Menschliche Spuren reichen im festländischen Teil der Provinz Neufundland und Labrador mindestens bis in das 8. Jahrtausend v. Chr. zurück, auf Neufundland bis in das 5. Jahrtausend. Dabei spielten auf dem Festland Inuit, die mit den Kälteperioden weit in den Süden zogen, und Innu die wichtigsten Rollen, auf Neufundland waren dies Mi'kmaq und Beothuk, zeitweise auch Inuit. Auf Neufundland lassen sich, so zeigte die Untersuchung von Bell und Renouf 2003, aufgrund der seither gestiegenen Meeresspiegel nur Artefakte im Norden der Insel erhoffen, da der überwiegende Teil der potentiellen Fundorte im Süden und Osten heute unter Wasser liegt. Dies würde erklären, warum es vor 5500 BP dort keine Funde am Küstensaum gibt, also dort, wo der ganz überwiegende Teil der bisherigen Funde gemacht worden ist. Das Binnenland lag noch unter einem Eispanzer, der nur langsam abschmolz.
Um 1000 siedelten Skandinavier bei L’Anse aux Meadows auf Neufundland. Ab Ende des 15. Jahrhunderts erschienen wieder Europäer, der älteste Nachweis deutet auf Giovanni Caboto hin, der 1497 die Gewässer um Neufundland und Labrador befuhr und in Kanada als John Cabot bekannt ist. Die Innu trieben mit den nun zahlreich erscheinenden Fischern und Waljägern Handel. Noch Ende des 18. Jahrhunderts kam es um die Fischrechte zu einem Streit zwischen britischen und amerikanischen Fischern, die zwischen 1820 und 1870 ausgeschlossen wurden. Nachdem Kanada 1867 gegründet worden war, entschied sich Neufundland 1869 als einzige Kolonie gegen den Anschluss und blieb britische Kronkolonie.
Neufundland (engl. Dominion of Newfoundland) existierte von 1907 bis 1934 als eigenständiges Dominion innerhalb des Britischen Weltreichs. Es kann für die Zeit von 1919 bis 1934 als dritter Staat Nordamerikas neben den USA und Kanada gelten. Mit Australien und Neuseeland erhielt Neufundland im Jahr 1907 seinen Dominion-Status. Diese Dominions können seit Gründung des Völkerbundes als unabhängige Staaten gelten. Hauptstadt von Dominion und Provinz war die Stadt St. John’s.
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Die ersten Bewohner Labradors waren wohl die maritimen archaischen Indianer ab etwa 8000 v. Chr. Ausgrabungen an der Ostküste Labradors sind auf ca. 5500 v. Chr. datierbar. Es handelt sich um das älteste Grab Kanadas. Es befindet sich in L’Anse Amour, unmittelbar gegenüber der Nordspitze von Neufundland. Es barg ein etwa zwölfjähriges Kind, dem an Grabbeigaben eine Flöte aus Vogelknochen beigegeben worden war, ein Stößel aus Bein zum Zerkleinern von Hämatit, dazu die älteste bekannte Spitze einer Harpune Nordamerikas, ebenfalls aus Bein, und eine Projektilspitze aus Hornstein.
Spätestens um 4000 v. Chr. kamen diese Indianer auch an die Küste Neufundlands. Zwischen 3500 und 2500 v. Chr. hatten sich daraus wahrscheinlich die „Intermediate Indians“ entwickelt, die auch im Landesinneren lebten. In Port au Choix an der Westküste Neufundlands werden Indianerfriedhöfe aus verschiedenen Epochen seit langem ausgegraben; dort fanden sich über 100 Gräber aus der Zeit um 2000 bis 1500 v. Chr. Um 4000 v. Chr. bis 2000 v. Chr. verdrängten bzw. übernahmen die Prä-Dorset-Inuit die Siedlungsgebiete der archaischen Indianer. Um 2400 v. Chr. kamen Dorset-Inuit aus dem Nordosten nach Labrador und Neufundland. Allerdings verschwanden sie aus unbekannten Gründen wieder von der Insel. Um 1400 v. Chr. kam die dritte Welle von Inuit, die Thule, von Alaska her. Sie verbreiteten sich bis nach Grönland. Ab ca. 1700 v. Chr. gab es verschiedene, bis in die moderne Zeit reichende Verbreitungen von Indianern. Die wichtigsten Gruppen sind die Beothuk und die Mi'kmaq. Die letzte Beothuk, Shawnadithit, starb 1829 in St. John's. Die Mi'kmaq sind die letzten „Native Indians“ in Neufundland; in Labrador leben Inuit, Nachfahren der Thule-Inuit, und Innu.
Auf dem festländischen Teil der Provinz Neufund und Labrador reicht die menschliche Besiedlung mindestens bis in das 8. Jahrtausend zurück. Unter Leitung von Stephen Loring wurden bis zu 7.200 Jahre alte Artefakte im Zusammenhang mit den Innu ausgegraben und datiert. Die meisten der Funde stammen aus dem Umkreis der Jagd auf Karibus, von der die regionale Kultur von Anfang an abhing. Dazu zählen Steinbeile, so genannte boulder pit cache sites, aber auch Jagdwerkzeuge, wie Steinklingen von Speeren (aus der Point Revenge-Periode und aus der Intermediate Period, ca. 500 v. Chr., aber auch solche aus der Zeit um 3000 v. Chr.), Kratzer für die Karibuhaut aus Kamestastin (ca. 3000 v. Chr.), einer der ältesten Fundstätten. Der älteste Fund wurde am Nordende der Kamestastin Narrows gemacht, eine Klinge, die auf 5200 v. Chr. datiert wird. Ähnlich alt ist die Fundstätte von Pess, die zum Tshumushumapeu Complex gehört (ca. 5000 v. Chr.), deren Quarzitklingen möglicherweise noch älter sind.
Die früheste Phase wird als Frühes Maritime Archaic bezeichnet (ca. 6000-2500 v. Chr.).1 Die ersten Bewohner jagten Walrosse und Robben, dazu Fisch und Wild, vor allem Karibu. Quarz- und Quarzitklingen sowie dreieckige Klingen sind kennzeichnend für diese frühe Phase, dazu kommen kleine runde Kratzer, Steinbeile und Meißel. Begräbnisstätten fanden sich an der Küste von Labrador und Quebec, der Strait of Belle Isle am Blanc Sablon und bei L’Anse Amour. Dort fand sich das Skelett eines etwa 12-jährigen Jungen in Bauchlage, mit einem großen Felsen auf dem Rücken, dazu Werkzeuge und eine Flüte (ca. 5500 v. Chr.). Auch im Norden von Labrador, in Nain, lässt sich diese frühe Phase nachweisen.
Ihr schloss sich das späte Maritime Archaic an (ca. 2500–1500 v. Chr.). Erheblich zahlreichere Fundstellen zwischen Petit Mecatina und Blanc Sablon gehören dieser Periode an. Kennzeichnend sind hier weiterhin die genannten Werkzeuge, aber es kommt eine Steinart hinzu, die es nur im Norden von Labrador gibt, der so genannte Ramah Chert, eine durchscheinende Gesteinsart. Nun herrschten nicht mehr Mounds vor, sondern Friedhöfe, die roten Ocker und zerbrochene Werkzeuge enthalten - möglicherweise um ihren „Geist“ zu entlassen. Mehrere Familien lebten bereits in Langhäusern. Da sich das Leben offenbar von dem der benachbarten Gebiete, wie Labrador unterschied, spricht man hier vom Mecatina-Komplex.
Zwischen 500 v. Chr. und Christi Geburt kam es zur stärksten Abkühlung in der Nacheiszeit, so dass Inuit, die ein entsprechend angepasstes Leben führten, bis in den Süden Labradors zogen. Einige ihrer Nachfahren handelten sogar noch bis ins 18. Jahrhundert mit den Basken von Mécatina, die dort auf Walfang gingen. Ihr südlichster Punkt war die Gegend um Hopedale in der Provinz Neufundland und Labrador. Bei dieser Kultur fallen vor allem die als microblades bezeichneten winzigen Steinklingen auf. Sie lebten eher in Zelthäusern, die mit dem Fett von Säugetieren erleuchtet wurden, nicht mit Holz. Ihre Kultur wurde für ca. 500 Jahre von der Dorset-Kultur abgelöst. Doch reichte ihr Einfluss nicht westwärts über St. Paul hinaus. Um 500 erlosch diese Kultur im Süden Labradors, hielt sich aber im Norden bis etwa 1300, als sie von den heutigen Inuit verdrängt oder aufgesaugt wurde.
Die Späte Indian Period oder Innu-Kultur begann etwa vor 2000 Jahren. Das Gebiet von Nord-Quebec, Labrador und Neufundland scheint nun wieder ein relativ einheitlicher Kulturraum gewesen zu sein. Während dieser Zeit sind die Inuit schwer zu fassen, weil sie ihren Lebensstil anpassten, doch haben sie offenbar mit den im 16. Jahrhundert ankommenden baskischen Walfängern kooperiert.
Als gesichert gilt, dass Skandinavier wie (Bjarni Herjólfsson, Thorvald Eiriksson, Leif Eriksson) auf mehreren Fahrten um 1000 n. Chr. nach Neufundland und Labrador kamen. 1961 entdeckte Helge Ingstad eine Siedlung im äußersten Norden der Insel. Der Fundort L’Anse aux Meadows steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Am 24. Juni 1497 betrat der als Entdecker Nordamerikas geltende Giovanni Caboto, anglisiert John Cabot, ein italienischer Seefahrer in Diensten des englischen Königs, der von Bristol kam, das amerikanische Festland in Labrador, nachdem er auf der gleichen Reise schon auf Neufundland gelandet war. Der Name Neufundland leitet sich von Cabots Bezeichnung newe founde islande ab - „neu gefundene Insel“.
Zwischen etwa 1530 und 1750 segelten regelmäßig baskische Schiffe in die fisch- und walreichen Fanggebiete vor der Ostküste. Die Innu trieben mit ihnen Handel, vor allem in Brest (Old Fort) und Grand Bay. Aus der Perspektive der an der Küste arbeitenden Basken kamen die Innu aus den Bergen. Von daher rührt ihr Name Montagnais wohl aus dieser frühen Begegnungsphase. Sie unterstützten die Basken auch bei ihrer Fischverarbeitung, wofür sie Zwieback, Brot und Cidre bekamen. Dagegen bekämpften die Inuit die Basken und griffen sie mit Pfeil und Bogen an.
Zwei Fundorte, Mecatina und Harve Boulet, stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Hier lebten bereits ausschließliche Walfänger, wobei zu dieser Zeit, vor allem in Mecatina, auch Handel mit den Inuit getrieben wurde. Neben den Basken kamen auch Fischer aus der Bretagne und aus England. Bereits zwischen 1500 und 1585 hatte die englische Fischerei zugenommen, doch die iberischen Fischer herrschten vor. Anfangs handelte man noch zusätzlich mit den Indianern, vor allem um Pelze zu bekommen.
1583 bot die London and Bristol Company der Krone an, für Besiedlung und den Abbau von Eisenerz zu sorgen. Doch geriet George Calvert, Anführer der Kolonie bei Ferryland im Osten der Avalon-Halbinsel, unter „Papismusverdacht“. Diese Kolonie mit rund 100 Bewohnern war 1621 gegründet worden. Doch scheiterte sie am Klima und an französischen Angriffen. Erst in Maryland war Calvert erfolgreich. In Ferryland gab nun David Kirke den Ton an, der nicht verdächtig war. Doch 1634 wurde die Siedlungserlaubnis unter dem Einfluss der Fischer aufgehoben. In den brutalen Krieg zwischen Fischern und Siedlern wurden die einheimischen Beothuk hineingezogen, die dabei ausgerottet wurden.
Anfangs bereitete der erste ankommende Kapitän der Saison die Trocknungsgestänge am Ufer vor, doch im 17. Jahrhundert übernahm dies ein Commodore der englischen Flotte. Aus diesem Amt wurde eine Art Gouverneursherrschaft. Dabei entwickelte sich ein Dreieckshandel zwischen Neuengland, das Getreide, Holz, Fleisch und Fisch nach Südeuropa lieferte, und von wo Wein und Obst, Tuche und Seide, Gewürze und Käse nach England gingen. Von dort gingen wiederum englische Waren nach Neufundland. Dies band nicht nur den Handel an weiträumige Warenkreisläufe, sondern trennte auch Handel und Fischerei. Die großen Frachtschiffe waren für die Fischerei wenig geeignet. Die Saisonfischerei wurde zunehmend durch ortsansässige Fischerei abgelöst, was den Siedlungen zugute kam. 1699 erlaubte der Newfoundland Act den Fischfang durch Siedler.
Im spanischen Erbfolgekrieg überrannten 1696 und 1705 Franzosen die Siedlungen. Mit dem Vertrag von Utrecht, 1713 und mit dem Ende des Siebenjährigen Krieges im Jahr 1763 kam die Insel endgültig an Großbritannien. Dennoch wurde der Fischhandel mit England unbedeutend im Vergleich zu dem mit Neuengland, das wiederum Neufundland mit Getreide versorgte.2. War 1716 nur ein Drittel des Fischfangs von Siedlern durchgeführt worden, so waren es 1764 bereits zwei Drittel, um 1800 über 90 %. Die Vermarktung bewerkstelligten Neu-Engländer. Vor allem Fisch wurde aus Neufundland nach Europa, Neuengland, Westindien exportiert. Bis zum Beitritt zu Kanada im Jahr 1949 war die wirtschaftliche Bindung mit dem Hinterland sehr schwach. Im Gegensatz dazu war die Bindung an das Britische Empire sehr stark, in dessen Interesse ein intra-imperialer Handel lag.
Bis um 1790 zogen die Fischer Europas regelmäßig vor die Küste, ohne im Land zu bleiben. Französische Schiffe fingen im gesamten Bereich zwischen Neufundland, der Strait of Belle Isle bis nach Nova Scotia. Wichtige Zentren lagen an den Küsten und auf der Gaspé-Halbinsel. Die Portugiesen fischten vor allem vor dem Südosten Neufundlands, die Engländer um die Avalon-Halbinsel und in den Gewässern Neuenglands. 1713 endete die französische Konkurrenz weitgehend, während sich nun englische und neuenglische Fischer bekämpften.
Die amerikanische Unabhängigkeit gab der Fischindustrie zunächst starke Impulse – wenn auch die erste Zeit katastrophal war –, denn England war jetzt auf Neufundland angewiesen. Abgesehen von einer Krise um 1815 bis 1830 prosperierte der Fischexport, wozu sich eine expandierende Schiffbauindustrie gesellte. Gleichzeitig beendeten die Napoleonischen Kriege und der Krieg gegen die USA von 1812 bis 1814 endgültig die Saisonfischerei der Europäer. Fischerei und Schiffbau konzentrierten sich zunehmend um St. John’s.
Zwischen 1785 und 1815 vervierfachte sich die Bevölkerung der Insel von rund 10.000 auf 40.000 Einwohner. 1824 erhielt die Insel den Status einer Kolonie mit einem Gouverneur, 1832 eine Repräsentation. Doch die Wirtschaftskraft ging, im Vergleich zu anderen Regionen, kontinuierlich zurück. Marktpreisschwankungen machten extrem anfällig, Rohstoffe verbilligten sich zunehmend, und nach 1900 verlor Neufundland sogar seine Selbstständigkeit.
1767 erhielt die Fregatte H.M. Merlin in Brador Harbour Befehl nach Gros Mecantina wegen Robbenfang-Streitigkeiten nach Fort St. Augustine und Baie-de Shecatica (Schicattakawica) auszufahren.
Als die USA 1783 anerkannt wurden, durften ihre Fischer zwar vor Neufundland fangen, aber sie durften nicht an Land gehen. Dennoch etablierten Fischer aus New Jersey einen Posten bei Blanc Sablon. 1804 fischten 1.400 amerikanische Schiffe in der Region vor Ostkanada. Nach dem Krieg von 1812 bis 1814 zwischen den USA und Großbritannien kam es zu einer Wirtschaftskrise, in deren Verlauf 1817 Neufundland hungerte, drei Jahre später folgt der Bankrott der New Labrador Company, die den Handel monopolisiert hatte. Robertson von La Tabatiere, Kennedy von St. Augustine und Jones von Bradore nutzen den frei werdenden Platz. Die Amerikaner kamen erst 1871 wieder zu vollen Fangrechten.
Auch die Hudson’s Bay Company war in der Region mit Handelsposten vertreten, wie seit 1836 am Northwest River in der Nähe von Sheshatshiu. 1840 versuchte Reverend. Edward Cusack eine Kirchengemeinde einzurichten, doch gelang dies erst 1863, mit einer Kapelle am St. Augustine’s River. Bereits 1858 errichtete C. C Carpenter eine Mission und eine Schule auf Caribou Island. Spätestens 1865 missionierte J. Wainwright an der Küste.
Kanada war seit 1867 ein selbstverwaltetes Dominion, das erste seiner Art (siehe Geschichte Kanadas). Das Dominion bildete sich aus der bisherigen britischen Kronkolonie Kanada (mit Oberkanada-Ontario und Niederkanada-Québec), sowie aus den Kolonien Neubraunschweig und Neuschottland. Ursprünglich war geplant, auch die Kronkolonie Neufundland als fünfte Provinz in die kanadische Föderation einzubeziehen, aber die neufundländischen Händler und Bankiers hatten wenig Interesse daran: Kanada verschloss sich in einer protektionistischen Wirtschaftspolitik hinter hohen Zöllen, während Neufundland vom Kabeljau-Export nach Großbritannien, Europa und den USA lebte. Auch der katholisch-irische Teil der Bevölkerung, etwa die Hälfte der Einwohner, war größtenteils gegen den Zusammenschluss mit dem englisch und protestantisch dominierten Kanada und wollte die Unabhängigkeit. Schon 1854 war Neufundland von der Britischen Krone ein Status verantwortlicher Eigenregierung mit einem selbstgewählten Inselparlament gewährt worden. Zwei Jahre nach der Unabhängigkeit Kanadas stimmte das selbstgewählte Parlament 1869 gegen die Vereinigung mit Kanada und Neufundland blieb zunächst Kronkolonie.
Im Juni 1882 wurde die erste Eisenbahnlinie über die Insel gebaut. Die ersten Passagiere wurden jedoch erst 1898 mit dem Zug befördert, der wegen seiner Geschwindigkeit „Newfie Bullet“ genannt wurde. Bis zur Fertigstellung des Trans-Canada-Highway im Jahr 1967 war die Bahnlinie die einzige Überlandverbindung von Port aux Basques im Westen zur Provinzhauptstadt St. John's im Osten. Endgültig eingestellt wurde die Eisenbahn am 1. September 1988, nachdem die Bundesregierung den weiteren Ausbau der Straße zugesichert hatte. Die gesamte Strecke wurde für den Tourismus zugänglich gemacht, indem man sie in den Newfoundland T'Railway Provincial Park umwandelte.
Nach einer Depression in den 1890ern besserte sich die Lage mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie von St. John’s nach Port aux Basques im Jahr 1898. Gleichzeitig mit Neuseeland erlangte Neufundland am 26. September 1907 den Dominion-Status. Um die Grenze zwischen Kanada und Neufundland auf der Labrador-Halbinsel kam es zunächst zu einem Konflikt, der erst 1927 durch eine neutrale britische Kommission gelöst werden konnte – allerdings gegen den Protest der kanadischen Provinz Québec, auf deren Kosten die neue Grenzziehung ging.
Die seit 1900 anhaltende Prosperität der Wirtschaft steigerte sich noch durch den Ersten Weltkrieg, in dem ein eigenes neufundländisches Regiment auf Seiten der Alliierten kämpfte. Allerdings wurde fast das ganze Regiment 1916 am ersten Tag der Schlacht an der Somme ausgelöscht. Von den 801 Männern wurden 732 binnen einer halben Stunde am 1. Juli 1916 getötet, verletzt oder sie wurden vermisst. Dies war der größte Tagesverlust der gesamten kanadischen Kriegsgeschichte. Erst zwei Wochen später kam die Nachricht auf Neufundland an. Insgesamt hatte sich jeder dritte Neufundländer zwischen 19 und 35 als Freiwilliger gemeldet.
Lange Zeit blieb das Gebiet der Innu abseits der in Kanada üblichen Indianerpolitik. Mangels Erschließung waren die nomadischen Gruppen praktisch ungreifbar und galten als fernab der Zivilisation. Bei ihnen war kein Geld in Umlauf, die Jagd liefertet das für das Leben Notwendige.3 Allerdings erreichte die Spanische Grippe 1918 die Region, wobei einige Inuit-Dörfer bis zu drei Viertel ihrer Einwohner einbüßten.4 Wie stark die Innu betroffen waren, ist unklar. Das riesige, von den Innu bewohnte Gebiet (Nutshimiu Innut - Innu-Land), galt lange als beinahe unbewohnt und wirtschaftlich wenig interessant. 1927 wurde der Ostteil der Provinz Neufundland zugeschlagen, der Rest ging an Québec. Damit wurde das Innu-Gebiet auf zwei Provinzen aufgeteilt. Viel gravierender war aber, dass das Kronland 1949 von Großbritannien formell an Kanada abgetreten wurde und die Innu damit ihren Status als Indianer verloren - und damit jede Unterstützung. Dies war umso gravierender, als mit der Weltwirtschaftskrise auch die Pelzindustrie zusammenbrach, und die Karibuherden einbrachen. Damit war den Innu jede ökonomische Basis entzogen.
In den 1920er Jahren begann ein drastischer wirtschaftlicher und infolgedessen auch politischer Niedergang. 1923 wurde Premierminister Richard Squires wegen Korruption verhaftet. Er wurde von zwei wirtschaftsfreundlichen Regierungen unter zwei Cousins abgelöst, Walter Monroe und Frederick Alderdice, die sich aber so unbeliebt machten, dass Squires 1928 an die Regierung zurückkehrte. Bald verschärfte die Weltwirtschaftskrise die ohnehin bestehenden Probleme, und die Armut grassierte. Am 5. April 1932 kam es zu einer gewalttätigen Demonstration von 10.000 Menschen vor dem Regierungsgebäude, und Squires floh. Die nächste Regierung, wieder unter Alderdice, bat die britische Regierung, die Herrschaft zu übernehmen, bis sich die Wirtschaft Neufundlands wieder stabilisiert hätte. Die daraufhin eingesetzte königliche Kommission kam zu dem Schluss, dass die politische Kultur Neufundlands an einer ihr innewohnenden tiefgreifenden Korruption litt und die wirtschaftlichen Aussichten düster beurteilt werden mussten. Sie empfahl der Regierung die Selbstauflösung. Alderdice folgte dieser Empfehlung im Dezember 1933, und eine britische Kommission übernahm vorläufig die Regierungsgeschäfte. Am 16. Februar 1934 unterzeichnete Alderdice einen Erlass, der die Verfassung außer Kraft setzte, und Neufundland kehrte zum Status einer Kronkolonie zurück. Viele Neufundländer betrachteten wegen der Außerkraftsetzung der Verfassung die nachfolgende Regierung als Diktatur.
Die Weltwirtschaftskrise hielt in Neufundland noch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs an. Nach dem Fall Frankreichs 1940 übertrug Großbritannien die militärische Verteidigung Neufundlands an Kanada. Als die USA an mehreren Standorten Militärbasen errichteten, verdoppelte sich fast über Nacht das Bruttoinlandsprodukt des Landes. Amerikanisches Geld strömte ins Land, und nun konnte Neufundland sogar an Großbritannien Anleihen zur Bewältigung der Kriegslast ausgeben. Neufundländische Frauen heirateten zu Tausenden Soldaten der US-Armee, und der plötzliche Wohlstand war für das arme Land so beeindruckend, dass eine Partei gegründet wurde, die Economic Union Party, die eine Union mit den USA anstrebte, zumindest eine wirtschaftliche Union. Diese Partei war gegen Kriegsende sehr einflussreich, Großbritannien aber verweigerte unter kanadischem Einfluss eine Volksabstimmung über die Union mit den USA. Das US-amerikanische Außenministerium hielt sich aus politischen Rücksichten auf die Kriegsalliierten Großbritannien und Kanada bei einer Zusammenarbeit mit den Unionisten zurück.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten 1946 die ersten Wahlen seit 1932. Die neugewählte Versammlung beschloss, eine Volksabstimmung über die Zukunft Neufundlands abzuhalten. Drei Positionen formierten sich: 1. Neufundlands derzeitigen Status als britische Kronkolonie beizubehalten und in einer neuen Verfassung zu verankern, 2. Eigenständigkeit als Dominion, 3. Vereinigung mit Kanada. Die dritte Möglichkeit, die Vereinigung mit Kanada, war ursprünglich gar nicht vorgesehen, wurde aber nach Unterschriftssammlungen des Befürworters dieser Position, Joseph (Joey) Smallwood, schließlich als dritte Option aufgenommen. Großbritannien unterstützte diese dritte Option und erklärte, an Neufundland künftig keine finanzielle Unterstützung mehr zu leisten. Bei der ersten Abstimmung vom 3. Juni 1948 erhielt kein Vorschlag eine absolute Mehrheit: 45 % votierten für die erneute Unabhängigkeit als Dominion, 41 % für die Vereinigung mit Kanada, und nur 14 % für die Beibehaltung des gegenwärtigen Status als britische Kolonie.
In der nun folgenden Kampagne begannen religiöse Fragen die Atmosphäre zu vergiften: Die katholischen Bischöfe galten als Gegner des mehrheitlich anglikanisch-protestantischen Kanada, und es entstanden Gerüchte, sie hätten den katholischen Gläubigen (etwa einem Drittel der Bevölkerung) die Empfehlung erteilt, gegen den Beitritt zu stimmen. Das war nur partiell richtig. So war Michael O'Reilly, der Bischof von St. George an der Westküste, samt seiner Kongregation ein starker Befürworter der Union mit Kanada. Auf die Gerüchte hin gab der protestantische Oranier-Orden eine scharf antikatholische Wahlempfehlung für den Beitritt zu Kanada. Bei der Stichwahl am 22. Juli 1948 votierten dann 48 % der Wähler für die Unabhängigkeit, 52 % für die Vereinigung mit Kanada. Diese wurde am 31. März 1949 vollzogen, und Joseph Smallwood wurde erster Premier der nunmehr kanadischen Provinz Neufundland.
Ganz anders verlief die Entwicklung auf dem Festland. In den Fünfzigerjahren begann der Aufbau einer Infrastruktur mit der Errichtung einer Eisenbahnlinie, die 1957 fertiggestellt wurde. Dazu kam bis 1992 eine nicht asphaltierte Straße bis zur Goose Bay. 1957 entstand in Sheshatshiu eine katholische Mission. Regierung und Mission übten Druck auf die z.T. in Zelten lebenden Innu aus, sesshaft zu werden. Im Winter 1971/72 wurde die letzte Umsiedlung durchgeführt, nach Pukuatshipit. Damit endete die nomadische Epoche5, die Kinder wurden der Schulpflicht unterworfen.
Einige Innu arbeiteten nun in den Nickel- und Kupferminen von Utshimassits und der Kupfermine nordwestlich von Sept-Iles. Ein Grund für die partielle Fortsetzung der traditionellen Lebensweise war die geringe Zahl an Arbeitsmöglichkeiten und die als demütigend wahrgenommene Abhängigkeit vom Wohlfahrtsstaat. Doch die Regierung untergrub diesen Lebensstil durch strikte Jagdverbote. Zwar entstand in Sheshatshiu ein Krankenhaus und damit eine begrenzte Versorgungsstruktur, doch gleichzeitig erlaubte die Abschiebung der Innu den Bau des Churchill Falls Hydroelectric Project - auf dem Land der Innu, ohne Konsultation, ohne Beteiligung. Mitte der neunziger Jahre war die Desintegration der Innu-Gesellschaft in vollem Gange. Unterbeschäftigung, Abhängigkeit, Ohnmacht und zersetzte Selbstachtung sowie Fremdheit im eigenen Land waren die Grundlage für Drogenabhängigkeit, Gewalt und eine hohe Selbstmordrate, die mehrere Jahre lang in der kanadischen Presse Aufsehen erregte.
1994 drohte der Konflikt zu eskalieren. Eine Gruppe von Innu-Frauen hatte einen kanadischen Richter und seine Polizeieskorte vertrieben. Nun befürchtete die Innu Nation Übergriffe der Bundespolizei auf das Reservat Davis Inlet im neufundländischen Teil Labradors. Zur Schlichtung suchte man Hilfe von außerhalb und wandte sich an Peace Brigades International. Dies war insofern ein einmaliger Vorgang, als dass diese Organisation ansonsten nur in Ländern der so genannten Dritten Welt auftrat. Ihr gelang eine vorläufige Schlichtung, doch im August drohte die Regierung, die Bundespolizei ins Reservat zu schicken. Abermals gelang der Friedens-Brigade die Deeskalation, obwohl die Innu sich bereits auf eine Verteidigung einrichteten.
1996 waren von den rund 1000 Einwohnern des größten Dorfes, Sheshatshiu, nur 135 beschäftigt, das Durchschnittseinkommen lag bei 11.452 Dollar. 1997 besuchte die Königin von England das Dorf und nahm ein Schreiben der Innu entgegen, in dem die Beschwerden zusammengefasst wurden.Der Widerstand der Innu konzentrierte sich mittlerweile auf das Allernotwendigste. Die seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende Luftwaffenbasis in Goose Bay war inzwischen so ausgebaut worden, dass sie das angeblich leere Hinterland zu Übungszwecken an NATO-Partner verlieh. Auch die Bundeswehr übte dort Tiefflüge und Bombardements. 1994 besetzten Inuit, eine ihrer Führerinnen war Elizabeth Penashue, ein solches Gebiet bei Minipi.6
Ein riesiges 2,9-Milliarden-Dollar-Bergbauprojekt der Inco (Toronto) war Mitte der 90er Jahre geplant, doch kam der Bau der Nickelmine in Voisey's Bay, das ebenfalls zu Neufundland gehört, ohne wesentliche Beteiligung der Innu zustande. Stattdessen trugen sie hauptsächlich die ökologischen Nachteile, während die Metalle nach Argentia im Osten Neufundlands verbracht und dort verarbeitet werden. Die bis zu 550 Männer in der Mine werden bis heute eingeflogen, die Mine verfügt über eine eigene Landebahn, die 4 bis 6 mal pro Woche angeflogen wird.7 Allerdings sollen die Innu, wenn sie ausreichend qualifiziert sind, bei der Stellenvergabe bevorzugt werden. In Zusammenarbeit mit der Inco Memorial University entstand darüber hinaus ein Ausbildungs- und Innovationszentrum, das 2004 fertiggestellt wurde.
In dieser Situation wurde die Tshikapisk Foundation gegründet, eine Stiftung, die sich für die kulturelle Wiederbelebung und eine eigene ökonomische Basis vor allem für die jungen Innu einsetzt. 1999 begann in der einzigen Institution höherer Bildung, dem Labrador College, ein Versuch, Kultur und Geschichte der Innu aufzuarbeiten und zu vermitteln. Wenige Jahre später ging daraus Nutshimiu Atusseun hervor, eine selbstständige Kulturinstitution im Rahmen von Human Resources Canada. Ab 2001 wurde das Innu Cultural Center in Kamestastin errichtet, ein Dorf an einem wassergefüllten Krater, der vor rund 38 Millionen Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten entstanden ist. 2005 waren mehrere Gästeunterkünfte fertiggestellt, auf deren Dach sich inzwischen 48 Solar-Panels befinden. Durch Nutzung der Windkraft versucht die Stiftung von teuren Dieselgeneratoren unabhängig zu werden. Sowohl Air Labrador, als die zu 51 % in Innu-Hand befindliche Fluggesellschaft Innu Mikun verbinden den See mit Goose Bay.
Mit den steil ansteigenden Rohstoffpreisen seit 2007 wuchs der Druck auf die ethnischen Gruppen Labradors, entsprechende Genehmigungen zu erteilen, wieder stark an. So verhandelten von März 2007 bis April 2008 die Inuit von Nunatsiavut mit einer Urangesellschaft, doch lehnten sie in einer Versammlung in Hopedale knapp eine Genehmigung für die nächsten drei Jahre ab, obwohl die Gesellschaft behauptete, 70 Millionen Dollar in Explorationen investiert zu haben. Ihre Suche nach Uran soll jedoch in den nächsten drei Jahren fortgesetzt werden dürfen.8
Im Februar 2010 lösten 150 Innu aus Québec eine heftige öffentliche Debatte über die Jagdrechte der Innu aus, als sie in einem Gebiet in der Provinz Neufundland und Labrador auf Karibujagd gingen. Sie lagerten in einem Gebiet, das sich die stark gefährdete Red Wine mit der riesigen George River-Herde teilt. Shawn Atleo, Leiter der Versammlung der First Nations verteidigte die Jagd als älteste Tradition der Innu.9 2009 wehrten sich die Innu erneut gegen Testflüge, diesmal über dem Seal Lake.10
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