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Hans-Jürgen Hübner:

Saanich

Version 1.23 (19. September 2010), basierend auf dem von mir für die Wikipedia verfassten Beitrag
Saanich (Volk).
Traditionelles Territorium der Saanich und ihre heutigen Reservate

Die Saanich (Sənčaθən) sind eine Stammesgruppe am Südende von Vancouver Island. Kulturell gehören sie zu den Küsten-Salish, sprachlich zu den Northern Straits Salish oder Lekwungaynung. Zu dieser Untergruppe der Salish gehören daneben noch die Songhees und die Tsou-ke First Nation.

Zu den fünf First Nations, die die Saanich bilden gehörten im August 2009 knapp 2.400 vom Department of Indian Affairs and Northern Development anerkannte Indianer.

Inhalt

Geschichte

Die Saanich setzten sich aus fünf Wohnhausgruppen oder „Familien“ zusammen, die sich heute als First Nations bezeichnen: den South Saanich, also Malahat und Pauquachin (zwischen Gordon Head und Cowichan Head), den Tsawout (an der Saanichton Bay), den Tseycum (an der Patricia Bay) und den Tsartlip (an der Brentwood Bay).

Frühgeschichte

In den 1890er Jahren wurde der sogenannte Mount Newton Crossroads Stone Bowl entdeckt, ein Becher, der seinen Namen seinem Fundort verdankt. Er dürftte zwischen 500 v. und 500 n. Chr. entstanden sein. Bei dem Becher handelt es sich um eine Sandsteinskulptur; eine 36 cm hohe Frau hält einen Becher im Schoß. Die Saanich gaben ihr den Namen Sddlnewhala, also Medizinbecher. Diese Art von Bechern wurde bei Initiationsritualen der Mädchen benutzt. Nachdem sich 1993 das Royal British Columbia Museum entsprechend seiner Überzeugung, keine Artefakte anzukaufen, auch in diesem Falle geweigert hatte, das Stück zu erwerben, kaufte es ein privater Sammler dem letzten Überlebenden der Finderfamilie ab. Er wollte es für 58.500 Dollar an einen Händler in Chicago verkaufen. Nachdem die Saanich von dem Ausfuhrversuch erfahren hatten, wehrten sie sich unter Unterstützung der Medien erfolgreich gegen die Ausfuhr, das Simon Fraser University Museum of Archaeology and Ethnology erwarb das als wertvoll erachtete Stück - für die Saanich wäre ein Rückkauf ihrer eigenen Werke nicht in Frage gekommen, daher hatte sich die Saanich Native Heritage Society auf ein Gerichtsverfahren vorbereitet. Die Universität bewahrt die Frau mit dem Becher für die Saanich solange auf, bis diese sie zurückfordern.1

Zwischen etwa 500 und 1000 ist ein herausragendes Kennzeichen der Süd-Salish-Gruppen um Victoria eine große Zahl von Steinhaufen (cairns), die als Begräbnisstätten dienten.1a Allein in der Rocky Point Area westlich von Victoria lassen sich rund 400 dieser Cairns nachweisen, wobei wahrscheinlich hunderte dadurch verloren gegangen sind, dass man mittels lockerer Großsteine versucht hat, die Küste gegen Sturmfluten zu sichern. Eine große Zahl an Mounds ist auch um Metchosin zu finden. Harlan I. Smith grub auf der Saanich Peninsula bereits 1899 mehr als 30 Cairns aus.

Wie die übrigen Stämme auf Vancouver Island, etwa die Nuu-chah-nulth, teilte sich die Gesellschaft in drei streng voneinander getrennte Klassen, eine obere (siem), eine untere Klasse (stesem) und Sklaven (skeyes). Damit unterschieden sie sich im Grundsatz nur wenig von den europäischen Gesellschaften der Zeit.

Die ersten Europäer

Die ersten spanischen und britischen Schiffe steuerten die Region 1790 und 1792 an. Don Manuel Quimper ankerte 1790 im Hafen des späteren Esquimalt, und nannte den Ort „Puerto de Cordova“. Schon James Cook bewunderte die von den Indianern kultivierte Landschaft um das spätere Victoria. Der spätere Leiter der Hudson’s Bay Company sah in der Landschaft der Region, mit ihrer parkartigen Erscheinung, offenen Grasflächen usw., ein ideales Siedlungsgebiet, „a perfect Elysium in point of climate and scenery“.2

Die mit europäischen Musketen ausgestatteten Kwakwaka'wakw bedrängten nach 1800 zunehmend die südlicher lebenden Stämme, die sich um 1840 zu einer großen Stammeskoalition verbanden und die Eindringlinge in der Schlacht an der Maple Bay besiegten. Diese Koalition griff 1843 auch Fort Victoria an, nachdem sich ein Streit um auf Indianerland weidendes Vieh entsponnen hatte, doch kam es nach Verhandlungen zu einer Beilegung des Streits.

1852 schloss James Douglas zwei der 14 nach ihm benannten Verträge mit den Saanich. Dies geschah mit den südlichen Saanich am 6. Februar 1852 - unterzeichnet von Whut-say mullet und neun weiteren Personen - und am 11. Februar mit den nördlichen Saanich - unterzeichnet von Hotutstun und 117 weiteren Personen. Gegen 386 Decken war dieser Vertrag die Grundlage, ihnen ihr Land zu nehmen, ähnlich wie schon 1850 den Songhees. In der Erinnerung der Saanich lebten die Verträge nicht als „treaties“ (Verträge) sondern als „James Douglas' Words“ weiter, als James Douglas' Worte oder Zusagen.3

McKenna-McBride-Kommission

Als die McKenna-McBride-Kommission ab 1913 die Reservate British Columbias aufsuchte, schlug sie vor, dass die Reservate des „Saanich Tribe“, „No. 1-South Saanich, 483.00 acres“, „No. 2-East Saanich, 605.00 acres“, „No. 3-Cole Bay, 705.00 acres“ und „No. 4-Union Bay, North Saanich District, 71.00 acres“, ebenso wie „No. 5-Fulford Harbour, 43.00 acres; No. 6-Mayne Island, 323.00 acres; No. 7-Saturna Island, 360.00 acres, and No. 8-Pender Island, 8.00 acres“ bestehen bleiben sollten, doch sollten von No. 2 um 8,76 Acre zugunsten der Canadian Northern Pacific Railway und einer Straße eingezogen werden.4 Außerdem wurden „No. 11-Malahut, 586.00 acres“, „No. 12-Hatch Point, 92.00 acres“, „No. 13-Goldstream, 12.00 acres“ bestätigt, während „No. 10-Senanus Island, 3.90 acres“, das ursprünglich 4 Acre umfasst hatte, zugunsten eines Leuchtturms für die Marine verkleinert wurde. Ursprünglich sollte das Reservat ganz eingezogen werden, doch die Marine hatte offenbar nur sehr geringen Bedarf.5

Rechtskraft erhielten die Vorschläge der Kommission erst 1923.

Reservate

Die Malahat First Nation lebt in zwei Reservaten am Westufer des Saanich Inlet südlich der Mill Bay und im Goldstream und Highland District am südlichen Ende des Finlayson Arm sowie an der Mündung des Goldstream River. Zu ihnen zählten im August 2010 genau 269 Menschen.6

Die Pauguachin verteilen sich auf drei Reservate, wobei Cole Bay 3 mit 284,7 ha das mit Abstand größte ist. Hatch Point und Goldstream umfassen nur 36,8 bzw. 4,8 ha und liegen am Westufer des Saanich Inlet bzw. am Südende des Finlayson Arm sowie an der Mündung des Goldstream River. Insgesamt zählen 378 Menschen zu den Pauguachin.7

Die Tsawout First Nation besitzt sechs Reservate, zwei größere - East Saanich (237,7 ha) und Saturna Island (145,7 ha) - und vier kleine (Fulford Harbour 3, Pender Island, Bare Island, das aus Mandarte Island besteht, und Goldstream 13, mit zusammen kaum 36 ha). Insgesamt handelt es sich um knapp 420 ha. Zu dieser Gruppe zählen 774 Menschen.8

Die Tseycum leben überwiegend auf Saturna Island (145,7 ha), dazu kommen 28 ha am Saanich Inlet (Union Bay 4) und kleinere Gebiete auf Pender und Mandarte Island und wiederum an der Mündung des Goldstream River. Als registrierte Tseycum gelten 168 Menschen.9

Zu den Tsartlip zählten 2003 784 Menschen.10 Sie leben in den Reservaten Goldstream 13, Mayne Island 6, Senanus Island 10 und South Saanich 1.

Wiederbelebung der Sprache

Die heutige Lauwelnew tribal school unterrichtete 2006 rund 200 Schüler aus den vier Teilstämmen. Dies ist umso erstaunlicher, als die Sprache der Saanich praktisch ausgestorben war. Wie alle Indianersprachen, so wurde auch ihre Sprache durch staatliche Unterrichtsvorschriften praktisch ausgerottet. In den Indianerschulen war der Gebrauch der Sprache streng verboten.

Dave Elliott, ein 1910 im Tsartlip-Reservat geborener Fischer, beherrschte noch das Sencofen. Als Elliott zunehmend durch Arthritis arbeitsunfähhig wurde, begann er als Hausmeister an der Tsartlip Indian Day School. Angesichts der zunehmenden Unkenntnis begann er, seine Sprache phonetisch aufzuzeichnen. Doch damit stieß er an Grenzen, so dass er ab 1977 eine Schrift entwickelte, bei der für jeden Laut genau ein Zeichen stand, das Dave Elliott Sencofen Alphabet. Doch starb Elliott bereits 1985, so dass Earl Claxton seine Arbeit weiterführte, um ein Wörterbuch zu publizieren.

Aktuelle Situation

Die Tsarlip oder Tsartlip First Nation versucht derzeit am energischsten ihre Souveränität zu pflegen. Dazu gehört die wirtschaftliche Unabhängigkeit, wozu das Arbutus-Projekt ins Leben gerufen wurde. Dieses Resort soll nach fünf Jahren Bauzeit fertiggestellt sein. Allan Claxton von der Tsawout First Nation konnte im März 2007 verkünden, dass nach einer Abstimmung, bei der 232 für, 70 gegen das Projekt stimmten, und 2 Stimmen ungültig waren, eine Rückgabe der Landrechte und der Verwaltung erfolgen kann. Damit werden alle die Bodenadministration betreffenden Bereiche des Indianergesetzes (Indian Act) aufgehoben und eine autonome Verwaltung eingesetzt.

Literatur

Siehe auch

externe Links

Anmerkungen

  1. 1 ↑ Catherine Bell, Val Napoleon: First Nations Cultural Heritage and Law: Case Studies, Voices, and Perspectives, UBC Press 2008, S. 382f.
  2. 1a ↑ Die Dokumentation dieser zahlreichen Funde ist noch nicht sehr weit fortgeschritten. Hier finden sich einige Fotos: First Nations Burial Cairns on Great Race Rock Island. Darcy Mathews untersucht diese Hügel seit 2006.
  3. 2 ↑ Zitiert nach Janis Ringuette: Beacon Hill Park History.
  4. 3 ↑ Knighton, S. 10.
  5. 4 ↑ Der publizierte Text: Minutes of Decision - Cowichan Agency-Saanich Tribe.
  6. 5 ↑ Der publizierte Text: Minutes of Decision - Cowichan Agency-Songhees Tribe.
  7. 6 ↑ Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: Malahat First Nation
  8. 7 ↑ Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: Pauquachin
  9. 8 ↑ Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: Tsawout First Nation.
  10. 9 ↑ Nach den Angaben des Department of Indian Affairs and Northern Development, First Nation Profiles: Tseycum
  11. 10 ↑ Aboriginal Portal Canada, Tsartlip

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