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Hans-Jürgen Hübner:

Nanoose

Version 1.25 (14. April 2011), basierend auf dem von mir für die Wikipedia verfassten Beitrag
Nanoose.
Traditionelles Territorium der Nanoose First Nation

Die Nanoose, Nanoose First Nation oder Sna-Naw-As First Nation sind eine der First Nations in der Provinz British Columbia. Sie gehören zur Gruppe der Küsten-Salish. Sie sind einer der 19 Salish-Stämme auf Vancouver Island und leben im Südosten der Insel nordwestlich von Nanaimo, an der Nanoose Bay. Sie sprechen einen Dialekt des Küsten-Salish, das Hul’qumi’num. Sie sind die nördlichen Nachbarn der Snuneymuxw und die südlichen der Qualicum.

Die Nanoose sind eines der fünf Mitglieder der Te`Mexw Treaty Association, zu der neben den Nanoose die Beecher Bay, die Malahat, Songhees und T'sou-ke gehören.

Der Name leitet sich von dem Island-Halkomelem-Wort Nuas ab und bedeutet „vorwärts dringen“ oder „sich hineindrängen“, was sich auf die Form der Nanoose Bay bezieht. Im August 2010 waren 230 Menschen als Angehörige der Nanoose registriert.

Inhalt

Geschichte

Ursprünglich waren die Nanoose ein Teil der Snuneymuxw. Wie bei allen Küsten-Salish, so gliederte sich die Gesellschaft in drei Gruppen, in den erblichen Adel, die Hauptgruppe der einfachen Stammesangehörigen und in Sklaven - im Allgemeinen Kriegsgefangene. Ihre Zahl verringerte sich von oben nach unten, die einfachen Stammesangehörigen, oder die untere Klasse hatte keine ererbten Vorrechte, keinen Zugriff auf Land oder einfach keine außergewöhnlichen Kenntnisse oder entsprechendes Wissen, das sie beitragen konnten. Sklaven kamen durch Tauschhandel, oder durch Kriege in die Hand der verschiedenen Salish-Gruppen. Das von den jeweiligen Familien beanspruchte Land durfte von anderen nicht genutzt werden, das galt auch für Gebiete, in denen Beeren gesammelt wurden, oder in denen Hering gefischt wurde. So war die Departure Bay so ertragreich, dass nachdem Wale die Heringe vor sich hergetrieben hatten, sich diese bequem einsammeln ließen. Wie Chief Wayne Edwards erwähnte, hatten die Nanoose Fischstationen am Fraser River, also weit außerhalb ihres Reservats.

Die Älteren (Elders) übernahmen eine Vermittlerrolle zwischen den Generationen. Ihre Verpflichtung war es, die Jüngeren zu unterrichten, einzuweihen und zu initiieren. Sie sollten den Respekt vor allem Lebendigen und den Mächten in die nächste Generation tragen, ein Auftrag, den diese Älteren seit dem Schöpfer Hals von Generation zu Generation übernommen hatten.

Der Lachs stand im Zentrum der Fischerei, dazu kamen Jagd und Sammeln. Getrockneter Lachs war zudem ein wichtiges Handelsgut. Der Mythos vom Orca, der dem Stamm alle Lachse raubte, und gegen den der Schöpfer den Donnervogel aussandte, um ihn zu töten, ist symptomatisch für die Unersetzlichkeit des Lachses.

Der Stamm war in Klans und Hausgruppen unterteilt, wobei letztere einen oder mehrere, später als Chiefs bezeichnete Führungspersönlichkeiten aufwiesen. Diese Führer wurden in ihre gesellschaftliche Stellung geboren, sie ging vom Vater auf den ältesten Sohn über. Hatte er keinen Sohn, so erbte das Amt die älteste Tochter und hatte es so lange inne, bis ihr ältester Sohn für die Amtsübernahme reif war.

Erste Kontakte mit Weißen

Erstmals erscheint der Name der Nanoose in einer spanischen Karte von 1790. Wie viele Angehörige der pazifischen Völker, so wurden auch die Nanoose um 1800 von schweren Epidemien dezimiert. Um diese Zeit zogen die nördlichen Stämme auf ausgedehnten Raubzügen bis weit in den Süden und überfielen dabei 1823 die Nanoose am Berry Point (Powder Point). 1839 lebten von ihnen nur noch 159.1a Um 1850 konnten die Snono-os im Bündnis mit sieben weiteren Stämmen die Lekwiltok besiegen und zahlreiche Sklaven erbeuten. Im Mai 1856 wurden Nanoose von den Simpsons ermordet, als sie Beeren auf der Nanoose Peninsula pflückten. Dieser Falll beschäftigte die Gerichte noch 1987.1b 1862 erschien mit John Enos der erste dauerhafte Siedler auf der Nanoose Peninsula. Im selben Jahr traf die Nanoose eine katastrophale Pockenepidemie mit voller Wucht. Nur 12 von ihnen lebten 1864 noch.

Reservate

Die wenigen überlebenden Nanoose lebten bis zur Einrichtung ihres Reservats am Nordende der Nanoose Bay am Mellstrom's Cove. Heute besitzen sie ein Reservat von 53,4 ha Größe am Südufer der Nanoose Bay, bei der Stadt Lantzville. Das Reservat an der Südseite der Nanoose Bay wurde ihnen 1876 von der Joint Reserve Commission zugewiesen, doch erschien bereits in der Liste der Reservate ein solches Gebiet mit einer Fläche von 3.470 Acre. Das 1877 eingerichtete Reservat umfasste nur noch 140 Acre. Die Nanoose Reserve war 1896 209 Acre groß, doch wurde sie in einem ersten Schritt auf 160,92 Acre reduziert. Ein W. H. Taylor kaufte 1932 30,3 Acre, 10,78 fielen an die Eisenbahn, weitere 7 wurden für den Highway eingezogen.

1875 erwähnte der erste Bürgermeister von Nanaimo, Mark Batte, Häuptling Nanoose Bob, der um 1831 geboren war. 1877 hatte der Stamm 17 Angehörige, 1892 nur noch 11, 1902 wieder 13. 1913 entstand auf der Nanoose Peninsula die Giant Powder Company, die jedoch 1929 auf James Island umzog. Im Reservat errichtete der Stamm zwei Langhäuser, die jedoch 1928 zerstört wurden. Die Männer des Stammes beteiligten sich 1893 am Fischerstreik. 1899 beschoss die HMS Imperieuse zu Übungszwecken die nördlichen Klippen der Bucht. Mit der Adoption der Edward-Familie, die aus Washington gekommen war, wuchs die Zahl der Stammesangehörigen in den 1920er Jahren. Am 15. Februar 1932 verstarb Nanoose Bob.

Am 29. Mai 1951 wurden Grundstücke an der Nordseite der Bucht (lots 7, 11, 78) zu Zwecken der Landesverteidigung eingezogen. Das Land, das auf 1.424.400 Dollar geschätzt wurde, erhielt die Marine für 75.000 Dollar. 1964 konnte vor Gericht durchgesetzt werden, dass der Nanaimo-Vertrag nicht nur eine Landübereignung war, sondern ein Vertrag, auf den sich die Zeichnerstämme noch immer berufen können (R. v. White and Bob). Im folgenden Jahr wurde festgestellt, dass die Interessen der Marine mit denen der Nanoose, die ihr Tradtionelles Territorium nutzen wollten, kollidierten. 1981 wurden Reserve No. 0 nur noch indianischem Gebrauch vorbehalten, dennoch gestattete der Stammesrat der Öffentlichkeit den Zugang zu einer entstehenden Marina im Jahr 1986. Im August vereinbarten die Nanoose mit der Provinzregierung, in Verhandlungen einzutreten, um einen Vertrag zu erreichen. 1992 lehnte die Regierung einen Antrag der Nanoose auf Erlaubnis des Heringsfangs ab, doch wollte der zuständige Fischereiminister nicht eingreifen, solange nicht Ressourcen gefährdet würden.

Ende 1993 stellte der Archäologe John Dewhirst fest, dass die Lots 8 bis 10 menschliche Überreste bergen könnten. Tatsächlich wurden 1994 bei Exhumierungen mindestens 102 Leichen gefunden. Um die Geschichte der Nanoose aufzuarbeiten entstand durch Randy Bouchard und Dorothy Kennedy der Bericht A Review of the Native Indian History of the Craig Bay Area, Parksville, B.C.. Die Nanoose Band klagte 1995 erfolglos gegen ein Bauunternehmen bzw. die Provinz, doch erwarb die Provinz die 5,7 ha selbst und ließ das Gebiet in Parkland umwandeln.

Heute teilen sich die Nanoose das Langhaus in Nanaimo mit den Snuneymuxw.

Als die McKenna-McBride-Kommission ab 1913 die Reservate aufsuchte, schlug sie vor, dass das Reservat des „Nanoose Tribe“, „Nanoose, 209.00 acres“ bestehen bleiben sollte.2 Rechtskraft erhielten die Vorschläge der Kommission jedoch erst 1923.

Aktuelle Situation

Seit 1994 verhandeln die Nanoose, wie zahlreiche andere First Nations, im Rahmen des BC Treaty Process mit der Regierung von British Columbia.

Im März 2010 lebten 149 Nanoose in 65 Häusern innerhalb des Reservats, 8 in anderen Reservaten, weitere 69 wohnten außerhalb. Insgesamt waren 226 Menschen als Nanoose registriert. Ihre Gesamtzahl stieg von August 2009 bis August 2010 von 224 auf 230. Davon lebten 155 im Reservat, 7 in anderen Reservaten und 68 außerhalb. Bis März 2011 stieg sie wiederum auf 234, davon lebten 159 im Reservat, 7 iin anderen Reservaten, die übrigen 68 außerhalb.3

Historisches Erbe

Im Oktober 1993 untersuchten die Archäologen John Dewhirst und Kevin Twohig eine Fundstätte in der Craig Bay (benannt nach einer der ersten Siedlerfamilien). Seit dem 9. Dezember 1994, als die Regierung die Erlaubnis an Intrawest gab, die Stätte auf insgesamt 14 ha abzutragen, die sie für 7,8 Millionen Dollar gekauft hatte, kämpfen die Nanoose um ihre Begräbnisstätten in der Craig Bay, die von hohem spirituellem, aber auch archäologisch-historischem Wert sind. 1995 entstand ein erster Bericht, A Review of the Native Indian History of the Craig Bay Area, Parksville, B.C. Es handelt sich danach um bis zu 1.200 Gräber mit weit mehr als 10.000 Artefakten, mithin die größte Beerdigungsstätte in der gesamten Provinz British Columbia. 1995 waren bereits rund 400 ausgegraben, doch verlangten die Nanoose Mitspracherechte, auch bei den Grabungskampagnen. Das Problem ist von sehr grundsätzlicher Bedeutung auch in ökonomischer Hinsicht. Bei rund 23.000 archäologisch bedeutsamen Stätten in British Columbia werden jährlich ca. 400 Genehmigungen erteilt, die sich auf Baumaßnahmen beziehen. Daher kommt es sehr häufig zu Konflikten, denn der überwiegende Teil der Quellen zur Indianergeschichte liegt - oftmals nicht leicht erkennbar - unter der Erde. Die Craig Bay war neben Pender Island, wo man sich friedlich geeinigt hat, der bekannteste Fall.

Schon 1995 ergab sich vor der Gesetzgebenden Versammlung, dass zunächst eine Abmachung zwischen Craig Bay Estates Ltd. und den Nanoose vom Mai 1994 bestanden hatte. Nach rund vier Monaten intervenierte die zuständige Archäologiebehörde. Gleichzeitig wurde klar, dass die Nanoose von der Kaufsumme nichts erhalten hatten. Häuptling Wayne Edwards war entschlossen, die Stammesrechtsfrage vor die Öffentlichkeit zu bringen.4 Die Nanoose sind mit diesem Verfahren eine der ersten First Nations, die ein Mitspracherecht beim Umgang mit den archäologischen Stätten auf ihrem traditionellen Gebiet errungen haben. Auf der Gegenseite fürchtete man unkalkulierbare Investitionsrisiken. Am 28. Juni 1995 urteilte Richter Robert Hutchinson zugunsten des Unternehmens Craig Bay Estates Partnerships. Wegen seiner weitreichenden Konsequenzen ist das Verfahren von herausragender Bedeutung.5

Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass vielen Bewohnern British Columbias die Geschichte der Region inzwischen als ihre eigene ins Bewusstsein rückt. Zudem hat man in den letzten Jahren erkannt, dass archäologische Parks auch auf großes touristisches Interesse stoßen. Untersuchungen, wie die des Vancouver Island Biosphere Centers - und ihre Planungsstudie vom März 2004 bestätigen das Potential.

Infrastrukturelle Verbesserungen

2007 wurde für 4,4 Millionen Dollar eine neue Kläranlage fertiggestellt, so dass die Fischbestände in der Bucht sich erholen können. Dazu wurden auf diese Art sieben neue Arbeitsplätze geschaffen. Außerdem verfügt der Stamm über das Uy’sqwalawun Childcare Centre für Kinder unter drei Jahren.

Zur Ausstattung gehört auch ein schneller DSL-Internetzugang.

2010 entbrannte ein Streit um den Nanoose Bay Forest, der ein seltenes Biotop darstellt, das zahlreiche bedrohte Arten beherbergt. Die Nanoose erhielten 2010 die Genehmigung, ein Drittel des seit rund 90 Jahren unberührten Wald abzuholzen.67

Literatur

Externe Links

Anmerkungen

  1. 1a ↑ Anita Pascoe: Recapturing the History and Rights of First Nations Peoples of British Columbia. A Political Analysis of Past and Present Relationships with the Dominion of Canada, Victoria digital (PDF, 1,2 MB), S. 110. Sie bezieht sich auf Margaret Nichollas, Barbara Sivertz, Betty und Marilyn Assaf: A History of Nanoose Bay, Parksville: R.R. Desk Top Publishing & Graphics Ltd. 1990, S. 3.
  2. 1b ↑ Einer der Überlebenden, Nanoose Bob wurde später ihr Häuptling (R. v. Bartleman 1984, S. 88, PDF, 48 kB).
  3. 2 ↑ Der publizierte Text: Minutes of Decision - Esquimalt Tribe, Nanaimo Trive and Nanose Tribe.
  4. 3 ↑ Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: Nanoose First Nation.
  5. 4 ↑ Hier findet sich ein Protokoll von der überaus lebhaften Debatte vor der Gesetzgebenden Versammlung (GOVERNMENT PURCHASE OF CRAIG BAY PROPERTY): 2.
  6. 5 ↑ Vgl. (PDF, 1,2 MB): Anita Pascoe, Recapturing the History and Rights of First Nations Peoples of British Columbia: A Political Analysis of Past and Present Relationships with the Dominion of Canada, wohl von 2004.
  7. 6 ↑ Stephen Hume: Teetering on the brink of extinction. The coastal Douglas fir is endangered, raising questions about why a small stand is soon to be logged, in: Vancouver Sun, 19. März 2010.
  8. 7 ↑ Controversial forest facing harvest, in: Parksville Qualicum Beach News, 12. April 2010.

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