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Hans-Jürgen Hübner:

Geschichte Kanadas

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dem 30. 7. 2014

Version 1.9025 (22. Oktober 2015), seit 6. Juni 2009 für Wikipedia praktisch neu geschrieben,
dort die enzyklopädiegerechte Fassung

Die Geschichte der menschlichen Besiedlung des heutigen Kanada reicht mehr als zwölf Jahrtausende zurück.1 Um diese Zeit boten sich den frühen Bewohnern durch das Ende der letzten Eiszeit günstigere Lebensmöglichkeiten.2 Möglicherweise lebten bereits in der davor liegenden Warmzeit Menschen im Nordwesten Amerikas, doch haben sie keinerlei Spuren hinterlassen. In den folgenden Jahrtausenden entwickelten sich in einem langen Prozess unter Einwanderung weiterer Gruppen aus Asien sehr stark voneinander abweichende Kulturareale, die von den Inuit, die sich den arktischen Bedingungen angepasst hatten, über Wildbeuter- und halbnomadische bis zu bäuerlichen Kulturen der First Nations reichten, wie die Indianer des Landes genannt werden. Der Einfluss der weiter südlich gelegenen, städtischen Kulturen brachte auch auf kanadischem Gebiet monumentale Bauwerke und Großdörfer hervor. An der Pazifikküste war die Bevölkerungsdichte besonders groß, und auch hier bestand eine Kultur monumentaler Holzbauwerke, die sich für die frühen europäischen Besucher am auffälligsten in den berühmten Totempfählen manifestierte.

Starke kulturelle Veränderungen, weitläufige Verdrängungsprozesse und Nomadisierung wurden durch das von Spaniern mitgebrachte Pferd, durch die Kriege der Irokesen und durch Europäer bereits zwischen 1500 und 1700 ausgelöst. Dabei bildete Nordamerika häufig einen Nebenschauplatz der Kriege in Europa. Gleichzeitig brach eine Vielzahl indigener Völker, wie in ganz Amerika, durch eingeschleppte Krankheiten zusammen, vor allem durch Pocken.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurden die Indianer (First Nations) durch Zwangsmittel und Verträge in Reservate abgedrängt, um europäischen Einwanderern Platz zu machen. Dabei kam es zu Konflikten zwischen Briten und Franzosen im Osten, zu denen im Westen Konflikte zwischen Spaniern, Briten und Russen kamen. 1763 verloren die Franzosen ihre Kolonie Neufrankreich an die Briten. Zwei Jahrzehnte später wurden die britischen Kolonien weiter im Süden unabhängig, als die USA entstanden. Den frankophonen Bewohnern des britisch gebliebenen Teils Nordamerikas, die vor allem in der Provinz Québec lebten, machte London eine Reihe von Konzessionen. Die Frankokanadier unterstützten daraufhin die britische Kolonialmacht in zwei Kriegen erfolgreich gegen die USA (1775-83 und 1812-15). Den Westen und Norden verwaltete die private Handelsgesellschaft der Hudson's Bay Company (HBC) von 1821 bis 1869/71 als Monopolist.

Der Expansionsdrang der USA veranlasste London, dem verbliebenen Gebiet 1867 weitgehende Selbstständigkeit einzuräumen. Bis 1873 schlossen sich die britischen Kolonien zwischen Atlantik und Pazifik dieser Kanadischen Konföderation an, die zudem 1869 begann, das riesige Gebiet der HBC aufzukaufen und mit den Indianern zahlreiche Verträge abzuschließen. Diese als Numbered Treaties bezeichneten Verträge betrafen praktisch das gesamte Gebiet, das von der Hudson's Bay Company kontrolliert worden war, abgesehen von British Columbias. Die bis heute gültigen Verträge wurden zwischen 1871 und 1921 abgeschlossen, die meisten von ihnen in den ersten zehn Jahren nach der Staatsgründung.

Britisches Kapital und eine enge Bindung an das Britische Empire sorgten für einen massiven Ausbau der Infrastruktur Kanadas in Form von Kanälen, Straßen und vor allem Eisenbahnen. Damit sollte das dünn besiedelte, riesige Land stärker integriert und gegen immer wieder aufkeimenden Separatismus sowie Strömungen, die den Anschluss an die USA forderten, abgesichert werden. Zudem förderte dies den Warenaustausch innerhalb des Landes und mit dem Empire, und es erleichterte die Besiedlung. Darüber hinaus stieß es eine Industrialisierung des Landes an, die wesentlich zur Verstädterung beitrug.

Seit der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg verlor Großbritannien den Status als Weltmacht an die USA. Kanada lehnte sich immer stärker an seinen südlichen Nachbarn an und trat 1994 einer Freihandelszone mit den USA und Mexiko bei (NAFTA). Dennoch sind sowohl britische Traditionen als auch die der Ureinwohner weiterhin allgegenwärtig. Dies drückt sich sowohl in den politischen Strukturen als auch in der Kultur aus, oder etwa darin, dass Nunavut 1999 eine ausgeprägte Autonomie für die dort überwiegend lebenden Inuit erlangte. Auch haben viele First Nations, wie in Kanada die Indianerstämme genannt werden, eigene Territorien. Doch halten die Auseinandersetzungen um die Nutzungsrechte an. Insgesamt bewirkte das französische Vorbild, dass auch anderen Regionalkulturen das „Recht auf Andersartigkeit‟ zusteht.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts verstärkt sich darüber hinaus die Zuwanderung aus Asien. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts waren Chinesen und Japaner ins Land gekommen, doch war ihnen die Einwanderung und der Rechteerwerb erschwert worden. Während des Zweiten Weltkriegs war darüber hinaus ein Teil der Japaner interniert und des Landes verwiesen worden. Als Hongkong an die Volksrepublik China ging, wanderte ein erheblicher Teil der dortigen Chinesen nach Vancouver aus, wo sie heute eine starke Minderheit bilden, die erhebliche Mengen Kapitals in die Stadt brachte. Inzwischen wandern auch Südostasiaten in beachtlicher Zahl nach Kanada ein; ihr Hauptziel ist jedoch Toronto.

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Inhalt

Besiedlung und Kulturareale (< 10.000 v. Chr. - 16. Jahrhundert)

Früheste Spuren bis zur archaischen Phase

Genetische und klimageschichtliche Untersuchungen legen nahe, dass sich die frühen asiatischen Einwanderer entlang der Küste relativ schnell ausbreiteten und von dort ins Binnenland wanderten.5 Möglicherweise folgte eine Gruppe der Westküste, die andere dem eisfreien Korridor zwischen Rocky Mountains und Hudson Bay.6 Auch gibt es Hinweise darauf, dass die athabaskischen Gruppen erst später aus Asien zugewandert sein könnten.

Schematische Darstellung der Ausbreitung des Menschen über die Erde

In den Bluefish-Höhlen im nördlichen Yukon fand man die ältesten menschlichen Spuren in Kanada. Möglicherweise noch älter sind die Funde an der Little John site, die nur 2 km von der Grenze nach Alaska entfernt liegt, und die vielleicht Zusammenhänge zum Nenana complex aufweist.6a Diese frühe arktische Kultur breitete sich an der Küste entlang südwärts aus, möglicherweise auch entlang des Yukon. In der Charlie-Lake-Höhle nahe Fort St. John fanden sich Werkzeuge aus der Zeit ab etwa 10.500 v. Chr. Dort fanden sich zudem zwei Raben - einer mit Grabbeigaben -, die vor 9.000 bzw. 10.000 Jahren beigesetzt wurden.7 Ebenfalls aus der Zeit ab etwa 9.000 v. Chr. stammen Funde in Alberta, bei Banff, und in Saskatchewan, aber auch bereits weiter im Osten, in Québec.8 Die ältesten menschlichen Überreste im nördlichen Nordamerika wurden auf ca. 7800 v. Chr. datiert (On Your Knees Cave auf der Prince-of-Wales-Insel).9

Satellitenbild der Beringstraße (NASA)

Dieser frühen Phase folgte die archaische Phase, genauer die frühe (ca. 8000 bis 6000 v. Chr.) und die mittlere archaische Phase (ca. 6000 bis 4000 v. Chr.). Vermutlich folgten die Plano-Gruppen10, die als Nachfolger der Clovis- und Folsom-Kulturen gelten, im Osten den gewaltigen Karibu-Herden der Vereisungsgrenze entlang; Gruppen aus dem Westen erreichten um 7500 v. Chr. das südliche Ontario. Dort fanden sich Speerschleudern (Atlatl), eine technologische Neuerung, die um 8000 v. Chr. entstanden war.11

Projektilspitzen, Bohrer und vor allem Hausspuren tauchen bereits um 6000 v. Chr. in Vermont auf (John's Bridge Site in Swanton).12 Schwerpunkte dieser Kulturen waren der untere Sankt-Lorenz-Strom und die Großen Seen. Die ersten größeren Monumente stellen Grabhügel dar, die Burial Mounds.13 Der älteste Fund einer Grabstätte wurde bei L’Anse Amour an der Atlantikküste gemacht. Erstmals ist eine gesellschaftliche Hierarchie entlang des Eriesees, am südlichen Huronsee, am Ontariosee sowie am Sankt-Lorenz-Strom oberhalb der heutigen Stadt Québec greifbar (etwa 5500 v. Chr. bis 1000 v. Chr.).

Die Plano-Kulturen auf den Great Plains umfassen den riesigen Raum zwischen den küstenfernen Gebieten British Columbias und den Nordwest-Territorien sowie dem Golf von Mexiko.14 Neue Waffentechnologien und weitläufiger Handel sind kennzeichnend. Das Rohmaterial einiger Steinwerkzeuge und -waffen stammte aus weit im Süden gelegenen Gebieten. Zu diesen Materialien zählten Chalzedon aus Oregon und Obsidian aus Wyoming.15

Retrait des glaces en Amérique
Rückzug der Gletscher seit dem letzten Maximum

Das Eis zog sich nur langsam zurück. Manitoba lag immer noch unter einem Eispanzer, doch entwickelten sich erste Siedlungskammern (Refugia) und bewohnbare Erhebungen16, die über die Eisgrenze hinausragten (Nunatuks bzw. Nunataker), wie etwa in Süd-Alberta (Agate Basin culture). Hier wurden noch um 8000 v. Chr. Pferde gejagt; sie verschwanden ebenso wie die Megafauna. Die Art Plesippus shoshonensis erreichte ein Körpergewicht von durchschnittlich über 400 kg.16a

Erst später teilte sich der riesige Kulturraum erkennbar in zwei Großräume auf, die Frühe Shield- und die Frühe Plains-Kultur. Am South Fowl Lake, an der Grenze zwischen Ontario und Minnesota, wurden Funde gemacht, die auf eine Bearbeitung elementaren Kupfers bereits um 4800 v. Chr. hindeuten.17

Im Westen wurde die wohl mindestens bis 9000 v. Chr. zurückreichende Besiedlung durch die Frühe Plateaukultur überlagert.18 Die zunehmenden Lachswanderungen an der Pazifikküste waren aber wahrscheinlich, entgegen früheren Annahmen, nicht die Ursache. Die dortigen Kulturen reichen mindestens bis 8000 v. Chr. zurück. Der älteste Fund auf Vancouver Island (Bear Cove) belegt die Jagd auf Meeressäuger.19 Abgesehen von den Queen Charlotte Islands (heute Haida Gwaii, die um 7500 v. Chr. besiedelt wurden und mit den Haida eine der ältesten ortskonstanten Bevölkerungen der Welt tragen, wurden viele küstennahe Artefakte durch den rund 120 m ansteigenden Meeresspiegel zerstört. Dieser Anstieg wurde wiederum von den schmelzenden Eismassen am Ende der letzten Eiszeit ausgelöst, ein Prozess, der sich von etwa 14000 bis 4000 v. Chr. hinzog und der mindestens zwei sehr starke Beschleunigungsphasen kannte. Diese lagen etwa zwischen 13000 und 11000, sowie zwischen 9000 und 7000 v. Chr., wobei die erste Phase einer Warmzeit, der Bølling-Allerød-Periode entspricht, die zweite nach dem Ende der ihr nachfolgenden Kälteperiode des Jüngeren Dryas.19c

Southern flank of Mount Edziza
Südflanke des Mount Edziza

Der älteste nachweisbare Handel mit Obsidian, einem für die Waffen- und Werkzeugherstellung wichtigen vulkanischen Glas, reicht über 10.000 Jahre zurück und basierte im Westen auf einer Lagerstätte am Mount Edziza (2.787 m) in Nord-British-Columbia.20 Der äußerste Norden ist erst um 2.500 v. Chr. punktuell besiedelt worden, der Norden Ontarios erst um 2000 v. Chr.

Von etwa 4000 bis 1000 v. Chr.

Ab 2500 v. Chr. lassen sich im Westen Siedlungen nachweisen, dazu Anzeichen sozialer Differenzierung. Hausverbände bestanden, die sich saisonal zur Jagd in großen Gruppen zusammenfanden. Auch in den Plains lassen sich Dörfer nachweisen. Pfeil und Bogen kamen wohl vor 3000 v. Chr. aus Asien in den Nordwesten, wo die Erfindung lange verharrte, dann an die Ostküste gelangte, um erst rund drei Jahrtausende später den Westen zu erreichen.21

LAnse Amour burial mound
Das älteste Grabmonument Kanadas liegt beiL’Anse Amour in Labrador. Unter dem Steinhaufengrab von 8 m Durchmesser fand sich der Leichnam eines etwa 12 Jahre alten Kindes, das hier vor rund 7.500 Jahren beigesetzt worden war. Eine Flöte aus Vogelknochen, ein beinerner Stößel zum Zerkleinern von Hämatit, die älteste Spitze einer Harpune Nordamerikas und eine Projektilspitze aus Hornstein waren ihm beigegeben. Sein Körper war mit rotem Ocker aus Hämatit bestreut und mit einem flachen Stein abgedeckt. Im Rahmen der Beisetzung und des Baus des Hügels, an dem die Jägergruppe etwa eine Woche gearbeitet haben muss, wurden um die Grube Speisen zubereitet.

Begräbnisstätten finden sich im Osten, Grabhügel stellen die frühesten Monumentalbauwerke Kanadas dar. Sie gehen auf die Maritime Archaic People bzw. Red Paint People (wegen des Gebrauchs roten Ockers) zurück.22 Die vor 4000 v. Chr. in Zentral-Labrador ansässigen Gruppen wichen einer Kälteperiode nach Süden aus, um 2250 v. Chr. zogen Inuit, die um 3000 v. Chr. aus Sibirien kommend Nordamerika erreicht hatten, bis in diese Gegenden südwärts.

An den Großen Seen lassen sich nun Hunde nachweisen (in Utah bereits um 8000 v. Chr.), die beerdigt wurden.23 Das Laurentian Archaic24 hatte sein Zentrum um Québec und in Ontario und reichte vielleicht bis etwa 5500 v. Chr. zurück. Das Ottawa-Tal und der Obere See gelten als Zentren der Kupferproduktion. Um 2000 v. Chr. bestanden komplexe Begräbnisrituale mit kupfernen Beigaben, Werkzeugen und Ocker. Die Handelsbeziehungen reichten bis nach Dakota. Jahreszeitliche Wanderzyklen von großer Kontinuität werden fassbar.

Die Cree, Ojibwa, Algonkin, Innu und Beothuk, die in den frühen europäischen Quellen fassbar sind, gehen wohl auf Gruppen der Shield-Kultur zurück.

Bei den Plainskulturen lassen sich zwischen etwa 6000 v. Chr. und der Zeitenwende gravierende Veränderungen feststellen. Die Trockenphasen wurden milder, die noch heute existierende Bisonart setzte sich durch, Hunde wurden als Trage- und Zugtiere eingesetzt und erhöhten damit die Mobilität, das Tipi setzte sich durch. Die Speisen- und vor allem die Fleischzubereitung kam weitgehend ohne schwere Gefäße aus, denn die Kochtechnik bestand darin, mittels heißer Steine Wasser zu erhitzen, in dem sich das Fleisch befand. Diese Technik gestattete die Herstellung von Pemmikan, eine Konservierungstechnik, die wiederum das Überdauern von Mangelphasen erleichterte.

Die Mittlere Plateau-Kultur zwischen Rocky Mountains und pazifischem Küstengebirge entwickelte um 2500 v. Chr. einen Haustyp, der teilweise in die Erde eingetieft wurde. Die Ernährung im Entwässerungsgebiet der großen Flüsse basierte zunehmend auf Lachs. Die heutigen Binnen-Salish lassen sich mit dieser Kultur eng in Verbindung bringen. Als wichtigste kulturelle Veränderung gilt der Übergang von der Nichtsesshaftigkeit zu einer Halbsesshaftigkeit mit festen Winterdörfern und sommerlichen Wanderzyklen um 2000 v. Chr.

Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich an der Westküste, deren Kulturen sich mit den Küsten-Salish in Beziehung bringen lassen (s. Geschichte der Salish). Die Gesellschaftshierarchie prägte sich deutlicher aus, einige Gruppen hatten besseren Zugriff auf Ressourcen, Reichtum wurde angehäuft und der Handel nahm weiter zu. Gegen Ende der Epoche lassen sich erstmals Plankenhäuser nachweisen, wie sie Europäer erstmals Ende des 18. Jahrhunderts antrafen. Die Salish waren darüber hinaus bereits vor 1600 v. Chr. auch Bauern, wie man von den Katzie weiß.25 Die Nuu-chah-nulth an der Westküste von Vancouver Island entwickelten hochseetüchtige Kanus, mit denen sie auf Waljagd gingen.

Im Gegensatz dazu hielt sich an Yukon und Mackenzie eine Kultur weiträumiger Jagd mit extremer Beweglichkeit kleiner Gruppen. Auch hier vermehrten Lachszüge über den Yukon und seine Nebenflüsse Größe und Zahl der Siedlungskammern. Zwischen 5000 und 2000 v. Chr. wanderten Inuitgruppen südwärts.

Bis zu den ersten dauerhaften Kontakten mit Europäern (um 1500)

Die Herstellung von Tongefäßen gilt als Ende des Archaikums. Sie erreichte das Gebiet des heutigen Kanada wohl auf dem Weg von Südamerika über Florida. Zudem vermehrten sich in einigen Regionen die Anzeichen einer ortsfesten, agrarischen Produktionsweise. Eine auf starken kulturellen Widerstand stoßende Innovation war Pfeil und Bogen. Diese neue Jagdwaffe kam aus Asien und wurde wahrscheinlich erstmals von Paläo-Eskimos eingesetzt.

Der Osten

→ Siehe auch: Québec

Die ethnischen Gruppen, die hinter den Artefakten der jüngeren Kulturphasen standen, dürften die Vorfahren der heutigen Mi'kmaq, Welastekwíyek und Passamaquoddy sein. Mit den Keramikgefäßen ab etwa 500 v. Chr. endete an der Ostküste die archaische Phase, die von den Woodland-Perioden abgelöst wurde. Manche Dörfer waren wohl schon ganzjährig bewohnt. Von der rund 1700 km entfernten Adena-Kultur kamen Beerdigungspraktiken, mündliche Traditionen der Mi'kmaq reichen bis in diese Epoche zurück.

Droulers Tsiionhiakwatha 3
Rekonstruierte Häuser eines Dorfes der Sankt-Lorenz-Irokesen, das um 1450 bestand nahe der Tsiionhiakwatha/Droulers site im Südwesten von Québec; der erste Namensteil bedeutet in der Sprache der Mohawk ‚wo wir Beeren sammeln‘, der zweite ist der Familienname des Farmers, auf dem sich das Dorf befindet. Von den ursprünglich 15 Langhäusern, in denen mindestens 500 bis 800 Menschen lebten, wurden 4 rekonstruiert.

Die Frühe Woodland-Periode erstreckte sich auch an den Großen Seen und dem Sankt-Lorenz-Strom von etwa 1000 v. Chr. bis 500 n. Chr. Auf diese Kultur gehen wohl die Irokesen zurück, aber auch einige der Algonkin-Gruppen. Dabei nahm die Bedeutung des Kürbisses nun erst deutlich zu, obwohl dieser bereits punktuell um 4000 v. Chr. angepflanzt wurde, wie etwa in Maine. Zwischen Ontario- und Eriesee sowie New York brachten einige Gruppen die Feuerstein-Fundstätten unter ihre Kontrolle. Die Onondaga-Feuersteine wurden bis 500 v. Chr. für Pfeile gebraucht. Zudem breiteten sich die aus dem Ohiotal kommenden Burial Mounds aus, ausgedehnte Begräbnishügel, wie etwa der rund 60 m lange Otonabee Serpent Mound, der heute im Schnitt 1,70 m hoch ist.27

Der kanadische Schild

→ Siehe auch: Geschichte Ontarios

Die auf die Mittlere Schild-Kultur zurückgehenden Kulturen unterschieden sich nur in ihren Werkzeugen, weniger in ihrer Lebensweise, wenn auch der östliche Zweig Tongefäße übernahm. Hier zeigen sich bis nach Zentral-Labrador die Einflüsse der Adena-Kultur. Ihre typischen Mounds erscheinen auch in der westlichen Schild-Kultur (Laurel), beispielsweise im Süden Ontarios.

Die einzigen bekannten menschlichen Überreste stammen aus zwei Grabhügeln im Norden von Minnesota, auf die möglicherweise die Stämme der nördlichen Algonkin-Kultur im südlichen Manitoba und im angrenzenden Ontario zurückgehen. Wahrscheinlich kam es aufgrund der Domestizierung von Wildreis zu einer herausgehobenen Schicht von Landbesitzern (Psinomani-Kultur). Der Süden Ontarios war in die Fernhandels-Beziehungen der Hopewell-Kultur eingebunden.

Plains und Prärien

→ Siehe auch: Geschichte Albertas

Head-Smashed-In Buffalo Jump, 18 km nordwestlich von Fort McLeod in Alberta

Die späte Plains-Kultur lebte in hohem Maße von Büffeln, d. h. dem Amerikanischen Bison. Ortsnamen wie Head-Smashed-In Buffalo Jump weisen auf die Treibertechnik bei der Jagd hin. Dabei scheinen die Prärien bis etwa 650 v. Chr. zugunsten von Wäldern geschrumpft zu sein. Spätestens ab ca. 500 v. Chr. begann der Bogen die Speerschleuder abzulösen. Hier kommen Mounds nur in Dakota vor. In Montana ließen sich Zeltdörfer von 100 ha Fläche und rund tausendjähriger Nutzungsdauer nachweisen, die Steinringe um die Tipis nutzten. Fernhandel war weit verbreitet und reichte westwärts bis zum Pazifik. Offenbar gab es bereits heilige Plätze, an denen Schamanen metaphysische Mächte beschworen. Im Norden überwogen kleinere nomadische Gruppen, während sich im Süden ein Zyklus saisonaler Wanderungen durchgesetzt hatte, deren Mittelpunkt feste Dörfer waren.

Plateau

→ Siehe auch: Geschichte British Columbias

Die späte Plateau-Kultur war landschaftsbedingt durch Kleinräumigkeit gekennzeichnet. In Erdlöchern wurden Vorräte angelegt, heiße Steine dienten zum Backen und Kochen, so dass Kochgefäße unnötig waren. Die ausgedehnten Lachszüge lieferten den überwiegenden Teil des Nährwerts. Die Fische wurden durch Trocknung im Wind konserviert, Salz wurde zum Konservieren abgelehnt. Die Dörfer wurden größer und die Bevölkerung nahm zu, manche dieser Großdörfer waren über tausend Jahre jeden Winter bewohnt.28 Pfeil und Bogen tauchten erst spät auf. Der Zugriff auf Ressourcen hing am Ansehen, das zunehmend erblich wurde. Um 2500 v. Chr. lässt sich das so genannte Pit House („Grubenhaus‟) nachweisen, das teilweise in die Erde gegraben wurde und eine extensivere Bevorratung ermöglichte.

Westküste

→ Siehe auch: Geschichte British Columbias, Salish

Die Küstenkultur wurde zwischen 500 v. und 500 n. Chr. als Ranggesellschaft von Süden nach Norden strenger. Eine Schicht führender Familien beherrschte den Handel sowie den Zugang zu Ressourcen und hatte die politische und spirituelle Macht. Viele Funde lassen sich nun Einzelstämmen zuordnen, wie etwa den Tsimshian, die spätestens 2000 v. Chr. um Prince Rupert lebten. Auch hier tauchen erstmals Begräbnishügel auf. Erst um 400 n. Chr. erreichte der Bogen diese Region.

Die Dörfer wurden zahlreicher und offenbar größer, außer denen an der Straße von Georgia. Die heutigen Küsten-Salish lassen sich auf die Marpole-Kultur zurückführen, reichen aber vermutlich erheblich weiter zurück. Die Kultur war bereits von der gleichen sozialen Differenzierung, von Plankenhäusern, in denen mehrere Familien lebten, von Lachsfang und -trocknung, reichen Schnitzwerken von mitunter monumentalen Ausmaßen, komplexen Zeremonien und Clanstrukturen gekennzeichnet.

Die Toten erhielten zwischen 500 und 1000 n. Chr. immer öfter ihre letzte Ruhestätte in Bäumen, Pfählen, Grabhäusern und Höhlen. In einigen Regionen herrschten Steinhaufengräbern (cairns) vor, wie etwa um Victoria. Um 500 bis 700 n. Chr. tauchten vermehrt befestigte Dörfer auf - vor allem im Süden mit ausgehobenen Wassergräben, im Norden mit Palisaden. Diese von Kriegen und Raubzügen geprägte Phase erstreckte sich bis weit in die Zeit der europäischen Kolonisierung und endete erst mit der schweren Pockenepidemie von 1862 und der Unterdrückung regionaler Unabhängigkeitsinseln mittels moderner Kriegstechnik bis etwa 1870.

Der Nordwesten

Frühe Funde, wie am Anne Lake bei Whitehorse, reichen bis 8000 v. Chr. zurück. Hier erschwerten das extreme Klima und starke vulkanische Aktivität die dauerhafte Ansiedlung.29 Der Taye Lake-Komplex lässt sich zwischen 4000 und 1000 v. Chr. fassen, während der Taltheilei-Komplex vermutlich auf Zuwanderung aus British Columbia und Yukon zurückgeht, eine Wanderung, die bis über die Hudson Bay hinausreichte und möglicherweise die Vorgänger der Inuit dort verdrängte.

Mit den Athabasken verbinden sich Fundstellen im Entwässerungsgebiet des Mackenzie ab 1000 v. Chr. bis ca. 700 n. Chr. Dabei nimmt man an, dass die als Old Chief Creek30 bezeichnete Phase im nördlichen Yukon die späteren Gwich'in hervorbrachte, die Taye-Lake-Phase im südlichen Yukon hingegen die Tutchone.

Die ersten Europäer

Gebiete, in denen skandinavische Seefahrer auftraten

→ Siehe auch: Vinland

Ende des 10. Jahrhunderts waren Skandinavier aus Island bzw.Norwegen die ersten Europäer, die nachweislich den amerikanischen Kontinent erreichten. Als erster Entdecker gilt Bjarni Herjúlfsson, der 985 oder 986 auf der Fahrt nach Grönland vom Kurs abkam und von „bewaldeten Hügeln im Westen‟ berichtete.31 Rund zehn Jahre später landete das Schiff von Leif Eriksson auf Vinland, das wahrscheinlich der Insel Neufundland entspricht. Die Skandinavier konnten sich jedoch nicht dauerhaft in diesem Gebiet halten und zogen sich um 1020 nach Auseinandersetzungen mit den von ihnen „Skrælingar‟ genannten Ureinwohnern zurück.

Der nächste namentlich bekannte Europäer, der nachweislich im heutigen Kanada landete, war am 26. April 1497 Giovanni Caboto (John Cabot), ein Italiener in englischen Diensten, der rund 30 Jahre in Venedig gelebt hatte. Sein Schiff legte, so eine Annahme, an der Kap-Breton-Insel an. Cabot nahm Gefangene und erklärte das Land zum englischen Besitz. 1498 befuhr der Portugiese João Fernandes Lavrador die Küste der wahrscheinlich nach ihm benannten Labrador-Halbinsel.31a

Gedenktafel in Halifax für Giovanni Caboto, der in Nordamerika als John Cabot bekannt ist. Die Tafel wurde 1997 anlässlich des 500. Jahrestags des ersten Besuchs Cabotos auf kanadischem Boden von der Provinz Veneto gestiftet.

In Lissabon hielt man dies für eine Verletzung des drei Jahre zuvor abgeschlossenen Vertrags von Tordesillas, der dieses Gebiet Portugal zuschrieb, und rüstete unter Führung von Gaspar Corte-Real drei Schiffe aus. Sie landeten 1501 in Labrador oder auf Neufundland, und nahmen mehrere Ureinwohner gefangen. Corte-Real kehrte nie zurück, doch 1506 erhob der portugiesische König eine Abgabe auf Fisch, der aus den Gewässern von Neufundland stammte.32

Weitere Seefahrer erkundeten die Küste, doch es waren Franzosen, die als erste ins Landesinnere vorstießen. Die Expedition von Jacques Cartier erkundete 1534/35 das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom und nahm es für Frankreich in Besitz. Erste Siedlung in Neufrankreich war das 1600 gegründete Tadoussac. Die Siedlung musste zwar aufgegeben werden, blieb aber als Handelsposten bestehen.33

Wohl schon im 15. Jahrhundert lockten die reichen Fischgründe vor der Küste Neufundlands Fischer aus Spanien, Portugal, Frankreich und den britischen Inseln an. Englische, baskische und französische Fischer gründeten kleinere Siedlungen an der Küste, in denen Stockfisch getrocknet und dadurch transportbereit gemacht wurde. Bereits im 15. Jahrhundert sollen Basken um die Neufundlandbank tätig gewesen sein. Um 1530 gründeten sie eine Walfangstation in der Red Bay, die rund 70 Jahre bestand und zeitweise über 900 Einwohner hatte.34

Indianer und Europäer, britisch-französische Rivalität

Französische Kolonisten unter Führung von Cartier, Nicolas Vallard, 1547

Erste Kontakte und Handelsaktivitäten

Fischer aus dem Baskenland und aus England liefen die Fischgründe der Neufundlandbank als erste regelmäßig an.35 Giovanni Caboto36 landete 1497 an einer nicht sicher bestimmbaren Stelle an der Ostküste und nahm drei Mi'kmaq nach England mit. 1519 begann der Pelzhandel und die Küstenstämme tauschten Pelze gegen Messer, Äxte, Beile und Kessel. 1524 unternahm der Italiener Giovanni da Verrazano im Auftrag König Franz I. eine erste Forschungsexpedition an die Ostküste Nordamerikas, während der er zwischen South Carolina und der Kap-Breton-Insel segelte.

Jacques Cartier37, der 1541 in der Chaleur-Bucht ankerte, wurde bereits von zahlreichen Mi'kmaq-Kanus umringt, deren Besatzung mit Biberpelzen winkte. Die Stämme der Ostküste führten bald wegen der Handelskontakte Krieg untereinander, zumal ein Teil ihrer Führungsschicht inzwischen vom Erfolg im Pelzhandel und von den auf diese Art erworbenen Waren abhing. Cartier hatte auch am oberen Sankt Lorenz Pelze bei den Irokesen38 eingetauscht (1534/35) und lange Zeit florierte der Handel trotz fehlender Handelsstützpunkte. Ein Fluss- und Wegenetz, auf dem Indianer Handel betrieben, existierte schon sehr lange.

Samuel de Champlain (bis 1635)

Champlains Wohnhaus in Port-Royal war Kanadas erster Regierungssitz (Rekonstruktion)

Algonkins bzw. Susquehannock und Montagnais forderten Samuel de Champlain39 1601 bei der Landung bei Tadoussac zur Unterstützung gegen die Irokesen auf. 1609 unterstützten Franzosen die Huronen40 gegen Irokesen, mit denen diese seit Generationen im Krieg lagen. Diese Entscheidung, die trotz mehrerer Gelegenheiten nie revidiert wurde, brachte die Irokesen dauerhaft gegen die Franzosen auf, und führte sie auf die britische Seite. Um die sich anschließenden Kriege führen zu können, beschafften sie sich im Tausch gegen Pelze europäische Waffen bei den mit ihnen verbündeten Niederländern, die als Kolonialmacht von Neu-Amsterdam, dem späteren New York, und von Fort Oranje aus agierten.

Jacques Cartier41 war dort, wo heute Québec und Montreal stehen, zwar auf die beiden Irokesendörfer Stadacona und Hochelaga gestoßen. Sie waren jedoch zu Champlains Zeit verschwunden. Einer der wichtigsten Verbündeten der Franzosen blieben die Huronen, die Irokesen verbanden sich bald mit den Engländern, die ihrerseits die Niederländer verdrängten.

1604 errichtete eine Flottenexpedition, an der Champlain teilnahm, die erste Siedlung auf Saint Croix Island an der Mündung des St. Croix River. Sie wurde ein Jahr später nach Port Royal verlegt. Bald folgten weitere befestigte Anlagen. Die Verlagerung der Kolonie nach Port Royal ins Gebiet der Mi'kmaq brachte 1607 die Penobscot gegen sie auf. Der Tarrantinerkrieg (1607-1615) war Ausdruck ihrer Rivalität im Pelzhandel. Bei ihrem Zug Richtung Süden infizierten sich die Mi'kmaq mit Pocken. Dies hatte eine schwere Epidemie zur Folge, die vielleicht zwei Drittel der Indianer das Leben kostete.

1608 gründete Champlain die Stadt Québec mit 31 Siedlern, von denen jedoch nur neun mit Hilfe der Indianer den ersten Winter überlebten. 1613 mussten sich die Händler von Port Royal nach Tadoussac zurückziehen, weil Engländer ihre Kolonie niedergebrannt hatten. Champlain zog den Ottawa aufwärts, um Verbündete zu gewinnen. Nachdem er nach Frankreich zurückgekehrt war, übergab er ein Gebiet von rund 30 % der Fläche Neufrankreichs an die Jesuiten in Form einer Seigneurie.42 Als Champlain 1615 eine Festung der Onondaga angriff, wurde er jedoch zurückgeschlagen. 1627 reiste er nach Paris und überzeugte Kardinal Richelieu davon, dass es sich lohne, die Kolonie zu unterstützen. So gründete man die Gesellschaft der 100 Assoziierten, auch Compagnie de la Nouvelle-France genannt, um Auswanderer zu ermutigen. Doch die Zahl der Siedler blieb gering. 1630 hatte Québec 100 Einwohner, 1640 immerhin 359. Dabei wurde das feudalistische System Frankreichs auf die Kolonie übertragen, das Land in Grundherrschaften aufgeteilt. Auch die jesuitische Mission wurde so mit Lebensmitteln und Baumaterial versorgt. Zudem durften nur Katholiken in Neufrankreich leben. Da bereits 1628 Schotten nach Akadien gekommen waren, vor allem aber um 1630 Engländer nach Neufundland, kam es zum Krieg, in dessen Verlauf Québec 1629-1632 von Engländern besetzt wurde. Die einheimischen Beothuk wurden in den Krieg hineingezogen und dabei ausgerottet.

1634 errichtete Laviolette43 bei Trois-Rivières einen Handelsposten.44 Missionare errichteten Posten entlang der Großen Seen. Die Huronen zählten rund 20.000 Angehörige, die Petun (Tionontati) schätzt man für 1623 auf über 10.000, die Neutralen auf der Niagara-Halbinsel auf etwa 40.000 Menschen. Sie nahmen zwar nicht an den Kriegen zwischen Huronen und Irokesen teil, doch bekriegten sie die von ihnen vertriebenen Algonkin, die zu dieser Zeit als Feuer-Nationen bezeichnet wurden. Bis 1650 vernichteten die Irokesen die Huronen.45

Englisch-französische Konkurrenz

Eine der stärksten treibenden Kräfte war keineswegs die politische Dominanz oder die wirtschaftliche Ausbeutung des neuen Kontinents, sondern die Suche nach der Nordwestpassage, die den atlantischen mit dem pazifischen Ozean verbindet; das galt auch schon für Cartier. Dadurch hoffte man, einen kurzen Weg nach Süd- und Ostasien zu finden und den Weltmächten Portugal und Spanien dort Konkurrenz machen zu können. Martin Frobisher46 unternahm dazu 1576 bis 1578 Reisen, ähnlich wie John Davis47 (1585-1587), William Baffin48 (1612-1616), Thomas James49 (1631-1632) und Luke Fox50 (1631). Baffin und James kamen zu dem Schluss, dass keine Passage existierte.

Henry Hudson nahm, als er 1609 die Passage suchte, die nach ihm benannte Hudson Bay für England in Besitz.51 Champlain geriet 1629 in englische Gefangenschaft, Québec wurde bis 1632 britisch. Das entstehende Machtvakuum nach Champlains Tod (1635) füllte der Bischof von Québec.52 Er veranlasste 1642 ein utopisches, christliches Siedlungsprojekt, die Ville-Marie, den Ausgangspunkt von Montreal. Die Laval-Universität wurde 1663 gegründet und geht auf das Séminaire de Québec zurück.

Karte Kanadas, das hier mit der Kolonie Neufrankreich gleichgesetzt wird (1713).

Nach der Freigabe des individuellen Handels mit den Indianern ab 1652 zogen zahlreiche junge Männer als Waldläufer53 aus, die unter den Indianern lebten, während neue Forts entstanden. 1672 wurde ihre Zahl auf 300 bis 400 geschätzt, was rund einem Zehntel der waffenfähigen Bevölkerung entsprach.54 Voyageurs, deren Zahl bis 1738 auf mindestens 1.000, bis 1810 auf rund 3.000 anstieg, transportierten Waren, Tiere und Menschen ab 1779 im Auftrag der North West Company.55 Dabei spielten die Flüsse eine wichtige Rolle, denn nur auf ihnen ließen sich Waren über größere Distanzen transportieren. An geeigneten Stellen beanspruchten Stämme wie die Kichesipirini bereits um 1630 ein Zwischenhandelsmonopol, andere verlegten ihre Wohnorte entsprechend. Für die Vernichtung mehrere Stämme durch die Irokesen war der Streit um Jagdrechte eine zentrale Ursache. Auf diesen Rechten basierte die Machtstellung und das Ansehen ihrer Führungsgruppen.

Bereits ab 1630 hatten die Tionontati und Huronen die Biberbestände soweit dezimiert, dass sie sich nach anderen Jagdgebieten umsehen mussten. Während die Huronen über Mittelsmänner Pelze aus dem Norden erstanden, zogen die Tionontati südwärts nach Michigan. Dort saßen jedoch Algonquin-Gruppen, die sich gegen die Invasion der verbündeten Tionontati, Neutralen und Ottawa wehrten. Deren Westexpansion wurde wiederum durch den 1640 beginnenden Krieg mit den Irokesen beendet. Sie waren von Holländern mit Gewehren ausgestattet worden und 1645 neutralisierten sie die Franzosen durch einen Friedensschluss. Die Montagnais und einige Algonkingruppen zwangen sie, nach Osten auszuweichen, so dass die Huronen weitgehend isoliert waren. 1647 zerstörten sie die Dörfer der Arendaronon-Huronen. Ab Winter 1648/49 flohen die besiegten Attignawantan-Huronen zu den Tionontati. Jesuiten hatten 1640 eine erste Missionsstation im Hauptort errichtet, binnen weniger Jahre waren Stationen in allen anderen Dörfern gefolgt. Als die Irokesen die Huronen vernichteten, flohen viele von ihnen zu den Tionontati, die die Irokesen gleichfalls angriffen.

Die Irokesen nahmen die Überlebenden in ihre stark angewachsene Konföderation auf. Rund tausend Tionontati gelang jedoch 1649 die Flucht. Eine andere Gruppe floh wohl zur Illinois-Konföderation. Die Seneca, der westlichste Irokesenstamm, verlangten ihre Auslieferung, was die Illinois jedoch ablehnten. Daraufhin attackierten die Seneca sie 1655 und zwangen sie zur Flucht in Gebiete westlich des Mississippi.

Um 1660 kamen große Mengen von Pelzen aus dem Gebiet des Oberen Sees und gelegentlich von den Lakota. Frontenac57 versuchte diesen Handel für Frankreich zu monopolisieren und Abgaben einzuziehen. Dazu ließ er die erste dauerhafte Siedlung in Ontario anlegen, ein Fort an der Stelle des heutigen Kingston. Doch seit etwa 1660 versuchten Médard des Groseilliers und sein Schwager Pierre-Esprit Radisson56 den durch die Vernichtung der Huronen zusammengebrochenen Pelzhandel wieder zu beleben. Die Pelzhändlergruppe wandte sich an London, das die Gelegenheit, Frankreich im Norden Konkurrenz zu machen nutzte. 1670 entstand die Hudson's Bay Company, die Pelze an Fort Frontenac vorbeischleuste. 1686 versuchten Franzosen im Gegenzug den englischen Handelsposten niederzubrennen. Diese nutzten ihrerseits die Gelegenheit, Kontakte zu den Cree und den weiter nördlich lebenden Gruppen aufzunehmen. 1697 eroberten die Franzosen, nachdem sie die Rivalen in der Schlacht in der Hudson Bay am 5. September 1697 besiegt hatten Fort York. Sie mussten es jedoch im Frieden von Utrecht 1713 zurückgeben.

Zwar scheiterte die Suche nach der Westgrenze des Kontinents, doch wurden Kontakte zu Indianern bis an den oberen Mississippi, kurzzeitig sogar bis nach Santa Fe im spanischen Gebiet, aufgenommen. Pierre Gaultier de Varennes et de la Vérendrye58 verdankte dem Cree Auchagah59 dabei eine Karte des Gebiets zwischen Oberem und Winnipegsee. Zusammen mit seinen vier Söhnen und einem Neffen errichtete er eine Reihe von Forts und erreichte 1738 den Missouri. Doch er starb, bevor er zu einer erneuten Suche nach dem Weg zum Pazifik aufbrechen konnte.

Der Interessengegensatz zwischen England und Frankreich wurde nicht nur durch konfessionelle Gegensätze, sondern vor allem durch die unterschiedlichen Gesellschafts- und Wirtschaftsmodelle verstärkt, die nach Amerika übertragen und dort weiterentwickelt wurden. England hatte infolge der Glorreichen Revolution von 1688 das feudale Regiment entscheidend geschwächt und in den Neuengland-Kolonien wurde der Feudalismus formell 1776 abgeschafft. Damit wurde Eigentum individualisiert, Freizügigkeit galt für alle, die keine Sklaven waren, Abgaben und Dienste verschwanden und Arbeit wurde zunehmend zur Ware.

In den französischen Gebieten hingegen wurde der Feudalismus erst 1854 aufgehoben. Bis dahin herrschte unfreie Arbeit auf dem Land vor, dazu eine langsamere ökonomische Entwicklung, eine feudale Hierarchie mit starker Abhängigkeit von wenigen Familien, die ihren Mittelpunkt in Frankreich sahen. Darüber hinaus stand die merkantilistische Wirtschaftspolitik einer selbstständigen Entwicklung Neufrankreichs ablehnend gegenüber. So unterstützte Richelieu ab 1627 zwar die Einrichtung einer Handelsgesellschaft, die die Kolonisierung und den Handel mit Pelzen vorantreiben sollte, aber nur, weil es diese in Frankreich nicht gab. 1704 verbot Paris folgerichtig die Herstellung von Pelzhüten, die möglichst nur in Frankreich hergestellt werden sollten.

Dabei blieb die Zahl der französischen Siedler mangels Förderung gering, während England zwar ein wenig später, aber dann umso energischer auf Kolonisierung setzte. Sowohl in Neuengland als auch in Neuschottland dominierte dabei das System der Crown Grants, also der Ausstattung durch die Krone, und der Quit-Rents, der dazugehörigen Geldabgaben.

Nur während einer kurzen Phase unter dem Intendant Jean Talon bestand von 1665 bis 1672 eine starke staatliche Förderung. Nun kamen jährlich rund 500 Neuankömmlinge, dazu zwischen 1663 und 1672 700 bis 900 unverheiratete Frauen aus Frankreich. 1668 kamen außerdem rund 2000 Soldaten mit dem Carignan-Salières-Regiment, von denen 446 als Siedler blieben, rund 100 als Soldaten.60 Darüber hinaus wurden 1500 Siedler angeworben. So stieg die Bevölkerung durch zahlreiche in der Kolonie geborene Kinder zwischen 1720 und 1760 von 24.500 auf 70.000. Nach 1700 wurde die Entwicklung zunehmend vom Konflikt mit Großbritannien überschattet. Wie überlegen die britischen Kolonien waren, zeigte sich darin, dass 1750 in Neuengland bereits rund eine Million weiße Siedler lebten.61

Krieg um Handelsmonopole

Den überwiegenden Teil der Felle brachten die Indianer in den Handel. Die Irokesen überjagten allerdings die Biber im Hudson-Tal und drängten daher zur Jagd weiter nordwärts. 1641 boten sie den Franzosen Frieden an, doch diese wollten ihre huronischen Verbündeten nicht fallen lassen, die ihrerseits ausgerechnet von ihren französischen Verbündeten mit Masern, Grippe und Pocken infiziert wurden, die rund 60 % der Huronen das Leben gekostet haben.62

Die sechs Nationen der Irokesen um 1720.

1648 begannen die Niederländer, Gewehre direkt an die Irokesen zu verkaufen. Im folgenden Jahr gelang diesen ein Sieg über die Huronen, bei denen nicht nur zahlreiche Gegner, sondern auch eine Gruppe von Jesuiten umgebracht wurde. Die Huronen flohen und suchten die Hilfe der Anishinabe-Konföderation an den Großen Seen. Auch die Petun entgingen den Kriegszügen nicht und wurden 1650 vernichtet, die Neutralen 1655. Eine weitere Gruppe, die heutigen Wyandot, floh nach Norden, dann nach Westen und schließlich nach Oklahoma. Das Vakuum im Handel mit den Franzosen füllten bald die Ottawa. Algonkin war eine Händlersprache, deren Bezeichnung schließlich auf alle Stämme dieser Sprachfamilie übertragen wurde.

Wenige Jahre nach der Vernichtung der Huronen und anderer Stämme begannen die Irokesen unter Führung der Mohawk und einer Stammeskoalition um die Mahican und Mohegan, die Franzosen direkt anzugreifen. Montreal war 1660 nicht mehr sicher. Im Westen waren die Seneca führend. Sie vertrieben die Attawandaron oder „Neutralen‟, dann vernichteten sie bis 1656 den Stamm der Erie weitgehend, die am östlichen Südufer des Eriesees gelebt hatten.63

Mit ihrem Vorgehen lösten die Irokesen umfangreiche Völkerwanderungen aus, die westwärts bis zu den Rocky Mountains und weit in den Südwesten der USA reichten. Die Neuankömmlinge lösten dort wiederum neue Konflikte aus. Einigen Vertriebenen gelang es durch Übernahme des Pferdes, Gebiete zu erschließen, die ohne die aus spanischen Beständen stammenden Reittiere nicht bewohnbar gewesen wären. Zudem veränderten sie sowohl die Techniken der Kriegführung als auch die der Jagd, und verwandelten zahlreiche Stämme etwa ab 1730 für mehr als ein Jahrhundert in Reiternomaden.

Gesellschaft von Neufrankreich und die Irokesenkriege (1663 bis 1701)

Schutzbrief König Ludwigs XIV. vom 26. April 1669 für die Religieuses Hospitalières de l'Hôtel-Dieu de Montréal, dem ältesten, 1645 gegründeten Hospital des drei Jahre zuvor gegründeten Montreal

Bis 1663 unterstanden die französischen Gebiete der Handelsgesellschaft Compagnie de la Nouvelle-France (Gesellschaft von Neufrankreich). Diese war jedoch nicht in der Lage, für Schutz gegen die Irokesen zu sorgen.

Eines der wichtigsten Tauschgüter, der Biberpelz, war die Ursache für die folgenden Auseinandersetzungen. Diese Pelze standen nur unter starken Schwankungen zur Verfügung. Frankreich versuchte, Montreal zum einzigen Handelszentrum für Pelze zu machen. Dies war jedoch für die Irokesen nicht tragbar, deren Führer inzwischen selbst vom Tauschhandel abhingen, denn sie gewannen Prestige durch das Verschenken begehrter Waren, die sie überwiegend gegen Pelze erhielten. Für die Führungsgruppen unter den Indianern wurde die Frage der Pelzmonopole zur Existenzfrage. So griffen sie 1687 Montreal an, 1689 kam es zum Massaker von Lachine, bei dem 97 Franzosen getötet wurden. Insgesamt kam bei dem Krieg etwa jeder zehnte Franzose ums Leben, also rund 250 bis 300.64

Dadurch, dass die Engländer 1664 den Niederländern Neu-Amsterdam hatten abnehmen können, waren die Engländer in deren Rolle geschlüpft und versorgten seither die Irokesen mit Waffen. Als der König-William-Krieg ausbrach (1689 bis 1697), wurde damit eine Kette von Stellvertreterkriegen ausgelöst, die England und Frankreich mit Hilfe ihrer indianischen Verbündeten austrugen. Am Ende des Krieges, einem Nebenkrieg des Pfälzischen Erbfolgekriegs, kam es ab 1698 zu Verhandlungen und 1701 zun Großen Frieden von Montreal. Damit endete der letzte der so genannten Biberkriege, die seit 1640 anhielten.

Montreal 1687 bis 1723

Zur Bekämpfung der Irokesen hatte Frankreich ab 1665 das mehr als tausend Mann umfassende Carignan-Salières-Regiment entsandt, das seit 1659 gegen die Osmanen im Einsatz gewesen war. Die Männer kamen überwiegend aus Savoyen, Piemont und Ligurien. In Neufrankreich musste das Regiment auf Befehl von Daniel de Rémy de Courcelle im Januar 1666 einen Winterfeldzug führen, bei dem 400 Mann erfroren, ohne einen Irokesen gesehen zu haben. Im Herbst gelang es ihnen, fünf verlassene Dörfer niederzubrennen, doch waren es die Pocken, die die Irokesen zwangen, um Frieden zu ersuchen. Der überwiegende Teil des Regiments zog 1668 wieder ab, jedoch erhielten Pierre de Sorel, Antoine Pécaudy de Contrecœur und François Jarret de Verchères riesige Grundherrschaften (seigneuries) am Richelieu-Fluss. 400 Soldaten blieben im Lande.

Frankreich setzte ein oberstes Verwaltungsgremium ein, das dem französischen Seefahrtsminister unterstand. Es bestand aus dem Gouverneur, der für politisch-militärische Unternehmungen verantwortlich war, einem Superintendanten, dem Verwaltung, Rechtsprechung und Wirtschaft oblagen, und dem Bischof von Québec. Die Machtkämpfe zwischen Chevalier de Mercy und Bischof François de Laval beendete der erste Intendant Jean Talon (1665 bis 1672). Er versuchte möglichst viele der Soldaten im Lande anzusiedeln und unterstützte die Besiedlung. Zudem ließ Ludwig XIV. in den nächsten sieben Jahren fast tausend Frauen („Töchter des Königs‟ genannt), vor allem aus Paris und Rouen, ausstatten und in die Kolonie bringen. Bis 1673 wuchs die Bevölkerung um rund 9.000 Menschen an. Die Nachkommen zahlreicher angeworbener Siedler und Schuldknechte wurden allerdings als gesellschaftlich niedriger stehende „engagés‟ bezeichnet - 1665 stellten sie ein Viertel der männlichen Bevölkerung über 14 Jahren. Ehen zwischen französischen Kolonisten und Indianerinnen wurden ebenfalls gefördert. Aus deren Nachkommen gingen die Métis hervor, die bis heute Französisch oder Michif sprechen. Sie bilden seit 1982 eine staatlich anerkannte ethnische Gruppe. Dennoch kehrten zahlreiche Franzosen nach Frankreich zurück. Zwischen 1608 und 1700 rechnet man mit 15.000 Franzosen, die nach Kanada kamen, doch nur 3.400 blieben.

Hudson's Bay Company, Kriege um Neufrankreich

Die Karte von etwa 1680/81 zeigt die Resultate der Westexpeditionen von Marquette und Jolliet sowie de la Salles. Die Forts Conty bei den Niagarafällen, Miamis, südlich des Michigansees und Crèvecœur am Illinois entstanden 1679/80.65 Dem Zeichner war der Lauf des Mississippi unterhalb der Ohiomündung unbekannt.

Gegen den englischen Einfluss errichteten die Franzosen zahlreiche Forts, unter ihnen 1673 Fort Frontenac. Alle Männer zwischen 16 und 65 mussten Militärdienst leisten. Zwar beruhigte sich die Lage für einige Zeit, doch 1683 begann abermals ein Krieg, den die Franzosen allerdings nun nach Art der Guerilla führten, die sie von den Irokesen kannten.

Nachdem die französische Krone 1674 die direkte Herrschaft über die Kolonie übernommen hatte, erforschten René Robert Cavelier de la Salle, Louis Joliet und Jacques Marquette das Hinterland und befuhren den Mississippi. Sie schufen damit eine Grundlage für ein Kolonialreich, das sich bis an den Golf von Mexiko erstreckte. Es entstand eine Kette von Forts und Ansiedlungen vom Sankt-Lorenz-Strom zu den Großen Seen und von dort entlang des Mississippi bis nach Louisiana.

Die Kolonie hatte jedoch größte Mühe, Geld für Soldaten aufzubringen. Dieses Geld wurde im Sommer zusammen mit Handelswaren aus Frankreich geschickt. Doch 1685 kam das Geld mit acht Monaten Verspätung an, so dass sich die Soldaten bei Siedlern verdingen und mit Spielkarten „bezahlt‟ werden mussten.66 Was anfangs gut funktionierte, wurde ab 1690 jährlich praktiziert, führte aber zum Wertverfall, so dass die Inflation für 1713 auf 300 bis 500 % geschätzt wird.67 Nun versuchte man sich mit Krediten zu behelfen, doch Bargeld wurde so rar, dass der König 1729 auf Ersuchen der Kaufleute wieder die Ausgabe von Spielkarten gestattete. Doch um 1755 war das Vertrauen in diese Art der Geldpolitik endgültig erschöpft. Der Handel reduzierte sich auf Tauschhandel. Dazu kam, dass die Bevölkerung begann, die wenigen Münzen zu horten und zu verstecken.

Der Queen Anne's War von 1702 bis 1713 war, ähnlich wie schon früher, ein Stellvertreterkrieg, diesmal des Spanischen Erbfolgekrieges. Ähnliches gilt für den King George's War (1740 bis 1748) und den Österreichischen Erbfolgekrieg. Schließlich kam es während des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 in Nordamerika zum Franzosen- und Indianerkrieg.

Fort Saint Jean am Richelieu um 1750

Zwischen 1713 und 1740 gelang es Neufrankreich, seinen Handel trotz des Monopolverlustes und seiner prekären Infrastruktur - die Sankt-Lorenz-Mündung war nur so lange offen, wie Louisbourg, eine Festungsstadt mit mehreren tausend Einwohnern, standhielt - auszubauen. Der Chemin du Roy („Königsweg‟) verband Québec und Montreal über Land. Québec wurde 1722 zu einer eigenständigen Kolonie innerhalb Neufrankreichs, seine Einwohnerzahl war auf 24.594 gestiegen, und stieg bis 1760 auf 70.000. Montréal wurde stark befestigt, ebenso wie die Stadt Québec

Ein britischer Versuch, mit Hilfe der Irokesen die Kolonie während des Pfälzischen Erbfolgekriegs zu erobern (erfolglose Belagerung von Québec 1690), wehrten die Franzosen unter der Führung des Gouverneurs Frontenac ab. Im Gegenangriff vertrieben die Franzosen die Briten bis 1697 u. a. von der Hudson Bay, aus Neufundland und aus Neuschottland. Im Frieden von Utrecht musste Frankreich 1713 den Festlandteil von Akadien abtreten. 1745 griff William Shirley, der Gouverneur des britischen Massachusetts, Louisbourg an. Zwar musste die Festung im Frieden von Aachen 1748 zurückgegeben werden, doch schon 1749 wurde die Ohio Company gegründet, die britische Kolonisten ins von Frankreich beanspruchte Ohio-Tal brachte. Mit dem Beginn des Siebenjährigen Krieges standen rund 70.000 Franzosen gegen inzwischen rund eine Million britische Siedler. 1759 eroberten Briten Québec.

„Der Tod von General Wolfe‟: Schlacht auf der Abraham-Ebene, Benjamin West (1738–1820), 1759

Der Bau französischer Forts bei Niagara, am Champlainsee und am Allegheny River (Fort Duquesne) führte 1754 in Nordamerika noch vor dem Beginn des Siebenjährigen Kriegs zum offenen Ausbruch von Feindseligkeiten. Im folgenden Krieg gelangen den Franzosen zunächst einige Erfolge (z. B. in den Schlachten am Monongahela (1755) und bei Ticonderoga (1758)), doch siegten die Briten unter General James Wolfe am 13. September 1759 in der Schlacht auf der Abraham-Ebene, wo der französische Oberkommandierende Louis-Joseph de Montcalm ums Leben kam. Die Briten eroberten daraufhin die Stadt Québec und 1760 unter dem Kommando von Jeffrey Amherst auch Montreal. Zögerliche Versuche, der bedrängten Kolonie aus Frankreich Hilfe zu schicken, wurden durch die britische Flotte unterbunden. Im Pariser Frieden vom 10. Februar 1763 trat Frankreich Kanada und seine akadischen Restgebiete (Prince Edward Island, Kap-Breton-Insel) an Großbritannien ab.

Zwischen 1755 und 1763 wurden rund 12.000 Akadier aus ihrer Heimat vertrieben. Viele flohen nach Québec und New Brunswick, andere kehrten später zurück oder zogen bis nach Louisiana, wo sie die Cajun-Kultur begründeten.

Britische Kolonialherrschaft

Bis zur Unabhängigkeit der USA

Jeffrey Amherst, Befehlshaber der britischen Armee und erster Gouverneur der Provinz Quebec, v. Joshua Reynolds 1765

Im Quebec Act von 177468 reorganisierten die Briten die Kolonie als Provinz Québec.69 Der Bevölkerung kam man entgegen, indem der französische Code civil neben dem britischen Common Law seine Geltung behielt sowie die französische Muttersprache und die Ausübung der „Religion der Kirche von Rom‟ geschützt wurden. Amerikanische Revolutionäre betrachteten das Gesetz als eines der Intolerable Acts (unerträgliche Gesetze70), da die Grenzen Québecs weit nach Westen und Süden in die Interessensphäre der Dreizehn Kolonien verschoben wurden.

1760 wurde Neufrankreich einer Militärregierung unterstellt, die Jeffrey Amherst führte, dem die Eroberung der größten französischen Festung Louisbourg gelungen war. Er beendete 1761 die Austeilung von Geschenken an die Häuptlinge, wodurch er ihre durch Weiterverschenken gesicherte Position untergrub. Den Kolonialmächten feindlich gesinnte Gruppen fürchteten, dass Amherst den Verkauf von Waffen beschränkte, um sie langfristig zu entwaffnen. Amherst sah sich bald dem Pontiac-Aufstand gegenüber, und er scheute sich nicht, über Pocken als Waffen zumindest zu korrespondieren.71

Die britische Regierung grenzte mit der Königlichen Proklamation von 1763 indianische und britische Landansprüche gegeneinander ab. Der überwiegende Teil der französischen Führungsschicht ging nach Frankreich, viele Akadier wurden deportiert. Die Güter wurden zumeist eingezogen, der Kontakt zu Frankreich abgeschnitten. Frankreich seinerseits unterstützte den Kampf der Amerikaner gegen Großbritannien im Unabhängigkeitskrieg. Infolge des Indianeraufstands unter Pontiac änderte die Regierung ihre Politik gegenüber den Franzosen. Als amerikanische Truppen unter Richard Montgomery nach Montreal vordrangen, ergriffen die Franko-Amerikaner nicht ihre Partei, sondern verteidigten Québec und schlugen die Eindringlinge in der Schlacht bei Québec am 31. Dezember 1775 zurück.72 (→ Invasion von Kanada (1775)).

Die französisch-katholische Mehrheit (rund 90.000 Einwohner) geriet im Westen in die Minderheit, als nach dem Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges mehr als 50.000 Flüchtlinge, als Loyalisten bezeichnet, angesiedelt wurden. Zugleich bildete ihre Anwesenheit ein Hindernis für eine Übernahme Kanadas durch die USA oder eine Rückgabe an Frankreich. Da sie überwiegend an den Großen Seen lebten, bildete sich dort ein zweiter Siedlungskern, der sich in Konfession, Wirtschaftsweise, Kultur und Sprache unterschied. Das Land für die Loyalisten war jedoch keineswegs unbewohnt. 1790 gaben Wyandot, Ojibwa, Potawatomi und Ottawa Land mit einer Gesamtfläche von 1.344.000 Acre auf. Bis 1827 kamen nochmals fast 3.000.000 Acre hinzu.

Das Verfassungsgesetz von 179173 richtete in Reaktion auf die konfessionelle und sprachliche Zweiteilung zwei Provinzen ein, das englisch geprägte Oberkanada und das französische Niederkanada mit jeweils selbstständigen Verwaltungen. Der Ottawa bildete die Grenze zwischen beiden. Dabei war der Westen weniger stark von feudalstaatlichen Relikten geprägt. Dort keine clergy reserve vorgesehen, Land, das seit 1791 dem Unterhalt des anglikanischen Klerus' gedient hatte. Es wurde damit frei für industrielle Nutzung und bäuerliche Siedlung. Die seigneurie royale, die 1627 eingeführte Ordnung, bei der ein Lehnsherr vom König Land erhielt und dies gegen Dienste und Abgaben weiterverlieh, bestand jedoch fort.

Die Mehrheit der irokesischen Stämme der Mohawk und Cayuga, die auf der Seite der Briten gekämpft hatten, verblieb in Kanada oder zog dorthin. Ihre Gebiete bildeten einen weiteren Siedlungskern, doch machte die Zuwanderung aus Europa sie schnell zu einer kleinen Minderheit.

Der Westen: Pockenepidemien, regionale Handelsmonopole, Hudson's Bay Company

Die Krankheiten, allen voran Pocken, die den Indianern im Osten so schwer zu schaffen machten, eilten den Europäern voraus westwärts und trafen Stämme, die noch gar nicht mit Europäern in Berührung gekommen waren. Mit Handels- und Entdeckungsfahrten kamen ab den 1770er-Jahren erste Spanier und Briten an die Pazifikküste, wo 1775 eine verheerende Pockenepidemie ausbrach, der bis 1862 weitere folgten. Im Zusammenwirken mit Krankheiten wie Masern, Grippe und Tuberkulose richteten sie umfassende Schäden an74, von denen sich viele Stämme nie wieder erholten.

Das von Briten und Amerikanern zwischen 1818 und 1846 gemeinsam genutzte Oregon Country wurde entlang des 49. Breitengrades geteilt

Der Brite James Cook war der erste Entdecker, der in Kontakt mit den lokalen Indianern kam. Die nachfolgenden Europäer zog eher der gewinnträchtige Handel mit Pelzen, vor allem Fischotter, in das Gebiet zwischen Washington und Alaska, bei dem sich Handelsmonopole dreier Stämme der Nuu-chah-nulth unter Führung von Maquinna, Wikaninnish und Tatoochatticus (Tatoosh)75 entwickelten. Russen, die von Alaska her kamen, Amerikaner, Spanier und Briten konkurrierten um Einfluss, führten Kriege gegen die lokalen Machthaben, einigten sich aber 1790 darauf, keine Handelsniederlassungen mehr zu gründen. Innerhalb von drei Jahrzehnten erschöpften die zahlreichen Händler und die für sie überwiegend jagenden Indianer wichtige Pelztierbestände. Um diese stritten sich bald die großen Handelsgesellschaften, wie die North West Company, die XY Company und die Hudson's Bay Company (HBC), die sich 1821 endgültig durchsetzte. Sie übernahm nach der Verschmelzung mit der North West Company die kolonialstaatlichen Aufgaben und gründete erste dauerhafte Handelsstützpunkte. Die Provinzhauptstadt Victoria wurde 1843 als Fort der HBC gegründet, die im Westen bis 1871 vorherrschte. Sie schloss auch die ersten Verträge mit den Indianern, die sogenannten Douglas-Verträge. Diese hatte Gouverneur James Douglas (1851-1864) mit verschiedenen Gruppen geschlossen. Allerdings musste sich die HBC 1846, nachdem Großbritannien und die USA sich im Oregon-Kompromiss auf den 49. Breitengrad als Grenze geeinigt hatten, nordwärts zurückziehen.

Der zweite Krieg gegen die USA

US Capitol 1814c
Das Kapitol mit Zerstörungsspuren, George Munger 1814

Ein erneuter Versuch der USA, Kanada im Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812 bis 1814/15 (in der Historiographie der Kontrahenten War of 1812 genannt) zu erobern, scheiterte.76 Der Widerstand gegen die Invasoren spielte eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines übergreifenden, kanadischen Nationalgefühls, zumal die Amerikaner die Hauptstadt York, das spätere Toronto, Ende April 1813 plünderten und partiell zerstörten. Dabei brannten sie auch das Parlamentsgebäude nieder. Herausragende Figuren dieses Kampfes, wie Generalmajor Sir Isaac Brock und Laura Secord, sind in Kanada bis heute populär.77 Der Krieg fand ganz überwiegend auf der Niagara-Halbinsel statt, zwischen Erie- und Ontariosee, aber auch auf den Seen.

Die Amerikaner konnten keines ihrer Kriegsziele erreichen, Washington, der Sitz der Regierung, wurde am 24. August 1814 sogar niedergebrannt, die Library of Congress verbrannte dabei. Das Gedicht, auf das die 1931 eingeführte Nationalhymne der USA (The Star-Spangled Banner) zurückgeht, entstand bei Ende des Krieges. Erst der Friede von Gent stellte den Status quo wieder her.78 1817 einigten sich Großbritannien und die USA darauf, die Großen Seen von Kriegsschiffen frei zu halten (Rush-Bagot-Vertrag).79 1818 legten die Kriegsgegner weitere Konflikte im Londoner Vertrag bei.

Six Nations survivors of War of 1812
Die letzten noch lebenden Mohawk, die 1812 bis 1815 auf britischer Seite gegen die USA gekämpft hatten, wurden 1882 fotografiert. Die zu dieser Zeit zwischen 85 und 90 Jahre alten Männer waren von rechts nach links: Sakayengwaraton (John Smoke) Johnson (1783 oder 1792-1886), John Tutela (ca. 1797-1888) und Young Warner (ca. 1794-).

Die vor den Amerikanern geflohenen, etwa 2.000 mit Großbritannien verbündeten Irokesen, überwiegend Mohawk und Cayuga, die Joseph Brant (Thayendanegea, 1743-1807) nach Ontario geführt hatte, unterstützten 1812 die Briten erneut. 1785 zählte man 1.785 Irokesen, die im Reservat der Six Nations of the Grand River lebten, einem Gebiet von 675.000 Acre westlich des Ontariosees, das jedoch durch Verkäufe auf 45.000 Acre zusammenschmolz.81 Brant wurde 1802 ein geschlossenes Gebiet am Grand River gegeben (so nannte man den Ottawa), genauer um das heutige Brantford, das nach ihm benannt ist. Eine zweite Gruppe hatte sich 1784 in Tyendinaga, benannt nach dem Mohawknamen Brants, angesiedelt, unweit von Kingston.82 Wenige Jahre bevor die Irokesen politisch fast jede Bedeutung verloren, denn sie wurden nach 1815 schnell zu einer kleinen Minderheit, griffen sie entscheidend in die militärischen Auseinandersetzungen ein, wie Carl Benn 1998 nachweisen konnte.83 Dies gilt etwa für die Schlacht von Queenston Heights am 13. Oktober 1812.

Wirtschaft und Gesellschaft, Anschluss an die USA oder Selbstverwaltung

Im frühen 19. Jahrhundert wurde Holz zu einem wichtigen Exportgut.84 Das Holz der Weymouths-Kiefer wurde zu Flößen zusammengebunden und über den Ottawa zum Seehafen Québec befördert. Das reichlich vorhandene Eichenholz war schwerer als Wasser und musste deshalb mit leichterem Kiefernholz zusammengebunden werden. Auf dem Rückweg beförderten die Frachtschiffe bis zu 200 Einwanderer preiswert nach Kanada, weil weder Salz noch Ziegel den Stauraum der westwärts fahrenden Schiffe ausfüllen konnten.

Zwischen 1815 und 1819 trugen die Hudson's Bay Company und die konkurrierende North West Company einen bewaffneten Handelskonflikt um die Kontrolle der Red-River-Kolonie und die Vorherrschaft im Pelzhandel aus, den Pemmikan-Krieg. 1821 wurden die beiden Gesellschaften zwangsweise verschmolzen und unter dem Namen der Hudson's Bay Company fortgeführt.85

Aristokratische Familien dominierten das von der Kolonialverwaltung eingesetzte Parlament, ebenso die Wirtschaft. Moderate Reformer wie Robert Baldwin und Louis-Hippolyte Lafontaine forderten eine „verantwortliche Regierung‟ (responsible government), die die Interessen der Bevölkerung stärker berücksichtigte als die Großbritanniens und seines Weltreichs. Radikale Reformer wie William Lyon Mackenzie oder Louis-Joseph Papineau forderten die Unabhängigkeit und die Einrichtung einer Republik. Mackenzie und Papineau organisierten die Rebellionen von 1837 in Ober- und Niederkanada, die jedoch rasch niedergeschlagen wurden. Mackenzie floh auf Navy Island im Niagara-Fluss und rief dort mit 200 Anhängern am 13. Dezember 1837 die Republik Kanada aus. Sie mussten jedoch am 11. Januar in die USA fliehen. Im Verlauf der Kämpfe wurde ein Schiff namens Caroline die Niagarafälle hinabgestürzt und zwei Amerikaner kamen ums Leben (→ Caroline/McLeod-Affäre), 1842 entschuldigte sich die britische Regierung für die Verletzung des amerikanischen Territoriums.

Generalgouverneur Lord Durham verfasste 1839 den Bericht über die Lage in Nordamerika, worin er eine verstärkte Selbstverwaltung und eine parlamentarische Regierungsform empfahl.86 Gleichzeitig sollte das Englische zur alleinigen Amtssprache erhoben werden, weil er hoffte, dass die Frankokanadier dadurch assimiliert würden.

Diese Vorschläge wurden mit dem Act of Union 1840 umgesetzt. Aus der Vereinigung von Ober- und Niederkanada entstand 1841 die gemeinsame Provinz Kanada. 1848 änderte London seine merkantilistische Wirtschaftspolitik. So wurden die Getreidegesetze (Corn Laws) liberalisiert. Die Tories im Osten, die von merkantilistischen Bestimmungen profitiert hatten, reagierten empört mit dem Montreal Annexation Manifesto87, das zum Anschluss an die USA aufforderte.

Das Montrealer Parlament nach dem Brand, The Montreal Daily Star, Januar-Februar 1887

Als 1849 eine neue Steuer, die zur Entschädigung der nicht verurteilten Aufständischen von 1837 erhoben werden sollte, eingeführt wurde88, kam es in Montreal, das seit 1843 Hauptstadt der Provinz war, zu zweitägigen Straßenkämpfen, in deren Verlauf das Regierungsgebäude am 25. April 1849 in Flammen aufging (Montreal Riots). Einen Monat später beschloss die Regierung, Montreal den Rang als Hauptstadt zu entziehen. In den nächsten Jahren wechselten sich Toronto und Québec im Status der Provinzhauptstadt ab. Königin Victoria entschied 1857, dass Ottawa, an der Grenze zwischen französischem und englischem Sprachgebiet gelegen, Hauptstadt des entstehenden Dominions Kanada werden sollte.

Die Verlagerung der Hauptstadt war jedoch nicht nur ein Zugeständnis an die loyalen Kräfte in Kanada, oder ein Kompromissangebot an die beiden Sprachnationen des Landes, sondern sie hatte auch demographische Gründe. 1851 lebten in Canada West über 950.000 Einwohner, in Canada East 890.000, in ganz Kanada 2.436.000. Damit hatte der englischsprachige Westen den französischsprachigen Osten überflügelt.89

William Osgoode, der Oberste Richter Ontarios, erklärte 1803 Sklaverei für unvereinbar mit britischem Recht.

Neben den Loyalisten und den verbündeten Irokesen kam eine weitere Gruppe nach Kanada, schwarze Sklaven aus den USA. Sie kamen seit langem nach Kanada, denn dort war die Sklaverei 1834 abgeschafft worden.90 In Neufrankreich gab es spätestens seit 1629 Sklaven, im Jahr 1759 zählte man genau 3.604, von denen 1.132 aus Afrika stammten, die übrigen aus Neuengland oder von den Westindischen Inseln. Die meisten lebten in Montreal. Zwar brachten die Loyalisten rund 2.000 Sklaven mit, doch wenige Jahrzehnte später lebten 3.500 freie Schwarze in Kanada. Ab 1793 begann man die Sklaverei in Oberkanada Schritt für Schritt abzuschaffen. 1803 stellte Richter William Osgoode fest, Sklaverei sei mit dem britischen Recht unvereinbar. Doch erst 1834 wurde sie im gesamten britischen Imperium abgeschafft (→ Sklaverei in Kanada). Noch 1796 kamen jamaikanische Maroons nach Kanada, die Spaniern und Briten entflohen waren, 1813 bis 1816 wurden 2.000 aus den USA während des Krieges von 1812 geflohene Sklaven in Neuschottland angesiedelt. Mit der 1780 gegründeten Underground Railroad wurden bis 1862 über dreißigtausend Sklaven aus den Südstaaten nach Kanada gebracht. Zeitweise kamen pro Jahr tausend Sklaven.91 Mit der Einwanderung nach 1960 wurde diese „original black population‟ zur Minderheit gegenüber den schwarzen Neuzuwanderern.92

Nachdem Großbritannien und die USA sich 1846 auf den 49. Breitengrad als Grenze von den Großen Seen bis zum Pazifik geeinigt hatten93, schuf die britische Regierung zwei weitere Kolonien, British Columbia 1848 und Vancouver Island 1849. Beide wurden 1866 vereinigt. 1854 einigte sich London mit den USA auf die Abschaffung vieler Schutzzölle, so dass Holz, Fisch und Getreide dorthin ausgeführt werden konnten. Der Export, vor allem nach Großbritannien, wurde durch den Bau von Kanälen und durch die Grand Trunk Railway nach Montreal und weiter nach Halifax gefördert. Dieser Austausch von Gütern und Kapital, dazu die entsprechenden Interessengruppen, wurde bis zur Weltwirtschaftskrise zum wichtigsten Integrationsfaktor für Kanada.

Dominion

Siehe auch: Territoriale Entwicklung Kanadas

Die kanadischen Provinzen, Rupert's Land, das von der Hudson's Bay Company dominierte Gebiet, das Northwestern Territory und British Columbia, 1867-1869

Gründung

Als sich das Verhältnis zwischen Großbritannien und den USA während des Sezessionskriegs bis nahe an den Ausbruch eines Krieges verschlechtert hatte, erkannten führende Politiker die Notwendigkeit, möglichen amerikanischen Angriffen auf Kanada einen starken Bundesstaat entgegenzustellen. In drei Konferenzen, derCharlottetown-Konferenz, der Québec-Konferenz und der Londoner Konferenz, wurde über die Schaffung einer Kanadischen Konföderation beraten. Daraus resultierte das Gesetz über Britisch-Nordamerika (British North America Act), das am 1. Juli 1867 in Kraft trat. Es schuf das Dominion of Canada als Bundesstaat. Zur Provinz Kanada (die heutigen Provinzen Ontario und Québec) kamen New Brunswick und Nova Scotia hinzu. Das Parlament erklärte 1879 den 1. Juli zum Nationalfeiertag; zuerst als Dominion Day und ab 1982 als Canada Day.

Rupert's Land und die Nordwestlichen Territorien, Aufstände und Verträge

Proclamation Canadian Confederation
Königliche Proklamation zur Vereinigung der Provinzen von Kanada, Nova Scotia und New Brunswick in einem Dominion unter dem Namen Canada

Die neue Bundesregierung unter Premierminister John Macdonald kaufte 1869 von der Hudson's Bay Company das Gebiet Rupert's Land und das Nordwestliche Territorium, die zu den Nordwest-Territorien vereinigt wurden. Vor allem die Métis lehnten eine Besiedlung des Westens unter den von London vorgegebenen Bedingungen jedoch entschieden ab und erhoben sich 1869/70 in der Red-River-Rebellion. Ihnen schlossen sich einige Cree unter Häuptling Big Bear an. Die Aufständischen unter Louis Riel bildeten eine Übergangsregierung, deren Forderungen die Bundesregierung jedoch ablehnte. Nach der militärischen Niederlage floh Louis Riel in die USA. Im Aufstandsgebiet entstand 1870 mit dem Inkrafttreten des Manitoba Act die Provinz Manitoba, deren Rechtsordnung die Interessen von Englisch- und Französischsprachigen, Indianern und Métis, Katholiken und Protestanten ausgleichen sollte.

In den dünn besiedelten Gebieten der Nordwest-Territorien schloss die Regierung 1871 einen Vertrag mit sieben Indianerstämmen, den ersten der elf so genannten Numbered Treaties. Darin wurden den ethnischen Gruppen Reservate (reserves) zugewiesen, um Land für die geplante Besiedlung mit Europäern, vor allem Briten, zu räumen. Dabei ging man von dem Konstrukt aus, dass die britische Königin ihre Untertanen um die Einverständniserklärung bitte, das Land für Siedlung und Einwanderung zu öffnen. Innerhalb von sechs Jahren folgten weitere sechs Verträge, zu denen sich über 170 Stämme bereitfanden, vor allem weil ihre Lebensgrundlage, die Büffel, praktisch ausgerottet war. Der zuständige Indianerkommissar Edgar Dewdney setzte das Druckmittel des Hungers ein, um die Stämme, die Widerstand leisteten, zum Einlenken zu zwingen. Der Abschluss der übrigen Verträge zog sich bis 1921 hin; sämtliche Verträge sind bis heute gültig. Nur das Yukon-Gebiet und der überwiegende Teil British Columbias blieben ohne Verträge, vielfach bis heute.

Ausdehnung bis an den Pazifik und Ausbau der transkontinentalen Eisenbahn

1871 schloss sich British Columbia an der Pazifikküste dem Dominion an, 1873 trat auch Prince Edward Island der Konföderation bei, nachdem es sechs Jahre zuvor einen Beitritt abgelehnt hatte. Ebenfalls 1873 gründete Macdonald die North West Mounted Police als Vorgängerin der Royal Canadian Mounted Police, um in den weitläufigen Nordwest-Territorien kanadisches Recht durchzusetzen und den Anspruch Kanadas auf das Gebiet zu untermauern. Auch einigte man sich 1872 mit den USA auf den genauen Grenzverlauf zwischen dem nunmehr kanadischen British Columbia und dem US-Bundesstaat Washington, genauer gesagt bei der Aufteilung der San Juan Islands. Dort war es 1859 wegen Grenzunklarheiten zum Schweinekonflikt gekommen.94

Die Gebiete der nummerierten Verträge

Unter teils konservativen, teils liberalen Politikern erlebte Kanada einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine wichtige Rolle spielte hierbei der Eisenbahnbau, der die Prärieprovinzen erschloss, die sich in der Folge zu einer „Kornkammer der Welt‟ entwickelten. Die private, aber staatlich geförderte Canadian Pacific Railway vollendete 1886 die transkontinentale Eisenbahnverbindung und stieg zum wichtigsten Unternehmen des Landes auf. Das Versprechen, sie fertigzustellen, und damit den äußersten Westen an das Verkehrsnetz anzuschließen, war für British Columbia 1871 das Hauptmotiv zum Beitritt gewesen. Entlang ihrer Trassen belebte sie Schifffahrt, Industrien und Siedlungen, förderte aber auch Insiderhandel und Korruption im Zusammenhang mit Grundstückskäufen. Auf dieser Basis entwickelten sich Interessen- und Zielkonflikte, die auf Jahrzehnte für die Boomregionen typisch waren. Kanada unterhielt dabei weiterhin enge Wirtschaftsbeziehungen zu Großbritannien, sichtbar u.a. an der Senkung von Zöllen für britische Waren 1896 und daran, dass der überwiegende Teil des Kapitals für den Ausbau der Infrastruktur aus London stammte.

Nordwest-Rebellion, Einfluss der USA, Sprachenstreit

Nach der Red-River-Rebellion von 1869 bis 1870, auf die die Regierung reagierte, indem sie im Manitoba Act fast allen Forderungen nachkam, zogen viele Métis weiter nach Westen. Aber auch dort begannen Rinderbetriebe mit größerer Effizienz ihre Produkte zu verdrängen. Die freie Vergabe von Land bedrohte zudem ihre Siedlungs- und Lebensweise. Da der Wert der immer gleich großen Landstücke sehr stark schwankte, entschieden zudem Insiderinformationen, an die die Métis ohne Regierungs- und Unternehmenskontakte nicht gelangen konnten, über die erfolgreiche Spekulation mit Grund und Boden. So fühlten sie sich übervorteilt und setzten sich zur Wehr. Louis Riel kehrte aus dem Exil zurück und führte 1885 die Nordwest-Rebellion an. Der Aufstand brach jedoch nach schweren Gefechten zusammen und Riel wurde am 16. November desselben Jahres wegen Hochverrats hingerichtet. Dies verstärkte Spannungen zwischen den englischen und französischen Kanadiern, da letztere mit den überwiegend Französisch sprechenden Métis sympathisiert hatten.

Bereits seit 1858 waren Goldsucher an den Fraser River in British Columbia gezogen (→ Fraser-Canyon-Goldrausch). Die dort noch herrschende Hudson's Bay Company, die ihr Hauptquartier 1846 aus Fort Vancouver nach Victoria auf Vancouver Island verlegt hatte, fürchtete bereits eine Übernahme der Regierungsgewalt durch die zahlreichen US-Amerikaner, die dort eintrafen. Weitere Goldfunde lockten vor allem Männer aus Kalifornien an, aber auch aus Europa. Auch der Sprecher des dortigen Parlaments, John Sebastian Helmcken, sprach sich zeitweise für einen Anschluss an die USA aus, zumal Washington 1867 das angrenzende Alaska von Russland kaufte. Im Zuge des Klondike-Goldrauschs, der zeitweise über 100.000 Menschen in die Region lockte, wurde 1898 das Yukon-Territorium von den Nordwest-Territorien abgetrennt; eine Polizeitruppe versuchte, die Entwicklung zu kontrollieren und stellte Grenzposten. Gegenüber den Indianern schlug man eine Politik der Missionierung und Segregation ein. 1905 erfolgte die Gründung der Provinzen Alberta und Saskatchewan.

Der Manitoba-Schulstreit drohte von 1890 bis 1896 erneut das Land entlang der Sprachen- und Konfessionsgrenze zu spalten.95 Ontario begrenzte im Juli 1912 mit dem Reglement 17 den Gebrauch der französischen Sprache nach dem ersten Schuljahr und verbot ihn sogar nach dem vierten. Diese Regelung konnte nie vollständig umgesetzt werden und wurde 1927 wieder aufgehoben.96 Ähnliche Auseinandersetzungen prägten Neubraunschweig97 und auch die Nordwest-Territorien.98

Vom Ersten Weltkrieg bis zur staatlichen Souveränität

Erster Weltkrieg

Obwohl die kanadische Politik langfristig auf eine völlige Unabhängigkeit abzielte, unterstützte das Land Großbritannien im Burenkrieg und im Ersten Weltkrieg. Seine Truppen kämpften bei Ypern, an der Somme, bei Passchendaele (diese Schlacht forderte allein 16.000 Leben) und Ypern (23. April - 25. Mai 1915). Die Schlacht von Vimy, bei der die vier kanadischen Divisionen 1917 im Alleingang eine deutsche Festung eroberten, gilt als eines der identitätsstiftenden Ereignisse der Nation.

Der Ort Ladysmith im Süden von Vancouver Island verdankt seinen Namen einem Ort, der im Burenkrieg bekannt wurde.99

Second Battle of Passchendaele - Field of Mud
Bombentrichter bei Passchendaele

330.000 von rund 8 Millionen Kanadiern standen unter Waffen, über 60.000 starben.100 Unter den Soldaten waren 3.500 Indianer und Inuit. Die Soldaten waren Freiwillige, jedoch wurden Deserteure, im Gegensatz zur australischen Armee, sowohl in der britischen als auch in der kanadischen Armee hingerichtet. Die Kanadier ließen 22 Soldaten erschießen.100a Viele Frankokanadier, Mennoniten, Quäker und Pazifisten lehnten die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Juli 1917 ab, weshalb nur wenige Männer tatsächlich eingezogen wurden. Nur 24.132 von 124.588 Rekruten erreichten den französischen Kriegsschauplatz.101

Ein Jahr vor Beginn des Krieges kam es zu einer extremen Dürre. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, stieg der Export steil an. Nun wurde massiv für eine Ausweitung des Agrarlandes und für Investitionen in Landmaschinen gesorgt. Ab 1915 steuerte ein Imperial Munitions Board die Produktion von Militärgütern. Er beschäftigte 1917 250.000 Arbeiter. 1918 bestanden 40 % der Industrieproduktion aus Waffen und Munition.

Finanzminister Thomas White wehrte sich gegen Steuererhöhungen, doch 1916 erhob die Regierung eine Steuer auf Geschäftsgewinne, 1917 eine Einkommenssteuer. Sie wurde nicht wieder abgeschafft. Die Kosten für Bildung, Gesundheit, Wohlfahrt lasteten zunehmend auf den Provinzen, während die Einnahmen der Bundesregierung zuflossen. Dennoch stieg der Schuldenberg von 463 Millionen auf 2,46 Milliarden Pfund. Die Einführung der Steuer auf Geschäftsgewinne hing damit zusammen, dass Kriegsgewinnler die gewaltig angewachsene Kriegsindustrie vor allem Torontos, wo enorme Gewinne gemacht wurden, in Misskredit gebracht. Den Soldaten war mit der Ross Rifle ein Gewehr an die Hand gegeben worden, das unter den Bedingungen des Krieges oftmals versagte. Dies führte schon 1915 zur Einrichtung einer War Purchasing Commission, einer Kriegseinkäufekommission, , doch das unzuverlässige Gewehr wurde erst ab November 1916 ausgewechselt, nachdem man den Kriegsminister zum Rückzug gezwungen hatte. Dieser Minister war Sam Hughes, der seine Verwendung besonders betrieben hatte. Er hatte sich auch noch an einem nicht kriegstauglichen Schild bereichert hatte, den sein persönlicher Sekretär hatte patentieren lassen. Darüber hinaus hatte er als Methodist englischsprachige Männer zur Rekrutierung von französischsprachigen Katholiken eingesetzt, was diese als Provokation auffassen mussten. Albert Edward Kemp, sein Nachfolger, ging 1917 bis zum Kriegsende als Minister of the Overseas Military Forces of Canada nach London.

Grand Trunk Rail Station
Bahnhof der Grand Trunk Pacific in Toronto, 1907

Die Grand Trunk Pacific Railway und die Canadian Northern Railway wurden von der Regierung aufgekauft. In British Columbia öffnete der Panamakanal erstmals die Ostküste den dortigen Produkten. Zudem wurde nun Weizen aus Alberta billiger über Vancouver transportiert als über den Osten. Vancouvers Einwohnerzahl stieg von 29.000 im Jahr 1901 binnen dreißig Jahren auf 247.000. Damit war sie die drittgrößte Stadt Kanadas. Im ganzen Land prägten dabei Rationierung und Preiskontrollen den Alltag, erhebliche Summen konnten inzwischen für Kriegsanleihen in Kanada selbst aufgebracht werden.

Im Versailler Vertrag und im Völkerbund trat Kanada als eigenständiges Staatswesen auf, ab 1927 entsandte es einen Botschafter in die USA.

Nellie McClung, Frauenrechtlerin in Manitoba

Während des Krieges konnten die Kanadierinnen das Frauenwahlrecht durchsetzen, das 1916 auf Provinz- und 1918 auf Bundesebene eingeführt wurde. Den Indianern blieb dieses Recht allerdings bis 1960 vorenthalten, den Inuit sogar bis 1962. Bereits 1876 hatte Emily Stowe den Women's Literary Club in Toronto gegründet, der 1883 seinen Namen in Women's Suffrage Association änderte. Analog zu den englischen Suffragetten setzten sie sich für das Frauenwahlrecht ein, ab 1907 unter dem Namen Canadian Suffrage Association landesweit. Parallel dazu entstand ab 1874 in Winnipeg die Woman's Christian Temperance Union, die zu ihren ursprünglichen Zielen der Prohibition das Wahlrecht hinzunahm. Führend war hier Nellie McClung, die 1912 Gründungsmitglied der Political Equality League wurde. Im Januar 1916 setzte Manitoba das Frauenwahlrecht durch. Nachdem andere Provinzen gefolgt waren, erging auf Bundesebene zunächst der Wartime Elections Act von 1917, der das Wahlrecht für Frauen in der Armee und für Ehefrauen von Soldaten vorsah. Mit dem Women's Franchise Act von 1918 folgte das Wahlrecht auf Bundesebene für alle Frauen ab 21, erstmals für Januar 1919. Lange Zeit galt der Krieg, die Abwesenheit der Männer, als Hauptursache für das zunehmende Selbstbewusstsein der kanadischen Frauen, doch wurde lange der Einfluss der Indianerinnen, vor allem der Irokesinnen auf die Städterinnen des Ostens unterschätzt.101a

Heimkehrer aus dem Krieg schleppten die Spanische Grippe, die weltweit 25 bis 50 Millionen Opfer forderte, auch nach Kanada ein. Die Pandemie griff so schnell um sich, dass allein in Montreal am 21. Oktober 1918 201 Menschen starben, und Priester die Sterbesakramente auf offener Straße erteilen mussten. In Kanada starben mindestens 50.000 Menschen, fast so viele, wie während des Ersten Weltkriegs. Die Berichte der Missionsstationen, die Pete Davies in seinem Buch Catching Cold zitiert, zeigen jedoch, dass die Indigenen noch stärker von der Grippewelle betroffen waren: Am 31. Oktober 1918 traf Reverend Henry Gordon in der Inuit-Siedlung Cartwright in Labrador ein. Er musste feststellen, dass von den 100 Einwohnern 96 an der Grippe litten. Viele waren so stark erkrankt, dass sie nicht mehr in der Lage waren, sich um Nahrung oder um das Feuer zu kümmern. Bis Ende November waren in der Siedlung 26 Inuit verstorben. In der Siedlung Okak hatten gar nur 59 von 266 Einwohnern überlebt. In der Siedlung Hebron überlebte nur jeder Dritte der 220 Inuit. Selbst wer die Krankheit überlebte, war der Gefahr ausgesetzt, zu verhungern oder zu erfrieren. Ähnlich stark waren Indianerstämme des Nordens betroffen, wie etwa die Cold Lake First Nations in Alberta, von denen jeder zweite der Grippe zum Opfer fiel.

Zwischenkriegszeit, Verstädterung, Souveränität

William Lyon Mackenzie King ist der am längsten amtierende Premierminister Kanadas (1921-30, 1935-48)

Die Weizenpreise fielen von 1918 bis 1929 um rund 75 %. Die Zahl der in der Landwirtschaft Tätigen ging zurück. Zugleich verstädterte das Land zunehmend. In Québec stieg der Anteil der Städter von 1891 bis 1931 von 29 auf 60 %, in Ontario von 35 auf 63 %.102 Die Progressive Partei nahm sich der Interessen der Prärieprovinzen an. Sie unterstützte den liberalen Premierminister William Lyon Mackenzie King, der 1926 infolge der King-Byng-Affäre wiedergewählt wurde. Das Maritimes Rights Movement verlangte nach weniger Bundesmacht, Québec wurde zu einer Hochburg des Separatismus.

1919 schlossen sich die verschiedenen Gewerkschaften hingegen zu einer Einheitsgewerkschaft zusammen. Seit 1872 war ihre Existenz mit dem Trade Unions Act gesichert. Um 1900 war mit rund 100.000 Mitgliedern kaum jeder zehnte Arbeiter organisiert. Dieser Organisationsgrad stieg erst in den 1940er-Jahren auf 20 bis 30 % und erreichte 1954 mit 34 % seinen Höhepunkt.103

Mit dem Statut von Westminster wurde Kanada 1931 ein souveräner Staat, an dessen Spitze der König bzw. die Königin von Großbritannien steht und der dadurch Teil des britischen Commonwealth of Nations blieb.104 1934 entstand die Bank of Canada als eigene Staatsbank, 1935 schloss Kanada einen Handelsvertrag mit den USA ab.

Weltwirtschaftskrise

Als engster Handelspartner der Vereinigten Staaten litt Kanada besonders stark unter der Weltwirtschaftskrise.105 Die Arbeitslosigkeit in den USA stieg bis auf 25, die in Kanada bis auf 27 %.106 Die konservative Regierung von Richard Bedford Bennett (1930-35) versuchte, die Krise durch hohe Zölle und hohe Staatsausgaben zu bekämpfen. Aufgrund der angespannten Haushaltslage musste das Konjunkturprogramm jedoch zurückgefahren werden. 1935 errang die Liberale Partei unter Mackenzie King erneut die Mehrheit der Wählerstimmen. Seine Regierung initiierte ein Wohnungsbauprogramm und eine Arbeitsmarktverwaltung, die Canadian Broadcasting Corporation (1936) und die Trans-Canada Airlines als Vorläufer der Air Canada (1937). Erst 1939 konnte die Wirtschaftsleistung von 1929 wieder erreicht werden, die Große Depression galt als beendet.

Die Weltwirtschaftskrise veränderte das politische System. Einige Mitglieder der Progressiven Partei gründeten die Social Credit Party, die ein freiwirtschaftliches Programm vertrat. Andere Mitglieder fusionierten mit der Labour Party zur sozialistischen Co-operative Commonwealth Federation. Auch die Kommunistische Partei Kanadas genoss zeitweise hohe Aufmerksamkeit, ihr Führer Tim Buck wurde zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt107, die Partei 1941 verboten. In den 1930er-Jahren entstand der kanadische Sozialstaat, der von Politikern aller Parteien weiterentwickelt wurde.

Der nördlichste Grenzposten zwischen Kanada und den USA, 1931. Die kanadische Seite hisste noch die britische Flagge.

In Kanada gingen Ende 1928 die Exporte zurück, erst 1929 folgten die Importe. Der Kapitalzufluss überschritt erst 1930 den Höhepunkt. Das Nationaleinkommen fiel von 1929 bis 1933 von 4,3 auf 2,3 Milliarden Dollar. Allein in den einst geförderten Agrarregionen fiel das Einkommen von 600 auf 200 Millionen (von 1928 bis 1932). Dementsprechend steil stiegen die Ausgaben der Provinzen für die Wohlfahrt, denn die Verstädterung entzog den Kanadiern zunehmend die Möglichkeit, auf die Ressourcen des Bodens zurückzugreifen. Gleichzeitig wurden zahlreiche Aufgaben kommunalisiert oder von den Provinzen übernommen, wie die Gas- und die Stromversorgung. Die öffentliche Meinung neigte zu staatlichen Interventionen und Investitionen, die Abhängigkeit der Individuen vom, aber auch der Schutz durch den Staat wuchs.

Dabei entwickelte die Krise nicht nur enorme soziale und parteipolitische Sprengkraft, sondern sie drohte den Staat zu spalten. Der Premierminister von British Columbia Thomas Dufferin Pattullo versuchte 1934 an der Spitze der westlichen Provinzen eine nationale Arbeitslosenversicherung einzurichten. Er forderte den Zugriff der Provinzen auf die von der Bundesregierung eingezogene Einkommensteuer und den „rationalen Gebrauch des nationalen Kredits‟, darüber hinaus setzte er ein Gesetz durch, das der Provinzregierung in Victoria ähnliche Rechte übertrug, wie der Bundesregierung in Ottawa. Als Ottawa Sparmaßnahmen forderte, drohte Pattulo mit der Abspaltung der Provinz. Auch Maurice Duplessis, Premierminister von Québec, war separatistischen Gedanken nicht abgeneigt, die auch an der Ostküste Verfechter fanden.

Letztlich setzten jedoch die sogenannten Ottawa Men einen Kurs durch, der für Schutzzölle, Unterbieten von Standards und Preisen sowie Abwertungen sorgte, um das Land wirtschaftlich überlebensfähig zu halten. Zudem wurde letztmalig auf Großbritannien als Kapitalquelle gesetzt. Großbritannien vereinbarte durch die Imperial Trade Conference Zollsenkungen. Hingegen vereinbarte Kanada 1935 mit den USA einen verstärkten Freihandel untereinander. Die ökonomische Anbindung an die USA setzte sich ab Ende der 1930er-Jahre endgültig durch, eine Entwicklung, die der Zweite Weltkrieg und der Niedergang des Britischen Empire beschleunigten.

Zweiter Weltkrieg

Premierminister Mackenzie King hielt den Ausbruch eines erneuten Weltkriegs bis zum 1. September 1939, dem Tag des deutschen Angriffs auf Polen, für unwahrscheinlich.108 Die Kriegserklärung gegen das Deutsche Reich erfolgte erst am 10. September, um Kanadas Unabhängigkeit gegenüber Großbritannien herauszustellen.

Kriegsbeteiligung und Streit um die Wehrpflicht

Kanadische Soldaten kämpften 1941 in Hongkong, 1942 bei Dieppe, 1943 in Italien - hier waren 92.757 Kanadier im Einsatz, 5.764 starben - und 1944 in der Normandie bei der Invasion des Juno Beach. Im Nordwesten Europas waren 237.000 Kanadier im Einsatz, 11.336 kamen ums Leben. 249.663 Kanadier dienten in der Royal Canadian Air Force (RCAF), rund 17.101 starben, in der Royal Canadian Navy starben 2.024 der über 100.000 Eingesetzten. 1945 übernahmen kanadische Soldaten die Befreiung der Niederlande und waren auch in Norddeutschland beteiligt. Insgesamt dienten 1.159.000 Männer und Frauen während des Krieges freiwillig in den Streitkräften, 44.093 verloren dabei ihr Leben.109 Etwa 55.000 wurden schwer verletzt.

Eine der ersten Begegnungen britisch-kanadischer Soldaten mit sowjetischen Panzersoldaten bei Wismar am 3. Mai 1945

Je länger der Krieg andauerte, desto weniger Freiwillige meldeten sich für den Kriegseinsatz. Premierminister Mackenzie King versprach den Wählern, dass es keinen Zwang zur Wehrpflicht geben werde. Am 21. Juni 1940 wurde der National Resources Mobilization Act verabschiedet, der die Einführung einer allgemeinen Wehrpflicht zur Verteidigung Kanadas ermöglichte. Englischsprachige Kanadier forderten die aktive Beteiligung auf den Kriegsschauplätzen, während die Frankokanadier jeden Einsatz außerhalb Kanadas ablehnten. Am 27. April 1942 fand eine Volksabstimmung über die Einführung der Wehrpflicht statt. Die französischsprachigen Einwohner Québecs leisteten gewaltsamen Widerstand gegen jede Einberufung. Erst 1944 wurden die ersten Wehrpflichtigen eingezogen. Von den 13.000 eingezogenen Wehrpflichtigen erreichten nur noch 2463 die Front, wo 69 von ihnen starben. (→ Wehrpflichtkrise von 1944)

Internierung japanischer, italienischer, österreichischer und deutscher Kriegsgefangener

Internierte in einem Straßenbaulager am Yellowhead-Pass, März 1942

Gefangenenlager für Angehörige der späteren Kriegsgegner bestanden bereits vor dem Eintritt Kanadas in den Krieg. Nach dem Angriff Japans auf Pearl Harbor wurden alle 22.000 japanischstämmigen Kanadier entschädigungslos enteignet und bis Kriegsende in Lagern („detention camps‟) im Landesinneren interniert.110 Zwar wehrten sich die Royal Canadian Mounted Police, das Militär und die Experten der Far Eastern Division des Außenministeriums, doch der in British Columbia unter Politikern vorherrschende Rassismus setzte sich durch, die Politik in Ottawa steuerte dem nicht entgegen.111 In British Columbia lebten 1941 rund 95 % der als „Japs‟ Bezeichneten, die dort kein Wahlrecht besaßen. Treibende Kraft der Kampagne zur Vertreibung aller Japaner war Ian Mackenzie. 20.881 Japaner wurden allein in Hastings Park festgehalten, davon gingen rund 12.000 in Gefangenenlager. Etwa 4.000 wurden nach Kriegsende nach Japan deportiert, 4.700 lebten nun östlich von Alberta, nur 6.776 lebten im Januar 1947 in British Columbia. Erst 1988 erfolgte eine förmliche Entschuldigung der kanadischen Regierung.112

Die britische Regierung bemühte sich, deutsche Kriegsgefangene in den Dominions unterzubringen, insbesondere in Kanada, während italienische Gefangene in Großbritannien blieben. Die Überführungen begannen im Juni 1940.113 Sie wurden in Lagern weitab der Städte untergebracht und dort häufig im Straßenbau eingesetzt. Im Herbst 1942 befanden sich 8.940 deutsche Gefangene in Kanada, in Großbritannien hingegen nur noch 300. Die kanadische Regierung widersetzte sich dabei Churchills Auffassungen, etwa in der Frage der Fesselung von Gefangenen. Zugleich gelang es Nazi-Offizieren innerhalb der Lager erhebliche Macht auszuüben.114 Das größte Lager befand sich in Medicine Hat in Alberta, das für mehr als 12.000 Gefangene vorgesehen war. Die höheren Offiziere wurden in Bowmanville unweit von Toronto untergebracht, insgesamt 880. Es ist das einzige erhaltene der mindestens 24 Kriegsgefangenenlager Kanadas, es soll jedoch abgerissen werden.115

Nach Kriegsende wurden die Gefangenen aus Kanada und den USA zumeist nach Großbritannien verbracht, wo sich Mitte 1946 300.000 Gefangene befanden.116

Jüdische Zuwanderung

Die älteste Synagoge Kanadas, Congregation Emanu-El, steht in Victoria und wurde 1863 errichtet, renoviert 1982

1871 lebten nach dem ersten Zensus 1.115 Juden in Kanada, davon 409 in Montreal, 157 in Toronto, 131 in Hamilton, der Rest verstreut am Sankt-Lorenz-Strom. Auch in Victoria lebten rund hundert Juden, die durch den Fraser-Canyon-Goldrausch (ab 1858) und den Klondike-Goldrausch angezogen worden waren. 1862 entstand in Victoria die erste Synagoge Kanadas. Henry Nathan junior, der bei den Beitrittsverhandlungen British Columbias zu Kanada 1871 eine Rolle gespielt hatte, war das erste jüdische Mitglied des Parlaments.117

Die Jewish Colonization Association brachte zahlreiche russische Juden, die ab 1881 vor Pogromen flohen, nach Kanada. Die Mehrheit lebte in Montreal und Toronto, wenn auch einige in den Prärieprovinzen Landwirtschaft betrieben. 1918 entstand mit dem Canadian Jewish Congress eine Organisation, die die jüdischen Interessen in Kanada vertrat. 25.000 kanadische Juden beteiligten sich an den Wahlen von Delegierten. Dort wurde eine Einwanderungsorganisation gegründet, die Jewish Immigrant Aid Society. Jedoch gelang es diesen Verbänden nicht, die Grenzen für Flüchtlinge vor dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland zu öffnen.118 Während die USA 240.000 jüdische Flüchtlinge aufnahmen und Großbritannien 85.000, nahm Kanada nur 4.000 auf. Die Nazis nutzten dies in einer propagandistischen Aktion aus, und schickten ein Schiff mit jüdischen Flüchtlingen nach Amerika. Im Juni 1939 erschien die MS St. Louis mit 906 Juden an Bord vor der kanadischen Ostküste. Ihnen war von Kuba trotz Zusagen die Einreise untersagt worden, ebenso von den USA. Sie machten sich Hoffnungen in Kanada aufgenommen zu werden, da dort im selben Jahr 3.000 Juden aufgenommen worden waren. Die Flüchtlinge wurden jedoch abgewiesen, ein Versuch der Passagiere, das Kommando über das Schiff zu übernehmen, scheiterte. Kapitän Gustav Schröder erreichte zwar noch, dass die Passagiere von Antwerpen aus auf einige westeuropäische Staaten verteilt werden konnten. Mit der Besetzung Belgiens, der Niederlande und Frankreichs ab 1940 geriet die Mehrzahl der Abgewiesenen jedoch in den Herrschaftsbereich des NS-Regimes und wurde deportiert. Die Hälfte von ihnen starb in Konzentrationslagern. Der Film Reise der Verdammten (Voyage of the Damned) erinnert an ihr Schicksal.

Wachsender Einfluss der Bundesregierung, Widerstand der Provinzen

Wie das Justizkomitee des britischen Privy Council bestimmt hatte, erhielt die Regierung für die Dauer des Krieges uneingeschränkte Gewalt. Unmittelbar nach Beginn des Krieges stieg die Beschäftigung um 12 %, die industrielle Produktion verdoppelte sich, die Ausgaben stiegen von 0,5 auf 5 Milliarden Dollar. Die Zahl der Beschäftigten im Bundesdienst stieg auf 115.000 und hatte sich damit beinahe verdreifacht. Lagen die Ausgaben im Fiskaljahr 1939-40 noch bei 118.291.000 Dollar, so stiegen sie im nächsten Jahr auf 752.045.000, auf dem Höhepunkt im Jahr 1943-44 auf 4.587.023.000. Die Gesamtausgaben von 1939 bis 1950 beliefen sich auf 21.786.077.519,12 Dollar.108

Mit den genannten Maßnahmen der Kulturförderung und der politischen Propaganda119 bis hin zur Verlagerung des Archivs der Hudson's Bay Company von London nach Kanada stärkte die Regierung das Nationalgefühl gegen die partikularen Kräfte in den Provinzen. Gegen die Übernahme aller Aufgaben der Provinzen durch Ottawa setzten sich diese jedoch erfolgreich zur Wehr.

Das Radioprogramm wurde landesweit nur von der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) ausgestrahlt, den privaten Sendern wurde nur eine regionale Ausstrahlung gestattet. Auch beim 1952 entstandenen Fernsehen nahm die CBC die Regulierungsaufgaben wahr und wurde zugleich der bedeutendste Sender. Wie beim Radio dienten private Netzwerke als Distributoren für CBC-TV. Ziel waren „Schutz, Bereicherung und Stärkung der kulturellen, politischen, sozialen und ökonomischen Struktur Kanadas‟.120

Nachkriegszeit

Kalter Krieg, Anschluss von Neufundland und Ausbau des Sozialstaats

Kanada wurde zunehmend in die Kriegsanstrengungen der USA im Konflikt mit der Sowjetunion eingebunden. So entstanden Militärbasen und Beobachtungsstationen, da der kürzeste Weg zum Gegner über den Nordpol und Kanada führte. In Labrador, im Yukon und in Alberta kam es zu diesem Zweck zu Umsiedlungen und zur zwangsweisen Sesshaftmachung der letzten nomadischen Völker. Immerhin erhielten die Ureinwohner in mehreren Provinzen das Wahlrecht, 1960 auch im Bund. Doch erst im Laufe der 70er Jahre wurde das auf internatartigen Einrichtungen basierende Schulsystem, für das sich der kanadische Premierminister im Juni 2008 entschuldigte, abgeschafft, das für die Vernichtung zahlreicher Sprachen und kultureller Eigenheiten verantwortlich ist, und dem eine immer noch unbekannte Zahl von Kindern zum Oper fiel.

1949 wurde das bis 1934 selbstständige Dominion Neufundland zur zehnten kanadischen Provinz. Seit der Weltwirtschaftskrise war es, durchsetzt von Korruption, wie eine königliche Kommission feststelle, unter gewaltsamen Ausschreitungen zur Auflösung der Regierung gekommen, und zur Rückstufung auf einen Kolonialstatus. In einer Volksabstimmung votierten in einer Stichwahl 52 % der Wähler für den Anschluss an Kanada, 48 % für die Unabhängigkeit.121

Der Zweite Weltkrieg erhöhte den politischen Einfluss der Bundesregierung, die einen Sozialstaat mit Kindergeld, Krankenversicherung und Rentenversicherung aufbaute.122 Die durch Rüstungsausgaben stabile Konjunktur wurde durch neue Ölfunde in Alberta (1947) noch verstärkt.

Der Begriff welfare state für Wohlfahrts- oder Sozialstaat tauchte 1941 zum ersten Mal in Kanada auf, er stammte von William Temple, dem Erzbischof von Canterbury. Zwar gab es schon im 19. Jahrhundert Maßnahmen, die Bevölkerung gegen Gewalt, Willkür und Unwägbarkeiten zu schützen, indem etwa Verarmte Unterstützung erhielten, und auch auf offenbar Arbeitsunfähige wurde Rücksicht genommen. Doch erst der Schutz der Kinder vor Ausbeutung und Vernachlässigung ging über das traditionelle Armenrecht hinaus und brachte tiefere staatliche Eingriffe in die vorhandenen Gesellschaftsstrukturen, sieht man von den Eingriffen in die Verhältnisse der Ureinwohner ab.

Die einsetzende Industrialisierung brachte starke Gegensätze hervor, so dass der Staat in Verteilungskonflikte eingriff, meistens zugunsten der Unternehmer. Der erste Schritt zu einem Sozialversicherungssystem erfolgte mit dem Workmen's Compensation Act von 1914. Während des Ersten Weltkriegs mussten Invalide und alleinstehende Mütter unterstützt werden. 1919 bis 1924 bemühte man sich um ein Hausbauprogramm, erst 1927 konnte man sich zu einem Rentenversicherungssystem durchringen. Kranke über 70 waren damit erstmals materiell abgesichert.

Erst die Weltwirtschaftskrise erzwang eine Arbeitslosenversicherung (Dominion Unemployment Relief), die mit der Einrichtung von Camps einherging, in denen Arbeitslose, oftmals in abgelegenen Gebieten, mit Straßenbauarbeiten und ähnlichem beschäftigt wurden. Bennett's New Deal, den Premierminister Richard Bedford Bennett 1935 in Radioansprachen ankündigte, gilt als Wende zum Sozialstaat. Der Bund sollte sich um die Versicherungssysteme, vor allem gegen Arbeitslosigkeit kümmern, die Provinzen um Personen, die nicht im Arbeitsmarkt unterzubringen waren, und um allgemeine soziale Dienstleistungen.

Mit dem Zweiten Weltkrieg akzeptierten die meisten Kanadier staatliche Interventionen (ca. 1941-74). 1951-52 erhielten erstmals alle über 70-jährigen eine Rente, alle über 65, wenn die öffentlichen Kassen dies gestatteten. Erstmals erhielten auch Indianer Sozialleistungen. Mit dem Unemployment Assistance Act folgte eine volle Arbeitslosenversicherung, es folgte die Förderung von Krankenhäusern, von Bildung und Ausbildung. Mit dem Canada Pension Plan, einem beitragsbasierten Rentensystem, dem Canada Assistance Plan, einem umfassenden Plan zur Absicherung, und Medicare, einer Gesundheitsversicherung und -versorgung, wurde das System abgerundet. Der National Housing Act sah ab 1964 niedrig verzinste Kredite für den Hausbau vor. Außerdem führte man das bis heute gültige Punktesystem für Immigrationswillige ein, das die persönlichen Fertigkeiten, Erfahrungen und das Alter berücksichtigt.

Im Laufe der 1970er- und 1980er-Jahre wurde das System fortgeführt, aber durch Abgabensysteme, erhöhte Zugangshürden, Privatisierung teilweise ausgehöhlt. Im Oktober 1994 diskutierte das Papier Improving Social Security in Canada die Balance zwischen Staatsausgaben und Wohlfahrt grundlegend. Der Canada Assistance Plan lief danach 1996 aus. Er wurde durch Canada Health and Social Transfer (CHST) ersetzt. Die Regierung beschnitt 1994-98 Ausgaben in Höhe von 6,3 Milliarden Dollar.

Food Banks Canada, eine gemeinnützige Organisation, sorgt für Armenspeisung, wobei 2008 über 700.000 Menschen von ihnen versorgt wurden, davon 37 % Kinder.123 Ähnlich zugenommen hat das Problem der Obdachlosigkeit in den großen Städten. Sie ist oftmals verbunden mit Drogenabhängigkeit, Prostitution sowie Kriminalität.124

Außenpolitik

Die Vereinigten Staaten wurden endgültig der wichtigste wirtschaftliche und außenpolitische Partner Kanadas. Kanada war 1945 Gründungsmitglied der Vereinten Nationen und 1949 der NATO. Im Koreakrieg (1950-53) und während der Sueskrise übernahm es die diplomatische Vermittlung zwischen den USA und deren Gegnern. Dafür erhielt Außenminister Lester Pearson 1957 den Friedensnobelpreis.

Im Koreakrieg sollte die Canadian Army Special Force (CASF) die UN-Truppen unterstützen. Nachdem MacArthurs US-Truppen die Gegner über die alte Grenze zwischen Nord und Süd zurückgetrieben hatten, erwartete die kanadische Regierung ein Ende des Krieges, doch die Amerikaner marschierten weiter nach Norden. Das 2nd Battalion of the Princess Patricia's Canadian Light Infantry ging im Dezember 1950 nach Korea, ihm folgte die CASF. Von den 21.940 Soldaten und 3.600 Navy-Angehörigen kamen 312 ums Leben, über 1.200 wurden verletzt.125

Am 26. Juli 1956 verstaatlichte der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser den seit 1869 von Briten und Franzosen kontrollierten Sueskanal. Israelische Truppen marschierten daraufhin Richtung Kanal. Lester Bowles Pearson, 1948-57 kanadischer Außenminister, schlug erstmals die Entsendung von UN-Truppen vor, der kanadische General Eedson Louis Millard Burns übernahm ihre Führung. Vor allem der Druck aus den USA zwang die Briten, die das UN-Mandat missachtet hatten, sich zurückzuziehen, und den Kanal aufzugeben.126

Niedergang der Eisenbahn zugunsten von Flugzeug und Auto, einsetzender Ölboom

Die Infrastruktur, die noch weitgehend auf Eisenbahnen127 basierte, wurde zwischen 1948 und 1952 durch den Trans-Canada Highway ergänzt, die staatlichen Trans-Canada Air Lines128 wurden 1937 gegründet und nahmen 1939 ihren Postbetrieb von Küste zu Küste auf. Der Sitz der meisten Bundesinstitutionen war Montreal. Doch diese waren, abgesehen von Trans-Canada, im Niedergang. Hatten die Eisenbahnen 1951 noch 70 Millionen Passagierkilometer erbracht, so waren es acht Jahre später nur noch 60. Die Fluggesellschaften hingegen steigerten sich im gleichen Zeitraum von 700 Millionen auf über 3 Milliarden. Waren 1950 2,6 Millionen Autos registriert, so verdoppelte sich ihre Zahl bis 1959.

Dabei spaltete sich das Land ökonomisch weiter aufgrund der gewaltigen Ölfunde. Ontario erhielt 1953 eine petrochemische Industrie, mit der Trans Mountain Pipeline kam Erdöl nach Vancouver, das vor allem in Kalifornien nachgefragt wurde, während ab Montreal ostwärts die Abhängigkeit vom transatlantischen Öl weiterhin bestand. Während die atlantischen Provinzen und Québec weiterhin stark auf Europa ausgerichtet waren, orientierte sich Ontario auf die aufstrebenden industriellen Zentren der USA, allen voran Detroit, Chicago und New York. Der Westen hingegen erhielt zunehmend Zugang zum Weltmarkt, war stark an die Prärieprovinzen angebunden und profitierte vor allem von Kalifornien.

Aufhebung rassistischer Gesetze, verstärkte Einwanderung

Seit etwa 1600 hatte die europäische Einwanderung mit den ersten Siedlungen begonnen, doch wurde sie nur zeitweilig gefördert, nur wenige strebten in den Norden.129 Mit der Deportation der Akadier kamen erstmals Gruppen von Deutschen und Schweizern nach Neuschottland, wie etwa nach Lunenburg. Eine erste größere Einwanderungswelle stellten die Loyalisten dar. Sie waren zugleich politische Flüchtlinge, denen weitere Wellen folgten, wie etwa ab 1848 aus Europa.

Die erste umfangreiche Einwanderungswelle kam aus Irland, das 1845 bis 1849 unter einer katastrophalen Hungersnot litt. Die katholischen Iren lebten oftmals in eigenen Quartieren und arbeiteten in den neu entstehenden Industrien, waren jedoch ärmer als die britische Bevölkerung. Viele von ihnen wanderten weiter in die USA, zumal die britische Politik eher ländliche Einwanderung förderte. Von dort kamen ab 1858 zahlreiche Goldsucher in den Westen Kanadas, eine Entwicklung, die mit dem Klondike-Goldrausch ihren Höhepunkt fand. Um einen Ausgleich zu schaffen, förderte die Regierung die britische Einwanderung.

Kanada förderte, vor allem seit Wilfrid Laurier, die massive Immigration in die ländlichen Regionen, die den Indianern durch erzwungene Verträge abgenommen worden waren. Innenminister Clifford Sifton förderte dabei nicht nur die britische, bäuerliche Einwanderung, sondern auch die aus den USA. Erst dahinter rangierten Franzosen, Belgier, Niederländer, Skandinavier, Schweizer, Finnen, Russen, Zuwanderer aus Österreich-Ungarn, Deutsche, Ukrainer und Polen. Am wenigsten wünschte man Italiener, Südslaven, Griechen und Syrer, Juden, Asiaten, Zigeuner und Schwarze. Vor allem gegen Chinesen kam es zu rassistischen Gesetzen und zu Ausschreitungen. So mussten sie Kopfgelder zahlen, es wurden Begrenzungsabkommen geschlossen sowie Reisebeschränkungen. Frauen durften oftmals gar nicht einreisen, um eine dauerhafte Ansiedlung zu verhindern. Gegen die Zuwanderung schwarzer Amerikaner ging man vor, indem man behauptete, medizinische Gründe würden diese ausschließen. Die Provinzen hatten dabei Mitspracherechte. So unterhielt Québec ein eigenes Einwanderungsministerium, das die Rückkehr emigrierter Frankokanadier förderte.

Während des Ersten Weltkriegs kam es zu Enteignungen deutschen Eigentums, wie sie sich während des Zweiten Weltkriegs gegen Japaner richteten. Die Weltwirtschaftskrise bewirkte, dass Einwanderung als schädlich betrachtet wurde, und sogar politische Flüchtlinge, wie etwa Juden aus Deutschland, wurden rigoros abgewiesen.

Die anziehende Kriegswirtschaft und vor allem der Boom der Nachkriegsjahre ließen den Arbeitsmarkt anwachsen, so dass Einwanderung wieder gefördert wurde. Dies galt vor allem für Europa, nun aber auch verstärkt für Südeuropa, allen voran Italien, Griechenland und Portugal. Die Einwanderer gingen nun in die Industrieregionen, kaum mehr aufs Land, wie frühere Generationen.

Die gemeinsamen Anstrengungen während des Krieges führten zudem dazu, dass die rassistischen Gesetze bis Ende der 1960er-Jahre abgeschafft wurden. Stattdessen wurde ein Punktesystem eingeführt, das Alter, Bildung, Englisch- und Französischkenntnisse sowie den Arbeitsmarkt berücksichtigte. Schon seit 1971 kommt die Mehrheit der Einwanderer nicht mehr aus Europa. Selbstständige, gut ausgebildete und sofort einsetzbare Immigranten werden heute bevorzugt. Sie können nach einigen Jahren die Staatsbürgerschaft beantragen.

Flüchtlinge erreichten Kanada nach 1945 zusätzlich aus dem sowjetischen Machtbereich, aber auch aus anderen Krisengebieten, wie Uganda oder Chile, und wurden unter Umgehung des üblichen Prozederes aufgenommen. Seit 1978 werden Flüchtlinge nicht mehr als Einwanderer betrachtet, sondern unterliegen einer eigenen Gesetzgebung. So nahm Kanada die vietnamesischen Boatpeople auf, indem Beamte diese Flüchtlinge in Südostasien aufsuchten. Der überwiegende Teil kommt allerdings inzwischen ins Land und erklärt erst nach der Ankunft, politischer Flüchtling zu sein.

Während der 1990er-Jahre kam eine große Zahl von Immigranten aus Hongkong, das 1997 von der Volksrepublik China übernommen wurde. Sie kamen vor allem nach Vancouver, das den spöttischen Beinamen Hongcouver erhielt, und nach Toronto.

Die kanadische Regierung hatte ein Ziel von 220.000 Immigranten oder rund 1 % der Bevölkerung vorgegeben. Das Immigrationsprogramm wurde zuletzt 2008 überarbeitet.130

Stille Revolution und Unabhängigkeitsbewegung in Québec

Flagge der Provinz Québec

Im Allgemeinen gewannen in dieser Phase die Provinzen wieder an Einfluss gegenüber der Bundesregierung. Sie investierten wieder mehr in Verwaltung und Steuerung als Ottawa, dessen Anteil an den Regierungsausgaben 1952 noch bei 63 % gelegen hatte, 1965 hingegen nur noch bei 47 %. Dennoch floss der überwiegende Teil der Steuereinnahmen nach Ottawa. Gleichzeitig stieg der Anteil der von Ottawa finanzierten Provinzausgaben von unter 10 % im Jahr 1956 auf knapp 27 % im Jahr 1960.

Québec wehrte sich gegen die damit verbundenen Vorgaben. Es blockierte ein Bundesprogramm für Bildung, Wohlfahrt und Gesundheit, und erlangte die Zuschüsse 1951/52 ohne Vorgaben. 1960 verlangte Québec dennoch, Kosten und Verwaltung selbst zu übernehmen, und verlangte einen höheren Anteil an den Einkommenssteuern.

Die Provinz Québec erlebte von 1960 bis 1966 einen gesellschaftlichen Umbruch, der als Stille Revolution bezeichnet wird. Die Liberalen stürzten die konservative Regierung der Union Nationale. Die Regierung des Premierministers Jean Lesage, dessen Motto „Herr im eigenen Haus‟ (maître chez nous) lautete, und die mit „Es ist Zeit für eine Veränderung‟ angetreten war, drängte den dominierenden Einfluss der katholischen Kirche zurück. So nahm die Provinz das Bildungssystem in staatliche Hand, befreite geschiedene Frauen vom Status von Unmündigen, und es wurde ein Pensions- und Gesundheitsplan entwickelt. Die Regierung verstaatliche zudem die Energieversorgung und Hydro-Québec entstand, hinzu kamen Stahl-, Bergbau- und Ölgesellschaften. Im Norden erfolgten Zwangsumsiedlungen indianischer Stämme, die Erschließungsvorhaben im Weg standen, nomadische Gruppen wie die Innu wurden unter Druck gesetzt, um sie sesshaft zu machen. Das neue Selbstbewusstsein der Frankokanadier drückte sich darüber hinaus in einem Aufschwung der Québecer Kultur aus.131 Außerdem senkte die Regierung das Wahlalter von 21 auf 18 Jahre. Der Haushalt verdreifachte sich und stieg von 745 Millionen auf 2,1 Milliarden Dollar. In Paris, London und Washington entstanden botschaftsähnliche Einrichtungen unter dem Namen Maisons du Québec, doch bei der Aufnahme solcher Beziehungen zum Ausland bremste Ottawa. Am 5. Juni 1966 gewann die erneuerte Union Nationale wieder die Mehrheit der Sitze. Bei seinem Besuch der Expo 67 schürte Charles de Gaulle 1967 die separatistische Stimmung in der Provinz, als er vor 100.000 Québecern ausrief: „Vive le Québec libre. freie Québec!“ („Es lebe das freie Québec!“).132

Aus Protest gegen die schlechte soziale Lage der frankophonen Bevölkerung verübte die 1963 gegründete Front de libération du Québec (FLQ, Front für die Befreiung Québecs) über 200 Bombenanschläge. Selbst in Vancouver bedrohten Sympathisanten 1970 den Bürgermeister Tom Campbell.133 Pierre Vallières, der 1968 die Frankokanadier in einem Buchtitel als die „weißen Neger Amerikas‟ bezeichnet hatte, war einer ihrer führenden Köpfe. Premierminister Pierre Trudeau (Liberale Partei) bekämpfte die Terroristen mit Notstandsgesetzen und ließ 1970 während der Oktoberkrise die Armee in Montreal aufmarschieren.134

In der Stillen Revolution wurde in einem Teil der Bevölkerung der Gedanke einer Unabhängigkeit populär. 1968 bildete sich die Parti Québécois (PQ, Québecer Partei) als politischer Arm der Souveränisten, die 1976 unter ihrem Vorsitzenden René Lévesque die Provinzregierung bildete. Seine Regierung erklärte im folgenden Jahr Französisch zur alleinigen Amtssprache (→ Charta der französischen Sprache) und organisierte 1980 ein Referendum über die Unabhängigkeit der Provinz, die allerdings von 60 % der Wähler abgelehnt wurde.

Multikulturalismus, Verfassungsgesetz von 1982, Abgrenzung zu den USA

Die kanadische Flagge seit 1965

Die Veränderungen in Québec wirkten sich auch auf Bundesebene aus. Symbolisch verschwand 1965 durch die neue Nationalflagge mit dem Ahornblatt (eng. Maple Leaf, frz. Unifolié) die ältere Flagge mit der britischen Red Ensign. 1969, gut ein Jahrhundert nach der Gründung der Kanadischen Konföderation, wurde Französisch gleichberechtigt mit Englisch offizielle Landessprache (→ Zweisprachigkeit in Kanada). Diese Maßnahmen, gegen Widerstände anglophoner Kanadier durchgesetzt, sollten die frankophonen Kanadier enger an das Staatswesen binden.

Am 17. April 1982 trat das gemeinsam von Kanada und Großbritannien verabschiedete Verfassungsgesetz von 1982 in Kraft. Dieses enthält mit der Charta der Rechte und Freiheiten einen ausführlichen Grundrechtskatalog sowie detaillierte Bestimmungen, wie die Verfassung künftig zu ändern sei, und ergänzte damit den British North America Act von 1867, der neu Constitution Act 1867 heißt, und wie bisher den staatsrechtlichen Aufbau des Landes ordnet. Mit dem Verfassungsgesetz von 1982 verzichtete das britische Parlament im Übrigen auf sein Recht, für Kanada Gesetze zu erlassen, womit die letzten Reste der Abhängigkeit von Großbritannien beseitigt waren. Diese Verfassung machte den Multikulturalismus zum Staatsprinzip.135 Er sollte die Aufnahme der in jüngerer Zeit eingewanderten Kanadier erleichtern.

Bilingualismus und Multikulturalismus verdanken die Kanadier dem liberalen Premierminister Pierre Trudeau (1968-1979). Er bemühte sich darum, Kanada auf der internationalen Bühne stärker zur Geltung zu bringen. Als Gegner des Vietnamkriegs und Verfechter guter Beziehungen zu Kuba brüskierte er die Vereinigten Staaten. Zudem war er auf kulturelle Eigenständigkeit gegenüber den USA bedacht und förderte gezielt die kanadische Kultur im Sinne der Dualität von franko- und anglophoner Bevölkerung.

Seit den 1980er-Jahren

Politische Annäherung an die USA, Freihandelsabkommen

Nach den Parlamentswahlen von 1984 wurde der Anglo-Québecer und Konservative Brian Mulroney Premierminister. Seine Politik der Annäherung an die USA gipfelte - nach seiner Amtszeit - Anfang 1994 im Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA), das Kanada, die USA und Mexiko in einer Freihandelszone verband. Schon 1989 kamen die ersten Schritte zu einem entsprechenden Abkommen mit den USA zustande. So wurden Abgaben reduziert und ein Schlichtungsprozess implementiert, der Kanada Einfluss auf informelle Beschränkungen des Handels einräumte, wie etwa bürokratische Hürden oder manipulierte Ausschreibungen.

Separatismus in Québec, gescheiterte Referenden

Der Meech Lake Accord (Accord du Lac Meech) von 1987 sollte die Québecer durch die Festschreibung einer eigenen Québecer Gesellschaft (distinct society/ société distincte) innerhalb des Bundesstaates enger an das Staatswesen binden und souveränistische Tendenzen in Québec schwächen. Das Abkommen scheiterte allerdings am Widerstand der Parlamente in Manitoba und Neufundland. Als 1991 eine Mehrwertsteuer in Höhe von sieben Prozent eingeführt wurde, sank Mulroneys Popularität, was 1993 zu seinem Rücktritt führte.

Jean Chrétien von der zentristischen Liberalen Partei gewann die Parlamentswahlen von 1993 mit dem Versprechen, die Mehrwertsteuer abzuschaffen. Dieses Wahlversprechen wurde jedoch unter Verweis auf die schlechte Wirtschaftslage nicht umgesetzt. Bis 1995 konnte Kanada immerhin als einziges G7-Land einen ausgeglichenen Staatshaushalt vorweisen. 1995 führte die Parti Québécois, durch die Ablehnung des Meech Lake Accord beflügelt, ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit durch. Beim Québec-Referendum von 1995 votierte nur eine knappe Mehrheit von 50,6 % gegen die Loslösung von Kanada.

1998 entschied der Oberste Gerichtshof, dass eine Provinz sich nicht einseitig für unabhängig erklären könne (→ Reference re Secession of Quebec). Dieser Bescheid ist jedoch nicht bindend, einem solchen wurde aber auch noch nie widersprochen. Daher versuchte man im Clarity Act vom 15. März 2000 festzulegen, unter welchen Bedingungen die Bundesregierung gegebenenfalls in Verhandlungen eintreten könne. Weiterhin haben die Provinzen ein Anrecht auf Referenden über die Separationsfrage, doch sind sie nur bei einer „relevanten‟ Mehrheit eine Aufforderung zu Verhandlungen, bei denen alle Premierminister der Provinzen und die Bundesregierung hinzugezogen werden müssen. Außerdem muss die Verfassung gegebenenfalls geändert werden.136 Die Regierung stellte am 27. November 2006 fest, dass sie Québec als „Nation innerhalb eines geeinten Kanadas‟ anerkenne, dass aber dessen Einheit nicht in Frage gestellt werden könne.

Distanz zur US-Außenpolitik und erneute Anlehnung an die USA

2003 übernahm Paul Martin die Regierung. Seine Liberale Partei wurde durch einen Sponsoren-Skandal aus der Regierungszeit Chrétiens schwer belastet und verlor bei den Parlamentswahlen 2004 die Mehrheit. In der Folge regierte Martin mit einer Minderheitsregierung, die sporadisch von der Neuen Demokratischen Partei unterstützt wurde. Außenpolitisch ging Martin auf Distanz zu den USA, indem er keine Truppen in den Irakkrieg schickte und die Beteiligung am militärischen Abwehrschirm der USA (National Missile Defense) verweigerte.

Premierminister Stephen Harper (2006-)

Bei vorgezogenen Neuwahlen nach einem Misstrauensvotum siegten am 22. Januar 2006 die Konservativen unter Stephen Harper, der versprach, schärfer gegen Korruption und Kriminalität vorzugehen. Außenpolitisch lehnte er sich an die USA an und öffnete den kanadischen Kapital- und Arbeitsmarkt noch weiter in diese Richtung. Eine parlamentarische Untersuchungskommission stellte 2011 fest, dass Harpers Regierung dem Parlament mehrfach wichtige Informationen vorenthalten hatte, daher verweigerten die Oppositionsparteien am 25. März 2011 ihre Zustimmung zum Budget und ein Misstrauensvotum erzwang erneut Neuwahlen, die am 2. Mai 2011 stattfanden.136b Gemäß einem 2006 verabschiedeten Gesetz beträgt die Dauer der Legislaturperiode vier Jahre. Zuvor konnte der Premierminister den Wahltermin nach Belieben festsetzen, doch musste eine Neuwahl spätestens nach fünf Jahren erfolgen. In der Regel wird der Vorsitzende jener Partei, die die zweitmeisten Sitze hält, zum Führer der „offiziellen Opposition“. Dies ist seit dem 2. Mai 2011 Jack Layton von der Neuen Demokratischen Partei. Weitere im Parlament vertretene Parteien werden als „Drittparteien“ bezeichnet. Es sind dies die Liberale Partei, der Bloc Québécois und die Grüne Partei.

Schaffung von Nunavut, Partizipation indigener Gruppen

1999 wurde mit Nunavut das erste kanadische Territorium mit mehrheitlich indigener Bevölkerung geschaffen. Die Volkszählung von 2006 erfasste 1.172.790 Ureinwohner (aboriginals) oder Angehörige der First Peoples), also 3,8 % der Gesamtbevölkerung. Der überwiegende Teil gehört zu den Indianern, die in Kanada als First Nations bezeichnet werden. Die meisten leben in British Columbia und Ontario. Es bestehen zwar Verträge, doch schwelen zahlreiche Konflikte137 um Land, Rodungsgebiete und den Abbau von Rohstoffen, vor allem mit den Regierungsbehörden der Provinzen. Dies wiederum hängt damit zusammen, dass sich die Provinzen im Bereich der Rohstoffgewinnung Vorrechte vor der Bundesregierung erstritten haben. Seit 2001 kommen erste Verträge zwischen British Columbia und der kanadischen Regierung auf der einen Seite und First Nations auf der anderen zustande, die bisher ohne Vertrag waren. Die meisten Gruppen im Norden (Yukon, Nordwest-Territorien) haben ab 1997 Verträge abgeschlossen, die ihnen Partizipationsrechte einräumen. Im Juni 2008 entschuldigte sich Premierminister Harper bei den Ureinwohnern des Landes für das Internatssystem und seine Folgen, allen voran die Zwangsassimilation.

Beteiligung am Afghanistankrieg (2001-2011/14)

Canadian soldiers in Afghanistan
Kanadische Soldaten in Afghanistan im Rahmen der Operation Cherokee Sky, die im Juli 2002 stattfand

Ab Oktober 2001 beteiligte sich die kanadische Armee an dem von den USA geführten Krieg in Afghanistan, einem Land mit fast genau der gleichen Einwohnerzahl wie Kanada. Von Februar bis Juli 2002 nahmen 850 Soldaten an der US-Operation Enduring Freedom teil. Im September 2003 eröffnete die kanadische Botschaft in Kabul, wo die Armee versuchte, Aufbauarbeit zu leisten (Operation Athena). 2005 wurde die Armee für den Raum Kandahar zuständig, wo 2.250 Mann stationiert wurden. Danach stieg die Zahl der Toten schnell an. 2002-05 kamen 8 kanadische Soldaten ums Leben, 2006 waren es 36, im folgenden Jahr 30, 2008 waren es 32. Zu den 108 Toten bis Februar 2009 kamen 360 Verletzte. Das Parlament beschloss 2009, die Armee mindestens bis 2011 im Lande zu lassen. Die Zahl der Toten stieg bis Ende November 2009 auf 133.138139140 Bis zum 31. Oktober 2011 zählte man 158 tote Soldaten und 4 Zivilisten141, dazu mehr als 2000 Verletzte. Unter den Zivilisten war die Journalistin Michelle Lang vom Calgary Herald. Von den Soldaten starben 16 im Jahr 2010, weitere 4 im Jahr 2011; 123 im Kampfgeschehen, 7 durch Eigenbeschuss (friendly fire), mindesttens einer durch Selbstmord, 22 allein durch Unfälle. Insgesamt waren über 2.500 Soldaten der Verbündeten, davon allein 1.658 Amerikaner (15. September 2011), und eine nicht einmal entfernt bekannte Zahl von Afghanen ums Leben gekommen. Die Zahl der getöteten Amerikaner stieg bis zum 31. März 2012 auf 1.924, auch 53 Deutsche kamen ums Leben. Insgesamt wurden bis zum 3. November 2012 über 3.100 Tote aus 29 Staaten gezählt, davon 2.149 Amerikaner, 437 Briten, 158 Kanadier, 86 Franzosen, 53 Deutsche und 42 Dänen sowie 39 Australier und 35 Polen. Bis zum 22. Februar 2013 stiegen die Zahlen auf 2.178 (USA), 440 (Großbritannien), 43 (Dänemark), 36 (Polen). Kanada ist nicht mehr am Krieg beteiligt, alle anderen genannten Länder hatten keine weiteren Verluste mehr zu verzeichnen.142 Am 29. Juli 2014 lagen die Zahlen bei 2.338 (USA), 453 (Großbritannien), 86 (Frankreich), 54 (Deutschland), 48 (Italien).

Nach Angaben der ISAF befanden sich Anfang Dezember 2009 genau 2.830 kanadische Soldaten in Afghanistan. Das bei Kandahar gelegene Tal von Arghandāb konnten diese Kräfte Ende 2009 nur mit amerikanischer Unterstützung von den Taliban zurückerobern. Im Juli 2010 überließen die kanadischen Truppen Kandahar nach vier Jahren den Amerikanern.143 Wie Premierminister Harper im September 2008 angekündigt hatte, sollte Kanada seine Truppen bis 2011 gänzlich abziehen.143a Eine 1500 Mann starke Übergangseinheit sollte noch bis Dezember in Kandahar bleiben, ab Ende 2011 sollte nur noch eine Trainings- und Ausbildungseinheit von 950 Mann im Land bleiben.143b

Wirtschaftskrise ab 2007

Die schwere Wirtschaftskrise ab Mitte 2007 traf die Wirtschaft trotz der engen Verflechtung mit den hauptsächlich betroffenen USA mit einiger Verzögerung. Erste Anzeichen gab es jedoch bereits 2006. Noch 2008 stieg der Ölpreis in noch nie gesehene Höhen, so dass sich die Einkommen und die Staatseinnahmen vor allem in Alberta kurzzeitig drastisch erhöhten. Doch mit dem Einbruch der Finanzindustrie in Toronto, des Immobilienmarktes in den meisten Großstädten und dem Absturz des Ölpreises um zeitweise über 75 % stieg die Arbeitslosigkeit von September 2007 bis August 2009 von 5,9 auf 8,7 %, und stagnierte bis Mai 2010 um 8,1 bis 8,5 %.144 Auch andere Rohstoffindustrien wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen, ähnliches gilt für die Auto- und deren Zulieferindustrie, die stark von den US-Konzernen abhängt. Die Rohstoffpreise stiegen 2010 wieder stark an, ebenso die Staatsverschuldung. Von Februar 2009 bis Mai 2010 lag die Arbeitslosenquote mit Ausnahme eines Monats über 8 %, erstmals im Juni 2010 unterschritt sie wieder diese Marke, im August 2012 lag sie bei 7,3 %.144a

Archive und Museen, Editionen, Publikationen und das Internet

Die kanadische Regierung verfolgt explizit das Ziel, möglichst viele Quellen sowie wissenschaftliche Literatur über das Internet verfügbar zu machen. Daher ist dieses Medium für die historischen Wissenschaften von erheblicher Bedeutung. Eine der Ursachen liegt in den großen Entfernungen zwischen den Archiven, Bibliotheken und sonstigen für die Forschung relevanten Einrichtungen. Hinzu kommt, dass ein erheblicher Teil der Bestände in den Archiven der ehemaligen Kolonialmächte liegt, vor allem in London und Paris, aber auch in Madrid, manches, wie der Codex canadiensis liegt in den USA. Ähnliches gilt für die Sekundärliteratur, denn ein großer Teil der akademischen Qualifikationsarbeiten, wie Dissertationen, ist nicht verfügbar.

Für die voreuropäische Geschichte und die ethnohistorische sowie ethnologische Arbeit ist neben der Erforschung und Dokumentation der extensiven mündlichen Überlieferung die Archäologie von größter Bedeutung. Hinzu kommen systematische Forschungen an Bearbeitungsspuren, wie etwa an Bäumen (Culturally Modified Trees), die vor allem an der Westküste als „CMT-Archives‟ bezeichnet werden.

Eine Einführung in die Sekundärliteratur und in Ressourcen, die über das Internet verfügbar sind, bietet Canadian Studies: A Guide to the Sources von John D. Blackwell und Laurie Stanley-Blackwell. Für die historischen Wissenschaften ist besonders Directory of Online Canadian History Publications, Journals, Databases, & Exhibits zu nennen. Einen Zugang zu den Quellen bietet Canadiana.org, ein Publikationsmedium, zu dem sich fast alle Institutionen zusammengeschlossen haben, die über Forschungsstellen und Archivalien verfügen. Zu diesen zählen vor allem die Bibliothèque et Archives nationales du Québec, die Canadian Association of Research Libraries, Library and Archives Canada sowie die wichtigsten Universitäten.

Die bedeutendsten Quellenbestände zur Kolonialgeschichte befinden sich (neben den entsprechenden europäischen Hauptarchiven) mit dem Archiv der Hudson's Bay Company in Winnipeg, dazu kommen umfangreiche Bestände in den Hauptstädten der Provinzen, vor allem in Victoria, in Montreal, Toronto und Québec. Außerhalb Kanadas sind für die Geschichte der First Nations die Smithsonian Institution und das National Museum of the American Indian von Bedeutung.

Hinzu kommen mehr als 3.000 Museen145, von denen viele Forschungsabteilungen unterhalten. Das Hauptmuseum ist das Canadian Museum of Civilization in der Nähe von Ottawa, in den Provinzen ragen die Zentralmuseen, wie das von Toronto, Edmonton und Victoria heraus. Bei den Stadtmuseen ist das in Vancouver eines der bedeutendsten, hinzu kommen zahlreiche Territorial- und Ortsmuseen (etwa das MacBride Museum of Yukon History) sowie thematisch spezialisierte Museen, wie das anthropologische bzw. völkerkundliche Museum in Vancouver, das Canadian Canoe Museum, das Canadian Railway Museum, das Museum für Landwirtschaft in Ottawa146 oder das Canadian War Museum. Der einfachste Museumstyp ist der des Interpretive centre, wie etwa das Tagé Cho Hudän Interpretive Centre in Carmacks im Yukon. Diese Zentren bieten lokale Artefakte und mitunter aufwändige didaktische Materialien. Sie sind in abgelegenen Gegenden oftmals der einzige Zugang zur Lokalgeschichte. Große Bedeutung für die Regionalgeschichte haben zudem die Regionalarchive und -museen, wie die Nicola Valley Museum and Archives.

Dabei gilt für die Museen das gleiche wie für die Archive, denn auch hier werden so genannte Virtual Exhibitions, also Ausstellungen, die über das Internet aufgerufen werden können, stark gefördert (Virtual Museum of Canada). Insgesamt boten im Jahr 2003 alle heritage institutions zusammen fast 11.000 Vollzeit- und rund 15.000 Teilzeitarbeitsplätze; hinzu kommen knapp 50.000 volunteers, also ehrenamtlich Beschäftigte. Rund 60 Millionen Besucher brachten dabei rund 130 Millionen Dollar ein, Mitglieder weitere 16 Millionen.147

Historiographie

Einige Hauptdebatten beherrschten die Historiographie Kanadas.148 Zu ihnen gehört die 1893 aufgestellte Frontier-These von Frederick Jackson Turner.149 Als West beyond the West wurde die Region am Pazifik von Jean Barman bezeichnet, der die Verbindungen Richtung Osten als äußerst schwach und spät einsetzend bezeichnete, und eher die Verbindungen nach Norden und Süden betonte, also vor allem die Rolle des verbindenden Pazifiks und damit der Schifffahrt in dem zerklüfteten und durch die Rocky Mountains abgeschotteten Land, das einen völlig anderen Charakter aufweist, als die Prärieprovinzen.150

Der Historiker Harold Innis, ca. 1930

Die ökonomisch ausgerichtete These von Harold Innis, der sich um die Unabhängigkeit der Forschung und ihre Befreiung von britischer und amerikanischer Dominanz verdient machte -, nach der der Rohstoffhandel die eigentliche Dominante war (staples theory), gab der Wirtschaft eine starke Integrationsrolle.151 Er ging davon aus, dass eine Sequenz von Rohstoffen, beginnend mit Kabeljau und Pelzen im 16. und 17. Jahrhundert, sich durch die gesamte kanadische Geschichte zieht und diese integriert. Diese Ausbeutung natürlicher Ressourcen war geradezu die Raison d'être für die nicht-indigene Expansion und Besiedlung. Dennoch betonte er erstmals die zentrale Rolle der Indigenen in der Pelzökonomie.

Eine weitere These, die Laurentian thesis von Donald Grant Creighton, der zufolge die Integration des Raumes durch die Angehörigen der North West Company erfolgte und eine Ausrichtung über den Sankt-Lorenz-Strom von Ost nach West erfolgte, führte zu ähnlich heftigen Debatten.152 Dabei stellte sich heraus, dass die Integrationskraft des Pelzhandels lange überschätzt, die der Transportmittel lange unterschätzt wurde. Diese Transportmittel, insbesondere die Eisenbahn, wurden jedoch bald als gezielte Unternehmungen des britischen Imperiums erkannt.

Eine weitere Hypothese, die weder der Rohstoff-, noch der Frontier- oder British-Empire-These folgte, war die metropolitan thesis. Sie wurde bereits von D. C. Masters (The Rise of Toronto, 1850-1890, 1947) erprobt, vor allem aber von J. M. S. Careless (1919-2009) geführt (Canadian Historical Review, 1954). Sie sah als überregionalen Integrationsfaktor die Metropolen, die stark auf ihre „hinterlands‟ einwirkten. Dies galt vor allem für die ökonomische Entwicklung, bei der Careless eine Abfolge von Entwicklungsstufen sah.

Insgesamt darf die Bindung an Großbritannien nicht unterschätzt werden. Der Drang nach zentraler staatlicher Gewalt und das Misstrauen gegenüber starken lokalen Gewalten, die britische Klassengesellschaft mit ihrer binnenkulturellen Differenzierung entsprachen dieser Haltung. Zudem hielten sie sich von den verachteten Amerikanern fern, die sie zugleich fürchteten. Ebenso lehnte sie die Integration der voreuropäischen Kulturen, die ja, wenn auch verändert, überwiegend fortbestanden, lange ab - manche propagierten im Gegenteil ihre Vernichtung im Namen der Integration.

Die Ethnohistorie hat aufzeigen können, dass die vorkoloniale Integration des Raumes erheblich stärker war, als lange angenommen. Dabei spielten Schenkökonomie und Tauschhandel, aber auch die Jagd auf die großen Tierherden eine erhebliche Rolle. Darüber hinaus wäre den wenigen tausend Siedlern bis ins 19. Jahrhundert hinein die Integration des Riesengebiets ohne die beweglichen Strukturen der Ureinwohner nicht möglich gewesen, die ihrerseits im Osten ab dem beginnenden 17. Jahrhundert, im Westen ab 1772 schweren Epidemien zum Opfer fielen. Bis dahin, und gelegentlich noch heute, förderte das Abgrenzungsbedürfnis der Euro-Kanadier gegenüber den vorhandenen Kulturen die massive Betonung der europäischen Wurzeln. Diese Betonung weicht zunehmend einer Integration der indigenen Kulturen in die Geschichtsschreibung. Die in der Abwehr der Expansion des südlichen Nachbarn wurzelnde Akzeptanz der sprachlichen und kulturellen Vielfalt Kanadas - zunächst gegenüber den Frankophonen - führte darüber hinaus zu umfangreichen Studien zu den zahlreichen nichtindigenen Ethnien des Landes, denen allerdings noch eine Synthese fehlt. Dieses Desiderat ist umso dringlicher, als die Zuwanderung nach Kanada weiterhin anhält und die indigene Bevölkerung erheblicher jünger ist, als die aus europäischen Wurzeln stammende.

Literatur

Quellenedition

Externe Links

Anmerkungen

  1. 1 ↑ Als Geschichte Kanadas auch die Ur- und Frühgeschichte zu begreifen hat sich sowohl im wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Bereich, als auch im didaktischen durchgesetzt. Vgl. zuletzt: David J. Meltzer: First Peoples in a New World: Colonizing Ice Age America, University of California Press 2009 oder R. Douglas Francis, Richard Jones, Donald B. Smith: Journeys: A History of Canada, Nelson Education Limited 2010.
  2. 2 ↑ In Nordamerika wird die letzte Eiszeit, die vor rund 80 bis 100.000 Jahren begann, als Wisconsin glaciation bezeichnet. Diese ist wiederum von drei Phasen größter Ausbreitung der Vereisung gekennzeichnet (Tahoe, Tenaya und Tioga), von denen die letzte um 28.000 bis 8.000 v. Chr. andauerte. Vgl. Cascades Volcano Observatory. Ice Sheets and Glaciations.
  3. 3 ↑ Die älteste Karte, in der „Canada‟ erscheint, fertigte Nicolas Vallard 1547 an.
  4. 4 ↑ Die Karte findet sich hier online.
  5. 5 ↑ Vgl. Mitochondrial Population Genomics Supports a Single Pre-Clovis Origin with a Coastal Route for the Peopling of the Americas, in: The American Journal of Human Genetics 82/3 (3. März 2008) 583-592 bzw. Renée Hetherington, Andrew J. Weaver, Álvaro Montenegro: Climate and the migration of early peoples into the Americas, Geological Society of America Special Papers 2007, 113-132.
  6. 6a ↑ Norman Alexander Easton, Glen R. MacKay, Peter Schnurr, Patricia Bernice Young, Christopher Baker: The Little John Site (KdVo-6): A Late Glacial Multi-Component (Nenana - Denali Complex) Site in the Far Southwest of Yukon Territory, Canada, Current Research in the Pleistocene 24 (2007) 15-17.
  7. 6 ↑ Distinctive Paleo-Indian Migration Routes from Beringia Marked by Two Rare mtDNA Haplogroups, in: Current Biology 19 (13. Januar 2009), 1-8, Vorabdruck. (PDF, 692 kB)
  8. 7 ↑Jonathan C. Driver: Raven skeletons from Paleoindian contexts, Charlie Lake Cave, British Columbia, in: American Antiquity 64,2 (1999)289–298.
  9. 8 ↑ Claude Chapdelaine: Présences autochtone de l'âge glaciaire à aujoud'hui Des chasseurs de la fin de l'âge glaciaire dans la région du lac Mégantic: découverte des premières pointes à cannelure au Québec, in: Recherches amérindiennes au Québec 30 (2004).
  10. 9 ↑ Vgl. Timothy H. Heaton: On Your Knees Cave, 2002.
  11. 10 ↑ Der Ausdruck plano peoples, der bereits die Existenz festgefügter Völker suggeriert, wird hier durch Leute wiedergegeben. Vgl. M.A.T.R.I.X, North American Archaeology, Peoples of the ancient Great Plains.
  12. 11 ↑ D. Bruce Dickson: The atlatl assessed: A review of recent anthropological approaches to prehistoric North American weaponry, in: Bulletin of the Texas Archaeological Society 56 (1985) 1-36.
  13. 12 ↑ William A. Haviland, Marjory W. Power: The original Vermonters. Native Inhabitants, Past and Present, Trustees of the University of Vermont 1994, S. 40.
  14. 13 ↑ Die älteste Fundstätte ist L'Anse Amour, ein Grab aus der Zeit um 5500 v. Chr.
  15. 14 ↑ Brian Kooyman, Jane Kelley: Archaeology on the Edge. New Perspectives from the Northern Plains, University of Calgary Press 2004.
  16. 15 ↑ Grundlegend: Timothy G. Baugh, Jonathon E. Ericson: Prehistoric Exchange Systems in North America, New York: Plenum Press 1994.
  17. 16 ↑ Zur Frühgeschichte Manitobas: Brian Schwimmer, Virginia Petch, Linda Larcombe: Palaeo Period. 10.000 to 6.000 BC. The Arrival of the Big Game Hunters, 1998.
  18. 16a ↑ Zu Pferden in Nordamerika vgl.: Jaco Weinstock, Eske Willerslev, Andrei Sher, Wenfei Tong, Simon Y.W Ho, Dan Rubenstein, John Storer, James Burns, Larry Martin, Claudio Bravi, Alfredo Prieto, Duane Froese, Eric Scott, Lai Xulong, Alan Cooper: Evolution, Systematics, and Phylogeography of Pleistocene Horses in the New World: A Molecular Perspective, 2005.
  19. 17 ↑ Susan R. Martin: Wonderful power: the story of ancient copper working in the Lake Superior Basin, Detroit: Wayne State University Press 1999, S. 143. Ähnlich sieht es in Wisconsin aus: Early Cultures: Pre-European Peoples of Wisconsin. Old Copper Culture, Hg. Mississippi Valley Archaeology Center., oder in Ohio: Hopewell Copper Artifacts, Hg. Ohio Historical Society. Da in der größten Lagerstätte der Welt für elementares Kupfer das Metall nicht aus Erz gewonnen werden musste, entwickelte sich keine entsprechende Technologie.
  20. 18 ↑ A History of the Native People of Canada, Early Plateau Culture (Précis, Chapter 10).
  21. 19 ↑ Zur Bear Cove vgl. Catherine Carlson: The early component at Bear Cove, in: Canadian Journal of Archaeology 3 (1979) 177-194; R. J. Hebda: Late glacial and postglacial vegetation history at Bear Cove Bog, northeast Vancouver Island, British Columbia, in: Canadian Journal of Botany 61 (1983) 3172-3192 und C. Carlson: The Bear Cove Fauna and the Subsistence History of Northwest Coast Maritime Culture, in: Archaeology of British Columbia. Essays in Honor of Professor Philip M. Hobler, Hg. R. L. Carlson, Archaeology Press, Simon Fraser University 2003, 65-86.
  22. 19c ↑ Dies konnten Wissenschaftler im National Oceanography Centre, Southampton (NOCS) nachweisen (vgl. Meeresspiegel stieg in Sprüngen. Abrupte Phasen schnellen Anstiegs nach der letzten Eiszeit belegt, in: scinexx. Das Wissensmagazin, 6. Dezember 2010).
  23. 20 ↑ Vgl. Obsidan from Mount Edziza, vom Royal British Columbia Museum. Auf weiträumigen Obsidianhandel deutet bereits der älteste Fund bei den Tlingit hin, die spätestens 8.300 v. Chr. Obsidian besaßen (vgl. Forest Service returns ancient remains of Native American to Tlingit tribes in Alaska, in: The Seattle Times, 20. Oktober 2007).
  24. 21 ↑ John H. Blitz, Adoption of the Bow in Prehistoric North America, in: North American Archaeologist 9/2 (1988) 123-145.
  25. 22 ↑ Newfoundland and Labrador Heritage. Maritime Archaic Tradition.
  26. 23 ↑ Einer der ältesten Belege für domestizierte Hunde in Nordamerika stammt aus dem Illinois-Flusstal und ist 8.500 Jahre alt. Noch älter, wohl 10.000 Jahre, ist allerdings ein Fund in der Danger Cave in Utah (Darcy F. Morey/Michael D. Wiant: Early Holocene Domestic Dog Burials From the North American Midwest, in: Current Anthropology 33/2 (April 1992) 224-229 und Robert Lee Hotz: Those New Tricks Came From Old Dogs, in: Los Angeles Times, 22. November 2002).
  27. 24 ↑ Zuletzt: Thomas E. Emerson, Dale L. McElrath, Andrew C. Fortier: Archaic Societies: Diversity and Complexity Across the Midcontinent, State University of New York 2009.
  28. 25 ↑ Brian Lewis, Katzie heritage site being bulldozed for bridge. Only three per cent of artifacts have been recovered so far, in: The Province, 22. Juni 2008.
  29. 26 ↑ Nach E. O. Randall: Serpent Mound Adams County, Ohio, Kessinger Pub Co. 2003, S. 115. Aufgenommen 1907.
  30. 27 ↑ E. O. Randall: Serpent Mound Adams County, Ohio, 2. Auflage 1907, Nachdruck 2003. „Weiße Wilde‟ (white savages) hatten zu seinem Unmut bereits nach Schätzen oder Schädeln gesucht.
  31. 28 ↑ Z. B. Keatly Creek Site 20 km oberhalb von Lillooet: Keatly Creek a look into the past, Simon Fraser University 1996.
  32. 29 ↑ F. H. West (Hg.): American Beginnings: The Prehistory and Paleoecolgy of Beringia, The University of Chicago Press, Chicago 1996.
  33. 30 ↑ Guy E. Gibbon, Kenneth M. Ames: Archaeology of Prehistoric Native America: an Encyclopedia, 1998, S. 426f.
  34. 31 ↑ F. Donald Logan: The Vikings in history, 3. Auflage 2005, S. 76.
  35. 31a ↑ João Fernandes. In: Dictionary of Canadian Biography. Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  36. 32 ↑ Corte-Real, Gaspar, in: Dictionary of Canadian Biography online.
  37. 33 ↑ Tadoussac Canadian Encyclopedia.
  38. 34 ↑ Basque whaling in Newfoundland.
  39. 35 ↑ Basque Whaling in Red Bay, Labrador. Eines der Schiffe, die San Juan, sank 1565 im Hafen.
  40. 36 ↑ Peter Pope: The Many Landfalls of John Cabot, Toronto 1997.
  41. 37 ↑ Voyage de J. Cartier au Canada im Projekt Gutenberg.
  42. 38 ↑ James F. Pendergast, Claude Chapdelaine, J. V. Wright: Essays in St. Lawrence Iroquoian Archaeology, Dundas, Ontario: Copetown Press, 1993.
  43. 39 ↑ Samuel de Champlain. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  44. 40 ↑ Bruce G. Trigger: The Children of Aataentsic: A History of the Huron People to 1660, McGill-Queen's University Press 1976, Nachdruck 1987.
  45. 41 ↑ Jacques Cartier. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  46. 42 ↑ Nach Roy Dalton: The Jesuit Estates Question 1760-88, University of Toronto Press, 1968, S. 60.
  47. 43 ↑ Über ihn ist kaum etwas bekannt, außer dass er bereits 1636 nach Frankreich zurückkehrte. Ob Laviolette sein Name war, oder wie sein Vorname lautete, ist ebenfalls unbekannt (Laviolette).
  48. 44 ↑ The Canadian Encyclopedia, Trois-Rivières.
  49. 45 ↑ Multicultural Canada, Iroquians.
  50. 46 ↑ Martin Frobisher. In: Dictionary of Canadian Biography. Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  51. 47 ↑ John Davis. In: Dictionary of Canadian Biography. Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  52. 48 ↑ William Baffin. In: Dictionary of Canadian Biography. Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  53. 49 ↑ Thomas James. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  54. 50 ↑ Luke Fox. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  55. 51 ↑ Henry Hudson. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  56. 52 ↑ H. J. J. B. Chouinard (Honoré Julien Jean Baptiste): Paul de Chomedey de, Sieur de Maisonneuve, Fondateur de Montréal, Montreal 1882 (online).
  57. 53 ↑ Zu diesen coureurs des bois vgl. Les coureurs des bois, Website des Canadian Museum of Civilization.
  58. 54 ↑ Das meldete im Januar der Sekretär Jean-Baptiste Patoulet an den Intendant Jean Talon.
  59. 55 ↑ Carolyn Podruchny: Making the Voyageur World: Travelers and Traders in the North American Fur Trade, Toronto: University of Toronto Press 2006, S. 4.
  60. 56 ↑ Pierre-Esprit Radisson. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  61. 57 ↑ Frontenac. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  62. 58 ↑ Pierre Gaultier de Varennes et de la Vérendrye. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  63. 59 ↑ Auchagah. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  64. 60 ↑ Regis Roy, Gérard Malchelosse: Le régiment de Carignan. Son organisation et son expédition au Canada (1665-1668), Montréal 1925 und Jack Verney: The Good Regiment. The Carignan-Salières Regiment in Canada, 1665-1668, Montréal 1991, S. 92-107. Danach kehrten 350 Soldaten nach Frankreich zurück, 400 starben während Courcelles Expeditionen, weitere 350 an Krankheiten.
  65. 61 ↑ Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung Kanadas finden sich hier (Estimated population of Canada, 1605 to present).
  66. 62 ↑ Sie trafen die Pocken in den Jahren 1639 bis 1641, wobei sich nach Angaben von Jerôme Lâlemant an Richelieu ihre Zahl von 30.000 auf 10.000 reduzierte (Franz-Joseph Post: Schamanen und Missionare: katholische Mission und indigene Spiritualität in Nouvelle France, Münster: LIT 1997, S. 146).
  67. 63 ↑ Erie History.
  68. 64 ↑ Louise Deschêne: Le peuple, l'état et la guerre au Canada sous le régime français, Montreal: Boréal 2008, S. 162f.
  69. 65 ↑ Vgl. Liste der französischen Forts in Nordamerika.
  70. 66 ↑ Vgl. Canada's Playing Card Money. A historical parabola on inflation and deficit spending.
  71. 67 ↑ Dies und das Folgende nach: Michel Bégon de la Picardière. In: Dictionary of Canadian Biography, Toronto 1979ff. (englisch, französisch).
  72. 68 ↑ Der Text dieses Gesetzes findet sich hier: The Quebec Act, 1774, The Solon Law Archive. Canadian Constitutional Documents.
  73. 69 ↑ Canadian Encyclopedia, Quebec Act.
  74. 70 ↑ David Ammerman: In the Common Cause: American Response to the Coercive Acts of 1774, New York: Norton, 1974.
  75. 71 ↑ Vgl. Jeffrey Amherst's letters discussing germ warfare against American Indians.
  76. 72 ↑ Brendan Morrissey: Quebec 1775: The American invasion of Canada, Osprey Publishing 2003.
  77. 73 ↑ Ausgabe des Constitutional Act of the Province of Lower Canada, Montreal 1828.
  78. 74 ↑ Eine Gesamtdarstellung, die die mündliche und archäologische Überlieferung mit der historischen verbindet, steht noch aus. Zur Komplexität und Nachhaltigkeit der Traumatisierung und zu Heilungsansätzen vgl. Cynthia C. Wesley-Esquimaux und Magdalena Smolewski: Historic Trauma and Aboriginal Healing, The Aboriginal Healing Foundation Research Series 2004.
  79. 75 ↑ William S. Hanable: Cape Flattery Light on Tatoosh Island begins operating on December 28, 1857, 8. Juni 2004.
  80. 76 ↑ Wie sehr dieser Vorgang die Nordamerikaner bis heute beschäftigt, zeigt die Literaturliste in der englischsprachigen Wikipedia.
  81. 77 ↑ Zu den Grundlagen des Gegensatzes zwischen Kanada und den USA vgl. jüngst Jason Kaufman: The Origins of Canadian and American Political Differences, Harvard 2009. Vgl. auch Jon Latimer: 1812. War with America, 2007 (Google Books).
  82. 78 ↑ Vgl. die Darstellung von Parks Canada (The War of 1812) und die der Library of Congress (A Guide to the War of 1812).
  83. 79 ↑ Der Text des Abkommens findet sich hier: Rush-Bagot Agreement, Arhives & Collections Society.
  84. 81 ↑ Isabel Kelsay: Joseph Brant 1743-1780 Man of Two Worlds, 1984.
  85. 82 ↑ Dort leben heute die rund 8000 Mohawks of The Bay of Quinte.
  86. 83 ↑ Carl Benn: The Iroquois in the War of 1812, University of Toronto Press 1998. Als eine der wichtigsten Quellen erwies sich (The Journal of Major John Norton, Toronto: The Camplain Society 1816), eines Mohawk-Häuptlings, der 1810 bis 1816 eine der dichtesten Veteranen-Aufzeichnungen führte. Außerdem übersetzte er die Bibel.
  87. 84 ↑ Vgl. Timber Trade History, in: The Canadian Encyclopedia.
  88. 85 ↑ Hudson's Bay Company, in: The Canadian Encyclopedia und North West Company, ebenda.
  89. 86 ↑ Report on the affairs of British North America auch Durham Report (vgl. Durham Report, in: The Canadian Encyclopedia).
  90. 87 ↑ In Wikisource liegt das Manifest vor: Montreal Annexation Manifesto.
  91. 88 ↑ Es handelte sich um die Rebellion Losses Bill vom Februar/März bzw. 25. April 1849.
  92. 89 ↑ Zur Bevölkerungsstatistik Kanadas vgl. Population, Québec et Canada, 1851-2006.
  93. 90 ↑ Afua Cooper: The Hanging of Angelique: The Untold Story of Canadian Slavery and the Burning of Old Montreal, Toronto: Harper Perennial 2006. Zu schwarzen Kanadiern vgl. Black Canadians: Heritage, Culture, and Contributions, zur Literatur vgl. Karina Joan Vernon: The Black Prairies: History, Subjectivity, Writing, University of Victoria 2008.
  94. 91 ↑ 92 ↑ Blacks, in: The Canadian Encyclopedia und Black History, Archives of Ontario.
  95. 93 ↑ Der Vertragstext findet sich hier.
  96. 94 ↑ Der Vertragstext findet sich hier.
  97. 95 ↑ Manitoba Schools Question, in: The Canadian Encyclopedia.
  98. 96 ↑ Ontario Schools Question, in: The Canadian Encyclopedia.
  99. 97 ↑ New Brunswick School Question, in: The Canadian Encyclopedia.
  100. 98 ↑ North-West Schools Question, in: The Canadian Encyclopedia.
  101. 99 ↑ Canada & The South African War, 1899-1902.
  102. 100 ↑ World War I, in: The Canadian Encyclopedia.
  103. 100a ↑ Eine Liste der 22 Hingerichteten mit den dazugehörigen Vorgängen und Lebensläufen findet sich hier.
  104. 101 ↑ Conscription, in: Canadian Encyclopedia.
  105. 101a ↑ Sally Roesch Wagner: The Untold Story of The Iroquois Influence on Early Feminists.
  106. 102 ↑ Zur Verstädterung: D. M. Ray: Urban Growth and the Concept of Functional Region, in: N. H. Lithwick und G. Paquet: Urban Studies: a Canadian Perspective, Toronto 1968.
  107. 103 ↑ Labour Organization, in: The Canadian Encyclopedia.
  108. 104 ↑ Why, in 1931, Canada Chose Not to Exercise its Full Autonomy as Provided for Under the Statute of Westminster, Regierungsseite Kanadas.
  109. 105 ↑ Great Depression, in: The Canadian Encyclopedia.
  110. 106 ↑ Recession? Depression? It may depend how you count, CBC News, 9. Januar 2009.
  111. 107 ↑ John Manley: „Audacity, audacity, still more audacity‟: Tim Buck, the Party, and the People, 1932-1939.
  112. 108 ↑ a b World War II, in: The Canadian Encyclopedia.
  113. 109 ↑ Second World War Service Files: Canadian Armed Forces War Dead, Library and Archives Canada. Nach anderen Angaben waren es 1.086.343 und 42.042 Tote World War II, Canadian Encyclopedia.
  114. 110 ↑ (archive.org) Chronologie der Enteignungen und Zwangsumsiedlungen der japanischstämmigen Bürger Kanadas.
  115. 111 ↑ Ann Gomer Sunahara: The Politics of Racism: The Uprooting of Japanese Canadians during the Second World War, Ottawa 2000, S. 12.
  116. 112 ↑ Bericht der CBC vom 22. September 1988.
  117. 113 ↑ Renate Held: Kriegsgefangenschaft in Großbritannien: deutsche Soldaten des Zweiten Weltkriegs in britischem Gewahrsam, München: Oldenbourg 2008, S. 39, 235.
  118. 114 ↑ Renate Held: Kriegsgefangenschaft in Großbritannien: deutsche Soldaten des Zweiten Weltkriegs in britischem Gewahrsam, München: Oldenbourg 2008, S. 108. Ein Beitrag der CBC vom 10. November 2003 findet sich hier.
  119. 115 ↑ Wrecker's ball hovers over Ontario compound that housed top Nazi officers, in: Truro Daily News, 3. September 2009. Eine Liste der Lager findet sich bei Andrée Laprise: Coupables d'être étrangers.
  120. 116 ↑ Renate Held: Kriegsgefangenschaft in Großbritannien: deutsche Soldaten des Zweiten Weltkriegs in britischem Gewahrsam, München: Oldenbourg 2008, S. 227.
  121. 117 ↑ Nathan, Henry, in: Parliament of Canada.
  122. 118 ↑ The Virtual Jewish History Tour. Canada.
  123. 119 ↑ Timothy John Balzer: The Information Front: The Canadian Army, Public Relations, and War News during the Second World War, Diss., Victoria, BC 2009..
  124. 120 ↑ Broadcasting, Radio and Television, Canadian Encyclopedia:.
  125. 121 ↑ Newfoundland History. Newfoundland Joins Canada (1946-1949), Newfoundland and Confederation (1949), Website des Marianopolis College, Montréal.
  126. 122 ↑ Welfare State, in: The Canadian Encyclopedia. Vgl. dazu auch die Virtuelle Ausstellung des Canadian Museum of Civilization: The History of Canada's Public Pensions.
  127. 123 ↑ (archive.org, 6. Juli 2011) About Food Banks Canada.
  128. 124 ↑ Schleichende Armut - Deutschlandradio, 20. Mai 2006.
  129. 125 ↑ Korean War, in: The Canadian Encyclopedia.
  130. 126 ↑ Suez Crisis, in: The Canadian Encyclopedia.
  131. 127 ↑ Railway History, in: The Canadian Encyclopedia.
  132. 128 ↑ Trans-Canada Airlines, in: The Canadian Encyclopedia.
  133. 129 ↑ Dies und das Folgende nach Immigration, in: The Canadian Encyclopedia.
  134. 130 ↑ Canada's Immigration Program.
  135. 131 ↑ Quiet Revolution, in: The Canadian Encyclopedia.
  136. 132 ↑ Mitschnitt der Rede im Archiv der CBC.
  137. 133 ↑ FLQ sympathizers threaten B.C. mayor. Campbell war von 1967 bis 1972 Bürgermeister von Vancouver.
  138. 134 ↑ Ansprache Trudeaus vom 16. Oktober 1970.
  139. 135 ↑ Vgl. About Canada. Multiculturalism in Canada, ein Projekt des Centre for Canadian Studies an der Mount Allison University in Kooperation mit dem Canadian Heritage Canadian Studies Programme (archive.org, 29. März 2010). Einen erheblichen Anteil an der Verankerung in der kanadischen Gesellschaft hatte die Multicultural History Society of Ontario.
  140. 136 ↑ Der Clarity Act findet sich auf der Website des Justizministeriums (im November 2009 im Umbau).
  141. 136b ↑ Harper government falls in historic Commons showdown, The Globe and Mail, 25. März 2011.
  142. 137 ↑ Einen Überblick bietet Canadian Native Law Cases, das das Native Law Centre an der University of Saskatchewan 1990 bis 1991 für die Zeit von 1763 bis 1978 zusammenstellte.
  143. 138 ↑ Canadians wounded in Afghanistan top 360 in past 3 years, in: CBC News, 28. Dezember 2008.
  144. 139 ↑ Canada in Afghanistan, in: CBC News, 10. Februar 2009.
  145. 140 ↑ Neil Macdonald: The questions we are not asking, CBC News, 25. November 2009.
  146. 141 ↑ Timeline: Canadian deaths in Afghanistan, canada.com, 28. März 2011..
  147. 142 ↑ Eine Liste der Toten findet sich hier.
  148. 143 ↑ Lessons in Arghandab, CBC, 8. Dezember 2009 und Canada hands over command of Kandahar city to U.S., Sympatico News, 15. Juli 2010.
  149. 143a ↑ Canada Afghan mission 'ends 2011', BBC, 11. September 2008.
  150. 143b ↑ Gerald J. Schmitz: Canadian Policy Toward Afghanistan to 2011 and Beyond: Issues, Prospects, Options, Parliament of Canada.
  151. 144 ↑ Zu den älteren Zahlen vgl. Canadian Economy Online bei archive.org, erfasst bis Juni 2008 auf der Website der kanadischen Regierung. Die aktuellen Zahlen finden sich seit Dezember 2009 hier.
  152. 144a ↑ Monatliche Arbeitslosenzquoten seit August 2007.
  153. 145 ↑ Virtual Museum of Canada (VMC). Zu Einzelbeiträgen vgl. Kategorie:Museum in Kanada.
  154. 146 ↑ Canada Agriculture Museum/Musée de l'Agriculture du Canada.
  155. 147 ↑ Statistics Canada.
  156. 148 ↑ Zu den jüngsten Debatten vgl. Christopher Dummitt, Michael Dawson (Hg.): Contesting Clio's craft: new directions and debates in Canadian history, London: Institute for the Study of the Americas, 2009; Ted Binnema, Susan Neylan: New histories for old: changing perspectives on Canada's native pasts, Vancouver: University of British Columbia Press 2007; Tim Cook: Clio's warriors: Canadian historians and the writing of the world wars, Vancouver: University of British Columbia Press 2006; Donald Wright: The professionalization of history in English Canada, Toronto: University of Toronto Press, 2005.
  157. 149 ↑ Turners These folgte S. D. Clark: Mining Society in British Columbia and the Yukon von 1942, andere Historiker neigten eher zur Großbritannien-These (Barry M. Gough: The Character of the British Columbia Frontier, in: BC Studies 32 (Winter 1976/77) 28-40).
  158. 150 ↑ Jean Barman: The West Beyond the West: A History of British Columbia, University of Toronto, überarbeitete Auflage 1996, Nachdruck 2004.
  159. 151 ↑ Er äußerte sie vor allem in The Fur Trade in Canada: An Introduction to Canadian Economic History, 1930, Nachdruck UTP 1970.
  160. 152 ↑ Carl Berger: The Writing of Canadian History: Aspects of English-Canadian Historical Writing since 1900, 1976, 2. Auflage UTP 1986.

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