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Hans-Jürgen Hübner:

Sechelt

Version 1.21 (7. April 2011), basierend auf dem von mir für die Wikipedia verfassten Beitrag
Sechelt.
Traditionelles Territorium der Sechelt und ihre Hauptreservate

Die Sechelt oder Shishalh sind eine der First Nations in der Provinz British Columbia. Sie leben gegenüber der Ostküste von Vancouver Island auf der östlichen Seite der Strait of Georgia. Sie gehören, wie die Pentlatch und die Comox der Gruppe der nördlichen Küsten-Salish an. Der Ort Sechelt leitet seinen Namen von der anglisierten Version des Stammensnamens der Shishalh ab.

Im August 2009 waren 1.235 Menschen als Angehörige der Sechelt registriert, genau ein Jahr später waren es 1.258.

Inhalt

Sprache

Die Sprache der Shishalh heißt Sháshíshálh. Sie zählt zur Gruppe der Küsten-Salish-Sprachen (Coast Salishan languages).

Geschichte

Die Sechelt wohnten in vier Dörfern, davon zwei im Jervis Inlet, eines in Pender Harbour, wo sich im Winter zahlreiche weitere Küsten-Salish einfanden, und eines im Sechelt Inlet. Sie bauten bis zu 800 Fuß lange Langhäuser, in deren Kompartimenten mehrere Familien lebten.

Katholische Mission und Reservate

Paul Durieu

Als erster Weißer kam 1859 Leon Fouquet, ein katholischer Missionar zur Shishalh-Siedlung Kalpalin in der Garden Bay. Ihm folgte der Missionar Paul Durieu (1830-1899). Er war bereits 1848/49 dem Oblatenorden beigetreten. 1854 beendete er seine Priesterausbildung und brachte als Grundsätze mit: Unterricht in der Sprache derjenigen, die missioniert werden sollen, Gründung von Missionsschulen und Nichteinmischung in die inneren Verhältnisse der Stämme. Ende 1854 arbeitete er in Oregon, wo er die Einrichtung der „watchmen“ kennen lernte, Männer, die in Abwesenheit des Priesters über den Lebenswandel der Missionierten wachen und berichten sollten. Dabei schwebte ihnen das Modell der Jesuiten von Paraguay vor, die ihre katholischen Traditionen an die lokalen anpassten, um die Lebensweise über sehr lange Zeiträume zu verändern. Das wiederum hatte zur Folge, dass unter der katholischen Hülle ein Überleben der traditionellen Kultur möglich war. Doch waren die katholischen, Französisch sprechenden Missionare bei den Siedlern unbeliebt und mussten bald abgezogen werden. Während des Aufstands der Yakima (Washington) 1855-56 musste Durieu fliehen und sollte nun unter den Snohomish, einem Salish-Stamm missionieren. Ihr neues Hauptquartier wurde Esquimault auf Vancouver Island. 1859/60 wurde Durieu zu den Küsten-Salish entsandt, 1864 zu den Salish im Fraser-Tal. 1865 wiederum ging er zu den Kwakwaka'wakw in der Nähe von Beaver Harbour.

Der Pockenepidemie von 1862 ist wohl beinahe der gesamte Stamm der Sechelt zum Opfer gefallen. Etwa 200 von ihnen überlebten. Diese Katastrophe führte zu einer Massenbekehrung zum Katholizismus. Am 7. Dezember 1876 wurde den Sechelt („Se Shell“) ihr heutiges Reservat zugewiesen.

Bereits Ende der 60er Jahre dominierten die Temperance Society Courts, die Gerichtshöfe der Mäßigungsgesellschaft, unter Vorsitz der reisenden Missionare das Rechtsleben und überwachten die Moral der verbliebenen Salish. Die Missionare übersetzten die wesentlichen Texte der Liturgie in die Lingua Franca der Gegend, ins Chinook, 1892 erschien auch die Bibel in dieser Sprache. Durieu avancierte 1870 zum Generalvikar des Ordens, 1875 zum Bischof.

Trotz der paternalistischen Fürsorge waren die wenigen Sechelt, und auch die anderen Salish-Stämme, auf ihre Hilfe im Kampf um zugesagte Rechte, z. B. Reservate, angewiesen. Zugleich beunruhigte die anglikanisch dominierte Regierung der Erfolg der Missionare, die bei ihren kirchlichen Feierlichkeiten - „Potlatches“ genannt - bis zu 3.000 Indianer versammelten. Methodisten und Anglikaner kopierten bald ihre Missionsmethoden. Die Oblaten betreuten mit 24 Priestern rund 70 Indianergemeinden. Sechelt erhielt 1901 erstmals einen dauerhaft ansässigen Priester. Durieu gründete Musikgruppen und Chöre sowie eine Theatergruppe. Auch versuchte er die Gemeinden wirtschaftlich auf eigene Beine zu stellen und ermutigte zum massiven Holzeinschlag und zum industriellen Fischfang.

Der Chirouse-Skandal von 1892 zeigte aber bereits früh die Gewaltbereitschaft der Missionsschulen auf. Pater Eugène-Casimir Chirouse von der Mission von Snohomish hatte ein Indianermädchen auspeitschen lassen und wurde dafür vor Gericht gezogen. Das System Durieu, beinahe eine Theokratie, geriet in Misskredit.

Dennoch wurde bei Chateleech die erste Residential School gebaut. In Sechelt wurde die St. Augustine's Residential School am 29. Juni 1904 eröffnet, dort, wo heute das House of Chiefs steht. 1917 brannte die Schule zwar ab, wurde aber 1922 wieder eingerichtet und existierte bis in die 60er Jahre. Die Sechelt mussten eigenhändig ihre Totempfähle niederbrennen und andere „paraphernalia of the medicine men“.

1881 lebten noch 167 der einst wohl 5.000 Sechelt. Das „eine große Feuer“, das sich einst vom Gower Point zur Saltery Bay erstreckt hatte, ihre Kultur, Lieder, Gesänge, Tänze, Geschichten und Kunstfertigkeiten schienen verloren.

Kultur

Lachs war, wie überall an der Pazifikküste, die Hauptnahrung der Küsten-Salish und damit auch der Shishalh. Auch in ihrer Kultur spielt er eine wichtige Rolle, ähnlich wie Adler, Rabe, Bär, Wolf und Wal. Der Donnervogel gilt als Herr des Himmels, die Schlange als Herrin des Meeres. Ein drittes Tier, entfernt einem Frosch ähnlich repräsentierte das Glück. In den Totempfählen erscheinen diese Motive sehr häufig, dazu die Symbole der Clans. Die Schnitzarbeiten darf dabei nicht jeder ausführen, die Stellung als „Carver“ ist erblich und in hohem Maße spirituell.

Im House of hewhiwas, dem Haus der Häuptlinge, am Highway 101 findet sich das Museum tems swiya (Unsere Arbeit), das allerdings nur im Sommer geöffnet ist. Neben Schnitzarbeiten finden sich dort Kanus, Korbarbeiten, Werkzeuge, zeremonielle Gegenstände, aber auch Fotografien von Felsmalereien (pictographs).

Der Mount Daniel (419 m) wurde, der Legende nach, von den Shishalh als Ausguck benutzt, um von Feinden nicht überrascht zu werden. Aber er hatte noch eine weitere Funktion: Der Gipfel des Berges - Kwiss Cham - war der Ort, an dem die Mädchen des Stammes ihren Übergang zur Frau zelebrierten. In einem großen Kreis wurden Steine abgelegt, die den Mond repräsentierten, und in denen die Mädchen mehrere Tage beteten und meditierten. Diese Mondringe stehen heute unter Schutz und zählen zu den archäologischen Stätten der Provinz. Vor ihrem Besuch sollte man die Shishalh kontaktieren und ihre Führung in Anspruch nehmen.1

Europäische Siedler

1869 nahm John Scales, ein britischer Ingenieur, Land an der Trail Bay in Besitz, später auch an der Porpoise Bay. Doch zog er nie in die Gegend. Er verkaufte seinen Besitz an Thomas John und Sarah Cook, die als die ersten weißen Siedler gelten. 1904 baute die Whitaker-Familie eine Anlegestellte in der Porpoise und der Trail Bay für Dampfboote, die Union Steamships. Die wichtigsten Industrien wurden jedoch bald Holzfällerei, Fischerei und vor allem Tourismus.

Wiederherstellung

Die Sechelt waren 1986 die erste First Nation in Kanada, die die Selbstregierung (self-government) erreichte. Gesichtslose Totempfähle vor dem Museum der Shishalh sollen noch heute die Zeit vor 1986 symbolisieren, als die Indianer glaubten, ihre Identität verloren zu haben. Seitdem tragen die Pfähle wieder Gesichter.

Am Hidden Grove Trail, rund 4 km hinter dem Porpoise Bay Park, befindet sich noch ein kleiner, inzwischen geschützter Urwald mit einem der einst zahlreichen Riesen, dem „Lonely Giant“.

Um die Caren Range, wo sich ein Urwald befindet, der in den 70er Jahren fast abgeholzt worden wäre, entbrennt seit 2005 ein heftiger Streit. Es handelt sich um 800 ha innerhalb des im Jahr 2000 eingerichteten Spipiyus Provincial Park, der rund 3.000 ha umfasst. Die Pan Pacific Aggregates erhielt Anfang des Jahres die Förderrechte für Rohstoffe auf der gesamten Sechelt Peninsula, dazu gehört auch die Caren Range. Pan Pacific will im Spipiyus Provincial Park eine Mine bauen.2 Dies geschah ohne Konsultation der Shishalh durch das zuständige Ministry of Energy, Mines and Petroleum Resources.

Die Friends of Sechelt Peninsula baten die Shishalh um Unterstützung gegen das Unternehmen, die bereits am 19. August 2006 in einem Referendum die Ablehnung erklärt hatten. Sie schrieben am 14. November 2006 einen offenen Brief an PPA.3 Anfang März 2007 wurde entschieden, dass das Projekt einer Prüfung auf Umweltverträglichkeit unterzogen wird.

Gleichzeitig unternehmen die Shishalh seit dem 7. Juni 2006 einen Versuch, ein archäologisches Inventar des von dem Rohstoffunternehmen gefährdeten Gebiets zu erstellen. Mehrere Stätten konnten identifiziert werden, ohne jedoch den Kriterien des B.C. Heritage Conservation Act zu genügen.4

637 Sechelt lebten im August 2010 in 33 Reservaten, 23 in anderen Reservaten, weitere 598 außerhalb der Reservate, insgesamt 1.258 Menschen.5 Die größten Reservate sind Sechelt Band Lands 2 (241,2 ha), wo auch die meisten Sechelt leben, Sechelt Band Lands 15 (293,2 ha), auch Tsouahdie genannt (Küste von Deserted Bay vom rechten Ufer des Stakawus Creek bis zur Mündung des Deserted River, Jervis Inlet) und Sechelt Band Lands 27 (Skookumchuk) (103,2 ha) sowie Band Lands 11 (Hunaechin). Dazu kommen zahlreiche, mitunter sehr kleine Reservate an der Mündung des Wilson Creek, um die Porpoise Bay, am Narrows Inlet, am Jervis Inlet, am Princess Louisa Inlet, um Pender Harbour, auf der Francis Peninsula, zwischen Sakinaw Lake und Agamemnon Channel, sowie an der Malaspina Strait.

Nachfolger von Häuptling Stan Dixon ist Garry Peschuk, der von vier Beratern umgeben ist.

Literatur

externe Links

Siehe auch

Anmerkungen

  1. 1 ↑ Zum Mount Daniel Hiking Trail: 1.
  2. 2 ↑ Die beiden vorgeschlagenen Minenstandorte finden sich hier: the caren range.
  3. 3 ↑ Der offene Brief online: 2.
  4. 4 ↑ Die Erklärung der Shishalh: 3.
  5. 5 ↑ Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: Sechelt.

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Der Text findet sich hier.