Die White River First Nation ist eine der kanadischen First Nations im Yukon. Die meisten von ihnen leben in Beaver Creek nahe der Grenze zu Alaska. Sie gehören zur Sprachfamilie des Athabaskischen, genauer gesagt zum Upper Tanana und zum Northern Tutchone. Diese Vermischung wurde von der kanadischen Regierung veranlasst, die in den 1950er Jahren zwei kulturell sehr verschiedene Gruppen zwang, sich zu einem Stamm (band) zusammenzuschließen. 1961 bis 1991 kam noch die Burwash Band hinzu, ein Stamm, der Southern Tutchone sprach.
Während die meisten anderen Stämme im Yukon zu einem Vertrag mit der Bundesregierung und mit der des Territoriums kamen, scheiterten die Verhandlungen der White River First Nation 2005.
Zur White River First Nation rechnete das Department of Indian Affairs and Northern Development im August 2010 genau 138 anerkannte Indianer, von denen nur drei im Reservat lebten. 36 von ihnen lebten in anderen Reservaten.2 Der Stamm selbst gibt die Zahl seiner Angehörigen mit 220 an.3 Ihr traditionelles Territorium umfasst rund 13.000 km² zwischen dem Westende des Kluane Lake und der Grenze nach Alaska.
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Im Gebiet der White-River-Leute fanden sich Artefakte des Nenana-Komplexes. Im alaskanischen Teklanika-Tal wurde ein Fundstück auf ein Alter von 11.340 ±150 Jahren datiert. Die Klingen werden als Chindadn points bezeichnet, wobei das Wort aus der lokalen Athabaskensprache stammt, die auch die White River First Nation spricht. In deren Gebiet, rund 12 km nördlich von Beaver Creek, fanden sich ähnliche Klingen, die möglicherweise gleichen Alters und die ebenfalls der Nenana-Kultur zuzurechnen sind. In Zusammenarbeit mit der White River First Nation wurde 2009 die Little John Site bei Ha Tuh Nahk'eet (KdVo-6) ausgegraben.3e
Früheste Lebensgrundlage waren die Karibuherden, aber auch Elche, Schafe und Murmeltiere, Hasen und Alaska-Pfeifhasen. Dazu kamen Vögel und Fische, vor allem Lachs. Das raue Klima erforderte ein halbnomadisches Leben, bei dem Familien in Frühjahrs- und Sommerlagern zum Fischen zusammenkamen, aber auch im kurzen Herbst, um zu jagen. Die frühen Bewohner lebten in Unterkünften aus Zweigen, Geäst und Fellen. Auch die Kleidung war dem Klima angepasst.
Schamanen taten sich als Heiler hervor und waren für die Kontaktaufnahme mit spirituellen Mächten zuständig. Sie halfen auch beim Auffinden von Jagdbeute.
Die Region der White River First Nation ist von starkem Vulkanismus geprägt. Im Gebiet des White River ereigneten sich um 100 und um 800 n. Chr. zwei der größten Vulkanausbrüche.4 Der zweiten Katastrophe mit enormen Aschenregen, die wohl das Leben in der Region fast zum Erlöschen brachte, folgte die Late Prehistoric (späte Vorgeschichte) genannte Phase.
Erstmals wurde Kupfer verarbeitet, ein Material, das aus dem White-River-Gebiet weithin gehandelt wurde. Es wurde zu Werkzeugen, wie Ahlen und Pfeilspitzen verarbeitet, aber auch zu Schmuck. In dieser Phase wurden Pfeil und Bogen genutzt, die auf die Inuit zurückzuführen sind.
Durch Zwischenhandel gelangten die Gruppen am White River an Obsidian, das etwa aus den St. Elias Mountains stammte. Rote und goldene Achate und weißer Chalcedon kamen aus der Gegend von Carmacks und vom Mount Nansen weiter im Westen.
Während des Klondike-Goldrauschs ab 1896 kamen über 100.000 Weiße in die Region. 1901 stellten die Indianer nur noch etwas mehr als 10 % der Bevölkerung in Yukon.
Mit dem Bau des Alaska Highway ab 1942 wurden die Upper Tanana und die Northern Tutchone, die später zur White River band zusammengeschlossen wurden, von Snag und Scottie Creek nach Beaver Creek umgesiedelt. 1961 siedelte die Regierung die White-River-Indianer ostwärts nach Burwash Landing um, zusammen mit der Kluane Indian Band.
1973 begann der Kampf der Stämme um ihre Gebiete mit einem Programm von Elijah Smith namens Together Today for our Children Tomorrow, das er dem Premierminister Pierre Trudeau überreichte. Dave Joe war der Hauptunterhändler der Yukon Indians, des späteren Council of Yukon First Nations. Neun der elf Mitglieder-Stämme des Council of Yukon First Nations (CYFN) haben inzwischen Verträge über Landansprüche und Selbstregierung abschließen können. 1989 setzte Bessie John (1923-2000) durch, dass ihr Stamm an den Vertragsverhandlungen mit dem Territorium teilnehmen konnte. Sie war es auch, die, während sie am Yukon College in Whitehorse und von 1989 bis 1993 in Beaver Creek Upper Tanana unterrichtete, ein Upper Tanana-Scottie Dialect Glossary herausgab.
Erst 1991 zog die White-River-Gruppe nach Beaver Creek und verließ die erzwungene Gemeinschaft. Sie verfügt über kein reguläres Reservat, sondern nur über lands set-aside, Land also, das anderweitiger Nutzung entzogen ist.
Inzwischen existiert eine grenzüberschreitende Tanana Chief Conference, die sich neben kulturellen und sozialen Aufgaben um Verhandlungen mit der Regierung bemüht, etwa um den Schutz der Karibus.
2007 versuchte der Stamm die Einrichtung eines Reservats durchzusetzen, wie es sie nur südlich des 60. Breitengrades gibt, nachdem die Verhandlungen um Anerkennung ihrer Landrechte 2005 gescheitert waren. Doch es erfolgte keine Reaktion von den zuständigen Behörden.
2008 konnte der abgelegene Ort Beaver Creek mit einer sicheren Wasserversorgung ausgestattet werden.5
Es besteht kein Vertrag mit Kanada oder dem Territorium, daher besteht auch keine Selbstregierung. Dennoch beharrt der Stamm darauf, dass jede Landnutzung mit ihm abgesprochen werden muss, also Konsultationspflicht besteht. Dies ist umso schwerwiegender, als das Alaska Highway Pipeline Project weiter vorangetrieben wird, und auf dem traditionellen Gebiet nach Öl und Gas durch TransCanada gesucht wird. Zwar untersagte der Yukon Placer und der Yukon Quartz Mining Act von 2002 das Schürfen gegen den Willen der Indianer, doch 2009 versucht die Regierung durchzusetzen, dass bei Gas- und Ölgewinnung keine Konsultationspflicht bestehen soll.
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