Die Mohawk Nation of Akwesasne oder Ahkwesáhsne ist eine der Mohawk Nations (Kanien'kehá:ka), die auf beiden Seiten der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada lebt. Ihr Territorium liegt am Sankt-Lorenz-Strom, der überwiegende Teil des Gebiets liegt im Bundesstaat New York, ein kleiner Teil in den kanadischen Provinzen (Ontario und Québec). Die katholische Gemeinde Akwesasne ist dreigeteilt, denn sie gehört zu drei Bistümern, der römisch-katholischen Diözese von Alexandria-Cornwall und der von Valleyfield in Kanada, sowie der Diözese von Ogdensburg in den USA.
Die ethnische Gruppe lebt seit Mitte des 18. Jahrhunderts dort und umfasst heute rund 12.000 Angehörige, und ist damit die größte Irokesengruppe. Zu diesen Gruppen, die sich selbst als Kanien'kehá:ka (Mohawksprache) bezeichnen, zählen auch die Kahnawake, die Kanesatake und die Six Nations of the Grand River.
Der Name Akwesasne bedeutet in der Sprache der Mohawk „Land wo das Rebhuhn trommelt“.
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Zum Akwesasne-Territorium gehören am Sankt-Lorenz die Mündungsgebiete des Raquette River und des St. Regis River. Hinzu kommen die dort befindlichen Inseln. Dabei ist das zu Ontario gehörende Gebiet, ebenso wie das zu Québec gehörende, nur durch New Yorker Gebiet zu erreichen.
Auf der US-Seite ist Akwesasne identisch mit der St. Regis Mohawk Reservation; dabei wird es durch die New York State Route 37 auf einer Länge von rund 205 km in Ost-West-Richtung zerschnitten.
Zu Akwesasne gehören als Hauptgebiete Cornwall Island (Kawehno:ke), Kana:takon (Saint Regis) und Tsi:Snaine (Snye oder Chenail, Québec). Hinzu kommen in New York Raquette Point und das umstrittene Rooseveltown, Hogansburg und Frogtown, in Ontario Pilon Island, in Québec Inseln wie Yellow Island, St. Regis Island, Sugarrbush Island und weitere Inseln. Der Südosten von Akwesasne untersteht rechtlich der Town of Bombay.
Um 1000 setzte sich an den Großen Seen der Mais als Grundnahrungsmittel durch. Spätestens im 14. Jahrhundert errichteten Sankt-Lorenz-Irokesen von Palisaden geschützte Dörfer. Zu diesen Dörfern zählten Stadacona und Hochelaga, die 1535-1536 von dem Bretonen Jacques Cartier beschrieben wurden. Sie verschwanden in den Jahren bis 1615 aus ungeklärten Gründen. Um diese Zeit dominierten bereits Mohawk das Gebiet.
Akwesasne wurde in den späten 1750er Jahren von Kanien'kehá:ka oder Onkwehonwe südlich von Montreal gegründet, die noch heute überwiegend als Mohawk bezeichnet werden. Dort errichteten französische Jesuiten eine Missionsstation und eine Kirche. Die Mohawk betrieben Pelzhandel und reisten dazu häufig an die Forts und nach Albany. John und Zachariah Tarbell führten eine Gruppe von etwa 30 Familien den Sankt Lorenz aufwärts.1 Der Priester Pierre-Robert-Jean-Baptiste Billiard begleitete sie. Die französische Kolonialmacht unterstützte sie beim Bau einer Sägemühle, und unternahm alles, sie dem britischen Einfluss zu entziehen.
Eine der größten Familien in Akwesasne, die Tarbell-Familie, geht auf diese Zeit zurück. Zwei Brüder und ihre Schwester Sarah wurden während des Queen Anne's War am 20. Juni 1707 in Groton, Massachusetts gefangen genommen. Von dort wurden sie über mehr als 500 km nach Kanada verschleppt.2 Sarah kam an eine französische Familie, sie wurde ein Jahr später katholisch getauft. Sie trat in die Congrégation de Notre Dame ein, einen Orden, der 1651 dort gegründet worden war.3 Ihre Brüder wurden von Kanien'kehá:ka-Familien adoptiert. In diesen ebenfalls katholischen Familien lernten sie die Sprache der Mohawk und erhielten Mohawknamen. Sie heirateten Töchter von Häuptlingen aus der Kahnawake-Gemeinde und erzogen auch ihre Kinder in den indigenen Traditionen. Sie und einige ihrer Söhne stiegen zu Häuptlingen auf und kehrten erst im März 1739 nach Neuengland zurück.
1755 gründeten frankokanadische Jesuiten die Mission Saint Régis in Akwesasne, die ihren Namen nach Jean François Régis (1597-1640) erhielt.4 Nach ihm ist auch der Saint Regis River benannt. 1795 ersetzten die Mohawk die hölzerne durch eine Steinkirche, die bis heute besteht. Vom Namen des Heiligen Jean François Régis leitet sich in New York die Saint Regis Indian Reservation ab. Die Mohawk haben ihre Siedlung in Kana:takon umbenannt, das Dorf.
Nach dem Sieg der Briten über die Franzosen versuchten die Kolonialherren die guten Beziehungen zu den Mohawk aufrecht zu erhalten, und beließen ihnen ihre Konfession. Die Mohawk und drei weitere Irokesennationen blieben auch im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mit den Briten verbündet, daher mussten sie nach dem Abzug der Briten ebenfalls auswandern. Viele von ihnen ließen sich in der Six Nations of the Grand River Reserve nieder, andere gingen nach Akwesasne.
Claude-Nicolas-Guillaume de Lorimier, ein Indianeragent aus Montreal, rekrutierte rund 100 Krieger für einen Angriff auf das von 500 Amerikanern am 13. November 1775 besetzte Montreal. Die Amerikaner hatten sogleich den Pelzhandel untersagt, denn sie fürchteten die Lieferung kriegswichtiger Güter. Damit machten sie sich die Montrealer zu Gegnern, auch diejenigen, die sie vorher unterstützt hatten. George Forster, ein britischer Kommandant von Fort de La Présentation hatte Lorimier die Erlaubnis zu diesem Angriff erteilt. Es kam zwar zu einer Schlacht, aber es ist zweifelhaft, ob Mohawk oder überhaupt Irokesen daran teilgenommen haben.
Infolge des Jay-Vertrags durften die Mohawk innerhalb ihres alten Territoriums die Grenze jederzeit überschreiten.
Als eine Brücke der Canadian Pacific Railway über den Strom gebaut wurde, arbeiteten in den 1880er Jahren erstmals Mohawk an einem solchen Bauwerk. Jim Rasenberger (High Steel: The Daring Men Who Built the World’s Greatest Skyline) konnte belegen, dass dies der Ausgangspunkt einer erstaunlichen Art der Beschäftigung wurde. Diese bestand darin, dass Tausende von Mohawk in den Großstädten des Ostens auf Hochhäusern arbeiteten. 1915 waren allein 615 Männer aus der Kahnawake reservation Mitglieder der structural steel union. Viele von ihnen zogen nach Brooklyn in New York, zunächst Boerum Hill (damals noch North Gowanus), später Bay Ridge, und brachten ihre Familien mit. Man sprach gelegentlich von „Downtown Caughnawaga“, wo 1949 rund 400 Stahlarbeiter lebten. Als die Interstate 87 die Fahrtzeiten erheblich verkürzte, fuhren viele von ihnen am Wochenende nach Hause, auch wenn die Fahrt 12 Stunden dauerte. Arbeitsmigration kennzeichnete die Gemeinden ebenso, wie ein Stagnieren auf dem Lebensstandard, den die Städte hinter sich ließen. Gleichzeitig begann die ländliche Bevölkerung zurückzugehen, während die im Reservat stieg.
Wie alle Indianer Nordamerikas, so wurden auch die Mohawk gezwungen, ihre Kinder in Reservatsschulen zu schicken. Hier war es die Kana:takon School, die ursprünglich Saint Regis Village School hieß. Sie wurde von den Sœurs de Sainte-Anne bis in die 1970er Jahre betrieben.
Die Grenzen waren immer wieder Anlass zu Konflikten. Im Winter 1969 kam es zu einer Auseinandersetzung auf der North Channel Bridge zwischen der Cornwall City Police und Demonstranten. Diese wollten öffentliche Aufmerksamkeit dafür erlangen, dass ihnen die kanadischen Behörden die zollfreie Einfuhr vom amerikanischen in den kanadischen Teil ihres Territoriums untersagten. Dabei beriefen sie sich auf den Jay-Vertrag von 1794.5 Außerdem wollten sie dagegen protestieren, dass die Wahlhäuptlinge ihrer Meinung nach nur von der Regierung dazu benutzt wurden, um ihren politischen Willen durchzusetzen. Ein Film des National Film Board of Canada entstand über diese Vorgänge unter dem Titel You Are on Indian Land.
1988 konfiszierten kanadische Polizisten Zigaretten im Wert von 365.000 Dollar. Die Behörden nannten die Unterbindung von Zigarettenschmuggel (buttlegging) immer wieder als Grund für ihre massiven Eingriffe. 17 Männer wurden verhaftet, doch Jugendliche und die Warriors' Society blockierten daraufhin die Straße nach Montréal 30 Stunden lang.
Im April 2001 organisierte das NYC Ya Basta Collective, eine Gruppe von Globalisierungsgegnern, zusammen mit dem Direct Action Network, eine rechtswidrige Überquerung der Brücke, die 1969 Schauplatz der besagten Auseinandersetzung war, und die inzwischen Three Nations Crossing heißt.
Ende Mai 2009 protestierten Akwesasne gegen die Bewaffnung der kanadischen Grenzposten, aber auch gegen deren Übergriffe, am Posten Akwesasne-Cornwall. Die kanadische Regierung zog ihre Beamten nach dem Höhepunkt der Proteste am 1. Juni ab. Da auch die amerikanischen Grenzer ihre Posten schlossen, war Akwesasne bis zum 13. Juli von der Außenwelt abgeschnitten. Als Symbol des Widerstands brennt seit Juni 2009 ein Heiliges Feuer.
Auf Seiten der Akwesasne bestehen interne Konflikte zwischen den Gruppen, die den traditionellen, und denen, die den gewählten Häuptlingen nahestehen. Dieser Streit wurde durch den Bau des Kasinos 1989 verschärft, denn es bringt nicht nur Geld in die Reservate, sondern auch die Möglichkeit entsprechend politischer Vorentscheidungen die eigene Klientel zu unterstützen. So löste die Warrior Society eine Demonstration gegen den Bau des Kasinos gewaltsam auf. 1990 kam es zu zwei Todesfällen im Zuge schwerer Unruhen. Die New York Times berichtete, der New Yorker Gouverneur habe sich, um Konflikte mit Kanada zu vermeiden, geweigert, die Nationalgarde einzusetzen. Stattdessen drangen Hunderte von Angehörigen der New York State Police und der entsprechenden Polizeieinheiten aus den beteiligten kanadischen Provinzen in das Reservat ein. Die US-Polizei beanspruchte dieses Recht formal seit einem Kongressbeschluss von 1948.6
Akwesasne stellt eine Mischung historisch gewachsener Machtstrukturen dar. So besteht der Mohawk Nation Council of Chiefs (auch als The Longhouse bezeichnet), die traditionelle Regierung, dann der gewählte Mohawk Council of Akwesasne im Norden und der Saint Regis Mohawk Tribe im Süden. Der Mohawk-Häuptlingsrat nimmt auch religiöse Aufgaben wahr. Der Rat von Akwesasne hingegen geht nicht auf Mohawktraditionen zurück, sondern basiert auf dem kanadischen Indian Act. Sein Einflussbereich teilt sich in die Distrikte Kana:takon (Saint Regis), Kawehno:ke (Cornwall Island, Ontario) und Tsi:Snaihne (Snye, Québec). Die Wahlen finden alle drei Jahre statt. Aus ihnen gehen 12 Chiefs (Häuptlinge) hervor und ein Grand Chief. Dabei wählt jeder Distrikt vier Häuptlinge, die Distrikte wählen gemeinsam den Grand Chief, derzeit ist dies Michael William Mitchell. Damit haben die Akwesasne 13 Repräsentanten.
Das Akwesasne Cultural Center übernimmt Aufgaben der kulturellen Bildung und Repräsentation, ähnlich wie das Ronathahon:ni Cultural Centre (früher Native North American Traveling College.7
Akwesasne führt fünf elementary schools, davon drei unter dem Ahkwesahsne Mohawk Board of Education. Eine Schule gehört zum Salmon River Central School District, eine ist frei. Letztere, die Akwesasne Freedom School, unterrichtet bis Grade 8, lehrt die Mohawksprache und -kultur, unterrichtet aber auch Erwachsene. Für den Besuch weiterführender Schulen müssen die Kinder Akwesasne verlassen.
Seit 1948 besteht eine Radiostation auf 97.3 CKON-FM, die von der Akwesasne Communication Society unterhalten wird. Drei kleine Zeitungen zirkulieren, nämlich die Akwesasne Womens Fire mit eigener Website, die allerdings im Zuge der Auseinandersetzungen von 2009 umziehen musste8, Indian Time Newspaper (seit 1983) und Akwesasne Notes, die in der gleichen Zeit entstanden.
Wie viele Indianerstämme, so unterhalten auch die Mohawk von Akwesasne seit 1999 ein Kasino, das Akwesasne Mohawk Casino. Touristisch spielen Kulturveranstaltungen eine zunehmende Rolle, wie das Akwesasne Annual International Pow-wow, das Strawberry Music Festival und der Akwesasne Winter Carnival.
Nach wie vor arbeiten viele Mohawk in der Bauindustrie, etwa beim Bau des World Trade Center. Auch als die Reste nach dem Terrorangriff vom 11. September 2001 abgetragen werden mussten, halfen viele von ihnen dabei.9
Das Kasino beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter, davon sind 500 Angehörige der Mohawk. Den für den Bau notwendigen Kredit von 30 Millionen Dollar erhielt Akwesasne vom New Yorker Invesor Ivan Kaufman. Nach fünf Jahren sollte der Stamm die Gelegenheit erhalten, das Kasino gänzlich zu übernehmen. 75 % der auf 40 Millionen geschätzten Jahresgewinne gehen an den Stamm, der damit Kultur-, Sozial-, Gesundheits- und Bildungsprojekte fördert.
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