbilanzdefizit der USA von 6 Milliarden (1991) auf 73 Milliarden (2006). Dagegen war der Handelsumfang mit China (Importe 30,3 Milliarden, Exporte 6,7) vergleichsweise gering, doch steigen diese Zahlen weiter stark an. Seit der US-Dollar gegenüber dem kanadischen stark im Wert gesunken ist, wird in beiden Ländern nicht mehr über eine Währungsunion diskutiert.
Trotz dieser äußerst starken Verbindung kam es zu Auseinandersetzungen, wie etwa über Fragen des Patentschutzes, der Subventionierung von Agrarprodukten, oder der Fleischausfuhr, insbesondere aber über den in Kanada heftig umstrittenen Rohholzexport, der 2006 vereinbart wurde.52a Angesichts der Tatsache, dass die ökonomische Annäherung der beiden nordamerikanischen Staaten erst seit der Weltwirtschaftskrise und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, sowie abermals seit den 80er Jahren eine Beschleunigung erfuhr, ist die Integration auf Produktions- und Finanzebene bereits weit vorangeschritten. 1965 wurde der Auto Pact geschlossen, 1988 das U.S.-Canada free trade agreement (FTA), 1994 das NAFTA. Dabei sollte nicht aus den Augen verloren werden, dass die US-Wirtschaft mehr als zehn mal so groß ist, wie die kanadische. Seit 2005 übersteigt der Wert der Energieexporte aus Kanada den der Kraftfahrzeugindustrie.
Trotz der engen Verflechtung betreibt Kanada weiterhin eine vergleichsweise eigenständige Außenpolitik. Es unterhält, im Gegensatz zu den USA, diplomatische Beziehungen zu Kuba und beteiligte sich nicht am von den USA geführten Vietnam- oder am Irakkrieg. Enge Beziehungen unterhält das Land weiterhin zum Vereinigten Königreich, aber auch zu Frankreich, darüber hinaus durch die Mitgliedschaft im Commonwealth of Nations und als Teil der internationalen Frankophonie auch zu anderen ehemals britischen und französischen Kolonien. Ein weiterer Schwerpunkt der außenpolitischen Beziehungen sind die Staaten der Karibischen Gemeinschaft. Im 2005 veröffentlichten International Policy Statement legte die Regierung die Leitlinien der Außenpolitik fest. Kanada sieht die Europäische Union als strategischen Partner in den Bereichen Klimawandel, Energieversorgung, Handel und Umweltschutz sowie bei außen- und sicherheitspolitischen Themen.
Einen wichtigen Teil der kanadischen Identität bildet die Unterstützung der Multilateralität.53 1945 gehörte Kanada zu den Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen. Der spätere Premierminister Lester Pearson trug wesentlich zur Beilegung der Sueskrise bei und wurde 1957 dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Sprach man bis dahin von der „Geburt der kanadischen Nation auf den Schlachtfeldern Europas“54, so entwickelte sich unter dem Eindruck zahlreicher UN-Blauhelmeinsätze ein Peacekeeping-Mythos, der Kanadas Rolle in Abgrenzung zu den USA begreift.
Kanada ist Mitglied zahlreicher internationaler Organisationen wie der OSZE, der Welthandelsorganisation, der OECD, der OAS, der APEC und der Gruppe der Acht.
Verschiedene internationale Vereinbarungen entstanden auf kanadische Initiative und wurden in diesem Land verabschiedet. Dazu gehören die Ottawa-Konvention zum Verbot von Antipersonenminen und das Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozonschicht.
Die Streitkräfte (engl. Canadian Forces, frz. Forces canadiennes) entstanden in ihrer jetzigen Form 1968, als Heer, Marine und Luftwaffe organisatorisch zusammengeführt wurden. Die Truppen umfassten 2006 rund 62.000 freiwillige Berufssoldaten und 22.000 Reservisten; deren Zahl stieg bis 2011 auf 68.250 bzw. 26.873.55 Hinzu kamen (Stand 2012) 5.000 Canadian Rangers, deren Hauptaufgabe es seit der Gründung im Jahr 1947 ist, in entlegenen arktischen Gebieten zu beobachten, zu patroullieren und über verdächtige Aktivitäten zu berichten; auch bei Naturkatastrophen und Rettungsaktionen werden sie eingesetzt, sollen aber gegebenenfalls auch die Truppen in der Heimat unterstützen.56 Die Streitkräfte verfügen über rund 1.400 gepanzerte Fahrzeuge, 34 Kriegsschiffe und 300 Kampfflugzeuge.
Aufgrund der engen Bindungen an das britische Mutterland waren kanadische Truppen am Burenkrieg, am Ersten und am Zweiten Weltkrieg beteiligt. Seit 1948 stellt Kanada einen bedeutenden Teil der Friedenstruppen der Vereinten Nationen und war an mehr Friedensmissionen beteiligt als jede andere Nation.57 Das Land beteiligt sich grundsätzlich nur an kriegerischen Handlungen, die von den Vereinten Nationen sanktioniert wurden, wie etwa am Krieg in Korea, am Persischen Golf, in Afghanistan, jedoch ohne UN-Mandat im Kosovo. Kanada ist Gründungsmitglied der NATO und Vertragspartner des nordamerikanischen Luftraumverteidigungsbündnisses NORAD.
Im föderalistischen Kanada gibt es kein einheitliches nationales Bildungssystem. Für das Schulwesen sind ausschließlich die Provinzen und Territorien zuständig; es gibt kein übergreifendes Bildungsministerium. Daher unterscheiden sich in einigen Provinzen Schuleintrittsalter (5. oder 6. Lebensjahr) und Dauer der Grundschulzeit (bis Klasse 6 oder 7). Die Sekundarstufe (in Québec École polyvalente genannt) umfasst in Form einer Gesamtschule die dreijährige Junior Highschool (Sekundarbereich I) und die zwei- bis vierjährige Senior Highschool (Sekundarbereich II). Da das Bildungssystem Chancengleichheit anstrebt, erfolgt der Übergang von einer Schulstufe in die andere ohne Leistungsprüfung. Erst innerhalb der Senior High School ist der Erwerb des Abschlusszeugnisses (High School Diploma bzw. Diplôme d’Études Secondaire) vom Erreichen bestimmter Bewertungspunkte abhängig. 2 % der Schulen liegen in privater, überwiegend kirchlicher Hand. Etwa zehn Prozent der Schüler besuchen eine Privatschule. Das Leistungsniveau der Privatschulen gilt als sehr hoch und Kanada ist das einzige OECD-Land, in dem die Schülerschaft der Privatschulen selbst nach Einbeziehung des familiären und sozioökonomischen Hintergrundes mehr lernt, als die Schülerschaft an öffentlichen Schulen.59
Während der Schulbesuch kostenfrei ist, werden an den Hochschulen60 Studiengebühren unterschiedlicher Höhe verlangt. Von den 88 Universitäten zählen die Universität von Toronto und die von Montréal zu den größten. Die ältesten sind die Universität Laval in Québec von 1663, eine jesuitische Institution, die nach Bischof François de Montmorency-Laval benannt wurde. Dies berührt einen Grundzug der Hochschulentwicklung, denn die frühen Institutionen waren fast alle kirchlichen Ursprungs. Erst 1818 entstand die erste säkulare Hochschule und die zweite Kanadas, die Dalhousie University in Halifax. Ihr folgten die beiden englischsprachigen Institute, die McGill University in Montréal (1821) und die University of Toronto (1827). Ihnen folgten in den 1840er Jahren die Queen’s University in Kingston (1841) und die University of Ottawa (1848). Letztere geht wie die Laval-Universität auf einen Missionsorden zurück, in diesem Falle auf die Oblaten. Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1867 folgten die von einem anglikanischen Bischof gegründete University of Western Ontario in London (1878) und die im selben Jahr gegründete Universität Montreal (die zweite von vier Hochschulen in der Stadt) sowie die McMaster University in Hamilton. Letztere wurde ursprünglich in Toronto gegründet und zog erst 1930 nach Hamilton um. Sie geht auf die Baptist Convention of Ontario zurück.
Die Universitäten verleihen Bachelor-, Master- und Ph.D.-Abschlüsse. Laut dem Academic Ranking of World Universities (Shanghai Ranking) aus dem Jahr 2006 (Jiaotong-Universität Shanghai) der besten Universitäten der Welt zählen die University of Toronto auf Platz 24 und die University of British Columbia in Vancouver auf Platz 36 zu den besten Hochschulen in Kanada. Die First Nations besitzen seit 2003 eine eigene Universität, die First Nations University of Canada in Regina, der Hauptstadt der Provinz Saskatchewan. Die 13 bedeutendsten Forschungsuniversitäten haben sich in der Group of Thirteen zusammengeschlossen, um ihre Vorhaben zu koordinieren.
2007/08 waren im ganzen Land 1.066.000 Vollzeit-Studenten eingeschrieben60a, 2005 waren 70.000 von ihnen aus dem Ausland, 2008 rund 124.000, 2009 bereits 178.000. Noch 1995 hatte ihr Anteil nur bei 4 % gelegen, was vor allem auf einen verstärkten Zustrom aus China und Korea zurückzuführen ist. Auch der Anteil der Frauen an den Studenten stieg erheblich an, so dass von den 990.000 Studierenden des Jahres 2003 bereits über 571.000 weiblich waren. Während die USA pro Jahr 80.000 Studenten aus Indien anziehen, gingen von ihnen nur 4.000 nach Kanada. Aus Korea stammten 2003 bereits mehr als 25.000, 2008 stammten 42.000 Studenten aus China. Dennoch sind diese Zahlen selbst im Vergleich mit Ländern wie Australien oder Großbritannien niedrig. 2008 kamen 41.000 Studenten aus China, 30.000 aus Südkorea, knapp 12.000 aus den USA, rund 8.350 aus Frankreich, knapp 7.800 aus Japan, knapp 7.000 aus Indien, rund 4.500 aus Hongkong, über 3.800 aus Mexiko und 2.941 aus Deutschland. Viele Kanadier studieren allerdings auch im Ausland, so etwa 28.905 in den USA, 5.010 in Großbritannien, 4.039 in Australien, 1.302 in Frankreich und 643 in Deutschland.
In den elementary und secondary schools wurden 5,2 Millionen Schüler unterrichtet.
Die Umweltpolitik hat ungewöhnliche naturräumliche Grundlagen, vor allem ist aber die Gemengelage der Interessen eine spezifisch kanadische. Die Natur ist zum bedeutendsten Faktor für den Tourismus geworden. Dazu tragen 43 National- und weit über 1.500 Provinzparks, sowie weitere Schutzgebiete bei, die vor allem riesige Waldgebiete beinhalten. Der älteste von ihnen ist der Banff-Nationalpark von 1885, der inzwischen über autobahnartige Straßen dem Massentourismus erschlossen wird. 1911 entstand Parks Canada als älteste Nationalparkverwaltung der Welt. Doch kollidieren touristische, Erhaltungs-, Erholungs- und wissenschaftliche Interessen mit den Verwertungsinteressen der Rohstoffindustrie und gelegentlich den Interessen der Ureinwohner.
Urwälder (old growth) gibt es in Kanada nach drei Jahrhunderten des Raubbaus kaum noch, und sie wären ohne den Widerstand von Umweltschutzorganisationen und Indianern gänzlich verschwunden. Die Unternehmen der Holzindustrie sind so eng mit den politischen Eliten der Provinzen verbunden, dass erst internationaler Druck und häufig Zwang der Bundesregierung und der Gerichtshöfe die Bestände in einigen Fällen retten konnten (vgl. Clayoquot Sound). Dagegen haben sich Wissenschaftler und zahlreiche Umweltverbände zusammengeschlossen, und die lange unbedeutende Green Party of Canada61 konnte bei den Wahlen von 2008 knapp 7 % der Wähler gewinnen.62
Nach einer Studie der Simon Fraser University, die auf Betreiben der David Suzuki Foundation durchgeführt wurde, liegt Kanada bei dreißig untersuchten Staaten bei der Produktion von Atommüll und Kohlenmonoxid auf dem hintersten Rang. Zudem nimmt es beim Wasserverbrauch den 29. Platz ein. Insgesamt rangiert das Land neben Belgien und den USA am unteren Ende der Staatengruppe.63 Im Oktober 2008 versuchten sich mehrere hundert Wissenschaftler gegen die Diskreditierung ihrer Arbeit durch die Regierung zur Wehr zu setzen. Gleichzeitig fanden in Victoria die größten Demonstrationen der letzten 15 Jahre gegen die Abholzung der letzten Urwälder auf Vancouver Island statt64.
Eine weitere Gefahr für die Urwälder, aber ebenso sehr für die riesigen nachgewachsenen Wälder, stellt der Mountain Pine Beetle genannte Bergkiefernkäfer dar. Er hat bereits mehrere Millionen Hektar Wald vernichtet.65
Die über 250 Staudämme, die rund 58 % der in Kanada 2007 produzierten Strommenge von 612,6 Milliarden Kilowattstunden produzierten (wovon Kanada über 80 Milliarden Kilowattstunden exportierte),66 werden inzwischen ebenso kritisch mit Blick auf ihre Umweltbilanz betrachtet wie der Abbau der Bodenschätze. In beiden Fällen kam es nicht nur zu häufigen Zwangsumsiedlungen der Indigenen wie der Innu in Labrador, sondern auch zu erheblichen Umwelt- und Gesundheitsbelastungen wie beim Abbau der Athabasca-Ölsande in Alberta. Am 14. Oktober 2008 lehnten die Cree, denen die rechtlich privilegierte Rolle der Provinzen gegenüber der Bundesregierung in Fragen der Bodenschätze und der Stromgewinnung und gegenüber den indianischen Nationen bewusst ist, den „Grünen Plan“ der Quebecer Provinzregierung daher ab.67 Er hätte zudem Québec erneut die Verwaltung des riesigen James-Bay-Gebiets zurückgegeben, die die Cree nach langen Verhandlungen erst 2002 errungen hatten.
Im Nordosten British Columbias kam es in den letzten drei Jahren zu sieben von der Polizei als höchst gefährlich eingeschätzten Anschlägen auf Gasleitungen der EnCana Corporation, in denen giftiger Schwefelwasserstoff transportiert wird.68
Am 29. April 1998 unterzeichnete die Regierung das Kyoto-Protokoll, und verpflichtete sich, die Treibhausgas-Emissionen bis 2012 um 6 Prozent zu senken. Stattdessen stiegen die Emissionen von 1990 bis 2004 um mehr als ein Viertel, bis 2011 um 35 %. Daher beschloss Kanada, um hohen Strafzahlungen zu entgehen, das Protokoll aufzukündigen. Beim Klimaschutz-Index 2008 lag Kanada auf Platz 53 von 56 untersuchten Staaten, womit das Land beim Kohlendioxid-Ausstoß nur noch vor Saudi-Arabien, den USA und Australien rangiert.69
Rechtlich liegt der Umweltpolitik vor allem der Canadian Environmental Protection Act von 1999 zugrunde. Das zuständige Ministerium ist das Department of the Environment 2007 bis 2008 unter Leitung von John R. Baird, seither unter Peter Kent, der im Januar 2011 in das Amt kam. Ihm unterstehen neben anderen Organisationen Parks Canada und der Canadian Wildlife Service. Baird war unter anderem für das Department of Indian Affairs and Northern Development zuständig, sowie für die Industrie - eine in Kanada geläufige und entsprechend anfällige Verbindung. Ähnlich scheint die Entwicklung bei Kent zu verlaufen, der 1984 als einer der ersten eine Radiosendung zur Klimaerwärmung produzierte. 2011 kündigte er das Kyoto-Protokoll. Jede Provinz hat zudem ein eigenes Umweltministerium, das sich der Prioritäten der Rohstoffgewinnung erwehren muss.
→ Hauptartikel: Wirtschaft Kanadas, Wirtschaftsgeschichte Kanadas
Kanada gehört zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt lag es 2007 mit umgerechnet 1.432,14 Milliarden US-Dollar auf dem neunten Platz, 2011 mit 1.758.680 Milliarden Dollar auf dem vierzehnten, beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf mit 43.485 US-Dollar auf Platz 14.70 Im Human Development Index des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, der auch nicht-ökonomische Faktoren berücksichtigt, belegt Kanada sogar den vierten Platz.71 Das Land gilt zugleich als soziale Marktwirtschaft.72 Im landesweiten Durchschnitt liegt der Mindestlohn, den jede Provinz für ihr Gebiet festsetzt, bei umgerechnet 6 Euro. 2009 lag er bei knapp 38 % des Durchschnittslohns eines Vollzeitbeschäftigten.72a 2011 lag er zwischen 9 (Yukon) und 11 Dollar (Nunavut), in British Columbia lag er bei 9,50, in Alberta bei 9,40, in Saskatchewan bei 9,50, in Manitoba, Neuschottland, den Nordwestterritorien und in Neufundland bei 10, in Québec lbei 9,65, in Ontario bei 10,25.
Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Urproduktion, also des primären Wirtschaftssektors, was auf den Reichtum an natürlichen Ressourcen zurückzuführen ist. Die in der Provinz Ontario abgebauten Mengen an Nickel decken etwa 20 % des Weltbedarfs, Kanada besitzt mit rund 24 Milliarden Tonnen die größten Erdölreserven nach Saudi-Arabien, verfügt über 10 % des weltweiten Waldbestands, dazu bedeutende Vorkommen von Schwefel, Asbest, Aluminium, Gold, Kohle, Kupfer, Eisenerz, Kaliumkarbonat, Uran und Zink.73 Vor der Küste der Atlantischen Provinzen liegen umfangreiche Vorkommen von Erdgas, in Alberta die Athabasca-Ölsande. Wald und Wasserkraft bilden die Grundlage für die Zellstoff- und Papierindustrie.
Zahlreiche Stauseen liefern über 11 % des Weltstrombedarfs, und Kanada ist eines der wenigen Industrieländer, die Netto-Exporteure von Energie sind.75 2012 wurden 51,1 Milliarden kWh exportiert und 33,6 importiert. Damit hat sich die Einfuhr in den letzten zehn Jahren verdreifacht, während die Ausfuhr sehr stark schwankte. 2000 wurden 39,5 Milliarden kWh exportiert, 2002 waren es 48,8, 2006 nur noch 22,0, 2008 und 2009 hingegen 50,1, 2010 und 2011 sogar 55,7 Milliarden kWh. Die Verbindung innerhalb Nordamerikas ist dabei inzwischen so eng, dass sich riesige, grenzüberschreitende Versorgungsverbünde entwickelt haben, wie die Western Interconnection, die bis nach Mexiko reicht. Weitere Energielieferanten sind Gas, Öl, Uran und seit einigen Jahren auch regenerative Energien. Allerdings sind die Pläne zum Ausbau von Staudämmen, die British Columbia seit 2002 betreibt, heftig umstritten. Der größte Windpark befindet sich in Alberta bei Pincher Creek. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg zugleich von 15.489,07 kWh pro Einwohner und Jahr (2000) auf 16.020,37 (2012).
Kanada ist aufgrund seiner hohen Überschüsse einer der größten Lieferanten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, doch ist das Produktspektrum in den Prärieprovinzen sehr eng; im Mittelpunkt steht dabei ganz überwiegend Weizen. Bei der Getreideproduktion stand Kanada 2003 mit 50,168 Millionen Tonnen an achter Stelle nach Frankreich.76 2008 stand es mit 28.611.100 t Weizen an sechster Stelle; bedeutend war zugleich die Maisernte mit 10.592.000 t (Welternte: über 822 Millionen t), die Gerste mit 11.781.400 t und die Kartoffel, von der 4.724.760 t geerntet wurden, oder Tomaten (770.059 t). Daneben ist Roggen mit 316.200 t wenig bedeutend. Beeren, wie Cranberrys spielen mit 72.642 t hingegen eine erhebliche Rolle (Welternte 440.388 t), denen gegenüber Erdbeeren mit 20.366 t weit zurückfallen.76a Hinzu kommt Viehwirtschaft, vor allem Rinderzucht, in den letzten Jahren auch wieder die kommerzielle Zucht von Bisons. An den Küsten wird Fischzucht betrieben, die jedoch mit dem Fang von Wildfischen in Konflikt steht. Dabei ist British Columbia der größte Exporteur von Lachs und Heilbutt.
Die Zentren der Industrie liegen im Süden der Provinzen Ontario und Québec, vor allem in den Großräumen um Toronto und Montréal. Dabei spielen die Automobil- und die Luftfahrtindustrie bedeutende Rollen. Hinzu kommen Metallindustrie, Nahrungsmittelverarbeitung sowie Holz- und Papierindustrie. Ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen die chemische und die elektrotechnische Industrie, vor allem aber der Hightechsektor. Dies hängt mit dem Niedergang der großen Automobilkonzerne in den USA zusammen, der vor allem die Zulieferer und Dépendancen im Ballungsraum Toronto traf. Alle Industrien, die sich dem Sektor der Gas- und Ölförderung anlagern, ballen sich hingegen im Großraum Calgary, doch litt diese prosperierende Industrie ab 2008 unter rapidem Preisverfall bei steigenden Explorationskosten. Dies hängt zum Teil mit geologisch bedingten Hemmnissen zusammen, mit dem inzwischen sehr hohen Lohnniveau und dem wachsenden Widerstand gegen die Zerstörungen der Umwelt.
Die Exporte betrugen 2007 36,7 % und die Importe 32,8 % des BIP. Bei weitem wichtigster Handelspartner waren dabei die USA mit 76,4 % der Exporte und 65,0 % der Importe.77 Kanada belegt nach der Europäischen Union, den USA, Japan und der Volksrepublik China den fünften Platz in der Weltaußenhandelsstatistik.78 Mit der Weltwirtschaftskrise brachen 2009 die Exporte in die USA von rund 370 Milliarden auf 272 Milliarden Dollar ein, die Importe fielen von 282 auf 236 Millionen. Insgesamt fielen die Exporte von knapp 490 auf 370 Milliarden, die Importe von 444 auf 374 Milliarden Dollar. Der Exportüberschuss von 46 Milliarden verwandelte sich in einen Importüberschuss von 4,5 Milliarden. Der Außenhandel ist weitgehend frei, nur in wenigen Schlüsselbereichen sind ausländische Investitionen auf Minderheitsbeteiligungen beschränkt.
Der Dienstleistungssektor, der im Jahr 1998 67,4 % zum Bruttoinlandsprodukt beitrug, verringerte seinen Anteil bis 2008 auf 66,06 %. Hingegen stieg der Anteil der Industrie von 30,01 auf 32,04 %. Der seit langem rückläufige Anteil der Landwirtschaft sank von 2,58 auf etwa 1,91 %.79 Sieben der zehn größten kanadischen Unternehmen - wenn man den Umsatz zugrunde legt - waren 2007 allein im Banken- und Versicherungsbereich tätig. Im August 2010 waren 18.727.100 Kanadier beschäftigt, davon 17.216.300 als Angestellte. Die Arbeitslosigkeit lag bei 1.510.900 bzw. 8,1 %. Wie in vielen Ländern war die Jugendarbeitslosigkeit allerdings erheblich höher und lag 2009 bei 15,3 %.
War die Wirtschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch weitgehend auf den Export nach Europa orientiert, vor allem in das Britische Empire, so wurden die Handelsbarrieren zum Nachbarland USA nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend abgebaut. Ein erster wichtiger Schritt war das 1965 vereinbarte Canada-United States Automotive Agreement (auch Auto Pact genannt), das die Grenzen für die Automobilindustrie vollständig öffnete. Das Kanadisch-Amerikanische Freihandelsabkommen von 1988 schaffte die Zölle zwischen beiden Ländern ab und führte zu einem deutlichen Anstieg des Handelsvolumens und der US-Investitionen in Kanada. Mit dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen wurde diese Freihandelszone 1994 auf Mexiko ausgedehnt. Weitere Freihandelsabkommen bestehen u. a. mit der Europäischen Freihandelszone.80 Kanada ist Mitglied zahlreicher wirtschaftspolitischer Organisationen, wie der Welthandelsorganisation, der OECD, des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der G8.
Als eine der größten Schwächen der Wirtschaft hat die OECD die mangelnde Umsetzung von Erfindungen in verwertbare Patente eingeschätzt.81 Daher stieß die Regierung 2007 ein Programm namens Mobilizing Science and Technology to Canada’s Advantage an. Es soll die Zahl der Patente erhöhen und zu mehr Investitionen im Forschungs- und Entwicklungsbereich anregen. Es soll zugleich die Zusammenarbeit von staatlichen Bildungseinrichtungen und industriellen Komplexen fördern. Zudem wurden Centres of Excellence in Commercialisation and Research eingerichtet sowie ein College and Community Innovation Program.
Die größte Arbeitnehmervertretung bildet der Canadian Labour Congress (CLC) oder französisch der Congrès du travail du Canada (CTC) mit seinen rund hundert Einzelgewerkschaften in 136 Distrikten, die nach eigenen Angaben drei Millionen Mitglieder haben. Er ist 1956 aus dem Zusammenschluss von Trades and Labour Congress of Canada (TLC) und Canadian Congress of Labour (CCL) hervorgegangen. Während die TLC ähnlich wie in Europa nach Branchen organisiert war, war die CCL nach Orten organisiert und umfasste dort alle Gewerbe. Zudem hatte der TLC die Liberalen unterstützt, während bei der CCL Anhänger der sozialistischen Co-operative Commonwealth Federation vertreten waren. Zugleich integrierte sie die kommunistische Workers Unity League (WUL), als sie 1939 ein Bündnis gegen den Faschismus bildeten. Auch die in British Columbia ansässigen International Woodworkers of America galten als kommunistisch, wurden aber 1948 integriert. Wenig später wurden die Kommunisten ausgeschlossen. Die CLC spielte eine wichtige Rolle bei der 1962 erfolgten Gründung der New Democratic Party und bekämpfte gemeinsam mit ihr das Freihandelsabkommen mit den USA. Vorsitzender des CLC ist seit 1999 Kenneth V. Georgetti aus der Stahlbranche British Columbias. Dort war der 1952 geborene Gewerkschafter 1986 Vorsitzender der British Columbia Federation of Labour geworden. 1998 erhielt er den Order of Canada und wurde 2000 Mitglied. Sein Vorgänger Ben White hatte 1984 erreicht, dass sich die Canadian Auto Workers von den United Auto Workers abspalteten, bei denen die US-Gewerkschafter dominierten. Im folgenden Jahr war er ihr Vorsitzender geworden und bekämpfte in dieser Funktion das Freihandelsabkommen mit den USA, ebenso wie die US-Raketentests auf kanadischem Territorium.
Die Weltwirtschaftskrise blieb nicht ohne Wirkungen auf die kanadische Wirtschaft. Betroffen waren zunächst die Finanzdienstleister, die sich in Toronto ballen, wo die Toronto Stock Exchange die drittgrößte Börse Amerikas darstellt (s. Geschichte der Börse von Toronto), aber auch die Immobilienindustrie, und mit der Insolvenz von Nortel im Januar 2009 auch die Ausrüster für Telekommunikationsunternehmen.83 Unter diesen Unternehmen ist BCE (Bell Canada Enterprises) das älteste und größte. Im 4. Quartal 2008 gingen die Exporte um 17,5 % zurück.84 Die Arbeitslosigkeit lag im August 2009 jeweils bei 8,7 % (September 2007 5,9 %), seither lag sie zwischen 8,2 und 8,5 %85, sank im April 2010 auf 8,1 %, ein Wert, auf dem sie sich zu stabilisieren scheint. Dabei sind die regionalen Unterschiede sehr stark, denn sie lag im August 2010 in Saskatchewan unter 5 %, in Neufundland hingegen bei über 14 %, in Ontario und Québec bei 8,8 bzw. 8,2 %. Die Inflationsrate schwankte in den letzten Jahrzehnten zwischen 1,5 und 3 %. 2009 fiel sie infolge der Wirtschaftskrise auf 0,3 %, stieg allerdings bis 2011 wieder auf knapp 3 %. Zählte man 1999 noch 15,9 Millionen Arbeitskräfte im Lande, so stieg diese Zahl bis 2011 kontinuierlich auf 18,67 Millionen.
Die Staatsverschuldung stieg im Vergleich zu den meisten Industrieländern erheblich geringer an. Sie sank zunächst von 69,6 % des BIP im Jahr 2005 auf 63,8 % im Jahr 2008, stieg jedoch seither auf 87,4 % im Jahr 2011 an. Die Industrieproduktion wies schon seit der Jahrtausendwende ein sinkendes Wachstum auf, fiel jedoch 2008 um 2,8 % und 2009 sogar um 10,1 %. 2010 stieg sie wieder um 5,8, 2011 um 3,7 %. Das Leistungsbilanzsaldo lag 2004 bei 28,2 Milliarden Dollar, sank jedoch bis 2008 auf 7,6 Milliarden. Seither ist die Handelsbilanz negativ, im Jahr 2011 lag das Saldo bei -48,8 Milliarden Dollar.
Die Hauptverkehrsachse des Ostens verläuft entlang dem Sankt-Lorenz-Strom durch Ontario und Québec und verbindet Toronto, Montréal, Québec und Ottawa miteinander. Der gesamte Norden des Landes ist wenig erschlossen, da hier, außer in den Gebieten der Rohstoffförderung, kaum Wegebedarf besteht. Die Ballungsräume des Westens sind, wie im Osten, hauptsächlich nahe der amerikanischen Grenze durch Verkehrssysteme verbunden, sieht man einmal von der Anbindung Edmontons ab. Dies ist vor allem dem politischen Willen der kanadischen Regierung zu verdanken, die allein durch drei transkontinentale Eisenbahnlinien und diverse Stichbahnen die weit auseinander liegenden Provinzen miteinander verbinden wollte. Davor war dies durch Kanäle geschehen, nach der Eisenbahnepoche folgten Straßenbauten, schließlich Fluglinien, die diese integrierende Rolle des Staatsterritoriums übernahmen.
Kanada verfügt über mehr als 1,4 Millionen km Straßen, davon sind rund zwei Drittel nicht asphaltiert. Auf den Straßen verkehren rund 20 Millionen motorisierte Fahrzeuge. Das dichteste Straßennetz befindet sich im Bereich der höchsten Bevölkerungsdichten in den Atlantikprovinzen, in Süd-Ontario, in Québec entlang des St. Lorenz, in den südlichen Prärieprovinzen und im Bereich der Frasermündung um Vancouver. In Kanada herrscht Rechtsverkehr und die Geschwindigkeiten sind in km/h angegeben. Als ein alle Provinzen verbindendes Element wurde von Victoria am Pazifik bis St. John’s am Atlantik der Trans-Canada Highway gebaut, mit 8000 km eine der längsten Straßen der Welt. In den Ballungsräumen und als Verbindung zwischen größeren Zentren ist diese Straße als Autobahn ausgebaut. Durch Ontario führen zwei Routen dieser Straße, eine nördlichere und eine südlichere. Der Trans-Canada-Highway ist die einzige Bundesstraße Kanadas.
Die übrigen Landstraßen, auch die Autobahnen, werden von den Provinzen gebaut und unterhalten. Die verkehrsreichste Autobahn bildet das Rückgrat des Québec-Windsor-Korridors, in Ontario mit der Straßennummer „401“. Mit bis zu 16 Spuren durch den Ballungsraum Toronto gehört der Highway 401 zu den breitesten Autobahnen der Welt. Nach Norden führen nur wenige Straßen, von denen die meisten wegen großer Baumaßnahmen (Staudämme, Bergbau etc.) gebaut wurden, oder aus militärischen Gründen entstanden. Das gilt vor allem für den Alaska Highway, der im Zweiten Weltkrieg vor allem von den USA in Erwartung einer japanischen Invasion gebaut wurde, und der in den 50er Jahren für den privaten Verkehr freigegeben wurde. In der kalten Jahreszeit werden zahlreiche Winterstraßen unterhalten, die für viele Orte im Norden die einzige Straßenverbindung darstellen.
Von erheblicher Bedeutung sind Überlandbusse. Jede Region verfügt über ein ausgedehntes Busnetz; die größte Busgesellschaft ist Greyhound Canada, deren Streckennetz in Nordamerika 193.000 km umfasst. Greyhounds Go Anywhere Fare und der North America Discovery Pass gelten für unbegrenzte Busfahrten in einem bestimmten Zeitraum in ganz Kanada und in den USA oder in bestimmten Gebieten.
In Kanada werden rund 10 Millionen Fahrräder regelmäßig als Verkehrsmittel genutzt, wobei Städte wie Montréal diesen stark zunehmenden Trend mit Leihrädern unterstützen. In den Jahren 2006 und 2007 wurden je 1,5 Millionen Fahrräder im Land verkauft.85a
Zur Überwindung der großen Entfernungen ist der Inlandsflugverkehr von erheblicher Bedeutung. Etwa 75 Fluggesellschaften, darunter die 1937 gegründete Air Canada, die mit einer Flotte von 330 Maschinen, 24.000 Beschäftigten und 34 Millionen transportierten Passagieren (2012) bei weitem größte Fluggesellschaft Kanadas, sorgen für Verbindungen. Neben Air Canada besteht eine Reihe von Fluggesellschaften, die die Regionen versorgen, von denen allerdings ein Teil mittelbar zu Air Canada gehört. Im Westen fliegen die 1980 gegründete Air BC, die inzwischen zu Air Canada Jazz gehören und Horizon Air (gegr. 1981), in Ostkanada Air Alliance (Quebec, 1988-99) und Air Ontario (Ontario, 1987-2001), die beide Tochtergesellschaften von Air Canada gehören. Im Norden fliegen Gesellschaften wie Air Creebec (gegr. 1982, 16 Maschinen, im Besitz der Cree), Air North (Whitehorse, 9 Maschinen seit 1977), Bearskin Airlines (Sioux Lookout, Ontario, 13 Maschinen, gegr. 1963), Canadian North (Yellowknife, 15 Maschinen, seit 1998) oder Air Inuit (Dorval, 28 Maschinen, seit 1978) sowie First Air (Kanata (Ottawa), 23 Maschinen, seit 1946), die im Besitz von Inuit sind.
Air Transat und Air Canada fliegen auf internationalen und innerkanadischen Strecken, wobei Air Canada 1937 aus einer Eisenbahngesellschaft hervorging. Internationale Flughäfen befinden sich in Halifax, Québec, Montréal, Toronto, Winnipeg, Calgary, Edmonton und Vancouver, mit Einschränkungen in Whitehorse.
1909 flog das erste kanadische Flugzeug 800 m weit (in Baddeck), 1915 entstand mit der Curtiss JN-3 das erste Serienflugzeug. Im Ersten Weltkrieg stellte Kanada bereits 22.000 Mitarbeiter bei den Luftstreitkräften, obwohl die Canadian Air Force erst 1920 entstand. In den 30er Jahren erfolgte ein massiver Ausbau der Flughäfen, so dass mehr als die Hälfte der gesamten Luftfracht in Kanada bewegt wurde und das Land 1945 587 Flugplätze aufwies. 1937 wurde Trans-Canada Airlines gegründet, aus der 1964 Air Canada hervorging. 2009 wurde der 23. Februar zum National Aviation Day erklärt.86 2010 existierten rund 1.700 Flugplätze (nach anderen Angaben 1.404), von denen 26 ursprünglich mehr als 200.000 Passagiere pro Jahr abfertigten. Einige von ihnen sind allerdings unter diese Grenze gefallen. Diese bedeutendsten Flughäfen sind Kelowna, Prince George, Vancouver und Victoria in British Columbia, Calgary, Edmonton in Alberta, Regina und Saskatoon in Saskatchewan, Winnipeg in Manitoba, London, Ottawa - Macdonald-Cartier, Thunder Bay und Toronto - L. B. Pearson in Ontario, Montreal - Dorval, Mirabel und Quebec - Jean-Lesage in Québec, Fredericton, Moncton und Saint John in Neubraunschweig, Halifax und Charlottetown in Neuschottland bzw. auf Prince Edward Island, sowie Gander und St. John's in Neufundland und Labrador, schließlich Yellowknife und Whitehorse in den beiden nördlichen Territorien Nordwest und Yukon. Von den laut CIA World Factbook 1.453 Flugplätzen des Jahres 2012 hatten nur 552 eine befestigte Start- und Landebahn vorzuweisen, die übrigen 931 hatten unbefestigte Pisten. Hinzu kamen 27 Hubschrauberlandeplätze.
Die Stadt Montreal ist Sitz der zwei bedeutendsten Zivilluftfahrtorganisationen, der IATA und der ICAO.
Die Eisenbahn ist im 19. Jahrhundert umfassend gefördert worden, um die Besiedlungspolitik zu unterstützen und die nationale Einheit zu sichern. Dazu sollten die Distanzen zwischen den Provinzmetropolen durch transkontinentale Eisenbahnlinien überwunden werden. Doch seit den 1930er Jahren ging ihre Bedeutung zugunsten des Straßenverkehrs erheblich zurück und besitzt seither nur noch innerhalb des Großraumes Toronto-Montréal große Bedeutung im Personen(nah)- und Güterverkehr.
Außerhalb dieses Gebietes beschränkt sich die Bedeutung auf den Massengüterverkehr und den Tourismus, vergleichbar den Schienenkreuzfahrten in Europa. Der transkontinentale Güterverkehr wird von den beiden Bahngesellschaften Canadian Pacific Railway und Canadian National Railway durchgeführt. Betreiberin des Schienenpersonenverkehrs ist die VIA Rail Canada, der regionale Güterverkehr wird von vielen privaten Gesellschaften betrieben. Zu diesen Hauptlinien kommen zahlreiche Nebenlinien, die zum Teil in privater Initiative wiederbelebt worden sind, wie die Esquimalt and Nanaimo Railway auf Vancouver Island.
Im Gegensatz zu vielen Städten in den Vereinigten Staaten verfügen kanadische Großstädte über eine Vielfalt gut ausgebauter Nahverkehrssysteme. Während in den Metropolen Toronto und Montreal seit den 1950er Jahren gebaute, klassische U-Bahnen das Rückgrat des innerstädtischen Nahverkehrs bilden, werden in kleineren Großstädten wie Calgary und Edmonton seit den 1980er Jahren Stadtbahnsysteme (Light Rail) aufgebaut. In den übrigen Städten werden vornehmlich Diesel- und teilweise Oberleitungsbusse eingesetzt; in Ottawa gibt es ein größeres Netz von Schnellbussen.
Die beiden größten Nahverkehrsnetze befinden sich in Toronto mit der Toronto Transit Commission und in Montreal, wo der Nahverkehr von drei Einzelgesellschaften betrieben wird. Diese sind die Agence métropolitaine de transport mit ihren Vorortzügen, die Société de transport de Montréal mit ihren Bussen sowie Métro Montréal mit der U-Bahn. Beide Verkehrsnetze weisen je vier Schnellbahnstrecken und je etwa 150 Buslinien auf. In Toronto ist außerdem noch ein größeres Straßenbahnnetz mit 11 Linien in Betrieb. Der im Zuge der Weltausstellung Expo 86 eröffnete, vollautomatische SkyTrain in Vancouver war bis 2011 das längste automatische Transportsystem der Welt.
Wichtige Seehäfen befinden sich in den Städten am Sankt-Lorenz-Strom und in Vancouver. Zudem besteht auf den Großen Seen eine bedeutende Binnenschifffahrt. Wo keine natürlichen Wasserwege bestanden, baute man ab Anfang des 19. Jahrhunderts Kanäle, wie den Rideau Canal, der Ottawa mit dem Ontariosee verbindet. In Zentralkanada war das Kanu schon seit jeher das gegebene Transportmittel, und auch heute noch sind viele Seen mit Fährschiffen ausgestattet und der Warenverkehr folgt dem Wasser.
Manche Orte sind nur über See (oder per Flugzeug) zu erreichen, wie entlang der Westküste von Vancouver nach Port Hardy, bzw. Prince Rupert gegenüber von den Queen-Charlotte-Inseln.
Die frühe Erschließung des Landes erfolgte durch das Kanu und durch den Kanalbau, der einen weitläufigen Binnenverkehr ermöglichte. Bis in die 1950er Jahre trugen Schiffe einen erheblichen Teil der Passagiere, vor allem in abgelegenen Gebieten, doch stellten die meisten Linien, ähnlich wie zahlreiche Eisenbahnstrecken, den Verkehr ein, als die großen Überlandstraßen, wie der Alaska Highway entstanden.
Das heutige Kanada wird überwiegend durch die europäischen Einflüsse der Pioniere, Forscher, Händler und Fischer aus Großbritannien, Frankreich und Irland, regional auch aus Deutschland und Osteuropa geprägt. In jüngerer Zeit wird das Bild in größeren Städten auch von Asiaten (z. B. in Vancouver oder in Toronto) und von Schwarzen aus der Karibik und aus Afrika ergänzt. Viele ihrer Traditionen bleiben weiterhin Teil von Kanada, etwa ihre Nahrung, Sprache, Erzählungen, Geschichte, Feiertage und Sport. Die kulturellen Feste dieser Einwanderer sind ein fester Bestandteil des Lebens, z. B. das chinesische Neujahrsfest in Vancouver, der Caribana-Umzug in Toronto oder die Aufführungen während der Aboriginal Days. Viele Kanadier können noch heute ihre Wurzeln zurück zu diesen Völkern verfolgen und sind stolz auf ihre Herkunft. Der in vielen Städten ursprünglich vorherrschende britische Geist wurde mit der zunehmenden Einwanderung aus anderen Ländern weitgehend verwischt. Am deutlichsten ist er noch in Victoria zu erkennen. Dies gilt auch für das frankophone Kanada, das ebenfalls starken Einflüssen durch die Einwanderung ausgesetzt ist, wenn auch Städte wie Québec im Kern einen ausgesprochen französischen Charakter bewahrt haben.
Kanada und Großbritannien teilen einen Abschnitt ihrer Geschichte und Kanada ist Mitglied des Commonwealth of Nations. Beide Länder sind in Personalunion verbunden. Großbritannien ist Kanadas drittgrößter Handelspartner, und von dort kommen nach den USA die meisten ausländischen Touristen. Die Verbindungen Kanadas zu anderen frankophonen Ländern sind in der Organisation internationale de la Francophonie institutionalisiert und es gibt einen regen kulturellen Austausch mit Frankreich. So ist Kanada beispielsweise am französischsprachigen Fernsehkanal TV5MONDE beteiligt.
Deutsche Einflüsse sind vor allem in Südontario um die Stadt Kitchener (ehemals Berlin) präsent. In ganz Südontario, besonders im Gebiet von Kitchener, sind Orte mit deutschen Namen verstreut. Kitchener wirbt damit, dass dort das größte Oktoberfest außerhalb Münchens gefeiert wird.
Seit den 1970er Jahren sind viele Asiaten eingewandert, vorwiegend aus Hongkong, China und Korea. Insbesondere in Vancouver (spöttischer Name: Hongcouver87) und Toronto bilden sie starke ethnische Minderheiten und die Chinatowns mit ihren chinesischen Straßen- und Werbeschildern, ihren Lokalen und ihren Märkten gehören zu den Sehenswürdigkeiten.
Die Schaffung und der Schutz einer eigenständigen kanadischen Kultur wird durch Programme, Gesetze und Einrichtungen der Bundesregierung, z. B. der CBC/Radio-Canada, dem NFB (National Film Board of Canada/Office national du film du Canada) und der CRTC (Canadian Radio-Television and Telecommunications Commission/Conseil de la radiodiffusion et des télécommunications canadiennes) unterstützt.88
Die Kulturformen der weit über 600 First Nations, wie die Indianer sich ganz überwiegend selbst bezeichnen, sind in keinster Weise einheitlich. Innerhalb des Landes, zwischen Stadt und Land, zwischen den ethnischen Gruppen sind die Unterschiede denkbar groß. Sie entwickelten eigene Identitäten und kulturelle Strukturen. Dabei lassen sich große Kulturareale unterscheiden. An der Pazifikküste war die Kultur von Fischfang dominiert, vor allem vom Lachs, oder vom Walfang, wie bei den Nuu-chah-nulth auf Vancouver Island. Dort finden sich auch die gewaltigen Totempfähle, deren größter über 50 m hoch ist. Im Binnenland dominierten Jagd, Sammeln und Flussfischerei. In den großen Ebenen, den Plains, war die Bisonjagd von zentraler Bedeutung, in anderen der Elch, weiter im Norden das Karibu. Durch die Verbreitung des Pferdes entwickelte sich nach 1700 ein Reiternomadismus. An den Großen Seen hingegen dominierte eine agrarische Kultur auf der Basis von Wildreis, Bohnen und Kürbissen mit befestigten Großdörfern.
Die nicht mit den Indianern verwandten Inuit im Norden des Landes, von denen man 2006 genau 50.485 zählte89, entwickelten eine überwiegend von den arktischen Lebensumständen geprägte Kultur, die in vielerlei Hinsicht auf ganz Kanada ausstrahlt. Ein Beispiel dafür stellt das Emblem der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver dar, ein Inuksuk, das aus aufeinandergestapelten Steinen besteht und eine menschliche Gestalt symbolisiert.
Die frühesten kommerziellen Erfolge feierten jedoch die bildenden Künste der Inuit schon seit den späten 1940er Jahren. Serpentin- und Marmorskulpturen, Arbeiten in Knochen und Karibugeweih, aber auch Kunstgrafik, Wandbehänge und -teppiche, Schmuck, Keramiken und Puppen standen dabei im Mittelpunkt. Ihre Motive und Materialien gingen auf die natürlichen Umgebungen und vorhandene Traditionen zurück, wobei die erzwungene Sesshaftigkeit nun erheblich größere Werke zuließ. Zudem waren die rund 25 Gemeinden, deren Bewohner nicht mehr autark-nomadisch lebten, nun auf Geldeinnahmen angewiesen, zu denen ihnen der Kunsthandel verhalf.
Zu den bekanntesten Inuit-Autoren zählen der ehemalige „Commissioner of Nunavut“ Peter Irniq, der Schriftsteller, Dichter, Cartoonist und Fotograf Alootook Ipellie (1951-2007) und Zebedee Nungak (geb.1951). Aus der Verbindung von Inuit-Musik und amerikanisch-kanadischer Popmusik formten die Inuit eine eigene Musik. Daneben bestehen weiterhin überlieferte Gesangsformen und der Kehlgesang (Throat singing). Die in Kanada erfolgreichste Sängerin ist die 1967 in Churchill geborene Susan Aglukark.
Die Erfolge der Inuit und die der amerikanischen Indianer inspirierten die indianischen Künstler Kanadas, eigenständig an eine außerindianische Öffentlichkeit zu treten. Früh bekannt waren dabei die Masken und Totempfähle der Pazifikküste, die noch heute eine wichtige Rolle im Selbstverständnis, aber auch auf dem Kunstmarkt spielen. Ähnlich wie die Literatur verfolgt die indianische Kunstszene aber nicht nur traditionelle Elemente, sondern verbindet sie mit euro-kanadischen Mitteln. Andere Indianerkünstler produzieren losgelöst von diesen Traditionen in deren Genres und mit deren Mitteln. Dabei sind dennoch Künstler mit einem spezifisch indianischen Weg, wie Norval Morrisseau, oder der Bildhauer und Schnitzkünstler Bill Reid, der das Werk Charles Edenshaws fortführte, erst seit den 60er Jahren anerkannt worden. Meist stehen in der Literatur ökologische Probleme, Armut und Gewalt, entmenschte Technik oder Spiritualität im Vordergrund. Dabei lassen sich die meisten ungern als „Indianerkünstler“ etikettieren, sondern greifen Themen auf, die die verstädterte Gesellschaft insgesamt betreffen.
Seit der Kolonisierung ab dem frühen 17. Jahrhundert brachten die Einwanderer, je nach ethnischer Zusammensetzung, verschiedene europäische Musiktraditionen nach Kanada.90 Die Parallelentwicklung zur europäischen Musik ist vom Barock über die Klassik und Romantik bis hin zur Gegenwartsmusik nie abgerissen. Doch fehlten in der Neuen Welt lange die nötigen Ressourcen, um große Aufführungen, wie Opern in nennenswertem Umfang durchführen zu können. Erst die Anpassung von Texten, aber auch der Austausch von Elementen zwischen den Einwanderergruppen brachte kanadische Eigenheiten hervor, zu denen Einflüsse aus den USA kamen.
John Braham war einer der ersten Sänger, die im ganzen Land bekannt wurden (ab 1841), ähnlich Jenny Lind. Zudem bestanden zahlreiche Kirchenchöre und philharmonische Gesellschaften. Die ersten Gesellschaften dieser Art waren die New Union Singing Society aus Halifax (1809) und die Québec Harmonic Society (1820). Populär waren Balladen, Tanzmusik und patriotische Hymnen. Deutsche brachten erstmals den Klavierbau nach Kanada (Thomas Heintzman), ihm folgte der Orgelbau (Joseph Casavant). 1903 organisierte C.A.E. Harriss den Cycle of Musical Festivals of the Dominion of Canada, an dem sich landesweit über 4.000 Sänger und Musiker in 15 Städten beteiligten. Mit dem Ersten Weltkrieg und der danach anwachsenden Schallplattenindustrie war der Höhepunkt selbst gemachter Musik, aber auch der Operngesellschaften überschritten. Dennoch entstanden vor und nach der Weltwirtschaftskrise Symphonieorchester, insbesondere in den drei größten Städten Montréal, Toronto und Vancouver. Sir Ernest MacMillan war der erste und einzige kanadische Musiker, der zum Ritter geschlagen wurde.
Erst Feldforscher wie Marius Barbeau, W. Roy Mackenzie, Helen Creighton und zahlreiche andere entdeckten die Volksmusik, und die Musik der Indigenen. Wenn man von kanadischer Musik sprach, so war es nun die Gesamtheit der Folkmusik, die man im Land antraf. Doch blieb die Musikausbildung konservativ, d. h. stark angebunden an Großbritannien und Frankreich. Dennoch entstanden in den Dreißigerjahren Musikerverbände, die nach dem Krieg die Suche nach kanadischer Identität auch in der Musik stärkten. Auch wurde diese Musik vom Staat gefördert, Sammlungen traditioneller und indianischer Musik inspirierten die aufgeschlossenere Generation. Publikationen wie The Canadian Music Journal (1956-62), Opera Canada (seit 1960) und The Canada Music Book (1970-76) untermauerten diese Entwicklung. Die Abkopplung der kanadischen Musik von der ausländischen Avantgarde konnte überwunden werden.
Kanadische Musiker beeinflussten die westliche Musik, wie etwa Rock- und Popmusik in erheblichem Ausmaß, wofür Namen wie Bryan Adams, Paul Anka, Michael Bublé, Leonard Cohen, Céline Dion, Nelly Furtado, Avril Lavigne, Alanis Morissette, Daniel Powter oder Shania Twain stehen.
Bekannte Vertreter der Rockmusik sind Rush, Alannah Myles, Billy Talent, die Crash Test Dummies, Nickelback, Saga, Steppenwolf und Neil Young.
Zu den bedeutenden Jazzmusikern zählen Paul Bley, Maynard Ferguson, Diana Krall, Moe Koffman und Oscar Peterson.
Avril Lavigne, Sarah McLachlan, Sloan und weitere Musiker haben sich der Initiative Canadian Music Creators Coalition (CMCC)91 angeschlossen und kündigten in einer Grundsatzerklärung 92 an, künftig wieder für sich selbst sprechen zu wollen. Prozesse und das Digital Rights Management (DRM), vor allem aber die staatliche Förderung seien zu verbessern. Die CMCC forderte die Regierung auf, die Künstler gegen die Vermarktungspolitik meist ausländischer und auf einen ausländischen Markt gerichteter Musikkonzerne zu unterstützen.
Immer noch von großer Bedeutung ist die Country-Musik, die auch von zahlreichen Indianern gespielt wird. Die Canadian Country Music Association ehrt jährlich die bedeutendsten Künstler mit der Aufnahme in die Canadian Country Music Hall of Fame. Herausragende Interpreten sind Wilf Carter, Hank Snow und Gordon Lightfoot.
Auf dem Gebiet der klassischen Musik ist der bekannteste Kanadier sicherlich Glenn Gould (1932–1982), der einer breiteren Öffentlichkeit als Interpret vor allem der Werke Johann Sebastian Bachs bekannt ist. Berühmtheit erlangte der damals 22-jährige 1955 mit einer aufsehenerregenden Einspielung der Goldberg-Variationen. Seit 1987 vergibt eine nach dem Musiker benannte Stiftung93 den Glenn-Gould-Preis.
Die Symphonieorchester in Montréal und Toronto haben Weltruf, die Kammermusik hat einen erstklassigen Rang: Tafelmusik und das St. Lawrence String Quartett haben verschiedene Preise gewonnen. Sänger wie Jon Vickers, Russel Braun und Michael Schade, der Flötist Robert Aitken sowie der Pianist Marc-André Hamelin und die Liedbegleiterin Céline Dutilly sind bekannte Interpreten. Auch Werke der Komponisten Murray Schafer und Claude Vivier werden regelmäßig aufgeführt.
Als erster Filmemacher gilt James Freer (1855-1933), ein Farmer, der ab 1897 Dokumentationen vorführte.94 Er ging 1898 nach England, um seine kurzen Filme über das Alltagsleben in Manitoba vorzuführen. Die Canadian Pacific Railway finanzierte die Reise, da sie sich erhoffte, auf diese Art neue Siedler zu gewinnen. Offenbar sah die Regierung diesen Anwerbeweg als erfolgversprechend an, denn 1902 förderte sie Freers zweite Reise. Die Eisenbahngesellschaft förderte Filmemacher, und sie errichtete in Montréal ein eigenes Filmstudio. 1917 richtete die Provinz Ontario das Ontario Motion Picture Bureau ein, um Filme zu Unterrichtszwecken drehen zu lassen. Bereits im nächsten Jahr entstand das Canadian Government Motion Picture Bureau. Die Unterhaltungs- und künstlerischen Möglichkeiten wurden noch nicht erkannt. Schauspieler mussten, um zu Engagements zu gelangen, in die USA gehen. Filme waren für die Regierung ein Mittel, Immigranten zu gewinnen, Unternehmen bewarben ihre Produkte damit. Bereits 1903 entstand allerdings mit Hiawatha, The Messiah of the Ojibway das erste Leinwanddrama in Kanada - es dauerte 15 Minuten. Es wurde mit Ojibway-Anishinabe bei Desbarats gedreht (heute ein Teil von Johnson in Ontario, westlich von Manitoulin). Zu dieser Reihe namens Living Canada gehörten weitere 35 Kurzfilme. 1913 engagierte die CPR die Edison Company, um 13 Filme über Kanada zu produzieren, im selben Jahr entstand der erste historische Spielfilm der Canadian Bioscope Company aus Halifax unter dem Titel Evangeline. Er drehte sich um die Vertreibung der Akadier. Weitere Historienfilme folgten, doch waren die Produktionsgesellschaften sehr kurzlebig. Die erfolgreichsten Produzenten der Jahre 1919-23 waren Ernest Shipman und seine Frau Nell, doch danach beherrschte Hollywood die Filmszene. Von dort aus entstanden Quotenstudios, wie die sehr erfolgreiche Central Films of Victoria, die von 1935-37 12 Filme drehten.
Kanadische Kinofilmproduktion95 | |||||||
Jahr | Anzahl | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
1975 | 39 | ||||||
1985 | 58 | ||||||
1995 | 38 | ||||||
2002 | 66 | ||||||
2003 | 151 | ||||||
2004 | 133 | ||||||
2005 | 80 |
Auf Anraten von John Grierson, der als Vater des britischen und kanadischen Dokumentarfilms gilt, wurde 1939 der National Film Act verabschiedet, ein Gesetz, das es gestattete, Propagandafilme für Kriegszwecke zu drehen. 1950 wurde das Aufgabenspektrum des dazu gegründeten National Film Board of Canada dahingehend erweitert, als Kanada den Kanadiern erklärt werden sollte, aber auch Nichtkanadiern. Mit der Canadian Film Development Corporation, aus der später Telefilm Canada hervorging, förderte der Staat entsprechende Filmproduktionen. Das für das Kulturerbe verantwortliche Department of Canadian Heritage stockte 2001 die Mittel für Telefilm Canada auf. Den gleichen Zielen dient die Auszeichnung mit dem Genie Award, die jedes Jahr für die besten kanadischen Filme erfolgt.
Wichtigste Produktionsstätten kanadischer Filme sind heute Vancouver, gefolgt von Montreal und Toronto. Dabei ist Alliance Atlantis, heute Alliance Films, das einst größte Medienunternehmen, heute nur noch ein Rechtehändler. Der französische Film ist innerhalb von Kanada häufig erfolgreicher als der englische, weil der Quebecer Filmmarkt von US-Produktionen kaum direkt erreicht wird. Seit 1911 wurden in Kanada rund 970 englischsprachige und 620 französischsprachige Filme gedreht.
Das Autorenkino gewinnt dank erfahrener Cineasten wie Atom Egoyan, David Cronenberg, Denys Arcand und Léa Pool, aber auch durch junge Filmemacher wie Jean-François Pouliot, Denis Villeneuve, Don McKellar, Keith Behrman und Guy Maddin an Bedeutung. Filmregisseure wie Jean-Claude Lauzon („Night Zoo“ (1987), Léolo (1992) und Denys Arcand (unter anderem „Der Untergang des amerikanischen Imperiums“ (1986), „Jesus von Montreal“ (1989) und „Joyeux Calvaire“ (1996), „Die Invasion der Barbaren“ (2003)) haben dem kanadischen Film zu internationaler Geltung verholfen.
Bekannte Schauspieler sind: Raymond Burr, Donald Sutherland, Kiefer Sutherland, Keanu Reeves, Dan Aykroyd, Pamela Anderson, Hayden Christensen, Leslie Nielsen, Jim Carrey, Michael J. Fox, Mike Myers und William Shatner. Wie man durch diese knappe Aufzählung erkennen kann, sind viele dieser Schauspieler häufig in Hollywood-Produktionen tätig und genießen internationales Ansehen.
Das kanadische Theater, das aus einer starken mündlichen Tradition hervorgeht, hat nicht nur weltweit bekannte Regisseure wie Robert Lepage oder Denis Marleau hervorgebracht, sondern auch eine große Anzahl von Theaterautoren, die in verschiedene Sprachen – unter anderem ins Deutsche – übersetzt werden. So sind in jüngster Zeit zum Beispiel Texte von Michel-Marc Bouchard, Daniel Danis, Michel Tremblay, George F. Walker, David Young und Colleen Wagner von deutschen Ensembles aufgeführt worden.
In der Hauptsache sind es vier Wurzeln, aus denen sich die kanadische Theatertradition speist, die der Indianer und der Inuit, deren komplexe Zeremonien allerdings nur partiell als Bühnenaufführungen betrachtet werden können, und die dennoch vielfach durchscheinen, und die französische und britische Theatertradition.94a
Als Humphrey Gilbert 1583 seine Expedition nach Neufundland führte, war er wohl mit einer kleinen Theaterausstattung vorbereitet, die erwarteten Ureinwohner zu unterhalten. Doch erst die Jesuiten setzten für ihre Mission das Schauspiel gezielt ein. Das Theater kam jedoch in Neufrankreich mit dem Verbot von Molières Tartuffe im Jahr 1694 zum Erliegen.
Erst mit der britischen Eroberung kamen 1763 wieder Aufführungen auf die Bühne. So erbaute die Garnison von Halifax das New Grand Theatre, das am 26. Februar 1789 mit dem Kaufmann von Venedig eröffnete. Charlottetown folgte 1800, 1809 entstand in Saint John das Drury Lane Theatre. Das erste in Kanada entstandene Stück war wohl eine Komödie namens Acadius: or, Love in a Calm, die in Halifax 1774 aufgeführt wurde. Die erste professionelle Truppe war die American Company of Comedians, die 1768 gleichfalls in Halifax auftrat. 1786 kam eine englische Truppe aus Albany, die von Halifax weiter nach Québec zog.
Als nächste Theater kamen Montréals Théatre Royal 1825 hinzu, das bereits 1000 Zuschauer fasste, dann 1846 das Theatre Royal in Halifax. 1809 fand eine Aufführung in York (Toronto) statt, doch entstand dort erst 1834 in einer umgewidmeten Wesleyanischen Kirche ein Theater. Es folgte das Royal Lyceum (1848) und das Grand Opera House (1874-79), London erhielt ebenfalls ein Grand Opera House (1881). Beide brannten nieder, wurden jedoch wieder aufgebaut. Die Royal Engineers bauten 1858 in New Westminster ein rudimentäres Theater und auch Victoria eröffnete im Februar 1860 das Colonial Theatre 1891 besaß Vancouver ein Opernhaus mit 1.200 Sitzen, 1907 baute. Winnipeg das Walker Theatre, in dem sogar 2.000 Zuschauer Platz fanden.
Im Colonial Theatre in Victoria kam es im November 1860 zu Ausschreitungen, als Schwarze Plätze besetzten, die für Weiße reserviert waren, und die Theater in Dawson waren berüchtigt. Vor allem Katholiken und Methodisten bekämpften das Theater. Der Bischof von Montréal verdammte 1859 und 1872 das Theater, 1880 folgte ein Verbot des Besuchs der Aufführung von Sarah Bernhardt. In Winnipeg verdammte Reverend J.B. Silcox 1883 das Theater und noch nach 1900 galt es als gefährlich.
Farcen und Satiren, wie die von Nicholas Flood Davin, J.N. McIlwraith and W.H. Fuller fanden ebenso ein Publikum, wie Frederick Augustus Dixon, Melodramen von McKee Rankin oder die historischen Aufführungen von W.A. Tremayne. Rankin wurde als Schauspieler auch außerhalb Kanadas bekannt, doch die meisten mussten ihr Brot außerhalb verdienen, sieht man von John Nickinson, der Torontos Royal Lyceum Theatre von 1853 bis 1859 führte ab, oder von seiner Tochter Charlotte Morrison. Dennoch war die ausländische Konkurrenz übermächtig. Die 7 Truppen der Marks Brothers tourten durch die kleineren kanadischen Orte zwischen 1879 und 1922, und kamen dabei zu beträchtlichem Vermögen. Harold Nelson war einer der ersten Schauspiellehrer.
Die British Canadian Theatrical Organization Society (1912) versuchte amerikanischen Truppen britische entgegenzusetzen, und selbst die Trans-Canada Theatre Society (1915) sah ihre Aufgabe darin, nicht-kanadische Schauspieltruppen zu organisieren. Dennoch gelang es einigen Kanadiern, wie den Permanent Players in Winnipeg, die 21 Saisons in Folge am Winnipeg Theatre auftraten, sich durchzusetzen, ähnlich wie Mae Edwards, die durch Ontario und die Maritimes bis 1935 tourte. Hinzu kam John Holden Players, der in Bala, Ontario und in Winnipeg Ende der 30er Jahre auftrat oder Sidney Risks Everyman Theatre Co aus Saskatchewan, die ab 1946 in Vancouver und im Westen auftraten. Torontos Jupiter Theatre eröffnete 1951, in Ottawa das Canadian Repertory Theatre, in Toronto die New Play Society. Doch überwiegend bestanden weiterhin Amateurtheater.
Generalgouverneur Earl Grey führte 1907 bis 1911 die Earl Grey Musical and Dramatic Competition durch, um das Theater durch einen Wettbewerb im gesamten Dominion zu fördern. 1908 entstanden die Arts and Letters Players of Toronto, die mit dem Medium experimentierten. 1919 eröffnete die University of Toronto das Hart House Theatre, wo auch Donald Sutherland und viele andere auftraten. Zahlreiche andere kleine Theater entstanden etwa in Ottawa (1913), Vancouver (1921), Winnipeg (1921), Montréal (1930) und Halifax (1931). Sie sollten durch das Dominion Drama Festival ab 1932 gefördert werden, bei dem Vincent Massey seinen erheblichen Einfluss geltend machte. Dem DDF folgte 1970 Theatre Canada (bis 1978). Es konnte der zunehmenden Professionalisierung nicht standhalten.
Als erste richtete die University of Saskatchewan einen Lehrstuhl für Dramaturgie im British Commonwealth ein (1945). Daneben entstanden Theater für die Arbeiterklasse, wie der Progressive Arts Club von 1932 in Toronto. Daraus entstand das Workers' Experimental Theatre, dessen bekannteste Aufführung Eight Men Speak (1933) wurde, in dessen Mittelpunkt Gerichtsverfahren und Haft von acht Kommunisten standen, und das in Toronto und Winnipeg verboten wurde. Nach der Weltwirtschaftskrise verschwand es wieder.
Unter dem Vorsitz von Vincent Massey arbeitete eine Kommission Vorschläge aus, die in die Gründung des Canada Council mündeten (1957). Es sah eine Professionalisierung vor. Dazu trugen auch staatliche Mittel bei. So konnte das Theater an die Weltspitze vorstoßen. Zunächst aber führten Theater wie Vancouvers Theatre Under the Stars nach US-Vorbild Musicals auf, wie etwa Open-Air-Aufführungen im Stanley Park ab 1940, oder von Winnipegs Rainbow Stage ab 1954. Der erste große Erfolg war My Fur Lady (1957-58), in dem Brian MacDonald und Galt MacDermot ihre Karrieren begannen.
Tom Patterson gründete 1953 das Stratford Shakespearean Festival, womit Kanada auch im klassischen Bereich reüssierte. 1955 entstand Canadian Actors' Equity, die sich allerdings erst 1976 von der US-Gesellschaft unabhängig machen konnte. Von ähnlicher Bedeutung für die Entwicklung von Netzwerken war das Canadian Theatre Centre (1959 bis 1971) und die National Theatre School in Montréal (1960).
Zahlreiche Festivals entstanden: das Vancouver International Festival (1958-68); das Shaw Festival (1962), Vancouver Playhouse und Neptune Theatre in Halifax (1963), das Charlottetown-Sommerfestival (1964), in Edmonton das Citadel (1965), das Globe Theatre in Regina (1966), das Saidye Bronfman Centre in Montréal (1967), das Theatre New Brunswick in Fredericton und Theatre Calgary (1968), das National Arts Centre in Ottawa und das Centaur Theatre in Montréal (1969) usw. Doch viele Projekte scheiterten auch, wie etwa Tom Pattersons Versuch von 1962 ein Yukon festival in Dawson zu begründen. In Toronto brachen das Crest Theatre und die Canadian Players 1966 zusammen. Auch Theatre Toronto, das Rolf Hochhuths Soldaten aufführte, bestand nur von 1968-69.
Gegen diese als Dinosaurier denunzierten Großveranstaltungen entstand eine neue Theaterszene. Dazu gehörte Vancouver Savage God (1966-80), Torontos Passe Muraille (1968-) und das Canadian Place Theatre in Stratford (1969). Sie führten Anti-Vietnamkriegs- oder Hippiestücke auf, feierten Nacktheit und explizite Sprache. 1970 entstand das Canadian Festival of Underground Theatre in Toronto. Doch erst das Factroy Theatre Lab von Ken Gass und Bill Glasscos Tarragon Theatre (1970 bzw. 71) begründeten in Toronto eine genuin kanadische Ausrichtung. Im Sommer 1971 unterstützte der Canada Council auf Anraten von David Gardner einen Thinktank, der sich mit dem Dilemma of Canadian Playwrighting auseinandersetzte. Wenig später entstand die heutige Playwrights Union of Canada, die Bühnenautoren fördert. Unter den kanadischen Autoren, die auch über die Grenzen hinaus bekannt wurden, waren Sharon Pollock, James Reaney, Erika Ritter und Rick Salutin. Wieder entstand eine Welle von neuen Theatern, die auch kleinere Orte wie Wolfville oder Thunder Bay erreichte.
In Neufundland entstand in den 70er Jahren ein hochgradig politisches Theater mit Stücken wie Gros Mourn (1974) und They Club Seals Don't They? (1978).
Derweil trieb kanadischer Nationalismus die Debatten um die Rolle des Theaters, wie aller Medien voran. Auslöser war etwa die Berufung eines nicht-kanadischen Intendanten bzw. Direktors. Dabei wuchs die Theaterszene bis weit in die 80er Jahre. Dann folgte eine Rezessionsphase, als Subventionen im Zuge einer Wirtschaftskrise gekürzt, gängigere Produktionen gefördert wurden, die mehr Geld einspielten. Daher dominierten Komödien, Musicals und Thriller. Einige Kompanien richteten sich nunmehr mit ihren Themen an bestimmte Gesellschaftsgruppen, wie Frauen Redlight (1974-78), Nightwood (1979-), Company of Sirens (1987-), Empress Productions (1988-), Ältere (The Smile Company, 1972-), Kinder, Schwule und Lesben, oder aber technisch experimentierfreudige Zuschauer. Hinzu kam ab etwa 1975 multikulturelles Theater, die sich an Frankophone, Schwarze oder Juden richten, wie etwa das Leah Posluns Theatre (1977-94) oder die Nephesh Theatre Company (1978-).
Seit 1948 existiert das Forest theatre in der Six Nations Reserve bei Brantford in Ontario, Chief Dan George lenkte die Aufmerksamkeit auf Werke wie The Ecstasy of Rita Joe. Erst in den 70er Jahren entstanden Theater an anderen Orten, wie das Tillicum Theatre in Nanaimo (1973-75), oder die Atchemowin-Gruppe (Geschichten erzählen) in Edmonton (1976-). Seit 1974 besteht die Native Theatre School in Ontario, die seit 1994 Centre for Indigenous Theatre heißt. Indigene Theaterfestivals wurden von der York University 1980 und dem Curve Lake Reserve bei Peterborough 1982 beherbergt, bei dem auch Künstler anderer indigener Völker auftraten. 1983 entstand mit den Native Earth Performing Arts das wichtigste Torontoer Theater für indigene Themen. 1983-85 tourten Northern Delights Theatre Company und Sudburys N'Swakamok Native Players (Ojibwa für "wo drei Straßen aufeinandertreffen") durch den Norden von Ontario, 1986 entstand eine CBC-Produktion namens Spirit Bay mit indigenen Künstlern. Im selben Jahr gewann Linda Griffiths Adaptation der Geschichte von Maria Campbell um eine Métis-Frau, den Preis des besten kanadischen Stücks: Jessica: A Transformation, und auch Tomson Highways Rez Sisters oder Dry Lips Oughta Move to Kapuskasing (1989) gewannen höchste Auszeichnungen. In den Neunzigerjahren waren das Sen'Klip Theatre aus Vernon, die Sweetgrass Players in Calgary, das Four Winds Theatre in Hobbema, Alberta, Winnipegs Awasikan Theatre und das De-ba-jeh-mu-jig (oder Geschichtenerzählers) Theatre auf Manitoulin Island, erfolgreich. Ab 1976 wurde jährlich in Labrador ein Creative Arts Festival aus mehr als 20 Gemeinden gespeist, und auch Inuit fanden sich zu Theatergruppen zusammen, wie die kleine Truppe aus dem Dorf Nain in Labrador, die Nanuksuamiut (People of the Country), die auch Hörspiele einspielen. Tunooniq ist Kanada nördlichste Truppe. Sie entstand 1986 am Pond Inlet auf Baffin Island.
Entgegen allen Subventionsstreichungen halten sich Stücke wie Die Mausefalle seit 1977; in Regina wird The Trial of Louis Riel jeden Sommer seit 1967 aufgeführt und Charlottetowns Anne of Green Gables seit 1965. Solch dauerhafte Wiederholung gelang erstmals mit Spring Thaw (1948-71). Andere Theater verbinden ihre Aufführungen mit Festmahlen (Dinner Theatre), versuchen durch Nacktheit und Erotik Kasse zu machen, wie etwa das Touchstone Theatre in Vancouver mit Sex Tips for Modern Girls (1985-86). Auch Ein-Mann-Shows, kurzfristig zusammengestellte Truppen (fringe theatres) oder Sommersaisonspiele sollen Kosten senken. Andere beschaffen Mittel für politische Initiativen wie die Wiederaufforstung, der sich das Molson Comedy Releaf Festival (1989-91) verschrieb. Weitere Aufführungen wie die Commedia dell'arte im Strathcona Park oder Straßenkünstlerprogramme dienen ähnlichen Zielen.
Eine ganz andere Entwicklung stellen Selbstpräsentationen von ländlichen Gemeinden dar, sogenannte Community Play Projects, die seit den 1990er Jahren anwachsen. Der Spirit of the Shivaree in Rockwood, Ontario war das erste Theater dieser Art im Jahr 1990, das zweite war Pa' Ko'pi'cik/ The Gathering, in Fort Qu'Appelle, Saskatchewan im Jahr 1993. Sie führen oftmals historische Themen auf, oder dienen als Mittel, sich vor großer Öffentlichkeit gegen ein Unrecht zu wehren.
In den 80er Jahren entstanden internationale Theaterfestivals in Toronto, Québec und Montréal. In Toronto folgten auf Onstage 81 ab 1983 der International Theatre Congress und ab 1984 das Toronto International Festival. Auch wenn diese nur einmal veranstaltet wurden, so entstand doch die Du Maurier World Stage 1986. Auch die von Alexander Hausvater und Rachel Lortie gegründete Québecer Quinzaine internationale du Théâtre ging wegen der Subventionskürzungen ein. Die Mittel gingen 1992 an das Carrefour internationale du Théâtre de Québec von Pierre MacDuff und Michel Bernatchez. In Montréal findet seit 1985 alle zwei Jahre das Festival de théâtre des Amériques statt, das auf Marie-Hélène Falcon zurückgeht.
Das Musical Cats steht im Rückblick für eine neue Welle der Kommerzialisierung. Diese über mehrere Jahre und Jahrzehnte laufenden Produktionen brauchen große Häuer, in denen sie dauerhaft gastieren können. Eines der ersten war das Royal Alexandra Theatre in Toronto. Auf Cats folgten Les Misérables, Crazy For You (1993) und McAnuff Tommy (1995). Peter Smith entwarf das Princess of Wales theatre für 2000 Zuschauer für Miss Saigon, was Toronto den Namen Broadway North eintrug.
1986 erwies eine Liste der Playwrights Union, dass von 324 Aufführungen von 65 größeren Truppen, sich 59 % um kanadische Themen drehten, 30 % waren neue Arbeiten, 29 % Neuauflagen. Neue Stoffe zu entwickeln versucht Vancouvers New Play Centre, Edmontons Workshop West, das Saskatchewan Playwrights Centre und Montréals Playwrights Theatre Workshop. Die Banff Playwrights' Colony, die 1974 als Sechswochenprogramm entstand, setzt sich zum Ziel, neue oder fast fertige Stücke von professionellen Schauspielern aufzuführen. Auch das Stratford Festival arbeitet in diese Richtung. Das Centaur Theatre führte Mitte der 80er ein Canadian Young Playwrights Festival durch, das 83 Beiträge von Autoren unter 18 Jahren lieferte. Seit der gleichen Zeit fördert das Centre d'essai des auteurs dramatiques in Montréal neue Stücke.
Mit mehr als 168 Nonprofit-Kompagnien und einer Reihe von kommerziellen Unternehmungen ist Toronto nach London und New York die drittgrößte englischsprachige Bühne. Französiches und englisches, multikulturelles und indigenes Theater stehen seit den 90er Jahren in intensivem Diskurs. Organisationen wie PACT (Professional Association of Canadian Theatres), die Toronto Theatre Alliance mit über 200 Mitgliedern, die Association of Canadian Designers, die Canadian Theatre Critics Association und der Council for Business and the Arts sind Anzeichen, dass die Selbstorganisationskraft noch keineswegs erschöpft ist. Kanadas Theater repräsentiert inzwischen das Land in seiner ganzen Breite und feiert Erfolge auch außerhalb.
→ Siehe auch: Kanadische Literatur, Liste kanadischer Schriftsteller
Die Literatur ist anfangs dadurch gekennzeichnet, dass sie häufig von Autoren stammt, die entsprechend ihrer ethnischen Herkunft bestimmte Erwartungen an das Land herantrugen.96 Daher erscheint das Land oft als abweisend mit Blick auf seine Natur, als kulturelle Wüste, die von außen belebt wird, und als Rohstoff für Karriere und Investitionen. Dabei spielten zudem Erwartungen und Stereotype des Publikums von der Wildnis, unvorstellbarer Weite, von der Einführung der Zivilisation vor allem durch Europäer eine große Rolle. Doch überwiegt inzwischen der Drang, die eigene Kultur, die sich entwickelt hat, in ihrem Reichtum zu erfassen, ohne die Wurzeln abzuschneiden.
Während des 19. Jahrhunderts drangen indigene (igloo) und lokale Wortschöpfungen (moose) in die Literatur ein, aber auch französische (gopher) in die englische und umgekehrt. Dennoch wird die englische Sprache im ganzen Land verstanden und von übergreifenden Sprachstandards dominiert. In der französischen Literatur kommt als weiteres Element eine starke Anbindung an Frankreich und seinen Lebensstil hinzu, woraus sich eine Skepsis gegenüber dem als britisch aufgefassten Rest-Kanada partiell erklärt.
Ein hervorstechendes Merkmal kanadischer Literatur ist der Humor, der allerdings eher untergründig, zuweilen schwarz, und oft als Understatement eingesetzt wird. Dabei spielen regionale Traditionen des Erzählens und des Anekdotischen eine wichtige Rolle, weniger die Themenwahl - es sei denn, es handelt sich um lokale Besonderheiten oder Unterschiede zwischen den ethnischen Gruppen. Zu den häufig anzutreffenden Motiven zählt die „garrison mentality“ (Bunkermentalität), die Entfremdung von der Heimat, in die man zurückkehrt, die Fremdheit im eigenen Land oder der spezifischen Kultur, aber auch das Zelebrieren der Wildnis, die für spirituelle Gesundung sorgt.
Kanadier sind besonders ausgeprägt an der Geschichte ihrer Vorfahren interessiert, und so existiert eine große Zahl von biographischen Versuchen zu den historisch bedeutsamen Männern und Frauen. Doch auch dort sind Klischees fast unausweichlich. So gilt das katholische Québec als mysteriös, Ontario als zwischen moralischer Klarheit und Lavieren hin- und hergerissen, die Prärien als isolierend und besitzergreifend, die Westküste als Projektionsfläche für Hoffnungen und Erwartungen, die man selbst entlarven muss. Dabei steht das Landleben überproportional im Vordergrund, während die Städte lange beinahe ignoriert wurden. Dagegen waren Autoren wie Frances Brooke (1724-89), Susanna Moodie (1803-85), Sara Jeannette Duncan (1861-1922) und Nellie McClung (1873-1951) die Analytikerinnen des politischen Lebens, das sich in den Städten ballt.
Ein Gegensatz besteht zwischen der Wahrnehmung Europas und der des Nachbarn USA. Europa gilt als Hort der Verfeinerung, aber auch der extremen Regionalisierung, der Nachbar als Land der sozialen Härte und der Fixierung auf ökonomischen Erfolg.
Historisch gesehen flossen vor allem französische, englische und irische Stile zusammen, die in ihren Heimatländern en vogue waren. Doch schon in den Reiseberichten entwickelte sich ein kanadisch geprägtes Genre, wie bei Samuel Hearne (1745-92), Alexander MacKenzie, David Thompson, Catharine Parr Traill (1802-99) oder Anna Jameson (1794-1860), wobei das Spektrum vom romantisierenden Abenteuerbericht (John R. Jewitt, 1783-1821) bis zur präzisen Analyse reicht (Susanna Moodie: Roughing It in The Bush, oder Forest Life in Canada, 1852). Mit der Konföderation (1867) stellte sich die Frage nach der nationalen Kultur. Ab Ende des 19. Jahrhunderts dominierten vier Figuren die literarische Szene: Duncan Campbell Scott (1862-1947), Charles G. D. Roberts (1860-1943), Archibald Lampman (1861-99) und Bliss Carman (1861-1929), die als „Confederation Group“ oder „Confederation Poets“ bekannt waren.
Der Erste Weltkrieg brachte die Außenwelt wieder stärker in den Blick, und zugleich schärfte die Immigration den Blick für die zahlreichen Kulturen, auch die der Indianer, die nun selbst begannen, sich auszudrücken. Die Malerin und Autorin Emily Carr (1871-1945) war hier für den Westen von größter Bedeutung, wenn sie auch in British Columbia lange auf Ablehnung stieß. Die Weltwirtschaftskrise brachte eine zunehmende Beschäftigung mit sozialen Problemen mit sich, der Zweite Weltkrieg wiederum zwang zur Beschäftigung mit Fragen der Macht, der Not, des Todes und wiederum der Heimkehr. Nach dem Krieg unterwarf Merrill Denison (1893-1975) den übertriebenen Nationalismus einer satirischen Betrachtung, und auch Autoren der Linken kritisierten den politischen und wirtschaftlichen Weg und die zunehmende Dominanz der USA. Zugleich machten sich in Québec antiklerikale Autoren deutlicher bemerkbar. Unter dem öffentlichen Optimismus der 50er und 60er Jahre entdeckten Malcolm Lowry (1909-57) (Under the Volcano, 1947) und Ethel Wilson (1888-1980) (Swamp Angel, 1954) Alkoholprobleme und die Enge des Frauenlebens in dieser Zeit.
Materielle Unterstützung und ein größeres Publikum sorgten in den 60er Jahren für ein Anwachsen des literarischen Marktes, Zeitschriften wie Canadian Literature und Journal of Canadian Studies erschienen, dazu kamen Paperbackausgaben, die erschwinglicher waren. Nischenmärkte entstanden, deren Publikum dennoch Autoren ernähren konnte. Sowohl die einzelnen Kulturen, als auch Frauen meldeten sich verstärkt zu Wort, wie etwa Margaret Atwood.
Nach etwa 1985 wurden staatliche Mittel in einer konservativeren Phase zurückgefahren. Verlage wie Coach House Press, Deneau, Williams-Wallace mussten schließen. Zudem ließ Kanada stärkere ausländische Konkurrenz zu, vor allem aus den USA. Autoren wie Timothy Findley (1930-2002) versuchten sich gegen Restriktionen zu wehren, indianische Literatur fand Vertreter in Eden Robinson (Haisla, geb. 1968), Jeannette C. Armstrong (Okanagan), die das Schulsystem kritisierte, in dem Satiriker Thomas King (Cherokee, geb. 1948) oder dem Dramatiker Tomson Highway (Cree, geb. 1943). Daneben traten eher poetische Autoren, wie Wayne Keon Turner (Ojibway, geb. 1976), Rita Joe (Mi'kmaq), Marilyn Dumont (Métis, geb. 1955) oder Alootook Ipellie (Inuit, 1951-2007).
Seit den 70er Jahren hat sich das Interesse an kanadischer Literatur verstetigt. So sind Autoren wie Leonard Cohen, Pierre Vallières, Margaret Atwood, Michel Tremblay und Michael Ondaatje auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Zugleich entstand ein riesiger Markt für populäre Literatur innerhalb des Landes, wie etwa für die Werke von Joy Fielding oder Douglas Coupland (Generation X).
Wie in den meisten Künsten, so ignorierten die ersten Zuwanderer aus Europa weitgehend die Kunst der Ureinwohner. Sie brachten schon in ihren ersten Wohngebäuden und befestigten Hofanlagen, sowie naturgemäß im Festungsbau (z. B. Louisbourg) und in Stadtanlagen europäische Traditionen mit. Auch die Dörfer des frankophonen Kanada lagern sich wie in Frankreich um die Kirche, wobei die Missionskirchen und die Kirchen von Québec meist als Vorbilder dienten. Als Material herrschten Stein und Holz vor, Ziegel sind selten. Ähnlich wie in der Bildhauerei kamen die in Frankreich und England vorherrschenden Stile jedoch, bedingt durch die Kommunikationsverhältnisse und ein für Auswanderer typisches Festhalten an älteren Formen, mit deutlicher Verspätung an. Das galt auch für die Übernahme der Klassik, nachdem die Briten Kanada erobert hatten.
Dennoch nahm die Malerei zwangsläufig die Ureinwohner auf, denn sie sollten für die Berichterstattung bei Hof dargestellt werden. Sie waren zum Teil von großer Genauigkeit, wie die Indianer- und Inuit-Portraits von John White (etwa 1540 bis etwa 1593), oder die Zeichnungen von Louis Nicolas (Codex canadiensis). Ende des 18. Jahrhunderts brachten Briten und die aus den USA geflohenen Loyalisten neue Einflüsse, die sich vor allem in den neuen Siedlungen, wie Toronto, dominierend bemerkbar machten. Es kam sogar zu einem Goldenen Zeitalter der Québecer Malerei, wobei der Stil europäisch blieb, doch die Motive wurden kanadischer. Der Schweizer Peter Rindisbacher (1806-1834) dokumentierte etwa seine Reise durch die Hudson Bay in die Red-River-Kolonie, Paul Kane reiste durch den halben Kontinent.
In der Architektur bevorzugte man neo-klassische und neo-gotische Motive, wie in Europa, doch erhielt der britische Einfluss immer mehr Übergewicht. Mit dem repräsentativen Ausbau Ottawas und jeder Provinzhauptstadt versuchte man eine spezifisch kanadische Tradition auszudrücken. Zwischen 1873 und 1914 herrschten historisierende Stile vor, wobei sich die mitgebrachten Stile anderer europäischer Völker, wie der Italiener bemerkbar machten. Mit der Industrialisierung drangen neue Bautypen, wie Stahlbrücken oder Bahnhöfe vor, neue Materialien, vor allem Metalle dominierten. Dazu kamen Glas und schließlich Beton. James Wilson Morrice gilt als Vater des Modernismus in der Malerei. In der Skulptur herrschten historische Monumente auf Plätzen vor, vor allem Kriegsdenkmäler nach dem Ersten Weltkrieg. Doch weiterhin herrschte hierin Europa vor, bis hin zum Art Déco.
Die Group of Seven versuchte eine kanadische Malerei zu entwickeln; sie bezog ihre Inspiration aus der Landschaft. Als eine der ersten nahm Emily Carr dabei nicht nur die spezifische Landschaft des Westens auf, sondern auch die grandiose Kunst der Indianer der Pazifikküste.
John Lyman gründete 1939 die Contemporary Arts Society, und über Quebec kamen kubistische Einflüsse; dort entstand die Gruppe der Automatistes. Gegen sie und den Surrealismus entstanden die Plasticiens, allen voran Guido Molinari und Claude Tousignant, Struktur- und Farbfragen traten stärker in den Vordergrund. Ähnlich in Toronto, wo sich Jack Bush und Harold Town gegen den abstrakten Expressionismus wandten. Dabei versuchten diese Gruppen sich zugleich gegen den Einfluss der USA abzusetzen. Ähnliches galt für Bildhauer wie Robert Murray oder Armand Vaillancourt. Hingegen unterscheidet sich die Architektur kaum von der internationalen. Der Fotograf Yousuf Karsh gehörte zu den bedeutendsten Porträtfotografen des 20. Jahrhunderts.
In der Bildenden Kunst hat sich Kanada in Europa durch innovative Künstler einen Namen gemacht. Jeff Wall, Rodney Graham, Ken Lum, Ian Wallace und Geneviève Cadieux haben fotografische Techniken auf neuartige Weise für sich genutzt; Louis-Philippe Demers verwendet in seinen künstlerischen Arbeiten die neuen Technologien, und Jana Sterbak hat außergewöhnliche konzeptuelle Environments geschaffen.
Die erste Zeitung auf dem Gebiet Kanadas war John Bushells Halifax Gazette, die 1752 erschien.97 In Neu-Frankreich existierten keine Zeitungen, doch gründeten William Brown und Thomas Gilmore aus Philadelphia die zweisprachige Quebec Gazette in Québec. 1785 entstand durch Fleury Mesplet, den die Briten wegen seiner Aufforderung zum Anschluss an die USA inhaftiert hatten, das heute älteste Blatt, die Montreal Gazette. 1793 folgte in Niagara-on-the-Lake die erste Zeitung in Ontario, die Upper Canada Gazette. Diese frühen Blätter hingen weitgehend von Zuwendungen der Regierung und von Anzeigenerträgen ab, kaum von Käufern und Abonnenten. Dies sollte sich in Kanada als Dauerzustand erweisen.
In Québec entstanden 1805 und 1811 der City Mercury und in Montréal der Herald als Sprachrohre der dortigen Händlereliten, während Le Canadien (1806) und La Minerve (1826) die Frankophonen vertraten. Gegen diese Kolonial- und Händlereliten wandte sich in Ober-Kanada der Colonial Advocate, den William Lyon Mackenzie herausbrachte, und der die Reform- und Farmergruppen vertrat. Ähnliches galt für Joseph Howes Novascotian (1824) in Halifax.
Die meisten Zeitungen hingen von Parteien ab, insbesondere den Reformern (den heutigen Liberalen) und den Konservativen, und zwar meist als Organe bestimmter politischer Führer. So war der Toronto Globe (1844) die Stimme des Reformers George Brown, der Toronto Mail (1872) hingegen wurde bald zur Stimme von John Macdonald, dem ersten Premier Kanadas. Ähnlich organisierten 1899 Geschäftsleute den Toronto Star zugunsten von Wilfrid Laurier um. Dagegen kauften wiederum die dortigen Konservativen die Toronto News 1908 als Parteiorgan. Jede größere Stadt hatte folglich ein liberales und ein konservatives Blatt, das die jeweilige Klientel versorgte. Bis in die 1930er Jahre hinein blieben die Quebecer Blätter dabei von der jeweiligen Regierung abhängig.
Blätter, die nicht einer der Führungsgruppen angehörten, wie die kommunistische Presse, wurden immer wieder verboten. Der von streikenden Druckern 1892 gegründete Toronto Star ging, wie die meisten Arbeiterzeitungen ein. In Québec erließ die Regierung Maurice Duplessis den Padlock Act, der ihre Zeitungen traf. Noch 1970 übte die Regierung eine Art Zensur aus, als es in der Oktoberkrise zu Entführungen kam.
Der erste Versuch einer Tageszeitung, der Montréal Daily Advertiser ging nach einem Jahr 1834 in den Konkurs. Doch 1873 gab es bereits 47 Tageszeitungen, 1913 gar 138. Im äußersten Westen erschien der British Colonist ab 1858, die Manitoba Free Press 1872, der Saskatchewan Herald 1878 und das Edmonton Bulletin 1880. Die Verbreitung des Radios ab den 30er Jahren und des Fernsehens ab den 50er Jahren kostete die Zeitungen viele Werbekunden, so dass 1953 nur noch 89 Tageszeitungen existierten. 1986 erholte sich die Zahl wieder auf 110, doch nur noch acht Städte hatten zwei oder mehr Tageszeitungen.
Heute gehören die meisten Zeitungen zu großen Konglomeraten der Medienindustrie. Die Erlaubnis, in beiden Bereichen der Medien, Fernsehen und Printmedien, Unternehmen zu erwerben, war lange umstritten, doch seit Brian Mulroney gibt es darin keine Begrenzung mehr. 90 % der frankophonen Zeitungen gehören drei Medienunternehmen: Pierre Karl Péladeaus Quebecor Inc., der allein die Hälfte der Gesamtauflage liefert, Paul Desmarais' Gesca und Jacques Francoeurs UniMédia. Schon 1950 beherrschten die vier größten Medienunternehmen 37,2 % des Gesamtmarktes, 1970 waren dies 52,9 %, 1986 gar 67 %. 80 % der Einnahmen stammen dabei aus Werbung, nur 20 % aus Verkaufserlösen.
Mit dem Radio experimentierte zunächst Guglielmo Marconi ab 1901, wobei diese Technik eher der Kontaktaufnahme zu Schiffen diente. Daher unterstand die Aufsicht über den Radiotelegraph Act von 1913 dem Minister für Marine und Fischerei. Die Überlebenden der Titanic verdankten ihre Rettung den von Marconi gesendeten Radiowellen. Er war auch der erste, der 1919 eine private Sendelizenz erhielt. 1928 bestanden bereits 60 Radiostationen.
Dennoch stellte eine Kommission unter Leitung von John Aird in diesem Jahr fest, dass viele Kanadier US-Stationen lauschten. Erst 1932 entschied das britische Judicial Committee of the Privy Council, dass der Staat die Oberaufsicht über die Radiokommunikation zu Recht beanspruche. 1936 begann die öffentliche Canadian Broadcasting Corporation (CBC) ihren Sendebetrieb, der seit 1932 von der Radio Commission begonnen worden war. Bis dahin hatte sich die Zahl der Radioempfänger binnen fünf Jahren auf eine Million verdoppelt.
Die heutige Struktur der CBC ist ein Produkt der Weltwirtschaftskrise: Es entstanden nur fünf zentrale Sender, deren Sendungen von privaten Distributoren weitergeleitet wurden. So entstand ein gemischtes System staatlicher und privater Sender, in dem den privaten Sendern nur eine regionale Ausstrahlung gestattet wurde. Kanada wurde eines der Länder mit den meisten Radiostationen, und eines der ersten mit Satellitensendern. Dennoch ist die US-amerikanische Konkurrenz stark vertreten.
Seit 1952 gibt es Fernsehen in Kanada, wobei die CBC die Regulierungsaufgaben wahrnahm und zugleich der bedeutendste Sender wurde. Auch hier dienten private Netzwerke als Distributoren für CBC-TV. Einer Kampagne der Privatsender gegen das CBC-Monopol folgte der Broadcasting Act von 1958 unter John Diefenbaker. Es entstand ein 15-köpfiger Board of Broadcast Governors (BBG), der die Anträge für neue Sender annahm und eher Privatsender förderte. Das TV expandierte schnell, und 1961 entstand ein zweites Netzwerk, CTV. Zwischen BBG und CBC kam es zu heftigen Streitigkeiten, so dass 1968 die Lizenzvergabe an die Canadian Radio-Television Commission (heute Canadian Radio-Television and Telecommunications Commission, CRTC) vergeben wurde, die auch das 1968 etablierte Kabel-TV an sich zog. Der Anspruch auf „Schutz, Bereicherung und Stärkung der kulturellen, politischen, sozialen und ökonomischen Struktur Kanadas“, wie es im Gesetz heißt, sollte dabei gewahrt werden. Dennoch führten Sparmaßnahmen in den letzten vier Jahrzehnten zu einer zunehmenden Abhängigkeit von Werbeetats und Einschaltquoten.
Dabei sind US-Sender über Kabel praktisch überall zu empfangen. Folglich besetzen sie im englischsprachigen Kanada rund 75 % der besten Sendezeit, während dieser Anteil in Québec nur bei 40 % liegt. Hier spielt TVA die wichtigste Rolle.
Inwiefern das Internet die entstandene Medienmacht relativieren kann, ist noch offen, zumal alle etablierten Medien in diesem neuen Markt zunehmend engagiert sind. Die Interessen der unabhängigen Medienunternehmen vertritt seit 1948 die Assoziation der kanadischen Film- und Fernsehproduktion.
→ Siehe auch: Weinbau in Kanada, Kanadisches Bier
Die Produktion von Nahrungsmitteln hängt stark von den natürlichen Bedingungen ab. Daher weisen die Regionalküchen, wie etwa die der Küstensäume und der Graslandschaften der Prärieprovinzen, entsprechende Schwerpunkte auf. Während etwa an der Atlantikküste der Fang von Hummern, genauer von Hummerartigen (Lobster) einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt, war es an der Westküste der von Wildlachs; letzterer wurde allerdings von Lachszuchten fast vollständig verdrängt, so dass einige Lachsarten, die noch vor wenigen Jahren in riesigen Laichzügen zu bewundern waren, inzwischen zu den bedrohten Tierarten gerechnet werden müssen.
Neben dem Umgang mit den natürlichen Ressourcen spielen aber auch kulturelle Unterschiede eine beträchtliche Rolle. Der französische Einfluss in Québec ist nicht zu übersehen, es gibt zahlreiche Restaurants mit der entsprechenden, französisch geprägten Küche. Die Prärieprovinzen sind hierin sehr stark vom mittleren Westen der USA beeinflusst, während sich im äußersten Westen ein starker britischer Einfluss bemerkbar macht, wo der englische Tee im Alltag immer noch seinen Platz hat.
Im Süden Kanadas, vor allem auf der Niagara-Halbinsel und im Okanagan-Gebiet sowie im Südosten von Vancouver Island in British Columbia wird Wein angebaut. Der über 200 Jahre alte Weinanbau nahm einen neuen Aufschwung, weil ab 1974 erstmals neue Weinbaulizenzen ausgegeben wurden, und weil die Weinbauverbände (Vintners Quality Alliance) auf höhere Qualitäten drängten. Kanadische Weine tragen etwa die Hälfte zum Gesamtkonsum des Landes bei, wobei bis 2006 Vincor International und Andres Wines dominierten. Vincor wurde allerdings vom amerikanischen Weinproduzenten Constellation Brands aufgekauft.
Bier wird in Kanada seit dem 17. Jahrhundert gebraut. Heute dominieren vier Sorten den Markt, nämlich Labatt, Molson und Sleeman, die allerdings nicht mehr in kanadischer Hand sind, sowie Moosehead, die größte rein kanadische Brauerei mit Sitz in Saint John in Neubraunschweig. Sie besteht seit 1867. Gründerin war Susannah Oland, das Unternehmen ist bis heute im Besitz der Oland-Familie.
Whisky wurde traditionell überwiegend auf Roggenbasis hergestellt, heute meist auf der Basis von Mais. Einer der wenigen Whiskys aus Roggen ist Alberta Premium. In Kanda dürfen Whisky bis zu 2 % Sherry, Obstwein und Fruchtsäfte hinzugefügt werden. Etwas irreführend ist die Bezeichnung Rye oder Canadian Rye, denn auch ohne Roggen darf er so bezeichnet werden. Insgesamt unterscheidet man Blended und Straight Whisky, wobei letzterer ein Bourbon oder Rye sein kann, also auf Mais- oder auf Roggenbasis hergestellt wird. Kanadischer Whisky muss mindestens drei Jahre in einem höchstens 700 l großen Holzfass gelagert sein. Verbreitete Marken sind Black Velvet, Canadian Club, Crown Royal, Pendleton 10 Years, Old Canada sowie Seagram’s Very Old 8 Years oder Tangle Ridge 10 Years. Der einzige Single Malt ist Glen Breton Rare, der seit 1991 in der Glenora Distillery, Glenville, Cape Breton, entsteht. In Québec gibt es sogenannten „Ahornwhisky“, wobei Fine Sève aus Ahornwein, der in Eichenfässern gelagert wird, entsteht, während Sortilège mit Ahornsirup versetzt wird.
Spirituosen können nur in besonderen Geschäften oder in Restaurants gekauft werden, die die Bezeichnung Licensed Premises tragen. Das Mindestalter für den Alkoholkauf liegt zwischen 18 und 19 Jahren. Manche Restaurants gestatten ihren Gästen, eigenen Wein, Bier oder Ahornsirup mitzubringen. Die lizenzierten Geschäfte verzeichneten im Fiskaljahr 2009, das am 31. März endete, einen Umsatz von 19,4 Milliarden Dollar. Bierläden setzten dabei 8,8 Milliarden um, Wein- und Liqueur Stores 5,4 und Spirituosenläden 4,9. Die in den Getränken befindliche Alkoholmenge belief sich dabei auf 226,4 Millionen Liter, was einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 % entsprach. Seit 1993, als Bier noch 53 % des Gesamtverkaufswerts beanspruchte, sank dieser Anteil auf 46 %. Hingegen legte zwischen 1993 und 2009 der Wert der Weinverkäufe von 18 auf 29 % zu. Seit 1976 ging der Bierkonsum pro Kopf von 115,2 Liter auf 83,5 Liter zurück. Insgesamt waren es 2009 2,3 Milliarden Liter. Stammten 1999 nur 6 % des Biers aus dem Ausland, so waren es 2009 bereits 13 %. An Wein wurden 441,4 Millionen Liter verkauft, dabei stellte red wine, womit Rot- und Rosé gemeint sind, 64 % des Weines. Sein Anteil stieg von 2000 bis 2009 um 161 %.97f
Die bei weitem vorherrschende Kaffee- und Fast-Food-Kette ist Tim Hortons, ein Unternehmen, das 1964 in Hamilton gegründet wurde und 2008 65.000 Mitarbeiter hatte, eine Zahl, die sich der 100.000 nähert. Das Unternehmen, dessen Gründer 1974 bei einem Autounfall ums Leben kam, unterhielt 1995 erstmals mehr als 1.000 Restaurants, Ende 2008 (Anfang 2008) nach eigenen Angaben 3.437 (3.257) Restaurants, davon 2.917 (2.857) in Kanada und 520 (406) in den USA.99 Am 4. Juli 2010 lagen diese Zahlen bei 3.627 insgesamt, davon 3.040 in Kanada und 587 in den USA, am 1. Januar 2012 bei 4.014, 3.295 und 714.99a, Ende desselben Jahres lag die Gesamtzahl bereits bei 4.264. Der schärfste Konkurrent beim Fast Food ist McDonald's100 mit über 1.400 Restaurants beziehungsweise im Kaffeesektor das US-Unternehmen Starbucks, das jedoch in Kanada weit abgeschlagen ist. 2006 setzte Tim Hortons 62 % des Kaffees um, Starbucks nur 7.
→ Hauptartikel: Sport in Kanada
Der Sport umfasst zahlreiche Winter- und Sommersportarten.101 Als Nationalsportart war von 1859 bis 1994 nur das auf indianische Wurzeln zurückgehende Lacrosse offiziell anerkannt, das auch stickball genannt wird. Seither gilt es als nationale Sommersportart, und Eishockey ist die nationale Wintersportart. Sechs kanadische Mannschaften sind in der NHL, der bedeutendsten Profiliga der Welt, vertreten.
Auch im Lacrosse, das von den Indianern der Ostküste und der Großen Seen entwickelt worden ist, ist Kanada überaus erfolgreich und besiegte beim World Lacrosse Championship von 2006 im kanadischen London die USA. Diese Spiele wurden 1967 begründet, erster Weltmeister waren die USA, die in dieser Sportart nach wie vor führend sind. Nur 1978 und 2006 konnte sich Kanada durchsetzen. Die Irokesen nannten das Spiel Baggataway oder auch Tewaraathon („kleiner Bruder des Krieges“). Es diente, ähnlich wie die griechischen, olympischen Kämpfe, nicht nur der Unterhaltung, oder der Ausübung von rituellen Gemeinschaftsakten, sondern auch der Kriegsvorbereitung. Bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis und 1908 in London war Lacrosse Wettkampfdisziplin, 1928 in Amsterdam, 1932 in Los Angeles und 1948 in London war es im olympischen Vorführungswettbewerb. 2007 spielten rund 47.000 Kanadier eine vor allem in ihrem Land gespielte Variante, das Box Lacrosse. 250.000 Kanadier spielen Inter Crosse, das Männer und Frauen gemeinsam spielen, und das ebenfalls ohne Kontakt gespielt wird. Es wird in 45 Staaten gespielt. 2003 und 2007 fanden Hallenweltmeisterschaften statt, die beide male von Kanada gewonnen wurden, und die Iroquois Nation stand jeweils auf Platz 2. Erstmals 1983 spielte eine indigene Mannschaft gegen die kanadische, 1987 wurde sie als einzige nicht-staatliche Nationenvertretung auf internationaler Ebene zugelassen; die Mannschaftsangehörigen besitzen eigene Pässe, da sie sowohl aus Kanada als auch aus den USA stammen. Die letzte Weltmeisterschaft, an der 30 Mannschaften teilnahmen, fand vom 15. bis zum 24. Juli 2010 in Manchester statt. Da aber die Irokesen nur mit ihren eigenen Pässen reisen wollten, verweigerte ihnen Großbritannien die Einreise. Die deutsche Mannschaft rückte nach und spielte statt der Irokesen, Kanada belegte am Ende Platz 2 hinter den USA.
Die bei Zuschauern beliebteste Sportart im Sommer ist neben Lacrosse Canadian Football, das große Ähnlichkeiten mit dem American Football aufweist. Das Meisterschaftsendspiel, der Grey Cup, weist bei im Fernsehen übertragenen Sportereignissen die höchste Einschaltquote auf. Ebenfalls auf Interesse stoßen Baseball, Basketball, Cricket, Curling, Fußball, Rugby und Softball. Die am häufigsten ausgeübten Einzelsportarten sind Eislaufen, Golf, Leichtathletik, Ringen, Schwimmen, Skateboarden, Skifahren, Snowboarden und Tennis. Da das Land überwiegend ein kühles Klima besitzt, sind die Erfolge bei Wintersportarten tendenziell zahlreicher als bei Sommersportarten.
Kanada war Gastgeber zahlreicher internationaler Sportveranstaltungen, darunter die Olympischen Sommerspiele 1976 in Montreal und die Olympischen Winterspiele 1988 in Calgary sowie die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver. Zudem waren kanadische Städte Ausrichter von vier Commonwealth Games und zahlreichen Weltmeisterschaften.
Landesweite Feiertage sind Neujahr, Karfreitag, Ostermontag, Victoria Day (Montag vor oder am 24. Mai, zur Feier von Königin Victoria, auch May two-four weekend genannt), Labour Day (Tag der Arbeit), Canada Day, wobei die ethnischen Minderheiten in der Woche davor feiern, Erntedankfest (in Kanada am zweiten Montag im Oktober), Remembrance Day (11. November, Ende des Ersten Weltkrieges), 1. Weihnachtsfeiertag und Boxing Day (2. Weihnachtsfeiertag).
Datum | englisch | französisch | Bemerkung |
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1. Januar | New Year’s Day | Nouvel an | Neujahr |
Karfreitag | Good Friday | vendredi saint | Karfreitag |
Ostermontag | Easter Monday | Pâques | Ostermontag |
Montag vor oder am 24. Mai | Victoria Day | fête de la Reine | Feier des Geburtstages des amtierenden britischen (und kanadischen) Monarchen. In Québec fallen Victoria Day und fête des patriotes auf denselben Tag. |
1. Juli | Canada Day | fête du Canada | Zur Feier des British North America Act vom 1. Juli 1867. Ihm gehen zwischen 21. und 27. Juni National Aboriginal Day, Fête nationale du Québec und Canadian Multiculturalism Day voraus. |
Erster Montag im September | Labour Day | fête du travail | Tag der Arbeit |
Zweiter Montag im Oktober | Thanksgiving | action de grâce | Erntedankfest |
11. November | Remembrance Day | jour du souvenir | Tag der Veteranen |
25. Dezember | Christmas | Noël | 1. Weihnachtsfeiertag |
26. Dezember | Boxing Day | lendemain de Noël | 2. Weihnachtsfeiertag |
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