Die Irokesen im engeren Sinne (auch bekannt als Five Nations bzw. Six Nations) waren ein Völkerbund aus fünf, später sechs sprachlich und kulturell verwandten Völkern im Gebiet der Großen Seen. Sie selbst nannten und nennen sich Haudenosaunee, Völker des Langhauses. In einem weiteren Sinne gehörten zu ihnen auch Wyandot, Tionontati, Neutrale und früh verschwundene Gruppen, wie die Kahkwas auf der Niagara-Halbinsel, oder die Sankt-Lorenz-Irokesen.
Heute leben die meisten der etwa 75.000 Irokesen in Ontario und im US-Bundesstaat New York. Andere Irokesen leben in Wisconsin, Québec und Oklahoma. Nur eine Minderheit spricht noch eine der Irokesischen Sprachen, darunter ungefähr 2.000 Mohawksprecher, die größtenteils im Reservat Kahnawake bei Montreal leben.
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Das Wort Irokesen (englisch und französisch. Iroquois) wird vermutlich von „hiro kone“ („ich habe gesagt“ in einer der irokesischen Sprachen) abgeleitet, ein Ausdruck mit dem sie ihre Reden beendeten. Andere glauben, dass das Wort Irokesen auf eine französische Fassung eines Schimpfnamens zurückführt, der „Schwarze Schlangen“ bedeutete. Sie verband eine dauerhafte Feindschaft mit den Wyandot oder Huronen und vielen Gruppen der Algonquin, die mit den Franzosen verbündet waren.
Nach der Mythologie führte der Große Friedensstifter den Namen Haudenosaunee beim Zusammenschlusses des Irokesenbundes ein. Die Seneca waren die Wächter der westlichen Tür des symbolischen Langhauses, dementsprechend die Mohawk die Wächter der östlichen Tür. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich vom Südufer des Sankt-Lorenz-Stroms bis zum Hudson und westlich über den Eriesee hinaus.
Einigen Überlieferungen zufolge sind die Irokesen aus dem unteren Mississippi entlang des Ohio eingewandert. Erstmals sind die Irokesen um das Jahr 1000 archäologisch gesichert fassbar. Ihre Kosmologie diente eher sozialen, politischen und spirituellen Bedürfnissen, weniger historischen, doch ist ein häufig wiederkehrendes Motiv die Himmelsfrau (sky woman) und die Schildkröte (turtle), auf deren Panzer sich die Erde türmt. Für viele Irokesen heißt Amerika noch heute Turtle Island. Inzwischen hat sich die In-situ-These insofern durchgesetzt, als dass man annimmt, dass die Irokesen nicht verhältnismäßig spät in von Algonkin bewohntes Gebiet eingewandert sind, sondern dass ihre Kultur an den Großen Seen seit spätestens dem 10. Jahrhundert besteht. Ob sie dort entstanden ist, oder ob sie vor dem 2. Jahrtausend eingewandert sind, ist unklar.
Diese frühen Irokesen, die noch nicht in Stämmen organisiert waren, sondern in Dörfern, werden als Owasco angesprochen. Ähnlich werden die Glen Meyer und Pickering-Völker von den Archäologen Ontarios als Vorfahren der Huronen, Petun und Neutralen betrachtet. Demnach waren die Gruppen um 1000 bereits in verschiedene Sprachen aufgeteilt, Palisadendörfer entstanden. Große, befestigte Dörfer entstanden etwa ab 1350. Die Siedlungen der Sankt-Lorenz-Irokesen, die die Franzosen unter Jacques Cartier angetroffen hatten, räumten bis Anfang des 17. Jahrhunderts das Gebiet am Sankt-Lorenz-Strom. Möglicherweise gingen sie in den Wyandot und Mohawk auf, vielleicht fielen sie aber auch bereits Epidemien zum Opfer, die die Europäer eingeschleppt hatten.
Die Irokesenkonföderation (auch: Irokesenliga) war ein Bündnis aus den sechs Nationen der Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Onodowohgah (Seneca) und Tuscarora. In der englischen Literatur werden sie als Iroquois proper (eigentliche Irokesen) bezeichnet. Die Bezeichnung „Five Nations" stammt aus der Zeit, als der Bund aus fünf Völkern bestand.
Zwischen 1350 und 1600 waren die Stämme der Irokesen untereinander verfeindet, wurden aber vermutlich um 1570, durch den Propheten Deganawidah und durch Häuptling Hiawatha vereint. Dazu benutzten sie eine politisch vorteilhafte Verfassung, das Große Gesetz des Friedens. Die Onondaga sträubten sich lange gegen den Beitritt zur Irokesenliga und rangen ihr dabei bedeutende Privilegien ab. Der Rat der Liga bestand aus 50 Häuptlingen. Diese Versammlung wurde zum Vorbild für das Regierungssystem der Vereinigten Staaten.
1535 gelang es den Huronen oder Wyandot, die Irokesen mit Hilfe der Franzosen unter Führung von Jacques Cartier zu besiegen. Die rund 21.000 Huronen oder Wyandot bewohnten im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts sechs Großdörfer und eine Reihe kleinerer Satellitengemeinden. Sie lebten zwischen Lake Simcoe und der Georgian Bay. Archäologische Funde legen nahe, dass zwei der Wyandot-Natiionen ursprünglich am Nordufer des Lake Ontario gewohnt hatten sowie im Trent-Tal, dass sie jedoch vor der ersten Kontaktaufnahme mit Europäern nordwärts in den Simcoe County gezogen waren.
Die rund 8.200 Petun lebten in acht oder neun Dörfern einen Tagesmarsch südwestlich der Huronen, genauer gesagt um die heutigen Orte Nottawasaga und Collingwood. Die Dörfer der Neutralen standen am Westufer des Lake Ontario, zwischen Grand und Niagara River, aber auch im Niagaragebiet im Nordwesten des Bundesstaats New York. Die Neutralen zählten vielleicht 25.000 Angehörige.
Die Mohawk lebten in drei Hauptdörfern und zahlreichen kleineren Siedlungen westlich von Schenectady am Mohawk River. Die Oneida hatten nur ein Dorf, das westlich der Mohawk stand, südöstlich des Oneida Lake. Die Onondaga bewohnten zwei Dörfer westlich der Oneida, südlich des heutigen Syracuse. Westlich der Onondaga wiederum, unweit des heutigen Auburn standen die drei Hauptdörfer der Cayuga. Westlich von ihnen wiederum lebten die Seneca in zwei großen und mehreren kleinen Dörfern südlich von Rochester. Insgesamt wiesen die Fünf Nationen der Irokesen 1625 wenig mehr als 22.000 Angehörige auf. Über die Tuscarora, die zu dieser Zeit noch in North Carolina lebten, ist wenig bekannt.
1623 wurde der niederländische Handelsposten Fort Orange auf dem Territorium der Mohawk gegründet. Mitte des 17. Jahrhunderts vernichtete der Bund im Zuge der Biberkriege die als Huronen bezeichneten Wyandot, die Tionontati und die Erie als eigenständige Gruppe. Versprengte Gruppen schlossen sich anderen Stämmen an oder gingen als Gefangene in den irokesischen Stämmen auf. Die Irokesen nutzten die nunmehr freien Gebiete zunächst zur Jagd, besiedelten sie aber auch selbst. Bis 1670 hatten Seneca, Cayuga und Oneida eine Reihe kleiner Siedlungen am Nordufer des Lake Ontario errichtet. So entstanden Quinaouatoua (westlich von Hamilton), Teyaiagon und Ganestiquiagon an den Mündungen von Humber und Rouge River im heutigen Großraum Toronto, Ganaraské (Port Hope), Quintio (am Westende des Rice Lake), Quinté (bei Trenton) und Ganneious nahe Napanee. Jedoch gingen diese Siedlungen bis 1688 durch Angriffe der Anishinabe (Ojibwa) wieder verloren. Nur einige Irokesen hielten sich im Schutz von Fort Frontenac im Raum Kingston.
Die Tuscarora stießen 1722 zu den Fünf Nationen und erweiterten damit die Liga zu den Sechs Nationen. Dieser Anschluss hatte seine Ursache darin, dass sie von europäischen Siedlern aus North Carolina vertrieben worden waren.
Derweil hatten Jesuiten ihre Missionsarbeit aufgenommen. Sie versuchten predigende Indianer zu gewinnen. 1667 gründeten Pater Pierre Raffeix und einige französische Familien La Prairie de la Madeleine bei Montréal. Die ersten indigenen Einwohner waren Oneida und adoptierte Huronen. Bereits fünf Jahre später bestand eine Mischung aus verschiedenen Völkern in der Mission. 1676 ersuchte sie um neues Land und siedelte an die Sault-Saint-Louis-Stromschnellen oder Lachine-Schnellen um. 1677 bestand diese Siedlung aus 22 Langhäusern, die von je zwei Headmen der Huronen und der Irokesen geführt wurden. Durch Zuzug von Mohawk erhielten diese bald ein Übergewicht, und ihre Sprache setzte sich durch. So entstand das heutige Kahnawake (an den Stromschnellen). 1676 gründeten Sulpizianer eine Mission am Mount Royal, auf der Insel, auf der sich die Stadt Montréal befand. Die dortigen Irokesen nannte man die Irokesen vom Berg. Diese Siedlung wurde ihrerseits an den Lac des Deux Montagnes nahe der Mündung des Ottawa River verlegt. Obwohl auch dieses Dorf von anderen Ethnien, wie Nipissing und Algonkin bewohnt war, wurden die Irokesen im Laufe des 19. Jahrhunderts zur Mehrheit. Der Ort heißt heute Kanesatake (Ort des Schilfes), doch ist er unter dem Namen Oka eher bekannt. Diese Mohawkwanderungen verminderten die Zahl der Mohawk in New York erheblich. Gegen Ende des Jahrhunderts gab es dort nur noch zwei Mohawkdörfer. 1755 kam es zu Fraktionskämpfen, so dass mehrere Kahnawake-Familien den Sankt-Lorenz aufwärts zogen, um sich in Saint Regis beim heutigen Cornwall niederzulassen. Dieser Ort heißt heute Akwesasne. Die Franzosen hofften, sie würden einen weiteren Puffer gegenüber den britischen Ansprüchen dienen. Während des 18. Jahrhunderts verbanden sich Kahnawake, Kanesatake und Akwesasne mit den Huron of Lorette und Algonkin zu den Seven Nations of Canada. Dieser Verband katholischer Missionsstationen ist nicht mit den Six Nations der Irokesenkonföderation zu verwechseln.
Im Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich von 1754-1763, in dem in Nordamerika auf beiden Seiten Indianer standen, unterstützten die Irokesen die Briten. Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg spalteten sich die Irokesen in Oneida und Tuscarora, die sich auf die Seite der Amerikaner stellten, und den restlichen Bund, der weiterhin für die Briten kämpfte. Eine amerikanische Strafexpedition zerstörte 1779 eine wichtige Siedlung der Irokesen und brach ihren Widerstand.
Im zweiten Vertrag von Fort Stanwix löste sich die Liga 1784 auf. Die Onondaga, Seneca und Tuscarora blieben in New York, während die Mohawk und Cayuga überwiegend nach Kanada gingen. Sie leben heute auf beiden Seiten der Grenze. Die Oneida ließen sich in Wisconsin nieder. Um die Flüchtigen ansiedeln zu können, sicherte Gouverneur Frederick Haldimand bereits 1783 ein Gebiet im Osten Ontarios an der Bay of Quinte. Es gehörte ursprünglich den Mississauga. 1784 erklärte sich ein Teil der Mohawk unter John Deserontyon damit einverstanden, dort zu leben. So entstand Tyendinaga. Viele Cayuga, Onondaga, Oneida, Seneca und Tuscarora, vor allem aber die Mehreit der Mohawk, die als Loyalisten galten, zogen bald mit dem Kriegshäuptling Thayendanegea (Joseph Brant) an einen großen Landtrakt am Grand River, den Haldimond den Mississauga abgekauft hatte. Eigentlich sollte ihnen das gesamte Gebiet des Großen Flusses vorbehalten bleiben, doch am Ende zahlreicher Auseinandersetzungen blieb nur das Reservat, das die Six Nations noch heute bewohnen.
1839 verkauften 242 Oneida ihr Land in den USA und erwarben Land bei London in Ontario. Dieses Gebiet ist heute als Oneida of the Thames oder Onyota’a:ka bekannt. Eine weitere Konfliktlinie neben denen zwischen den USA und Großbritannien, zwischen den Irokesen und anderen Gruppen, war der konfessionelle Konflikt. So kam es zwischen katholischen und protestantischen Irokesen in Kanesatake zu Auseinandersetzungen, und darüber, ob die Irokesen überhaupt einen Anspruch auf das Gebiet am Lac des Deux Montagnes hätten. 1881 zogen nach Ausschreitungen 32 katholische Mohawk-Familien nach Muskoka, wo sie das Reservat Wahta erhielten, das die Behörden Gibson Reserve nennen.
Noch im Zweiten Weltkrieg sahen sich die Irokesen als eigenes Volk, das dem Dritten Reich eine eigene Kriegserklärung übersandte. Auch bei internationalen Sportveranstaltungen, wie etwa im Eishockey oder im Lacrosse treten die Irokesen als eigene Mannschaft an.
Die Irokesen Kanadas leben in der Nähe der großen Metropolen Ontarios und Québecs. Im Gegensatz zu den meisten Indigenen leben sie nicht auf ihrem seit Jahrtausenden bewohnten Traditionellen Territorium sondern in Orten, die sie erst seit einigen Generationen bewohnen. Darüber hinaus sind alle größeren Siedlungen, also Lorette, Kahnawake, Kanesatake, Akwesasne, Tyendinaga, Oneida of the Thames, Wahta und das Sechs-Nationen-Territorium am Grand River im Zusammenhang mit Missionstätigkeiten entstanden. Auch wenn westlich von Ontario keine Irokesensiedlungen bestehen, so zogen doch viele von ihnen westwärts, einige heirateten Cree-Frauen und siedelten sich etwa bei Edmonton an.
Ihre freiheitliche Verfassung soll derjenigen der
Traditionell besteht jede Nation aus mehreren Klans, denen jeweils eine gewählte Klanmutter vorsteht. Jeder Klan konnte bis zu drei Abgeordnete in die Ratsversammlung der Irokesen schicken. Die Gesellschaft war demokratisch verfasst, das Individuum genoss erstaunliche Freiheiten. Das Verwandtschaftssystem ist matrilinear, die Lebenspartnerschaften matrilokal.
Die Irokesen hatten eine ausgeprägte Arbeitsteilung bei den Geschlechtern. So waren die Frauen für die Häuser und die Bodenbearbeitung zuständig, während die Männer der Jagd und anderen Aufgaben nachgingen, die ein Verlassen des Landes erforderlich machten.
Das Grundnahrungsmittel der Irokesen war Mais. Dies machte sie unabhängiger von sprunghaften ökologischen Veränderungen und erlaubte eine relativ sesshafte Lebensweise. Neben Mais pflanzten sie Squash-Kürbis, Bohnen und Wildfrüchte an.
Die Irokesen lebten in mit Palisadenzäunen befestigten Dörfern, die aus bis zu hundert Langhäusern bestanden. Nach etwa zehn bis fünfzehn Jahren, wenn der Boden und der Wald nicht mehr die gewünschten Ernte- und Jagderträge brachten, zogen die Bewohner an eine andere Stelle.
Ein besonderes kulturelles Merkmal der Haudenosaunee sind die Medizinbünde.
Von den heute etwa 75.000 Irokesen sprechen noch etwa 5 % eine der sieben traditionellen Sprachen. Außer dem Cherokee werden alle auch in Kanada gesprochen.
Nation | Bevölkerung | Sprache | Sprecher | Anteil |
---|---|---|---|---|
Cayuga | 10.000 | Goyogohó:nǫ’ | 62 | 0,62 % |
Mohawk | 35.000 | Kanien’kehaka | 3.433 | 9,81 % |
Oneida | 14.000 | Onʌyota’a:ka oder Onʌyotaʔa·ka | 160 | 1,14 % |
Onondaga | 1.200 | Onǫda’géga’ | 17 | 1,42 % |
Seneca | 15.000 | Onödowága | 25 | 0,17 % |
Tuscarora | 1.000 | Skarù∙rę’ | 12 | 1,20 % |
alle Irokesen | 76.200 | Rotinonhsón:ni (ohne Tsalagi) | 3.709 | 4,86 % |
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