Der erste namentlich bekannte Japaner in Kanada war Manzo Nagano, der 1877 British Columbia erreichte. Bis 1914 stieg die Zahl der Japaner und ihrer Nachkommen auf rund 10.000. 2006 zählte man in Kanada 98.900 Kanadier japanischer Abstammung, von denen 56.470 ausschließlich japanische Vorfahren aufwiesen, 42.430 hatten Vorfahren japanischer und anderer Abkunft. Von diesen lebten 42 % in British Columbia, 35 % in Ontario und 14 % in Alberta. Die übrigen rund 9 % verteilten sich auf den Rest des Landes.
Die ersten Einwanderer nannte man Issei ((一世)), also erste Generation. Diese Menschen kamen zwischen 1877 und 1928 ins Land. Bis 1907 waren dies fast nur Männer. Von 1908 an begrenzte die japanische Regierung auf Druck der kanadischen die Auswandererzahl nach Kanada auf 400 Männer pro Jahr (Hayashi-Lemieux Gentlemen's Agreement). Daher stieg die Zahl der Familien bald stark an, sei es, dass die Frauen und Kinder nachzogen, sei es, dass Japanerinnen nach Kanada heirateten. 1928 begrenzte Kanada die Einwandererzahl pro Jahr auf 150, wobei diese Zahl nur selten erreicht wurde. Zwischen 1940 und der Mitte der 60er Jahre kamen kriegsbedingt keine Japaner mehr nach Kanada.
Die meisten Issei kamen aus Fischer- und Bauerndörfern der südlichen Inseln Kyushu und Honshu und gingen nach Vancouver oder Victoria. Dort konzentrierten sie sich im Tal des Fraser und in Fischerdörfern und an anderen Standorten der Pazifikküste. Einige wenige hundert gingen nach Alberta und siedelten vor allem um Lethbridge und Edmonton.
Eine zweite Welle japanischer Zuwanderung begann 1967, als das Einwanderungsgesetz (Immigration Act) vollständig verändert wurde. Nun wurde ein Punktesystem eingeführt, das auf soziale und wirtschaftliche Kriterien Wert legte. Es bevorzugte die Bewohner industrialisierter Städte, Bildung und Sprachkenntnisse, d. h. Französisch- und Englischkenntnisse. Daher arbeiteten Japaner dieser zweiten Einwanderungswelle eher im Handels- und im Dienstleistungsbereich sowie in Industriebetrieben.
2006 erklärten 21.615 japanische Kanadier, sie seien Einwanderer. Davon waren 14.690 Frauen, was etwa zwei Drittel der Einwanderer aus Japan entsprach. 42.060 Kanadier erklärten, Japanisch sei ihre Muttersprache, also die erste erlernte Sprache.
Zwischen diesen beiden Einwanderungswellen setzte der Beginn des Zweiten Weltkriegs und ein offener Rassismus vor allem in British Columbia eine umfassende Internierung in Gang. Bei dieser Internierung wurde ihr Eigentum eingezogen und versteigert, viele wurden ausgewiesen.
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Sowohl Issei, also die Einwanderer der ersten Generation, als auch Nisei (二世), die der zweiten Generation, standen schon früh rassistisch motivierter Ablehnung gegenüber. So wurde ihnen das Wahlrecht vorenthalten, bestimmte Berufe wurden ihnen verschlossen, wie etwa im Staatsdienst oder im juristischen Bereich. Bei den Arbeitsbedingungen und den Mindestlöhnen wurden sie zudem benachteiligt. Zugleich wurde seit den 20er Jahren die Zahl der Fischfanglizenzen reduziert. Von den 3.267 Fangerlaubnissen, was fast der Hälfte aller Genehmigungen entsprach, wurden fast tausend eingezogen. Während der Weltwirtschaftskrise durften sie, ähnlich wie die Chinesen, kein Holz einschlagen, und sie erhielten weniger Sozialhilfe, als Weiße.
Dies bestärkte den Zusammenhalt und das Beieinanderwohnen der Minderheit. Sie entwickelten eigene Institutionen der gegenseitigen Hilfe, der Religionsausübung und auch wirtschaftliche Institutionen. So entstanden in Vancouver, Steveston, Mission und weiteren Orten am Fraser, aber auch in Powell River, Tofino und Prince Rupert japanische Tempel und Kirchen, Sprachschulen, Gemeinde- und Krankenhäuser. Sie bildeten darüber hinaus Kooperativen zur Vermarktung ihrer Produkte. 1941 bestanden über 100 Clubs und Organisationen, obwohl von den 23.000 ihnen angehörenden Japanern nur die Hälfte Erwachsene waren. Zu dieser Geschlossenheit trug bei, dass selbst Akademiker nicht außerhalb der japanischen Einrichtungen aufsteigen konnten. Dies galt vor allem für British Columbia.
Treibende Kräfte der Ausgrenzung waren Regierungsmitglieder, aber auch Gewerkschafter, die die billige Arbeitskraft fürchteten. So entwickelten sich Gruppen, die gegen die asiatischen Einwanderer agierten. Unter ihnen ragte die Asiatic Exclusion League heraus, die 1907 gewalttätige Ausschreitungen gegen Asiaten in Vancouver initiierte.
Einige Japaner wehrten sich gegen diese Ausgrenzung. Tomekichi Homma klagte im Jahr 1900 vor dem Obersten Gerichtshof British Columbias auf Eintragung seines Namens in die Wählerlisten. Zwar gab das Gericht 1901 der Klage statt, doch das englische Privy Council hebelte diese Entscheidung aus. Während des Ersten Weltkriegs verlangten auch Japaner, am Krieg teilnehmen zu dürfen, was ihnen 1916 gestattet wurde. Von den ersten 222 Männern wurden 54 getötet, 92 verletzt, 13 erhielten eine Tapferkeitsmedaille. Die Issei-Veteranen erhielten 1931 das Wahlrecht. 1936 lehnte das in Ottawa ansässige Special Committee on Elections and Franchise Acts allerdings die Ausdehnung des Wahlrechts auf alle japanischen Kanadier ab.
1920 entstand mit der Japanese Labour Union (später Camp and Mill Worker's Union) unter Leitung von Suzuki Etsu eine erste japanische Gewerkschaft. 1924 entstand eine erste Zeitung: Minshu.
Viele Nisei wollten sich im Zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst melden, doch gelang dies nur 32 Männern, die ganz überwiegend außerhalb British Columbias lebten. 119 Männer, deren Familien in Internierungslagern festgehalten worden waren, und die man aus der Provinz vertrieben hatte, wurden 1945 in das Canadian Intelligence Corps aufgenommen, also in die Verwaltungsabteilung der kanadischen Armee. Vielfach waren dies linguistische Aufgaben.
Knapp drei Monate nach dem Angriff Japans auf Pearl Harbor auf Hawaii wurden alle 22.000 japanischstämmigen Kanadier entschädigungslos enteignet und bis Kriegsende in Lagern („detention camps“) im Landesinnern interniert.[1] Zwar wehrten sich die Royal Canadian Mounted Police, das Militär und die Experten der Far Eastern Division des Außenministeriums, doch der in British Columbia unter Politikern vorherrschende Rassismus setzte sich durch. Das Hauptargument war die „Nationale Sicherheit“. Die Politik in Ottawa steuerte dem zu wenig entgegen[2], wenn sie auch klarstellte, dass die Japaner keine Bedrohung der Sicherheit darstellten. Treibende Kraft der Kampagne zur Vertreibung aller Japaner war Ian Mackenzie. 20.881 Japaner wurden allein in Hastings Park festgehalten, davon gingen rund 12.000 in Gefangenenlager. Mindestens 3.967 wurden ab 1945 nach Japan deportiert, 4.700 lebten nun östlich von Alberta, nur 6.776 lebten im Januar 1947 noch in British Columbia. Erst 1988 erfolgte eine förmliche Entschuldigung der kanadischen Regierung.[3]
1942 wurden 20.881 Japaner, von denen drei Viertel die kanadische Staatsbürgerschaft besaßen, aus ihren Häusern vertrieben. Über 8.000 wurden in ein Zwischenlager auf dem Gelände der Pacific National Exhibition in Vancouver gepfercht, wobei Frauen und Kinder in einem Stall leben mussten. Die Gefangenen wurden in Lager im Hinterland deportiert, einige kamen auf Farmen in Alberta und Manitoba unter, andere in Straßenbaulagern in British Columbia oder Ontario, wo einige auch in Kriegsgefangenenlager kamen.
Das gesamte Eigentum der Internierten wurde zwischen 1943 und 1946 verkauft. Aus diesen Erträgen wurden die Aufenthalte in den Lagern finanziert. 1945 mussten sich die japanischen Kanadier entscheiden, ob sie ins kriegszerstörte Japan abgeschoben, oder in die östlich von British Columbia gelegenen Gebiete zerstreut werden wollten. Die meisten zogen es vor, nach Ontario, Québec oder in die Prärieprovinzen zu gehen. Nur massive öffentliche Proteste konnten 1946 die gewaltsame Abschiebung von 10.000 Japanern nach Japan verhindern. Dennoch wurden 4.000 deportiert, von denen mehr als die Hälfte kanadische Staatsbürger waren. Erst am 1. April 1949 erhielten die japanischen Kanadier das volle Bürgerrecht zurück. Obwohl einige zurückkehrten, mieden die meisten von ihnen British Columbia.
Die verstreuten Menschen konnten ihre Vorkriegsgemeinschaften nicht wieder aufrichten. Die dritte Generation, die Sansei (San-say, (三世)), also diejenigen, die in den 40er bis 60er Jahren geboren worden waren, wuchsen in kleinen Gruppen in von Weißen dominierten Orten auf. Viele von ihnen beherrschten nur noch ansatzweise Japanisch und zogen Englisch bzw. Französisch vor. Die Kenntnisse von der japanischen Kultur verminderten sich von Generation zu Generation. Nur drei Tageszeitungen und wenige Kirchen, Tempel und Clubs in den größten Städten überlebten. Über 75 % der Sansei haben nicht-japanische Ehepartner.
Die Aufarbeitung des ihnen zugefügten Unrechts spaltete zunächst die japanische Gemeinde. Die freigegebenen Archivalien dokumentierten minutiös alle Facetten der Deportationen. Nun setzten Veröffentlichungen über diese Vorgänge die Regierungen zunehmend unter Druck, so dass Wiedergutmachungs-Verhandlungen anliefen. 1984 bot die konservative Regierung 6 Millionen Dollar an, womit sich eine kleine Gruppe in Toronto zufriedengeben wollte. Die NAJC unter Vorsitz von Art Miki wollte diese Art der neuerlichen Degradierung und der Behandlung als Gruppe, nicht als geschädigte Individuen, nicht akzeptieren. Sie forderte eine Entschuldigung seitens der Regierung und Verhandlungen über die Entschädigungen, keine oktroyierte Summe. Daher verband man sich mit Vertretern anderer ethnischer Gruppen, wie den First Nations, aber auch religiösen und Menschenrechtsgruppen. Eine Studie ermittelte, dass allein der materielle Schaden, umgerechnet in den Dollarwert von 1986, bei 443 Millionen Dollar lag. 1986 sprachen sich 63 % aller Kanadier für das von der NAJC angestrebte Verfahren aus. 1988 wurde dazu der War Measures Act aufgehoben und durch den Emergencies Act ersetzt, der diskriminierende Notmaßnahmen untersagt, es dem Parlament gestattet, Regierungsmaßnahmen auszuhebeln, und der vor allem eine Untersuchung für alle Notmaßnahmen der Regierung zwingend vorsieht. Hinzu kommt, dass für einen solchen Fall Kompensationen zu zahlen sind.
Am 22. September 1988 unterzeichnete Premierminister Brian Mulroney eine entsprechende Einigung. Er entschuldigte sich für die Untaten und billigte jedem, der von der Westküste vertrieben worden war, eine individuelle Entschädigung von 21.000 Dollar zu. Voraussetzung war ein Geburtsdatum vor dem 1. April 1949, für bereits Verstorbene gab es keine Entschädigung. Vorgesehen war darüber hinaus ein Fonds zum Wiederaufbau der Infrastruktur, die kanadische Bürgerschaft für diejenigen, die zu Unrecht nach Japan deportiert worden waren und die Finanzierung einer Canadian Race Relations Foundation. Bis 1993 hatten fast 18.000 Überlebende Wiedergutmachung erhalten, der Fonds hatte es ermöglicht, für 12 Millionen Dollar Gemeindezentren in den meisten größeren Gemeinden zwischen Montreal und Victoria zu errichten. Hinzu kamen Kultur-, Sozial- und Bürgerrechtsprojekte.
Heute unterscheidet man nicht nur Issei (一世) und Nissei (二世), sondern auch Sansei (三世), also die dritte Generation, Yonsei (四世) und Gosei (五世), also die vierte und fünfte Generation.
2004 wurde mit Bev Oda der erste Japaner ins Parlament gewählt. Seither trugen Künstler und Wissenschaftler, wie etwa David Suzuki, Architekten wie Raymond Moriyama erheblich zur kanadischen Kultur bei.
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