Die eurozentrische Geschichtsschreibung war zunächst gar nicht in der Lage, Kanada eine eigene Geschichte zuzuschreiben. Wenn man sich mit der regionalen Vergangenheit befasste, dann zunächst nur, um Fortschritte bei der Besiedlung und Inwertsetzung sichtbar zu machen, die wiederum neue Siedler anlocken konnten, und neue Investoren. So erschien 1749 A Geographical History of Nova Scotia, eine eher beschreibende Darstellung, der weitere folgten. Große Verbreitung fand Thomas Chandler Haliburtons Werk An Historical and Statistical Account of Nova Scotia von 1829, das den veränderten politischen Konstellationen Rechnung trug, und für einen engeren Anschluss an das Britische Empire eintrat. In der Linie der Werbung für eine stärkere Besiedlung folgten dementsprechend Publikationen wie Joseph James Hargrave: Red River von 1871 und George Bryce: Manitoba von 1882.
Andere Ziele verfolgte die frühe französische Geschichtsschreibung, die ihren Auftakt mit einem über lange Zeit alleinstehenden Werk nahm. Marc Lescarbot (um 1570-1642) unternahm mit seiner Histoire de la Nouvelle-France den Versuch, eine Geschichte der französischen Kolonisierungsversuche in Amerika zu schreiben. Die erste Auflage erschien in Paris im Jahr 1609 bei Jean Millot. Von hohem Quellenwert sind dabei weniger die allgemeinen Berichte über Franzosen in der Neuen Welt, als vielmehr seine Einlassungen zu Monts Unternehmen in Acadia, wo er die Überlebenden des kurzlebigen Siedlungsversuchs von Sainte-Croix kennengelernt hatte, aber auch Teilnehmer und Organisatoren früherer Reisen, wie François Gravé Du Pont, de Monts selbst, Samuel de Champlain; auch hatte er während seines einjährigen Aufenthalts die Region persönlich kennengelernt. 1611–12 und 1617–18 kam es zu zwei weiteren Auflagen seiner Histoire, 1610 wurde La conversion des sauvages aufgelegt sowie 1612 die Relation derrière. Darin beschrieb er die Wiedereinrichtung der Kolonie durch Jean de Poutrincourt, dessen Dispute und die seines Sohnes Charles de Biencourt mit ihren Gegnern, den Jesuiten Pierre Biard (1567–1622), Énemond Massé (1575–1646) und Du Thet (1575–1613), schließlich über den Untergang der Kolonie durch den Engländer Samuel Argall. Bei diesen Vorgängen, die er selbst ja nicht erlebt hatte, folgte er Poutrincourt, Biencourt, Imbert und weiteren Augenzeugen. Besonders wichtig ist Lescarbots letzter Teil der Histoire, den er vollständig den Ureinwohnern widmete, für die er sich besonders interessierte. Er besuchte häufig Häuptlinge und Krieger der Souriquois (Mi'kmaq), beschrieb ihre Gebräuche, notierte ihre Äußerungen, schrieb ihre Gesänge nieder. In vielerlei Hinsicht hielt er sie für zivilisierter und tugendhafter als die Europäer, doch bedauerte er sie für ihr Unwissen in den Dingen des Weins und der Liebe. Damit jedoch endete der vielversprechende Auftakt zur frankophonen Historiographie Nordamerikas.
Mehr als ein Jahrhundert nach Lescarbot erschien 1744 in Paris die Histoire et description générale de la Nouvelle France von Pierre-François-Xavier de Charlevoix. Auch dieser Autor kannte Neufrankreich aus eigener Anschauung. Er hatte sich 1705 bis 1709 und um 1720 bis 1722 dort aufgehalten. Dabei war er von Québec den Mississippi abwärts bis New Orleans gereist. Dieses Werk, das die riesige Region und ihre Geschichte bis 1736 zu erfassen versuchte, blieb beinahe ein Jahrhundert lang die beste Geschichte Kanadas. Erst angesichts des aufkommenden franko-kanadischen Nationalismus verfasste Michel Bibaud eine Histoire du Canada in drei Bänden, die zwischen 1837 und 1878 veröffentlicht wurden. Der erste Band von François-Xavier Garneau: Histoire du Canada depuis sa découverte jusqu'à nos jours erschien 1845, zwei weitere Bände folgten 1846 und 1848. Dieses Werk stellte die Erfolge der französischen Kolonialzeit in den Vordergrund und romantisierte die Coureurs des bois. Damit wurde erstmals die Rolle des Pelzhandels und seiner Protagonisten - allerdings nur der europäischen - in den Vordergrund gerückt. Er feierte die militärischen Erfolge und die Missionserfolge der Jesuiten ebenso, wie die Abwehr der amerikanischen Expansion. Für ihn war die Übernahme der französischen Kolonien durch Briten und US-Amerikaner ein Versuch, die französische Nation in Nordamerika zu vernichten. Damit wurde die Geschichtsschreibung zu einem bedeutenden Element der nationalen Identifikation und der kulturellen Abgrenzung. Auf dieser gesicherten Grundlage und Zielrichtung entstanden zahlreiche historische Überblickswerke französischer Sprache, wie das fünfbändige Werk von Joseph-Edmond Roy: Histoire de la seigneurie de Lauzon, das in den Jahren 1897 bis 1904 erschien.
Je tiefer die Spaltung zwischen Québec und Ontario wurde, desto vehementer entwickelte sich auch dort eine rechtfertigende, oftmals pro-britische Geschichtsschreibung. So entstand John Mercier McMullen: The History of Canada from its First Discovery to the Present Time im Jahr 1855, die eher den Zielen der anglophonen Bevölkerung in Ontario verpflichtet war. Daher stellte er die Notwendigkeit und die positiven Seiten des materiellen Fortschritts, der Handelsausweitung, aber auch der britischen Institutionen und der kolonialen Selbstregierung sowie der Westexpansion in den Vordergrund. Noch einen Schritt weiter ging John Charles Dent in seinen beiden Werken The Last Forty Years (1881) und The Story of the Upper Canadian Rebellion (1885). Ähnlich wie in den USA nahm der Glaube an eine Vorbestimmtheit auf der Basis kultureller Überlegenheit scharfe Konturen an, nur dass in diesem Falle die manifest destiny Ontario in der Führungsrolle sah. Im Gegensatz zu den pro-britischen Werken entstanden auch solche, die die Selbstregierung forderten, sowie das Herauswachsen aus der imperialen Abhängigkeit, wie William Kingsford in seiner zehnbändigen History of Canada (1887-98). Insgesamt ragten dabei die Werke von historischen Laien hervor, während die professionelle Geschichtsschreibung noch in den Kinderschuhen steckte.
Dazu trug erheblich die Gründung der Royal Society of Canada bei, die 1882 entstand, die den Austausch innerhalb der Peer Groups intensivierte. Auch die Entwicklung der Universitäten und ihrer Curricula stärkte diese Entwicklung. Um 1900 erreichten die Geschichtswissenschaften erstmals Unabhängigkeit von der englischen Literatur und der politischen Ökonomie. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts bestanden erste Lehrstühle an der Queen's University und an der Universität von Toronto, aber auch an den Universitäten von Manitoba und an der Dalhousie University unterrichteten Professoren Geschichte. Autoren wie George Wrong von der Torontoer Universität unterzogen sich intensiver Quellenlektüre, wie in A Canadian Manor and its Seigneurs (1908) oder George Bryce (Manitoba) in seiner Remarkable History of the Hudson's Bay Company (1900). Für sie ging das Interesse über das rein antiquarische längst hinaus. Bryce betätigte sich in der Historical and Scientific Society of Manitoba, die bereits 1879 entstanden war; Wrong gründete, wenn auch nur in Beobachtung dessen, was an Publikationen zu Kanadas Geschichte erschien, die Review of Historical Publications Relating to Canada. Seither ist Geschichtsschreibung ohne Konsultation der Quellen nicht mehr denkbar. Diese Entwicklung war allerdings ohne die Entstehung der Public Archives of Canada ab 1872 nicht denkbar. Das Verlangen nach derartig gesättigten Überblickswerken befriedigten Adam Shortt und Arthur Doughty, der zweite Nationalarchivar, mit Canada and Its Provinces: A History of the Canadian People and Their Institutions, einem monumentalen Werk aus 23 Bänden, die zwischen 1913 und 1917 erschienen. Gegen Bryce und Wrong befreiten sich von nationalistischem Moralisieren, betonten hingegen die Charakteristika der Einzelprovinzen. Stärker literarischen und moralisierenden Ansprüchen blieb hingegen die biographische Geschichtsschreibung verpflichtet, eine Entwicklung, die das Riesenwerk The Makers of Canada (Volltext von The pioneers of old Ontario), das von dem Torontoer Publizisten George Morang 1903 bis 1911 herausgegeben wurde. Sie verbanden Heldengedenken mit Fortschrittsglauben, für kritische Darstellungen war hier kein Raum. Als einer der Mitherausgeber, William Dawson Lesueur, ein entsprechendes Manuskript einreichte, wurde es rundheraus abgelehnt. Eine erste ernstzunehmende Auseinandersetzung mit dem Premier erschien erst 71 Jahre später im Jahr 1979 mit William Lyon Mackenzie: A Reinterpretation.
Auch auf diesen Sektoren nahm die französische Geschichtsschreibung eine andere Entwicklung, wenn auch die stärkeren Objektivierungsbemühungen durch das Archiv in Ottawa auch hier gefördert wurden. Dabei beherrschten zwei Historiker die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nämlich Thomas Chapais und Abbé Lionel Groulx. Chapais verfasste bedeutende Biographien, wie etwa die des Intendant Jean Talon oder von General Montcalm. Langfristig war jedoch sein Cours d'histoire du Canada von weit größerer Bedeutung. Das 1919-34 erschienene, achtbändige Werk befasste sich mit der kanadischen Geschichte bis zur Konföderation. Auch heute noch wird das Werk für die Geschichte des Parlaments gebraucht. Groulx war allerdings skeptisch, was die politischen Implikationen betraf, wie die Sympathie für die britische Politik. Groulx gründete 1915 den Lehrstuhl für kanadische Geschichte an der Montréaler Université Laval. Seine Verbindung von kanadischem Nationalismus mit katholischer Grundhaltung gipfelte in seinem Werk Histoire du Canada français depuis la découverte, das in vier Bänden 1950 bis 1952 erschien. Gerade auf dem Sektor der unverarbeiteten Konflikte zwischen Briten und Franzosen gab es vieles aufzuarbeiten. Gustave Lanctot, Archivar am Nationalarchiv, publizierte ein Werk zum französischen Kanada, die Histoire du Canada (1959-64), doch der herausragende Historiker nach Groulx war Robert Rumilly, der ein 41-bändiges Werk über die Epoche zwischen 1867 und 1945 publizierte, die Histoire de la Province du Québec (1940-69). Sein erzählender Stil hat nicht nur andere Historiker geprägt, sondern auch vielen Studierenden den Einstieg erleichtert. Zugleich setzte er sich intensiv mit der Geschichte der Acadians und der Franko-Amerikaner auseinander.
Die Professionalisierung, die einen ersten Schub durch die zunehmende Verfügbarkeit von Archivalien vollzogen hatte, dazu die Bildung von Peer Groups in Form von wissenschaftlichen Gesellschaften, sowie die Einrichtung erster Lehrstühle, setzte sich in der Formierung von übergreifenden Historikergesellschaften fort. So entstand 1922 die Canadian Historical Association. Bezeichnend für den Fortschritt der kanadischen Geschichtsforschung war es, dass die Review of Historical Publications, die Wrong herausgebracht hatte, nunmehr als Canadian Historical Review erschien. Zugleich vergrößerte sich nach dem Ersten Weltkrieg die Distanz zu Großbritannien, was eine Vielzahl von historischen Untersuchungen über die internationale Stellung und die Außenpolitik Kanadas zeitigte. William Paul McClure Kennedy: The Constitution of Canada (1922) und Chester Martin: Empire and Commonwealth spiegeln die zeitgenössischen Fragen an die Geschichtswissenschaften wider.
Einige Hauptdebatten beherrschten die Historiographie Kanadas seit dem späten 19. Jahrhundert.2 Zu ihnen gehört die 1893 aufgestellte Frontier-These von Frederick Jackson Turner.3 Kanadische Historiker wie Arthur Lower und Frank Hawkins Underhill waren stark von den Amerikanern Frederick Jackson Turner und Charles A. Beard beeinflusst. Sie betonten stärker die historischen Gemeinsamkeiten. John Bartlet Brebner: New England's Outpost (1927) oder The Explorers of North America, 1492-1806 (1933) sowie The Neutral Yankees of Nova Scotia (1937) akzentuierten die gesamtamerikanischen Aspekte. Der Blick auf Kanada als amerikanische Nation fand auch seinen Weg in die öffentliche Debatte. Ausdruck dieses Kontinentalismus' auf beiden Seiten der Grenze war James T. Shotwell, der 1936 bis 1945 eine 25-bändige Reihe über nordamerikanische Geschichte aus beiden Nationen herausgab. Die Vorstellung einer durch die naturräumliche Gliederung bestimmten Nord-Süd-Verbindung, der die politische Ost-West-Verbindung entgegenstand, verbreitete sich. Sie wurde ethnologischen (anthropologischen) Forschungen entlehnt, die schon länger die Rolle der Kulturareale betonten, die gleichfalls auf den Unterschieden in den großen Naturräumen des Kontinents basierten. Als West beyond the West wurde die Region am Pazifik von Jean Barman bezeichnet, der die Verbindungen Richtung Osten als äußerst schwach und spät einsetzend bezeichnete, und eher die Verbindungen nach Norden und Süden betonte, also vor allem die Rolle des verbindenden Pazifiks und damit der Schifffahrt in dem zerklüfteten und durch die Rocky Mountains abgeschotteten Land, das einen völlig anderen Charakter aufweist, als die Prärieprovinzen.4
Die ökonomisch ausgerichtete These von Harold Innis, der sich um die Unabhängigkeit der Forschung und ihre Befreiung von britischer und amerikanischer Dominanz verdient machte -, nach der der Rohstoffhandel die eigentliche Dominante war (staples theory), gab der Wirtschaft eine starke Integrationsrolle.5 Er ging davon aus, dass eine Sequenz von Rohstoffen, beginnend mit Kabeljau und Pelzen im 16. und 17. Jahrhundert, sich durch die gesamte kanadische Geschichte zieht und diese integriert. Diese Ausbeutung natürlicher Ressourcen war geradezu die Raison d'être für die nicht-indigene Expansion und Besiedlung. Dennoch betonte er erstmals die zentrale Rolle der Indigenen in der Pelzökonomie. Kanada insgesamt wurde damit zu einer Art Hinterland für die vergleichsweise hoch entwickelten und erheblich umfangreicheren Ökonomien des Britischen Empires und der USA. London erzwang die Negierung der naturräumlichen Bestimmtheiten. Damit konnte man environmentalist, also Befürworter des Vorrangs natürlicher Voraussetzungen bleiben, und dennoch die Zugehörigkeit zu Großbritannien und die Ablehnung der USA begründen.
Eine daran anknüpfende These, die Laurentian thesis von Donald Grant Creighton (The Commercial Empire of the St. Lawrence, 1760-1850, 1937), der zufolge die Integration des Raumes durch die Angehörigen der North West Company erfolgte und eine Ausrichtung über den Sankt-Lorenz-Strom von Ost nach West erfolgte, führte zu ähnlich heftigen Debatten.6 Sie dominierte die historiografische Landschaft bis in die 60er Jahre. Dabei stellte sich heraus, dass die Integrationskraft des Pelzhandels lange überschätzt, die der Transportmittel lange unterschätzt wurde. Diese Transportmittel, insbesondere die Eisenbahn, wurden jedoch bald als gezielte Unternehmungen des britischen Imperiums erkannt. Creighton selbst befeuerte die Debatte in weiteren Publikationen, wie etwa Dominion of the North (1944) oder Canada's First Century (1970). Die Laurentian thesis kann unter einem anderen Aspekt, der Gegenwehr gegen einen ökonomischen Determinismus betrachtet werden. Daher brachte sie zahlreiche biografische Publikationen hervor, die den Charakter der Protagonisten betonten, und ihre Ziele. Historiker wie William Lewis Morton (Clio in Canada: The Interpretation of Canadian History) wehrten sich gegen die ausbeuterischen und für die Randprovinzen marginalisierenden Konsequenzen dieser These. Morton und Creighton brachten auf der Basis der übergreifenden, wenn auch im Detail umstrittenen These eine 20-bändige Reihe heraus.
Eine weitere Hypothese, die weder der Rohstoff-, noch der Frontier- oder British-Empire-These folgte, war die metropolitan thesis. Sie wurde bereits von D. C. Masters (The Rise of Toronto, 1850-1890, 1947) erprobt, vor allem aber von J. M. S. Careless (1919-2009) geführt (Canadian Historical Review, 1954). Sie sah als überregionalen Integrationsfaktor die Metropolen, die stark auf ihre „hinterlands‟ einwirkten. Dies galt vor allem für die ökonomische Entwicklung, bei der Careless eine Abfolge von Entwicklungsstufen sah.
Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierten die historischen Wissenschaften ungemein. Sie wurden zudem von soziologischen und ethnologischen Arbeiten beeinflusst. An den Universitäten Laval und Montréal wurden 1947 Lehrstühle eingerichtet, die von Guy Frégault und Michel Brunet in Montréal, von Marcel Trudel in Québec eingenommen wurden. Die Zahl der Studenten nahm erheblich zu. In den 70er Jahren folgten weitere Lehrstühle in Ottawa, Sherbrooke, an der Université du Québec in Chicoutimi, Trois-Rivières, Rimouski und Montréal. Es entstand das Institut d'histoire de l'Amérique française, das die Revue d'histoire de l'Amérique française herausgibt. Dabei prägten Historiker wie Maurice Séguin und Michel Brunet die politischen Bewegungen in Québec. Zwei der herausragenden Werke sind hier Fernand Ouellet: Histoire économique et sociale du Québec, 1760-1850 von 1966 und Louise Dechêne: Habitants et marchands de Montréal au XVII siècle von 1974.
Dabei nahm die regionale und thematische Spezialisierung zu. So entstanden Schulen, die sich auf die Bereiche der städtischen, ethnischen oder feministischen Geschichte ausrichteten, aber auch solche, die sich der Geschichte der Arbeit oder der Arbeiterklasse zuwandten. Die New Social History bewegte vor allem die jüngeren Historiker, die sich von der Nationalen Synthese und ihrer Betonung regionaler Unterschiede unter ausschließlicher Anwendung auf die zwischen Englisch- und Französischsprechern aus der Mittelklasse und ihre politischen Repräsentanten verabschiedete. Carl Berger: The Writing of Canadian History von 1976 bot hier reichlich Material. Was zuvor die Hauptthemen der Historiografie waren, nämlich Verfassungsgeschichte, die Geschichte der Konföderation und andere verwandte Themen, sie blieben für zwei Jahrzehnte liegen. Die Spezialisierung der Forschungen schlug sich auch in entsprechenden Fachzeitschriften nieder, wie den Acadiensis, B.C. Studies, Labour / Le Travailleur oder der Urban History Review / Revue d'histoire urbaine.
Insgesamt darf die Bindung an Großbritannien nicht unterschätzt werden. Der Drang nach zentraler staatlicher Gewalt und das Misstrauen gegenüber starken lokalen Gewalten, die britische Klassengesellschaft mit ihrer binnenkulturellen Differenzierung entsprachen dieser Haltung. Zudem hielten sie sich von den verachteten Amerikanern fern, die sie zugleich fürchteten. Ebenso lehnte sie die Integration der voreuropäischen Kulturen, die ja, wenn auch verändert, überwiegend fortbestanden, lange ab - manche propagierten im Gegenteil ihre Vernichtung im Namen der Integration.
Die Ethnohistorie hat aufzeigen können, dass die vorkoloniale Integration des Raumes erheblich stärker war, als lange angenommen. Dabei spielten Schenkökonomie und Tauschhandel, aber auch die Jagd auf die großen Tierherden eine erhebliche Rolle. Darüber hinaus wäre den wenigen tausend Siedlern bis ins 19. Jahrhundert hinein die Integration des Riesengebiets ohne die beweglichen Strukturen und die Wegenetze der Ureinwohner nicht möglich gewesen, die ihrerseits im Osten ab dem beginnenden 17. Jahrhundert, im Westen ab 1772 schweren Epidemien zum Opfer fielen. Bis dahin, und gelegentlich noch heute, förderte das Abgrenzungsbedürfnis der Euro-Kanadier gegenüber den vorhandenen Kulturen die massive Betonung der europäischen Wurzeln. Diese Betonung weicht zunehmend einer Integration der indigenen Kulturen in die Geschichtsschreibung. Die in der Abwehr der Expansion des südlichen Nachbarn wurzelnde Akzeptanz der sprachlichen und kulturellen Vielfalt Kanadas - zunächst gegenüber den Frankophonen - führte darüber hinaus zu umfangreichen Studien zu den zahlreichen nichtindigenen Ethnien des Landes, denen allerdings noch eine Synthese fehlt. Dieses Desiderat ist umso dringlicher, als die Zuwanderung nach Kanada weiterhin gefördert wird und dementsprechend anhält und die indigene Bevölkerung erheblicher jünger ist, als die aus europäischen Wurzeln stammende. Darüber hinaus ist es für Studierende der kanadischen Geschichte nicht einfach, in den zahllosen Regional- und Spezialuntersuchungen eine bündelnde Entwicklung zu entdecken. Populärwissenschaftliche Darstellungen und auf veraltete Hypothesen zurückgreifende Syntheseversuche beherrschen stattdessen das Feld.
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